Wie lässt sich mit einem Blick feststellen, ob ein Fischprodukt aus einer verantwortungsvollen Fischerei oder einer umweltverträglichen Aquakultur stammt? Für die schnelle Orientierung sind unabhängige Öko-Siegel eine verlässliche Unterstützung. Sie garantieren ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit und sind ein guter Ansatz, um beim Kauf von Fischereierzeugnissen den Schutz von Fischbeständen und Gewässern zu berücksichtigen. Öko-Siegel garantieren eine kontrollierte Lieferkette und schließen damit die Herkunft aus illegaler Fischerei aus.
Der Auszeichnung mit einem Öko-Siegel geht ein umfangreiches Prüfverfahren voraus. Für Wildfang und Aquakultur gelten dabei unterschiedliche Kriterien. Eine Fangfischerei kann sich zertifizieren lassen, wenn sich der Wildbestand ausreichend vermehrt und umweltschonende Fangmethoden verwendet werden. Die beliebtesten Speisefische der Deutschen aus Wildfang sind Seelachs, Hering, Thunfisch und Kabeljau. Angesichts stark dezimierter Wildfischbestände legt die Aquakultur in ihrer Bedeutung für die Welternährung stark zu. Weltweit stammt inzwischen über die Hälfte aller Fischprodukte aus dieser Form der intensiven Tierhaltung. Bei der Siegelvergabe wird insbesondere auf die Wasserqualität und die Besatzdichte geachtet. Zur Aquakultur zählt zum Beispiel die Zucht von Lachsen in Netzgehegen, die Pangasiusproduktion, die Karpfenteichwirtschaft, die bereits als geschlossener Kreislauf konzipierten Aquaponic-Systeme und Garnelenfarmen.
Grundsätzlich gilt beim Einkauf von Fisch und Meeresfrüchten die Devise: Mit Siegel ist besser als ohne Siegel. Doch welches ist das richtige? Wir haben einen Überblick der verbreitetsten Öko-Siegel zusammengestellt.
Marine Stewardship Council (MSC)
Das blaue Logo des Marine Stewardship Council (MSC) ist das bekannteste, unabhängige Umweltsiegel für Wild-Fischereien. Die Zertifizierung garantiert, dass sich Produkte einer bestimmten Fischerei zuordnen lassen und folgende drei Kriterien erfüllt werden: Der Fischbestand wird nicht überfischt, es gibt ein Nachhaltigkeitsmanagement und das Ökosystem wird nicht beschädigt. Der Tracking-Code auf der Verpackung ermöglicht dem Kunden Herkunft, Fangmethode, Verarbeitung und Transport im Internet nachzuverfolgen.
Mit der Selbstverpflichtung großer Einzelhändler, ausschließlich zertifizierte Ware zu verkaufen, gelang dem MSC-Siegel der Durchbruch. In Deutschland ist inzwischen rund die Hälfte des gehandelten Wildfischs MSC-zertifiziert.
Die Zertifizierung nach einem Mindeststandard wurde vor über 20 Jahren von der Naturschutzorganisation WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever ins Leben gerufen. Es sollte ein niederschwelliger Anreiz geschaffen werden, um die weltweit überfischten Bestände so schnell wie möglich nachhaltig zu bewirtschaften. Aus diesem Grund kann das Siegel von Fischereien bereits während der Umstellung, noch bevor alle Nachhaltigkeitskriterien vollständig erfüllt sind, für die Vermarktung der Produkte verwendet werden. Diese Praxis ist umstritten, der MSC gilt aber dennoch als zuverlässiger Mindeststandard. Die Zertifizierung wird jährlich überprüft und gilt für maximal fünf Jahre. Der Prozess läuft idealerweise unabhängig und für die Öffentlichkeit weitgehend nachvollziehbar ab, ist allerdings technisch aufwändig und die Kosten tragen die Fischereien. Aus diesem Grund wird die Zertifizierung im Wesentlichen von industriell operierenden Unternehmen und nur zu einem geringen Anteil von handwerklichen Fischern vorgenommen. Die Marke followfish des Unternehmens followfood, baut auf den MSC Mindeststandard auf und legt selbst noch härtere Kriterien im Einkauf an. Das Unternehmen war der erste Anbieter für Thunfisch aus traditioneller Angelrutenfischerei, eine handwerkliche Methode, die besonders gering an Beifang unerwünschter Arten wie Delphinen ist.
Aquaculture Stewardship Council (ASC)
Um Anreize zu schaffen, den rasant wachsenden Aquakultursektor umweltschonender zu gestalten, wurde 2010 durch die Naturschutzorganisation WWF und die niederländische Initiative für nachhaltigen Handel (Dutch Sustainable Trade Initiative) der „kleine Bruder“ des MSC ins Leben gerufen. Der Aquaculture Stewardship Council (ASC) zertifiziert weltweit Zuchtbetriebe für Fische und Meeresfrüchte nach einem einheitlichen Umwelt- und Sozialstandard. Mit niederschwelligen Kriterien konzentriert sich der ASC gezielt auf den Massenmarkt. Zentrale Kriterien für die Zertifizierung sind eine hohe Wasserqualität und eine geringe Sterblichkeit der Tiere. Antibiotika soll sorgsam eingesetzt werden und Futtermittel aus Fischmehl darf nicht aus überfischten Beständen stammen. Gentechnisch verändertes Soja ist bei diesem Mindeststandard als Futtermittel mit der Begründung erlaubt, dass es gegenwärtig in nahezu jeder konventionellen Zuchtfarm zum Einsatz kommt. Wie auch beim MSC ist das Zertifizierungsverfahren transparent und wird idealerweise von unabhängigen Gutachtern durchgeführt. Die Zertifizierung ist für drei Jahre gültig und wird jährlich überprüft.
Friend of the Sea (FoS)
Das Zertifizierungsprogramm Friend of the Sea (FOTS) ist ein Projekt der World Sustainability Organization (WSO) und vergibt sein Siegel seit 2006 in den drei Bereichen Fangfischerei, Aquakultur und Futtermittelproduktion. FOTS ist ein enger Partner von Dolphin Safe, einem Kontrollprogramm des kalifornischen Earth Island Institutes (EII), um den Beifang gefährdeter Arten speziell in Thunfisch-Fischereien zu reduzieren. Neben der Berücksichtigung gesunder Fischbestände, wird bei der Zertifizierung von Wildfisch auf Fangmethoden Wert gelegt, die den Meeresboden schonen und Beifang vermeiden. In der Futtermittelproduktion ist Gentechnik ausgeschlossen. Das Siegel darf erst nach Erfüllung der wichtigsten Kriterien für die Vermarktung genutzt werden. Ein unabhängiges Komitee verbessert fortwährend die Richtlinien, allerdings gibt es Kritik am intransparenten Zertifizierungsverfahren. Der Zertifizierungsprozess ist vergleichsweise einfach und kostengünstig. Über die Hälfte der von FOTS zertifizierten Fischereierzeugnisse von handwerklichen Fischereien und Kleinerzeugern stammt.
Die Bio-Kennzeichen
Bio? Na Logo! Neben den speziell für Fangfischerei und Aquakultur entwickelten Mindeststandards, stehen Fischprodukte und Meeresfrüchte, die mit den geschützten Begriffen „bio“ oder „öko“ gekennzeichnet sind für die Einhaltung ökologischer Richtlinien. Insbesondere in der Aquakultur bieten Bioprodukte die höchsten Standards.
Seit 2010 gibt es in der Europäischen Union ein einheitliches Bio-Logo, das Lebensmittel kennzeichnet, die nach EU-Recht biologisch hergestellt werden. Die Bio-Richtlinien der EU stellen eine Art „Basis-Standard“ dar und garantieren eine artgerechte Haltung, eine stark begrenzte Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen und strikte Regeln für die Verwendung von Antibiotika. Als Ergänzung ist auf Verpackungen oft das deutsche Bio-Siegel aufgedruckt, das es bereits seit 2001 gibt. Für beide Kennzeichen gelten die gleichen Kriterien, und zwar die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau.
Die Richtlinien von Bio-Anbauverbänden, wie Naturland, Bioland und Demeter, übertreffen in vielen Punkten die Bio-Richtlinien der EU. Die Logos der Bio-Anbauverbände stehen für eine strenge Kontrolle. In der Aquakultur sind Gentechnik, Hormone und vorbeugende Medikamente verboten. Auch dem Thema Futtermittel kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Um die Wildbestände zu schonen zielen die Kriterien der Bio-Anbauverbände darauf ab, dass so wenig Wildfisch wie möglich an Fische in Aquakultur verfüttert wird. Naturland veröffentlicht eine Liste mit zertifizierten Produzenten, die für die Futtermittelproduktion nur die Reste der Fischverarbeitung verwenden. Um die Verfütterung von Tiermehl ganz zu vermeiden, vermarktet Bioland ausschließlich Friedfische wie Karpfen, die sich pflanzlich ernähren. Demeter, der älteste Bio-Anbauverband in Deutschland, vermarktet unter der Eigenmarke WILD OCEAN Tiefkühlfisch aus besonders nachhaltiger, traditioneller Küstenfischerei.
Naturland zertifiziert seine Betriebe mit einem eigenen Siegel und bindet in den Zertifizierungsprozess alle Beteiligten ein. Fischereien, örtliche Behörden, lokale NGOs und die Fischereiwissenschaft erhalten somit Spielraum für die Mitgestaltung.
Überall auf der Welt essen Menschen gerne Fisch oder sind auf diese Ressource angewiesen. Gesunde Fischbestände, lebendige Meere und intakte Küstenlandschaften lassen sich aber nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung erhalten. Das verlangt nach weitreichenden Veränderungen unserer Konsumgewohnheiten. Wildfisch nur in Maßen und aus gesunden Beständen, Zuchtfisch aus umweltverträglicher Aquakultur. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten suchen diesbezüglich eine zuverlässige Orientierung beim Einkauf. Öko-Siegel sind eine schnelle Einkaufshilfe im Supermarkt, aber immer auch ein Verkaufsargument mit nur begrenzten Informationen. Möchte man darüber hinaus mehr erfahren und sich über den Zustand der Fischbestände, die unterschiedlichen Fang- oder Anbaumethoden, die Entwicklung nachhaltiger Futtermittelalternativen oder den Produktionsstandort informieren, helfen Fischratgeber, Apps und ausgewählte Berichte weiter.
Der Zustand der einzelnen Bestände einer Art kann sehr unterschiedlich sein. Die Herkunft eines Fisches verrät, ob er aus einem nachhaltig bewirtschafteten Bestand entnommen wurde. Stammt der Fisch aus der Tiefsee, sollte man ganz die Finger davonlassen. Tiefseearten vermehren sich langsam und brauchen bei einer Störung, wie sie die Fischerei darstellt, länger, um sich zu erholen. Auch bei weitem nicht jeder Fisch aus Aquakultur wird artgerecht und umweltverträglich gehalten. In den einzelnen Fischereien gibt es enorme Unterschiede in ihrer Auswirkung auf die Umwelt.
Da sich der Zustand von Fischbeständen rasch verändert, ist es bei Einkaufsratgebern immer wichtig auf den Grad der Aktualisierung zu achten. Das Datum der Veröffentlichung darf nicht zu weit zurück liegt.
„Einkaufsratgeber Fische und Meeresfrüchte“ vom WWF
Der Einkaufsratgeber des WWF ist als App verfügbar. Meeresfrüchte, Fischarten und ihre regionalen Bestände in den FAO-Fanggebieten werden in drei Kategorien eingeteilt. Das übersichtliche Ampelsystem vereinfacht die Orientierung beim Kauf. Ist die gesamte Art ausschließlich rot markiert, wird auch kein regionaler Bestand empfohlen. Verlinkt ist der Einkaufsratgeber aus dem Jahr 2021.
„Fischratgeber“ von Greenpeace
Der Fischratgeber von Greenpeace unterteilt Meeresfrüchte und Fischarten mit den Farben grün und rot in die zwei Kategorien nachhaltig und nicht nachhaltig. Gibt es Bestände, die von der Bewertung für die Art abweichen, werden diese als Ausnahmen aufgeführt. Greenpeace bewertet alle Bestände, die mit Grundschleppnetzen befischt werden, als nicht nachhaltig. Der verlinkte Ratgeber ist auf dem Stand von 2016. Greenpeace plant eine Aktualisierung.
„Fischratgeber“ der Verbraucherzentrale
Der Fischratgeber der Verbraucherzentrale bietet einen Überblick über Speisefische und nimmt eine Unterteilung der Bestände in die drei Kategorien empfehlenswert, bedingt empfehlenswert und nicht empfehlenswert vor. Die Publikation ist aus dem Jahr 2019.
„Ratgeber Fischkauf“ der Stiftung Warentest
Der Ratgeber Fischkauf der Stiftung Warentest gibt einen allgemeinen Überblick über das Thema Fischkauf. Die Publikation ist aus dem Jahr 2021.
„SOFIA-Report“ der FAO
Alle zwei Jahre veröffentlicht die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) den umfassenden SOFIA-Report über den Zustand der Weltfischerei (kurz für "The State of the World Fisheries and Aquaculture"). Der Link führt zum Bericht von 2020.
„Fischbestände Online“ des Thünen-Instituts
Das Thünen-Institut begutachtet kommerziell genutzte Fischbestände und stellt der Öffentlichkeit die Informationen in einer umfangreichen Online-Datenbank zur Verfügung. Die Datenbank wird fortlaufend aktualisiert.
„Fisch vom Kutter“ - Die kurzen Wege der Direktvermarktung
Regionale Vermarktungsstrukturen fördern eine flexible Direktvermarktung durch die Fischer selbst. Hier liefern auch handwerkliche Fischer und Kleinerzeuger fangfrische Ware. Ein gutes Beispiel ist die schleswig-holsteinische Initiative „Fisch vom Kutter“.
Wie lässt sich Wildfisch vom Teller bis zum Netz zurückverfolgen? Woher stammen die Informationen dafür? Wer genau hinschaut, findet auf der Verpackung einige stichwortartige Angaben, die gesetzlich vorgeschrieben sind und bereits etwas über die Herkunft des Produkts verraten. Dazu gehört die Fischart, die wissenschaftliche Bezeichnung, das Fanggebiet und die Fangmethode. Bei Zuchtfisch entspricht das „Fanggebiet“ dem Produktionsstandort. Um die Informationen einordnen zu können, ist allerdings bereits einiges an Fischereiwissen erforderlich. Weiterführende Angaben, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen, werden freiwillig gemacht und sind ein Zeichen für Transparenz. Die Details verstecken sich kodiert in Trackingnummern und QR Codes. Diese kann man mit Hilfe eines Smartphones bereits im Supermarkt im Internet eingeben oder mit einer Scanner-App einlesen. So gelangt man unkompliziert auf die Online-Plattformen von Unternehmen und Öko-Siegeln und kann hier weiteres über das Produkt in Erfahrung bringen. Das Fanggebiet wird meist auf einer Karte markiert. Beim Händler oder im Restaurant kann man diese Informationen erfragen. Nur der wissenschaftliche Name einer Fischart ist übrigens länderübergreifend eindeutig und darf aus diesem Grund nicht fehlen. Für manche Fischarten werden „auf dem Markt“ unterschiedliche, verkaufsfördernde oder verharmlosende Namen verwendet. Beispiele hierfür sind der Seelachs, der kein Lachs ist, der Granatbarsch, der zu den Schleimkopfartigen zählt und die Schillerlocke, der geräucherte Bauchlappen des Dornhais.
Die Verbraucherinformationen sind inzwischen Bestandteil der Verpflichtung der europäischen Fischerei zur lückenlosen Nachverfolgung der Aktivitäten an Bord und in den Häfen. Per Satellit wird fortlaufend die Position der Schiffe bestimmt. Kommt ein Fang an Bord ist nachweisbar, wo genau sich das Schiff zu dem Zeitpunkt aufgehalten hat und welcher Bestand befischt wurde. Weiterverarbeitende Unternehmen haben Zugriff auf diese Informationen und können Sie an den Verbraucher weitergeben.
Der Aufwand, der hinter so viel Transparenz steckt, wird nicht ohne Grund betrieben. Der durchschnittliche Fisch auf dem Teller hat eine mehr oder weniger weite Reise zurückgelegt. Die Europäische Union ist weltweit der fünftgrößte Produzent von Fischereierzeugnissen und weltweit der größte Importeur. Den Zugang zum EU Markt erhalten laut den Vorschriften ausschließlich Fischereierzeugnisse, die als legal gefischt bescheinigt sind und damit zwar nicht automatisch aus nachhaltiger Fischerei stammen, jedoch zumindest nicht aus illegaler, nicht gemeldeter und unregulierter Fischerei (IUU). Doch die Kontrollmöglichkeiten sind begrenzt. Schätzungsweise mindestens 15% der weltweiten Fänge stammen aus illegaler Fischerei. Sie stellt eine große Gefahr für die marinen Ressourcen dar. Wie nachhaltig ein Bestand befischt wird, richtet sich ausschließlich nach dem Fischereimanagement. Importierte Ware ist damit längst nicht per se weniger nachhaltig als lokal produzierte Fischereierzeugnisse.
Grundsätzlich ist die Fangquotenfestlegung nach dem maximal dauerhaften Ertrag, wie es die EU inzwischen für die Bewirtschaftung der EU Gewässer anstrebt, bereits eine sinnvolle Methode, um die Fischerei nachhaltiger zu gestalten. Allerdings wird bei der Quotenfestlegung aktuell noch jeder Bestand einer Art isoliert von anderen Arten in dem betroffenen Lebensraum betrachtet. Öko-Siegel überprüfen hingegen mehrere Faktoren und bieten damit ein etwas ganzheitlicheres Bild.
Auf der Verpackung liest man zum Fanggebiet beispielsweise die Information „FAO 27“. Was verbirgt sich dahinter? Die Angaben zum Fanggebiet orientieren sich an der Einteilung der Welternährungsorganisation (FAO). Die FAO hat die Weltmeere in 19 große Fanggebiete unterteilt, die ergänzt werden von 7 Fanggebieten in Binnengewässern. Die marinen Fanggebiete der EU erstrecken sich vom Nordostatlantik, über Nord- und Ostsee, hin zu Mittelmeer und Schwarzem Meer. Der Nordostatlantik hat beispielsweise die Bezeichnung FAO 27. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES), der die Empfehlungen für die maximalen Fangmengen in EU Gewässern vornimmt, unterteilt die vergleichsweise großen Gebiete in kleinere Sub-Fanggebiete. Diese Fanggebiete orientieren sich an traditionellen Fangrechten und weisen meist unterschiedliche Umweltbedingungen auf. Eine Fischart kann mehrere dieser Fanggebiete durchwandern, wie beispielsweise der Thunfisch, oder mit mehreren Beständen in einem Gebiet vorkommen, wie beispielsweise der Kabeljau. Diese weit verbreitete Fischart hat im Fanggebiet FAO 27 circa 13 Bestände, die sich unabhängig voneinander vermehren. Die einzelnen Bestände können sich in unterschiedlichen Gesundheitszuständen befinden. Je nachdem wie viele Fische entnommen werden und welche Umweltbedingungen herrschen, kann der eine Bestand überfischt sein, der benachbarte hingegen nicht. Die Wissenschaftler von ICES machen daher Fangmengenvorschläge für jeden einzelnen Bestand einer Art. Und auch die EU Politiker legen die erlaubten Fangmengen pro Bestand fest. Wildfische vermehren sich aufgrund ihrer hohen Reproduktionsfähigkeit meist schnell und wachsen quasi „von alleine“ nach. Doch der enorme Welthunger auf Fisch, die Einführung von starken Motoren und die Möglichkeit Fisch während der Fahrt zu kühlen, haben dazu geführt, dass auch in entlegenen Gebieten dauerhaft mehr Fisch entnommen wird als nachwachsen kann. Von den rund 500 Beständen, über die es inzwischen weltweit ausreichende Daten gibt, befindet sich circa ein Drittel in einem kritischen Zustand. Sie gelten als überfischt, kollabiert oder sich erholend.
Die Subfanggebiete