Das Kelten-Experiment

Wie lebten die Kelten? | Hintergrund

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In der Spätzeit der Kelten entstanden die ersten „Großstädte“ nördlich der Alpen, die sogenannten „oppida“. Das waren wie z.B. bei Manching oder Heidengraben gewaltige Siedlungen für mehrere Tausend Menschen mit kilometerlangen Wallanlagen. In diese späte Zeit der Kelten fällt ein weiteres neues Phänomen: die sog. „Viereckschanzen“. Wurden sie früher als Kultstätten interpretiert so ergaben neueste Forschungen, dass es sich um den Mittelpunkt einer kleineren Siedlungsgemeinschaft handelte. Neben den großen oppida gab es also weiterhin die normalen Dorfgemeinschaften. Die archäologischen Befunde einer Viereckschanze am Ipf bei Bopfingen liefern die Pläne, nach denen eine solche Keltenschanze wieder aufgebaut wird – von einer Kelten-Truppe unter wissenschaftlicher Anleitung.

Ein Druide steht an einem Tisch mit vielen Kräutern.
Um sie ranken sich viele Mythen und Legenden: die Druiden

Dabei erfährt man im Film einiges über die Bauweise und das Leben dort: So wurden z.B. angekohlte Stämme verbaut, damit das Holz im feuchten Boden nicht fault. Die Dächer wurden mit Holzschindeln gedeckt, da diese viel widerstandsfähiger sind als die bisher vermutete Reetdeckung. Die Frauen bauen innerhalb des 4 Meter hohen Walls, der die kleine Siedlung umgab, Kräuter und Getreide zur Selbstversorgung an. Und es gibt einen Kultbaum – ist der süddeutsche Maibaum eine keltische Erfindung? Eine besondere Stellung in der keltischen Gesellschaft hatten die Druiden, die neben kultischen Aufgaben auch medizinisches Wissen hatten. Bis heute ranken sich viele Mythen um die Druiden. Der Film beleuchtet, was man eigentlich über sie weiß und welche Rolle sie im Sozialgefüge der Clans spielten.

Ipf
Am Fuß des Ipf fanden Archäologen Grundrisse der rätselhaften Viereckschanzen. Bild in Detailansicht öffnen
Viereckschanze
Eine Viereckschanze wird nach originalen Befunden bei Treuchtlingen rekonstruiert. Bild in Detailansicht öffnen

Steckbrief „Der keltische Ipf“

Der Ipf bei Bopfingen ist schon rein optisch ein ganz außergewöhlicher Berg. Der 668m hohe Kegelberg gilt als ein Randberg des Nördlinger Ries‘, das vor 15 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist.
Die nach allen Seiten hin steil abfallenden Hänge bieten einen natürlichen Schutz, so dass es kein Wunder ist, dass auf dem Gipfelplateau des Berges schon seit Jahrtausenden Menschen siedelten und die strategisch günstige Lage nutzten. Es Siedlungsspuren reichen zurück in die Jungsteinzeit. Seine heutige Erscheinung mit den noch heute sichtbaren Resten von Wallanlagen verdankt dieser Berg der Besiedlung und Befestigung durch keltische Stämme.

Frühkeltische Besiedlung ist am Ipf schon für die Hallstatt-Kultur im 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar.

Im 6. und im 5. Jahrhundert v. Chr. gab es hier – ähnlich wie auf der Heuneburg – eine befestigte Höhensiedlung. Als Fürstensitz war der Ipf über gut 100 Jahre ein wichtiges Zentrum frühkeltischer Kultur. Verkehrsgünstig zwischen Donau, Main und Neckar gelegen brachten weitreichende Handelsbeziehungen auch den Fürsten am Ipf Wohlstand.
Die Höhensiedlung wurde zur etwas flacher abfallenden Ostflanke des Berges mit gestaffelten Befestigungsanlagen gesichert, die auch heute noch als Wälle sichtbar sind. Zu den Steilhängen hin sicherten keltische Pfostenschlitzmauern die Anlage.

Weiter unterhalb der Höhenburg befanden sich viele Rechteck- oder Quadrathöfe.

Unterhalb der Höhenburg befand sich eine sogenannte Vorburg – eine Ansiedlung von Höfen, die durch Palisadenzäune geschützt waren.

Im späten 5. Jahrhundert, etwas später als die Heuneburg, wurde auch die Höhensiedlung auf dem Ipf aufgegeben - so wie alle frühkeltischen Fürstensitze und Machtzentren bis spätestens zum 4. Jahrhundert verlassen wurden. Klimaverschlechterungen, Missernten, aber auch instabile Herrschaftsstrukturen, die kein planvolles Meistern von Krisen ermöglichten, werden von den Archäologen als mögliche Gründe genannt.

Speichergebäude auf Stelzen
Clever gelöst: Mäuseabwehr auf keltisch. Die Stelzen der Speichergebäude schlossen mit großen flachen Steinen ab, die von Mäusen und anderen Nagern nicht überwunden werden konnten.

Am unweit des Ipf fanden sich bei Bopfingen Zeugnisse spätkeltischer Besiedlung, deren Nutzung lange Zeit heftig umstritten war: die sogenannten Viereckschanzen. Zuerst als römische Lager gedeutet wurden sie in den 1960er 70er Jahren als keltische Kultstätten angesehen. Ihre viereckige Einfriedung und ihr gleichartiger Aufbau und die spärlichen Funde innerhalb der Viereckschanzen schienen diese These zu stützen.

Die Grabungsarbeiten und Funde in den 1990er Jahren sollten jedoch eine andere These stützen: Archäologen fanden Speicher- Wohn- und Nutzbauten und Gebrauchsgegenstände und landwirtschaftliche Werkzeuge. Die Mehrheit der Forscher nimmt heute an, dass es sich bei den Viereckschanzen um bäuerlich genutzte und gut gesicherte Gehöfte handelte.

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planet schule