Vivaldi war ein noch besserer Geiger als sein Vater. Neben Konzerten mit führenden Orchestern der Stadt, trat er vor allem als Solist auf. Ganz Venedig kannte seinen Namen, und wegen der vielen Touristen bald auch ganz Europa. Es reisten sogar Geiger aus Deutschland nach Italien, um von ihm unterrichtet zu werden. Für Vivaldi lief es richtig gut, trotzdem gab er das Violinisten-Dasein auf. Denn um es als Künstler auf dem freien Markt zu schaffen, brauchte er mehrere Jobs. Bald nahmen seine Nebenjobs so viel Zeit in Anspruch, dass er nicht zum Spielen kam.
Zu einer seiner anderen Aufgaben gehörte z.B. die Lehrtätigkeit am Ospedale della Pietà. Das war eine Einrichtung der Kirche, in der Waisenkinder lebten oder Mädchen, deren Familien nicht genug Geld hatten, um sie groß zu ziehen. Neben einem Bett und warmem Essen bekamen die Kinder am Ospedale Musikunterricht – bei den besten Künstlerinnen und Künstlern der Stadt. Bald konnten sie so gut singen oder Violine spielen wie ihre Lehrer und wurden weit über Venedig hinaus berühmt. Vivaldi liebte die Arbeit mit den Mädchen und brachte ihnen alles bei.
Da seine Arbeitsverträge am Ospedale nur befristet waren, stieg er nebenbei ins Operngeschäft ein. Vivaldi hatte ein gutes Gespür für das, was angesagt war, und die Oper stand damals hoch im Kurs.
Komponieren mit ganzem Herzen
Dazu verkaufte er handgeschriebene Kopien seiner Werke. Denn egal was er tat, Komponieren stand immer im Mittelpunkt seine Arbeit. Ob für sich selbst, die Mädchen vom Ospedale oder die Oper – Vivaldi schrieb mit dem Herzen. Er wollte, dass seine Musik die Menschen berührt, etwas in ihnen bewegt. Trotzdem war er Ökonom. Er bemühte sich, möglichst viele seiner Ideen in relativ kurzer Zeit zu Papier zu bringen und griff dafür ab und an auf bereits fertige Melodien zurück. Über 500 Werke sollen so entstanden sein, dazu 100 Opern, wobei es wohl noch mehr sind.
1717 ging Vivaldi an den fürstlichen Hof von Mantua. Zum ersten Mal nahm er eine Festanstellung an. Doch er hielt nicht lange durch und kehrte drei Jahre später nach Venedig zurück. Erst Ende der 1730er Jahre ließ sein Erfolg nach. Seine Art zu komponieren kam aus der Mode und er verlor sein Gespür für das, was modern war. Er zog ein letztes Mal um, diesmal nach Wien, wo er wenig später, am 28. Juli 1741, starb.