Zur Ruhe kommen, abschalten, keine Menschen um sich haben, durchatmen – in Zeiten der Reizüberflutung eine verlockende Vorstellung. Wir leben im Online-Modus, werden unablässig mit neuen Informationen gefüttert, sind mit allem vernetzt und ständig erreichbar. Trotzdem macht vielen die Vorstellung Angst, ohne Begleitung auszugehen, egal ob ins Kino oder in ein Restaurant, denn es hat den Beigeschmack von Einsamkeit und Isolation. Doch einsam oder allein zu sein, sind zwei unterschiedliche Dinge.
Das Eremitentum gehört zu den ältesten Formen des gottgeweihten Lebens. Ein Eremit lebt mehr oder weniger abgeschiedenen von anderen Menschen in selbstgewählter Einsamkeit. In der heutigen Leistungsgesellschaft, die ihr Heil in Gewinnmaximierung und Effizienz sucht und die den Wert eines Menschen an seiner Produktivität misst, scheint das Einsiedlertum nutzlos. Dabei ermöglicht erst die innere Einkehr - egal ob auf langen Spaziergängen in der Natur oder in eine Decke gekuschelt zuhause auf dem Sofa – dem Geist Vertiefung und Durchdringung.