Klotzläufe - Regeln
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Die Klotzläufe der Krahô, eines Stammes der grossen Sprachgruppe der Gê-Völker, sind Spiel und Ritual zugleich. Die Indianer rennen täglich in zwei Mannschaften, die Sommerpartei Wakmeje gegen die Winterpartei Katamje. Jeder wird in eine Stammeshälfte hineingeboren und gehört sein Leben lang dazu. Das entspricht dem Gründungsmythos der Krahô, die Sonne und Mond als ihre ersten Urahnen betrachten.
Wer in bestimmten Rennen gewinnt, hat das Sagen im Dorf, die besten Läufer genießen hohes Ansehehn.
[Bild Vergrößerung] Zu besonderen Anlässen werden auch besondere Rennen veranstaltet. Im Film zeigen wir ein Porkahôk, ein Totenfest. Im Glauben der Krahô bleibt die Seele der Verstorbenen ein Jahr lang im Dorf. Dann wird sie verabschiedet und kann in den Kã, in den Himmel. Zé Miguel, ein ehemaliger Häuptling, feiert das Porkahôk einer Enkelin. Er fährt einkaufen in die Stadt, denn er muss an diesem Tag das ganze Dorf bewirten. Die "Toras", die Klötze von der Buriti-Palme, werden bei diesem Rennen ausgehöhlt, mit roter Farbe bemalt und mit Daunenfedern geschmückt. Die Renner sind bei der geringen Last der ausgehölten Palmstämme noch schneller als sonst.
Über 300 Feste feiern die Krahô jedes Jahr. Wenn junge Krieger etwa die Reife erlangen oder wenn sie sich vermählen. Und immer werden durch den Lauf mit dem Buriti-Klotz symbolisch Wohlstand und Glück ins Dorf getragen.
Woher das Spiel genau kommt, weiß niemand: "nosso bisavô", unsere Urahnen, geben die Indianer als einzige Erklärung. Überlieferung ist heilig, denn sie gibt ihnen die Identität, mit der sie sich so schwer tun in der modernen Welt. Sicher ist, dass die Rennen für ein kriegerisches Volk von Jägern ein einzigartiges Training war.
© SWR Projektgruppe Multimedia 2010