Der Schwarzwald: Lebens- und Wirtschaftsraum
Es ist rund 1000 Jahre her, dass die ersten Siedler in den Schwarzwald kamen. Es gab zwar schon davor Spuren von menschlichen Siedlungen, die bis in die Steinzeit reichten, aber eine dauerhafte Besiedlung des kargen, feuchten und kalten Urwalds gab es bis dahin nicht. Nun machten sich die Menschen aus den überbevölkerten Ebenen und aus den alpinen Regionen auf. Zwar blieben nicht alle, aber Höfe, die seit über 500 Jahren an einem Ort stehen oder Familien, die ihren Stammbaum bis ins 12. Jahrhundert nachverfolgen können, sind Nachweis dafür, dass es möglich war, mit den harten Bedingungen zu leben und zu überleben. Dabei entstand eine in der ganzen Welt berühmte Kulturlandschaft.
Es sind wirtschaftliche Interessen, die den ersten Antrieb für die Besiedlung des Schwarzwalds geben. Bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. haben die Menschen den Schwarzwald zwar durchstreift und an seinen Rändern nach Bodenschätzen gegraben, aber sie lassen ihn überwiegend unberührt. Doch nun gehört das Land adeligen Grundbesitzern; sie haben es von den Frankenkönigen als Lehen erhalten und wollen ihren Nutzen daraus ziehen.
Zunächst geht es vor allem um die Bodenschätze Silber, Eisenerz, Kupfer, die aus den Bergen geholt werden. Gleichzeitig schafft der für den Bergbau und die Verhüttung notwendige Holzverbrauch Siedlungsraum. Die Menschen müssen versorgt werden, bzw. sich selber versorgen. Das wärmere Klima und verbesserte landwirtschaftliche Techniken lassen Ackerbau und Viehzucht auch in höheren Regionen zu; die Siedler, oft aus alpinen Regionen angeworben, kommen mit dem ungünstigen Klima zurecht.
Handwerk im Schwarzwald: Holzwirtschaft, Glasträger und Uhren
Not macht erfinderisch – das trifft auf die Schwarzwälder besonders zu. Der Wald bietet neben der Holzwirtschaft Harzern, Rußern, Pottaschesiedern und Köhlern Einnahmequellen. Aus Holz stellen Knechte und Tagelöhner, die auf den Höfen leben, an den langen Winterabenden alles her, was sie brauchen und vieles, was verkauft werden kann – landwirtschaftliche Geräte, Haushaltsgegenstände, Schindeln. Die Glasträger tragen neben dem Glas auch diese Sachen von Haus zu Haus und zu den Märkten und so können sich Knechte und Tagelöhner einen Zusatzverdienst verschaffen.
Die handwerklichen Fähigkeiten, die sie dabei erwerben, sind ihnen auch in anderer Hinsicht nützlich, denn die Glasträger bringen auch Waren aus aller Welt in den Schwarzwald. Hinterglasbilder, Musikinstrumente, Löffel, Strohhüte – alles wird nachgemacht und mit Erfolg weiterverkauft. So entsteht auch der Schwarzwälder Exportschlager: die Schwarzwälder Uhr. Die Uhrenindustrie löst die Glasbläserei ab, als die Schwarzwälder Hütten denen der Konkurrenz in den Ebenen nicht mehr standhalten können.
Tourismus und Eisenbahn im Schwarzwald
Fast gleichzeitig beginnt der Schwarzwald für Reisende interessant zu werden. Mit zunehmender Industrialisierung entdecken die Städter den Wald und die unberührte Natur als Erholungsort. Als die Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts auch den Schwarzwald erreicht, sind findige Wirte und Kaufleute schnell dabei, den Tourismus anzukurbeln: Sie gründen den Schwarzwaldverein.
Die wohlhabenden Uhrenfabrikanten holen sich mit kulturellen Zirkeln auch kulturelles Flair in ihre Heimatdörfer, bauen Kurparks oder Kurhäuser und laden ihre Geschäftsfreunde in den Schwarzwald ein. Die Erfindung des Skisports als Freizeitvergnügen macht den Schwarzwald zum Ganzjahres-Erholungsgebiet und der Tourismus wird zum wichtigsten Wirtschaftszweig – bis heute.