Bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien kommt es am 2. Juni 1967 in West-Berlin zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Schah-treuen Persern und der Polizei; der Polizist Karl-Heinz Kurras erschießt den Studenten Benno Ohnesorg. Während Kurras nur einen Tag in U-Haft verbringt und später - wegen Notwehr - freigesprochen wird, kommen Demonstranten wegen weit geringerer Vergehen für Monate ins Gefängnis. Das Datum wird zum Wendepunkt für die bis dato friedliche Studentenbewegung, die sich in ihrem Misstrauen gegenüber dem Staat und seinen Repräsentanten bestätigt sieht. Der Funke des Protests springt von Berlin auf andere Städte und Universitäten über. In Berlin führen die Auseinandersetzungen zum Rücktritt des Polizeipräsidenten, des Innensenators und des Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz.
1968
In der ganzen Bundesrepublik kommt es zu Protesten gegen den Vietnamkrieg, der auch aufgrund der Berichterstattung in den Medien für viele ein Schlüsselerlebnis ist. Die aus der Studentenbewegung hervorgegangene Außerparlamentarische Opposition (APO) diskutiert auf dem, vom SDS organisierten, internationalen Berliner Vietnam-Kongress im Februar 1968 kontrovers über staatliche Gewalt und die Legitimität von Gegengewalt. In der Schlusserklärung heißt es: „Die Oppositionsbewegung steht vor dem Übergang vom Protest zum politischen Widerstand."
Zwei Wochen nach dem Massaker von My Lai, bei dem Einheiten der US-Armee die Bewohner eines Dorfes in Vietnam töten, explodieren Anfang April Brandsätze in zwei Frankfurter Kaufhäusern; es entsteht hoher Sachschaden. Im Oktober werden die vier Brandstifter - darunter Andreas Baader und Gudrun Ensslin -, die ein Zeichen gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem Morden in Vietnam setzen wollten, zu je drei Jahren Haft verurteilt. Beim Prozess am Oberlandesgericht Frankfurt a. M. kommt die spätere Führungsriege der RAF erstmals zusammen; die Angeklagten Andreas Baader und Gudrun Ensslin, ihr Anwalt Horst Mahler und die prominente Journalistin Ulrike Meinhof, die über den Prozess berichtet.
Am 11. April 1968 wird Rudi Dutschke, ein Wortführer der Studentenbewegung, von dem jungen Arbeiter Josef Bachmann durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. (Dutschke stirbt 1979 an den Spätfolgen des Attentats.) Als Bachmann nach seiner Festnahme erklärt, ihn habe u. a. die Lektüre der Bild-Zeitung zu seiner Tat angeregt, eskalieren Proteste gegen die Springer-Presse zu den schwersten Straßenunruhen in der Geschichte der Bundesrepublik.
Am 11. Mai 1968 zieht eine Demonstration mit ca. 70.000 Teilnehmern durch Bonn. Trotz dieser Proteste der APO und gegen das Votum der einzigen Oppositionspartei FDP verabschiedet der Bundestag am 30. Juni 1968 die Notstandsgesetze, die im Spannungs- bzw. Kriegsfall bürgerliche Rechte außer Kraft setzen. Der Elan der Protestbewegung erlahmt. Im März 1970 löst sich der Sozialistische Deutsche Studentenbund SDS auf, die APO zersplittert sich in zahlreiche linksextreme Gruppen und Parteien, die miteinander konkurrieren und für einige Jahre großen Einfluss an den Universitäten gewinnen. Andere APO-Aktivisten begeben sich auf den "Marsch durch die Institutionen" und treten in die SPD und deren Jugendorganisation, die Jusos, ein. 1969 gewinnt die SPD erstmals eine Bundestagswahl. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1972 erreicht sie - beflügelt vom linken Zeitgeist - unter Bundeskanzler Willy Brandt das beste Ergebnis ihrer Geschichte.
Ensslin und Baader kommen aus der Haft frei, während das Gericht über ihren Einspruch gegen das Urteil berät; nach der Ablehnung ihres Einspruchs entziehen sie sich im November 1968 ihrer Verhaftung und kehren im Februar 1969 auf Initiative von Mahler nach West-Berlin zurück.
1970
Im April wird Andreas Baader bei einer Verkehrskontrolle in West-Berlin verhaftet. Am 14. Mai 1970 wird ihm ein Besuch im "Zentralinstitut für soziale Fragen" in Berlin-Dahlem gestattet, wo er mit Ulrike Meinhof angeblich an einem Buch über "Randständige Jugendliche“ arbeiten will. Eine gewaltsame Befreiungsaktion gerät außer Kontrolle, ein Institutsangehöriger wird schwer verletzt. Ulrike Meinhof geht mit der Gruppe um Ensslin, Baader und Mahler in den Untergrund.
Im Juni 1970 erscheint in der Subkultur-Zeitschrift agit 883 die erste öffentliche Erklärung der RAF unter dem Titel „Die Rote Armee aufbauen“. Der Aufruf kritisiert die „intellektuellen Schwätzer, Hosenscheißer und Allesbesser-Wisser" und richtet sich an die "potentiell revolutionären Teile des Volkes". In Jordanien absolvieren die Flüchtigen und etwa ein Dutzend Mitstreiter bei der Palästinensergruppe Al-Fatah eine militärische Ausbildung. Nach der Rückkehr nach Berlin überfallen sie Banken und stehlen Dokumente (Blanko-Ausweise) und Fahrzeuge. Im Oktober 1970 werden die ersten RAF-Mitglieder verhaftet. Darunter auch Horst Mahler, der sich 1971 von der RAF lossagt; heute vertritt er rechtsradikale Positionen.
1971
Im Zuge der Fahndung nach RAF-Mitgliedern kommt es mehrfach zu Schusswechseln mit der Polizei. Neben Verhaftungen gibt es auch die ersten Toten auf beiden Seiten.
Im April 1971 erscheint „Das Konzept Stadtguerilla“ mit dem Logo der Rote Armee Fraktion; eine Maschinenpistole vor einem roten Stern. Die RAF sieht sich als Teil (Fraktion) eines weltweiten Kampfes gegen den US-Imperialismus und seine westdeutschen Unterstützer; sie betont die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes. (Siehe auch Kapitel „Exkurs - Selbstverständnis der RAF“)
Eine Spirale der Gewalt kommt in Gang, die weitere Opfer auf beiden Seiten fordert. Je härter der Staat zurückschlägt, desto mehr fühlt sich die RAF in ihrer Ideologie bestätigt und desto leichter glaubt sie, ihre Gewalt rechtfertigen zu können.
Am 1. September 1971 wird Horst Herold Chef des Bundeskriminalamts (BKA). In den darauffolgenden Jahren modernisiert er die Behörde, rüstet sie personell, finanziell und materiell auf und führt neue Fahndungsmethoden ein.
1972
Als Reaktion auf die Ausweitung des amerikanischen Bombenkriegs in Vietnam verübt die RAF 1972 bei ihrer so genannten „Mai-Offensive“ Anschläge auf US-Einrichtungen in Frankfurt und Heidelberg, bei denen fünf US-Soldaten sterben. Bei einem Attentat auf das Springer-Hochhaus in Hamburg werden 17 Angestellte verletzt. Obwohl es zuvor mehrere Warnanrufe gegeben hatte, war das Gebäude nicht geräumt worden. Es folgen Anschläge auf ein Polizeirevier in Augsburg und das Landeskriminalamt München; die Ehefrau des BGH-Richters Buddenberg wird bei einem Bombenanschlag, der Buddenberg selbst galt, schwer verletzt.
Auf die Anschlagserie antwortet die Polizei am 31. Mai 1972 mit der „Aktion Wasserschlag“, der größten Fahndungsaktion in der Geschichte der BRD. Im Juni und Juli werden Andreas Baader, Holger Meins, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und weitere RAF-Mitglieder festgenommen und zunächst in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert.
Am 5. September 1972 überfällt da palästinensisches Kommando „Schwarzer September“ bei den Olympischen Spielen in München das Quartier der israelischen Mannschaft, tötet zwei Sportler und nimmt Geiseln. Beim gescheiterten Befreiungsversuch der bayerischen Polizei sterben neun israelische Sportler, fünf palästinensische Terroristen und ein Polizist. Die RAF rechtfertigt die Geiselnahme als beispielhafte „antiimperialistische, antifaschistische und internationalistische“ Tat und feiert die Palästinenser als „Avantgarde der antiimperialistischen Revolution.“ Die RAF sieht die Palästinenser, die nach der Gründung des Staates Israel 1948 aus ihrer Heimat vertrieben wurden, als Verbündete im Kampf gegen die USA. Zwar bekämpfen die Palästinenser vor allem Israel, das sie für ihr Schicksal als staatenlose Flüchtlinge verantwortlich machen; aber die USA sind Israels mächtigster Verbündeter.
Ende September 1972 beschließt die Innenministerkonferenz die Aufstellung von Spezialeinheiten zur „Terrorismusbekämpfung“, darunter die GSG 9.
1973-1974
Im Januar 1973 treten zum ersten Mal vierzig Gefangene in Hungerstreik; sie fordern eine Änderung der Haftbedingungen und die Aufhebung der so genannten „Isolationshaft“ von Ulrike Meinhof, die in Köln-Ossendorf Monate lang alleine in einer Zelle in einem „Toten Trakt“ einsitzt. In verschiedenen Städten bilden sich „Komitees gegen Folter“. Als Meinhof in eine andere Zelle verlegt wird, wird der Hungerstreik am 12. Februar 1973 abgebrochen.
Im April 1974 wird Meinhof nach Stammheim verlegt. Weitere RAF-Mitglieder werden verhaftet. Am 9. November 1974 stirbt das RAF-Mitglied Holger Meins bei einem erneuten Hungerstreik nach fast zweimonatiger Nahrungsverweigerung trotz Zwangsernährung in der Justizvollzugsanstalt Wittlich. Aus Unterstützern und Mitgliedern der „Anti-Folter-Komitees“ bildet sich eine zweite RAF-Generation, deren vordringlichstes Ziel die Befreiung ihrer Idole Baader, Meinhof und Ensslin ist.
1975
Im Februar 1975 entführt die linksextreme „Bewegung 2. Juni“ in Berlin den CDU-Vorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten Peter Lorenz. Sie verlangt die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen. Als ihre Forderung erfüllt wird, wird Lorenz unversehrt freigelassen.
Die RAF-Spitze wird in der, für diesen Zweck umgerüsteten JVA Stuttgart-Stammheim zusammengelegt. Um riskante Gefangenentransporte zu vermeiden, wird neben dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses ein fensterloser Gerichtssaal gebaut.
Im April 1975 besetzt das aus sechs Mitgliedern der zweiten RAF-Generation bestehende „Kommando Holger Meins“ die deutsche Botschaft in Stockholm, bringt zwölf Geiseln in seine Gewalt und verlangt die Freilassung der Stammheimer Gefangenen und anderer politischer Häftlinge. Die Bundesregierung lehnt ab. Als die RAF zwei Botschaftsangehörige erschießt, stürmt die Polizei die Botschaft; ein Sprengsatz explodiert, zwei RAF-Mitglieder sterben.
Am 21. Mai 1975 beginnt der Prozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe. (Siehe auch Kapitel „Stammheimprozess“)
1976
Am 9. Mai wird 1976 Ulrike Meinhof in ihrer Zelle erhängt aufgefunden. (Sie wird in Berlin beigesetzt. Ihr Gehirn wird erst 2002 bestattet; Gerichtsmediziner hatten es ohne Wissen der Angehörigen entnommen, um medizinische Untersuchungen durchzuführen.) Der Prozess wird ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Am 24. Juni 1976 wird das so genannte „Anti-Terror-Gesetz“ verabschiedet, das u. a. den Straftatbestand der „Bildung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ schafft.
Im Verlauf des Jahres 1977 gewinnt der von der zweiten Generation der RAF verübte Terror eine neue Qualität.
Zunächst muss die Landesregierung Baden-Württemberg im März 1977 einräumen, dass Beamte des Landeskriminalamts phasenweise die Verteidiger in der Haftanstalt verfassungswidrig abgehört hatten.
Tagesschau, 17. März 1977: „Dort sind Gespräche zwischen Mitgliedern der Baader-Meinhof-Gruppe und ihren Anwälten belauscht worden. Unmittelbar nach Bekanntgabe dieser Aktion wurde der BM-Prozess auf Antrag aller Verteidiger unterbrochen und bis zur Klärung vertagt.“
Am 7. April 1977 erschießt ein RAF-Kommando in Karlsruhe Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei Begleiter.
Am 28. April 1977 fällt in Stammheim das Urteil. Die Angeklagten Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe werden für vier Morde, zahlreiche Mordversuche, Sprengstoffanschläge und die Bildung einer kriminellen Vereinigung zu lebenslanger Haft verurteilt. (Siehe auch Kapitel „Stammheimprozess“)
Am 30. Juli 1977 tötet die RAF den Bankier Jürgen Ponto bei einem scheiternden Entführungsversuch in seinem Haus. Vom 9. August bis zum 5. September treten die Gefangenen erneut in Hungerstreik. Am 25. August scheitert ein Anschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Am 5. September entführt die RAF Hanns Martin Schleyer, den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), nachdem sie zuvor seinen Fahrer und drei Personenschützer erschossen hat. Die Entführer fordern die Freilassung von elf Gefangenen, darunter die der in Stammheim einsitzenden Gründer der RAF. Die Entführung von Hanns Martin Schleyer und die darauffolgenden Ereignisse gingen als der Deutsche Herbst in die Geschichte ein.
Am 7. September 1977 verhängt die Bundesregierung eine Kontaktsperre über 72 Gefangene, die einen Monat später per Gesetz legalisiert wird.
Am 13. Oktober 1977 entführt ein Kommando der palästinensischen PFLP (Revolutionäre Volksfront zur Befreiung Palästinas) die Boeing „Landshut“ der Lufthansa mit 86 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt a. M. Die Entführer fordern die Freilassung der RAF-Gefangenen, erschießen den Flugkapitän und drohen mit einer Sprengung der Maschine; am 17. Oktober 1977 stürmt die Sondereinheit GSG 9 in Mogadischu (Somalia) das Flugzeug, tötet drei Entführer und befreit die Geiseln.
Am Morgen des 18. Oktober 1977 werden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe tot in ihren Zellen aufgefunden. Die ebenfalls Inhaftierte Irmgard Möller überlebt schwer verletzt. Sie bestreitet eine „Selbstmord-Verabredung“. Ihr widerspricht mit Brigitte Mohnhaupt ein führender Kopf der zweiten Generation der RAF; sie erklärt ihren Genossen, die Gefangenen hätten „bis zuletzt selbstbestimmt gehandelt“.
Einen Tag später wird die Leiche des ermordeten Hanns Martin Schleyers in einem Pkw in Mülhausen (Frankreich) gefunden.
Nach dem Tod der RAF-Gründer und dem Ende des Deutschen Herbstes kommt es zwischen 1977 und 1982 zu weiteren Hungerstreiks und Anschlägen. Der damalige NATO-Oberbefehlshaber Alexander Haig überlebt einen Bombenanschlag, der US-General Frederick Kroesen einen Anschlag mit einer Panzerfaust in Heidelberg; bei einem Bombenanschlag auf das Europa-Hauptquartier der US-Luftstreitkräfte in Ramstein gibt es vierzehn Verletzte. Nach der Entdeckung eines Erddepots der RAF in einem Waldstück in Hessen kommt die Polizei der Gruppe auf die Spur und verhaftet zahlreiche Mitglieder. Unter ihnen sind mit Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt die Köpfe der zweiten Generation der RAF.
Nach der Zerschlagung der zweiten Generation der RAF organisieren sich neue Mitglieder als dritte Generation der RAF. Der Verfassungsschutz rechnet ihr etwa zwanzig Personen und 240 Unterstützer zu; die meisten sind namentlich nicht bekannt. Anders als in ihren Anfangszeiten findet die RAF auch in der radikalen Linken kaum noch Unterstützer.
Im Februar 1985 erschießt sie den Vorstandsvorsitzenden der Maschinen- und Turbinen-Union (MTU) Ernst Zimmermann in seinem Haus. Im August ermordet die RAF einen US-Soldaten, mit dessen ID-Karte sie sich Zutritt zur Rhein-Main-Airbase in Frankfurt verschafft, wo eine Autobombe zwei US-Army-Angehörige tötet. Im Juli 1986 sterben das Siemens-Vorstandsmitglied Karl Heinz Beckurts und sein Fahrer durch einen Sprengstoffanschlag. Im Oktober 1986 wird Gerold von Braunmühl, ein Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, erschossen. Im November 1989 wird der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, Opfer eines Bombenanschlags. Anschläge auf den Finanzstaatssekretär Hans Tietmeyer (1988) und den Staatssekretär im Bundesinnenministerium Hans Neusel (1990) scheitern.
Am 1. April 1991 wird der Vorsitzende der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder das letzte Opfer eines Mordanschlags der RAF.
Nach dem Fall der Mauer 1990 wird bekannt, dass Anfang der 1980er Jahre zehn RAF-Mitglieder, die dem Kampf abgeschworen hatten, unter Anleitung des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR untertauchten.
1992 erklärt die RAF, sie werde keine Mord-Anschläge auf Repräsentanten von Staat und Wirtschaft mehr verüben. 1993 sprengt sie den Gefängnis-Neubau bei Weiterstadt in die Luft, wobei ein Sachschaden von etwa hundert Millionen Euro entsteht. Im Juni 1992 überrascht ein GSG-9-Kommando auf dem Bahnhof von Bad Kleinen die beiden RAF-Mitglieder Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams. Hogefeld wird festgenommen. Grams erschießt einen Beamten, ehe er selbst stirbt; laut mehrerer Gutachten begeht er - von mehreren Kugeln getroffen - Selbstmord.
Am 20. April 1998 verkündet die RAF in einem Schreiben an verschiedene Presseagenturen ihre Auflösung: "Vor 28 Jahren am 14. Mai 1970 entstand aus einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte."
Die Zahl der im Untergrund aktiven Mitglieder des sogenannten harten Kerns aller drei Generationen betrug zwischen den 1970er und 1990er Jahren etwa 60 bis 80 Personen. Wegen Unterstützung der RAF wurden in dieser Zeit 914 Personen verurteilt, wegen Mitgliedschaft in der RAF 517. Die Auseinandersetzung zwischen der RAF und dem Staat kostete 61 Menschen das Leben. 34 wurden durch die Rote Armee Fraktion ermordet, 27 starben in den Reihen der RAF.
Im Juni 2011 wird mit Birgit Hogefeld das letzte RAF-Mitglied aus der Haft entlassen. Nach drei einstigen RAF-Mitgliedern wird bis heute gefahndet.