Die mächtigen Schwarzwaldhöfe mit ihren tiefgezogenen Dächern sind ein Sinnbild für den Schwarzwald. Sie symbolisieren Naturverbundenheit, Ursprünglichkeit und Geborgenheit und sind aus den romantischen Schwarzwaldbildern nicht wegzudenken. Doch so heimelig die Höfe auch wirken: Das Bauernleben im Schwarzwald war alles andere als romantisch.
Landwirtschaft im Schwarzwald
Zu den ersten Siedlern gehören die Mönche, die das Land um die Klöster - zunächst für den Eigenbedarf - urbar machen. Um neue Siedler in den unwirtlichen Schwarzwald zu holen, müssen die Klöster Anreize schaffen. Sie verpachten große Landflächen zur Bewirtschaftung. Systematisch werden die Täler quer zum Hang aufgeteilt. Die Größe der Hofstellen ist so ausgelegt, dass eine Bauernfamilie sich selbst versorgen und Abgaben an den Grundherren leisten kann.
Im Südschwarzwald werden die Hofstellen ungeteilt vererbt, damit die Hofgröße erhalten bleibt und das Auskommen der Bauern gesichert ist. Es erbt immer der jüngste Sohn oder – auch das eine Besonderheit – die älteste Tochter den ganzen Hof. Die Geschwister bleiben als Knechte und Mägde auf dem Hof oder müssen sich eine andere Arbeitsstelle suchen, wenn sie nicht einheiraten können.
Siedler aus dem Alpenrheingebiet bringen ihre Architektur mit, als sie in den Schwarzwald kommen. Sie ist erprobt und erweist sich für das Leben im unwirtlichen Wald mit seinen langen Wintern, dem vielen Regen, den Stürmen und kühlen Temperaturen als optimal. Aus bis zu 400 Balken ist ein typisches Bauernhaus gebaut.
Die Bewirtschaftung der Höfe
Zur Hofstelle gehören der Bach im Tal und mindestens eine Quelle am Hang. Hier stehen die Mühle oder auch die Säge, die mit Wasserkraft angetrieben werden. In der Nähe des Baches liegen die fetten, feuchten Wiesen, die das Heu für die Versorgung der Tiere im Winter sichern.
Je nach Qualität der Böden schließen sich daran die Felder an. Bis in die 1970er Jahre wird im Schwarzwald auch bis in die Höhen Ackerbau betrieben. Überwiegend werden die Flächen im Fruchtwechsel bebaut: ein oder zwei Jahre Getreide wie Roggen, Gerste, Weizen oder Hafer, ein oder zwei Jahre Kartoffeln; für ein weiteres Jahr werden die Ackerflächen brach liegen gelassen - meist als Viehweide genutzt, so dass sie natürlich gedüngt werden.
Struktur eines Bauernhofes im Schwarzwald
An die Felder schließen sich weiter oben an den Hängen die Weiden für das Vieh an. Und oberhalb der Weiden liegt das wichtigste Gut, der Wald, der zu jeder Hofstelle gehört. Auch im Wald weidet das Vieh: Die Schweine fressen Eicheln, die es im damaligen Mischwald gibt; Ziegen und Kühe halten das Unterholz niedrig.
In der Nähe des Hauses liegt der Bauerngarten, in dem Gemüse für den Eigenbedarf angebaut wird. Das Korn lagert man in Kornspeichern in der Nähe des Hauses ein, so dass es bei einem Hofbrand geschützt ist. Manchmal befinden sich diese auch in der Hofkapelle.
Zum Brotbacken ist oft eine eigene Backküche eingerichtet, die ebenfalls in der Nähe des Hauses steht. Altbauern oder Altbäuerinnen ziehen in ein Nebengebäude, das sogenannte "Libding" oder "Leibgeding", wenn die Bewirtschaftung des Hofes an die nächste Generation abgegeben wird.
Landwirtschaft für den Eigenbedarf
Für extensive Landwirtschaft ist der Schwarzwald wenig geeignet; überwiegend wird Landwirtschaft für den Eigenbedarf betrieben. Auf jedem Hof gibt es - je nach wirtschaftlichen Möglichkeiten - eine Vielzahl von Tieren: Neben Kühen für den Milch- und Fleischbedarf, Ochsen und Pferden als Arbeitstieren für die Feldarbeit, werden Hühner, Ziegen, Schweine, Gänse, Schafe und Hasen gehalten.
Landwirtschaft im Schwarzwald heute
Der Schwarzwald ist in weiten Teilen auch heute noch landwirtschaftlich geprägt. Allerdings können die wenigsten Bauern allein von den Erträgen ihrer Höfe leben. Nur selten und in guten Lagen werden Getreide und Kartoffeln angebaut. Die Bauern unterliegen strengen Vorschriften der EU: Ackerbau – auch der Kartoffelacker für den Eigenbedarf – muss aufwändig beantragt werden und lohnt sich wegen der geringen Erträge in der Hanglage nicht. Heute überwiegen die Haltung von Vieh für die Milchproduktion oder die Mutterkuhhaltung zur Fleischgewinnung. Daneben ist nach wie vor die Waldwirtschaft ein Erwerbszweig.
Die meisten Vollerwerbslandwirte haben mehrere Standbeine: den Wald als "Sparkasse", die Viehhaltung, Fremdenzimmer und gelegentlich auch Energiegewinnung mit Windkrafträdern oder kleinen Wasserkraftwerken. Doch für die meisten ist es schwer, allein mit dem Hof zu überleben. Immer mehr Landwirte geben Flächen auf. An einigen Orten werden ehemalige Weideflächen aufgeforstet, an anderen einfach sich selbst überlassen. Dies führt in manchen Gemeinden zu einer starken Überwaldung, so dass sich allmählich Betriebe oder auch Gemeindegenossenschaften zur Viehhaltung entschließen, um die Landschaft offen zu halten.
Gemeinsame Vermarktung landwirtschaflicher Produkte
Immer mehr Landwirte besinnen sich auf die Qualität der regionalen Produkte. Sie schließen sich zusammen und gründen Wirtschaftsgemeinschaften: Maschinen und Weideflächen werden gemeinsam genutzt; die Milch aus dem einen Betrieb wird in der Käserei eines anderen zu Milchprodukten verarbeitet, die dann in Hofläden, auf den Märkten oder in den Supermärkten vor Ort vertrieben werden. Viele Bauern sehen ihre Chance und auch die Chance für die Erhaltung der Landschaft in der Vermarktung regionaler Produkte von hoher Qualität.