Die Entstehung
Dumpfe Schläge tönen aus dem nahen Mischwald, als wir nach einer Stunde Fahrt aus der staubigen Kreisstadt Itacajà im Dorf "Pedra Branca" (Weißer Stein) ankommen. Wir fahren von der Piste auf das harte Steppengras und parken am Waldrand. "Sie haben früh angefangen, wie jeden Tag" erklärt Fernando Schiavini. Er ist "sertanista", ein Experte im Dienst der Indianerbehörde. Anders als ein Anthropologe beobachtet er nicht nur. Er hilft, orientiert. Aber anders als viele Beamten hat Fernando sein Herz verloren bei dem Indianer-Volk, das er seit 25 Jahren betreut. "Hier bei den Krahô fühle ich mich zu Hause. Wir können so viel von ihnen lernen." Eine überraschende Einstellung. Fernando kam nicht, um zu "erziehen", um vorzuschreiben. Um helfen zu können, wollte er lernen.
[Bild Vergrößerung]
Im Wald stoßen wir auf eine Gruppe von Männern, die eine Buriti-Palme fällt. Das weiche Holz gibt rasch nach, krachend fällt der Stamm zu Boden. "Schlagt mich," soll die Palme der Legende die Krahô einst ermuntert haben, "und veranstaltet Rennen mit mir." Und so tun es die Krahô seit Jahrunderten, wenn nicht Jahrtausenden. Die Männer hacken zwei fast mannshohe Stücke aus dem Stamm, laden sie auf und tragen sie an den Waldrand. Dann folgen zwei etwas kürzere Stücke. Unterdessen hat sich eine Menge am Waldrand versammelt. Auf dem Weg zwischen Wald und Dorf schlendern kleine Gruppen scheinbar ziellos umher. Mannschaften zu bilden ist nicht nötig, jeder weiß, wo er hingehört. Ohne Vorwarnung geht es los. Zwei johlende Meuten von Männern rasen mit den größeren Klötzen im Staffettenlauf auf das Dorf zu. Wenn einer müde wird, lässt er den bis zu 100 Kilo schweren Klotz geschickt auf die Schulter eines Genossen rollen, manchmal erleichtert eine elegante Drehung die Übergabe.
[Bild Vergrößerung]
Das Dorf ist wie ein Sonnenrad angelegt, die Speichen des Rades führen in den sandigen Versammlungsplatz in der Mitte, die mit Palmenblättern bedeckten Hütten stehen außen am Kreis. Die Mannschaften rennen ein paarmal um den Kreis herum, dann lassen sie die Klötze achtlos vor der Hütte des Dorfältesten fallen, das aufgeregte Kreischen ist vorüber, das Spiel ist aus. Es ist schwer zu erkennen, wer nun gewonnen hat. Kaum ist das Rennen der Männer vorbei, traben die Frauen heran. Trotz ihrer langen, um die Hüften gewickelten Tücher in fröhlichen Farben rennen auch sie behände. Ihre Klötze wiegen "nur" 60 bis 80 Kilo.
Impressionen von den Dreharbeiten
© SWR Projektgruppe Multimedia 2010