Auf Dachböden, in Abstellkammern, Kellern, Garagen wuchert das Schwemmgut der Jahre: Plunder, den niemand mehr braucht. Entrümpeln wäre gut, ausmisten klug. Doch lieber horten wir nutzlosen Kram, stapeln wertlose Dinge und verbrauchtes Zeug. Was nährt diese innere Wegwerfsperre, die Räume, Denken und Seelen vermüllt?
Ausgetretene Schuhe, abgenutzte Kleider, verbogene Brillen, ausrangierte Elektrogeräte - eigentlich müsste das weg, ab in den Müll! Aber nur nichts überstürzen. Vielleicht ist das eine oder andere noch brauchbar, entpuppt sich als wertvoll oder sogar entbehrlich? Dann lieber aufheben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Kram je wieder nutzen, gegen Null geht. Warum fällt uns der Abschied von ausgemustertem Plunder trotzdem so schwer? Weil wir evolutionär darauf getrimmt sind, Vorräte anzulegen. Und weil Dinge Sicherheit schaffen, Gefühle und Erinnerungen binden, Identität gründen und verbürgen. So weit, so normal. Anders liegt die Sache, wenn sich das sentimentale oder auch nur bequeme Einlagern zum pathologischen Horten auswächst. Sobald allein die Vorstellung, sich von Dingen zu trennen, Stress, Panik, Angst- und Schuldgefühle auslöst, sobald das Anhäufen wert- und nutzloser Gegenstände unkontrollierbar wird, ist therapeutische Hilfe nötig. Das unkontrollierte Vollstopfen von Kellern, Dachböden, Garagen und Wohnräumen birgt letztlich nicht nur Hygiene- oder Sicherheitsrisiken. Auch persönlich, familiär, sozial und beruflich hat die als eigenes Störungsbild erkannte Krankheit ein erhebliches Zerstörungspotenzial.