Der Freiwasserbereich, das Pelagial, wird in zwei weitere Unterkategorien eingeteilt, die von der Lichteinstrahlung bestimmt werden. Zum einen gibt es die Nährschicht (trophogene Zone). Sie ist lichtdurchflutet und durch Fotosynthese werden hier mehr Nährstoffe gebildet als verbraucht. Der lichtlose, tiefere Teil des Sees ist die Zehrschicht (tropholytische Zone). Hier findet keine Fotosynthese statt und es werden mehr Nährstoffe verbraucht als erzeugt. Die Nähr- und Zehrschichten werden von einer Ebene getrennt, in der durch Fotosynthese genau soviel Nährstoffe produziert wie verbraucht werden (Kompensationsebene).
Im Freiwasser leben viele unterschiedliche Tiere, Pflanzen und Algen. Sie werden oftmals nicht in verwandtschaftlichen (systematischen) Gruppen zusammengeordnet, sondern nach ihrer Verhaltensweise oder wie sie ihre ökologische Nische nutzen.
Wer lebt im Freiwasser? Steckbriefe
Auf der Wasseroberfläche (Pleuston)
(Stockente, Höckerschwan, Wasserlinsen)
Die Grenzschicht Luft-Wasser (Neuston)
(Gemeine Stechmücke, Gemeiner Wasserläufer, Piratenspinne, Gewöhnlicher Taumelkäfer)
Im Wasser schweben (Plankton)
(Phytoplankton: Cyanobakterien, Grünalgen, Kieselalgen / Zooplankton: Krebse, Wimpertierchen, Rädertierchen)
Im Wasser schwimmen (Nekton)
(Karpfen, Graskarpfen, Plötze oder Rotauge, Hecht, Dreistachliger Stichling, Aal)
Es gibt an der Wasseroberfläche schwimmende Tiere und Pflanzen, wie z. B. Enten oder Wasserlinsen. Diese Lebensgemeinschaft, die nur im begrenzten Maße die Wasserschicht unter der Oberfläche nutzt, nennt man Pleuston.
Die Stockente
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Stockente
Die Stockente, die zu den Schwimmenten gehört, ist die häufigste Entenart Europas. Sie kommt an allen Gewässern vor und ist zu einem typischen Kulturfolger geworden, da sie auch in Großstädten in unmittelbarer Nachbarschaft zu Menschen brütet. Das Männchen, der Erpel, fällt durch sein grün schillerndes Gefieder auf, das Weibchen ist unscheinbar braun. Beide haben am Flügel ein arttypisches weißes Gefieder mit purpurvioletten Abzeichen. Stockenten sind bei der Nahrungssuche nicht sehr wählerisch. Ihre Kost reicht von Samen, Früchten, Wurzeln, Wasser- und Uferpflanzen über Insekten, Fischlaich, Wasserflöhe, Kleinkrebse, Kaulquappen bis zu Käfern und Würmern. Wenn man Stockenten beobachtet, sieht man oft das typische „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh' “. Dieses Verhalten nennt man „gründeln“ - Hals und Kopf werden tief ins Wasser gestreckt, um knapp unter der Oberfläche mit dem Schnabel Nahrungsteilchen aufzusaugen.
Der Höckerschwan
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Höckerschwan
Der Höckerschwan ist nicht zu übersehen. Der große weiße Vogel mit dem langen gebogenen Hals und dem schwarzen Stirnhöcker auf dem orangefarbenen Schnabel gleitet scheinbar mühelos über das Wasser. Jungschwäne sind unscheinbar grau und entwickeln sich erst später vom „hässlichen Entlein“ zum „schönen Schwan“. Der Schwan ernährt sich von Wasser- und Sumpfpflanzen, die er - den langen Hals unter die Oberfläche gestreckt - bis in 1 m Tiefe abweidet. In Mitteleuropa bleibt der Schwan auch im Winter an heimischen Gewässern. Skandinavische Schwäne wandern im Winter in südlichere Gefilde.
Die Wasserlinsen
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Wasserlinsen
Jeder kennt wohl die kleinen grünen Blättchen, die auf Teichen und Seen treiben. Es gibt mehrere Arten von Wasserlinsen, aber ihr Grundaufbau ist der gleiche: Die kleinen Sprosse liegen in dichten Rosetten auf dem Wasser. Sie erzeugen viele Ableger und können so ganze Teppiche bilden. Auf der Unterseite befinden sich ein bis zwei kleine Wurzeln. Die Kleine Wasserlinse (Lemna minor ) ist die häufigste Wasserlinse in unserer Gegend. Die Zwerglinse (Wolffia arrhiza ) wird nur 1-1,5mm groß und ist damit die kleinste Blütenpflanze der Welt.
Durch die Wasseroberflächenspannung entsteht ein Lebensraum an der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft. Es gibt Tiere, die sich auf diesen Lebensraum „Wasserhäutchen“ spezialisiert haben - z. B. der Wasserläufer, der auf der Oberseite des Wassers dahin gleitet. Einige Insektenlarven heften sich an die Wasserunterseite, um zu atmen. Die Gruppe dieser Tiere nennt man Neuston.
Die gemeine Stechmücke
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Gemeine Stechmücke
Die erwachsene Stechmücke ist wie alle Mücken schlank und feingliedrig. Männchen und Weibchen haben einen Stechrüssel. Allerdings saugt nur das Weibchen Blut. Das Männchen benutzt den Rüssel nur zum Saugen von Pflanzensäften. Nach einer Blutmahlzeit legt das Weibchen kleine Eischiffchen mit ca. 400 Eiern auf die Wasseroberfläche. Nach zwei Tagen schlüpfen die Larven. Sie sind beinlos und besitzen am Hinterleib ein zylindrisches Atemrohr als Schnorchel. Die Jungstadien der Stechmücke verbringen die meiste Zeit am Wasserhäutchen der Oberfläche hängend. Dort können sie mit Hilfe ihrer Atmungsorgane Luft holen und die Larven können Plankton aus dem Wasser filtrieren. Nach wenigen Wochen kommt es zur Verpuppung. Die Puppe frisst nicht mehr, ist aber trotzdem sehr beweglich und hat nun anstelle des Atemrohrs zwei Atemhörnchen. In der Puppe findet die vollständige Verwandlung (Metamorphose) von der Larve zur fliegenden Mücke statt. Stechmückenlarven kann man in jeder Art von stehendem oder langsam fließendem Gewässer finden. Selbst die kleinste Wasseransammlung in Regenfässern und auch stark verschmutzen Jauchegruben werden von der Stechmücke als Kinderstube genutzt. Sie sind über ihr Atemrohr mit der Luft verbunden und somit vom Sauerstoffgehalt des Wassers unabhängig.
Die gemeinen Wasserläufer
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Gemeiner Wasserläufer
Der Gemeine Wasserläufer ist der häufigste Wasserläufer. Mit seinen gut ausgebildeten Hinterbeinen schiebt er sich ruckartig über die Wasseroberfläche. Wasserläufer besitzen ein dichtes, wasserabstoßendes Haarkleid, das ein „Einsinken“ ins Wasser verhindert. Diese 8-10 mm langen Wanzen kommen gerade auf kleineren und somit windgeschützteren, ruhigeren Gewässern vor. Sie ernähren sich von Insekten, die ins Wasser gefallen sind. Die Vorderbeine dienen dem Erspüren und Ergreifen der Beute. Außerdem können Wasserläufer sehr gut fliegen und verbringen den Winter meist weit vom Wasser entfernt.
Die Piratenspinne
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Piratenspinne
Die Piratenspinne ist leicht an ihren beiden seitlichen Längsbinden und einem bis zu den Augen reichenden Gabelstreifen zu erkennen. Der Hinterkörper hat kleine weiß-bläuliche Punktepaare. Die Piratenspinne kommt oft in großer Zahl vor und jagt - wie der Wasserläufer - auf der Wasseroberfläche. Bei Gefahr, aber auch um Nahrung zu suchen, kann sie außerdem tauchen. Unter Wasser atmet sie die Luft, die in Bläschen zwischen ihren Haaren hängen bleibt. Die Piratenspinne behält sowohl den Kokon mit Eiern, als auch die Jungtiere auf ihrem Rücken.
Die gewöhnlichen Taumelkäfer
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Gewöhnlicher Taumelkäfer
Der stromlinienförmige, schwarze Taumelkäfer ist einer der schnellsten Käfer auf und im Wasser. Trotz seiner geringen Größe von nur 5-7 mm schafft er Rekordgeschwindigkeiten von 20 cm pro Sekunde oder 0,72 km/h. Da er oft schnelle Kreise auf der Wasseroberfläche dreht, wird er auch Dreh- oder Kreiselkäfer genannt. Er bevorzugt ruhige Gewässer mit wenig Vegetation. Seine Fühler berühren immer die Wasseroberfläche, um jede Bewegung von Beutetieren oder Hindernissen wahrzunehmen. Eine weitere optimale Anpassung an das Leben in und auf dem Wasser sind die Augen der Taumelkäfer: Sie sind zweigeteilt. Während sie schwimmen, befindet sich die untere Augenhälfte im Wasser, die obere Augenhälfte über Wasser. Wird der Käfer gestört, taucht er ab und nimmt an seinem Hinterleib eine Luftblase als Sauerstoffvorrat mit. Die Larve des Taumelkäfers ist ebenfalls schwarz mit rötlichen Beinen. Sie ist lang und dünn und lebt auf dem Gewässerboden, wo sie kleine Tiere fängt, die auf oder im Boden leben. Um sich zu verpuppen, verkriecht sie sich in kleine Lehmkammern am Ufer. Im Frühherbst schlüpfen die jungen Käfer, die gut fliegen können und den Winter an Land verbringen.
Eine der artenreichsten Gruppen des Sees ist das Plankton. Lebewesen des Planktons können zwar schwimmen, aber ihre Schwimmgeschwindigkeit reicht nicht aus, um gegen die Wasserströmung anzukommen. Somit können sie sich geringfügig fortbewegen und auf Beutefang begeben, doch schweben sie als Spielball der Strömung in der Wassersäule.
Phytoplankton
Das meiste Plankton findet man nahe der Wasseroberfläche in den sonnendurchfluteten Schichten. Viele Planktonorganismen betreiben Fotosynthese und brauchen dazu Licht. Diese Gruppe des Planktons ist das Phytoplankton - es besteht aus Pflanzen und Algen. Sie fressen ihre Nahrung nicht, sondern erzeugen sie - im Gegensatz zu Tieren - selbst. Diese „Selbsternährer“ nennt man im Fachjargon „autotroph“. Zu ihnen gehören unter anderem die Blau-, Grün-, und Kieselalgen:
Cyanobakterien
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Cyanobakterien (Blaualgen)
Cyanobakterien sind winzige Einzeller. Sie bestehen im Prinzip nur aus einer Hülle und wenigen inneren Strukturen. Zu diesen Strukturen gehören auch Thylakoidmembranen, die es ihnen ermöglichen, Fotosynthese zu betreiben. Diese Membranen sind den inneren Strukturen eines Chloroplasten von Algen und Pflanzen sehr ähnlich. Cyanobakterien gelten daher auch als „Urform“ der Chloroplasten. Häufig findet man viele der kleinen Lebewesen zusammenhängend, sie bilden Kolonien. Solche glitschigen „Algenmatten“ kann man dann auch mit bloßem Auge wahrnehmen. Sie sind blaugrün bis schwärzlich gefärbt.
Hintergrundinfo Cyanobakterien und Stickstoff
Fast alle Pflanzen und Algen sind auf das Vorkommen von Ammonium (NH4+) oder Nitrat (NO3-) angewiesen, da sie den in der Luft befindlichen Stickstoff (N2) nicht selber aufnehmen können. Allerdings besitzen viele Bakterien, darunter auch die Cyanobakterien, die Fähigkeit Stickstoff zu fixieren. Der Vorgang der Fixierung muss unter Sauerstoffausschluss geschehen. Daher haben die Cyanobakterien eine Zelle entwickelt, in die kein Sauerstoff eindringen kann und in der auch keiner durch Fotosynthese produziert wird. Diese Zelle nennt man „Heterozyste“, sie ist unter dem Mikroskop leicht an der helleren Farbe zu erkennen. Diese Zellen haben auch verdickte Zellwände, um Sauerstoff auszuschließen.
Viele Landpflanzen haben sich diese Eigenschaft der Bakterien zunutze gemacht und sind eine Lebensgemeinschaft mit Bakterien eingegangen. Die Bakterien erhalten Nährstoffe und Wasser von der Pflanze und die Pflanze erhält dafür den fixierten Stickstoff in Form von Nitrat. Solche Wechselbeziehungen, in denen beide Partner von der Zusammenarbeit profitieren, nennt man auch Symbiose.
Grünalgen
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Grünalgen
Ein Beispiel für eine planktonische Grünalge ist die Goldene Wimperkugel (Volvox aureus). Sie bildet Kolonien aus 500-1.500 einzelnen Zellen, die man mit dem bloßen Auge sehen kann. Die Zellen sitzen alle in einer gallertartigen Schicht, die eine Hohlkugel umschließt. Die Zellen sind mit Schleim- oder Plasmafäden miteinander verbunden. Aus jeder Zelle ragen zwei Geißeln (die „Wimpern") ins Wasser und gemeinsam können die Zellen die Kugel bewegen. Es kommt bei Volvox zum ersten Mal in der Evolutionsgeschichte zu zwei interessanten Begebenheiten. Zum einen haben einzelne Zellen eine Spezialfunktion: Es gibt Vermehrungszellen, die Tochterkugeln ausbilden. Zum anderen begegnet man bei Volvox zum ersten Mal dem Tod eines Organismus. Andere Kleinstlebewesen teilen sich in identischen Kopien endlos weiter oder bilden irgendwann Sporen. Ein direkter „Tod“ eines Individuums ist nicht wirklich nachzuweisen. Bei Volvox stirbt die Mutterkugel aber definitiv ab: Sie zerreißt, wenn die Tochterkugeln entlassen werden.
Die Kieselalge
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Kieselalgen
Kieselalgen sind faszinierende, einzellige Algen. Trotz ihrer geringen Größe sind sie mit den großen braunen Tangen verwandt. Einmalig im Pflanzenreich ist ihre glasklare, feste Zellwand, in die Kieselsäure eingelagert ist. Wie bei einer Schuhschachtel gibt es einen Deckel und einen Boden. Eigentlich erinnert das Gehäuse an ein kleines Glashaus, das auffällig mit Löchern und Rillen verziert ist und in dem ein kleines braungrünes Lebewesen wohnt. Kieselalgen sind Einzeller. Manche Arten bilden aber auch Kolonien. Von den bisher weltweit bekannten 10.000 Arten leben nur etwa 200 in unseren heimischen Gewässern. Es gibt zwei Gruppen von Kieselalgen: Zu der einen Gruppe gehören runde Kieselalgen (Centrales), die aber hauptsächlich im Meer vorkommen. Die Vertreter der zweiten Gruppe (Pennales) haben eine längliche Form und leben vor allem am Gewässerboden. In ihrer Schale kann man eine kleine Rinne (Raphe) sehen, die von einem zum anderen Ende führt. Aus dieser Rinne tritt Schleim aus, auf dem die Alge gleiten kann.
Im See kommt es im Frühjahr und im späten Herbst zu „Kieselalgenblüten“. Dann vermehren sie sich besonders zahlreich - hauptsächlich durch Teilung. Allerdings funktioniert das nicht endlos. Wenn sich eine Kieselalge teilt, bekommt eine Tochterzelle den größeren Deckel und baut sich den kleineren Boden dazu. Die andere Tochterzelle bekommt den kleineren Boden, macht aber daraus ihren Deckel und baut sich einen noch kleineren Boden dazu. Nach mehreren Teilungsvorgängen wird die Zelle zu klein, um zu überleben. Bevor sie diesen Punkt erreichen, hören die Zellen auf sich zu teilen. Stattdessen produzieren sie eine Zelle, die übergroß anschwillt und eine schützende Silikatwand besitzt: die Auxospore. Diese Spore kann nun ungünstige Bedingungen (Kälte, Trockenheit etc.) überleben. In ihrem Innern wachsen in der Zwischenzeit vegetative Zellen heran, die, sobald die Witterung optimal ist, sich schnell wieder vermehren können.
Zooplankton
Zooplankton umfasst viele verschiedene Tierstämme. Häufig sind jedoch nur bestimmte Lebensphasen (Larven, Jungtiere) im Plankton enthalten. Die erwachsenen Tiere entwickeln sich entweder zu sehr guten Schwimmern, setzen sich am Boden fest oder verlassen das Wasser. Auch das tierische Plankton bleibt in der Nähe der Oberfläche, da sich die Mitglieder dieser Gruppe von Phyto- oder anderen Zooplanktern ernähren. Zooplankton nimmt Nahrung von außen auf, um zu überleben. Im Fachjargon nennt man diese Ernährungsweise heterotroph. Zum Zooplankton zählen unter anderem Kleinkrebse, Wimpertierchen und Rädertierchen.
Krebse
Der Nauplius
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Nauplius (griechisch: schwimmendes Schalentier) ist die Larvenform vieler Kleinkrebse, wie z. B. der Muschelkrebse und Kiemenfüßer. Sie werden bis zu 1 mm groß und besitzen einen auffälligen einzelnen Augenfleck auf der „Stirn“, der ihnen auch den Namen „Cyclops“ eingetragen hat (nach den Zyklopen der griechischen Sage. Sie sind Riesen, die nur ein Auge in der Mitte der Stirn besitzen).
Die Kiemenfußkrebse (Anostraca ) sind evolutionsgeschichtlich die ältesten Krebse in Mitteleuropa. Sie haben keine Schale, aber 11 Blattbeinpaare, gestielte Augen und schwimmen auf dem Rücken. Es gibt nur wenige Arten, und sie sind recht selten. Die häufigste Art in unseren Gewässern ist der Frühjahrskiemenfuß (Siphonophanes grubei ). Er ist grünlich bis bläulich gefärbt, und man findet ihn eher in Tümpeln als in Seen. Er legt seine Eier im Schlamm ab, wo sie jahrelange Trockenheit überdauern können und erst schlüpfen, sobald wieder Wasser in den Tümpel kommt.
Wasserflöhe
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Wasserflöhe (Daphnia spec. ) sind klein (bis zu 4mm) und durchsichtig. Sie sind sehr häufig in stehenden Gewässern zu finden. Unter dem Mikroskop sind sie leicht an ihrer typischen Form zu erkennen: Sie besitzen einen großen, ovalen Körper und lange, verzweigte Antennen. Die Beine sind oftmals nur schwer zu sehen. Dafür ist das große Auge sehr auffällig.
Muschelkrebse (Ostracoda ) sehen aus wie kleine, durchsichtige Bohnen oder - wie der Name schon sagt - kleine Muscheln. Ihre Beinpaare sind stark zurückgebildet und daher oftmals nicht sichtbar.
Ruderflusskrebse
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Auch die Ruderfußkrebse (Copepoda ) kann man leicht an ihrer Form erkennen, da ihr Panzer in einen großen Kopf-Brust-Teil und einen Hinterleib unterteilt ist. Zwei lange Antennen sitzen auf dem Kopfteil, und an den schmalen Hinterleib mit Fortsätzen schließt sich der Brustpanzer an.
Wimpertierchen
Wimpertierchen sind relativ große Einzeller (nicht zu verwechseln mit der Grünalge „Wimperkugel"). Wimpertierchen schwimmen auf der Suche nach Nahrung (meist Phytoplankton) aktiv umher. Die meisten von ihnen besitzen viele Geißeln ("Wimpern"), die zur Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienen. Das bekannteste Wimpertierchen ist das Pantoffeltierchen.
Rädertierchen
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Rädertierchen
Rädertierchen sind vielzellig und werden bis zu 3 mm lang, obwohl die meisten kaum größer als 0,5 mm sind. Sie sind trotz ihre minimalen Größe sehr hübsche, vielgestaltige Lebewesen. Unter dem Mikroskop erkennt man ihre durchsichtigen Körper, die trompetenförmig, sackartig oder kugelig geformt sind. Sie haben meist einen Panzer, der mit Dornen oder Stacheln besetzt ist. Am vorderen Ende, dem Mundfeld, ist ein Kranz langer Borsten. Diese Borsten werden gleichzeitig in die gleiche Richtung bewegt. Dadurch entsteht eine Wasserstrom, der Algen und Kleinplankton direkt in den Mund strudelt. Die Rädertierchen besitzen auch ein kleines „Gehirn“ mit zwei Nervensträngen. Rädertierchen sind die am häufigsten und am weitesten verbreiteten tierischen Planktonlebewesen. In manchen Tümpeln kann man bis zu 5000 Tierchen pro Liter Wasser finden.
Das Nekton (griechisch nektós = schwimmend) umfasst alle Lebewesen, die aktiv gegen eine Wasserströmung schwimmen können und im gesamten freien Wasser vorkommen. Im See sind das vor allem Fische.
Fische sind wechselwarme Wasserbewohner. Sie stellen ungefähr die Hälfte aller Wirbeltierarten und sind damit die mit Abstand artenreichste Wirbeltiergruppe. Alle Fische sind Kiemenatmer. Die meisten Fische, ungefähr 60 % von 20.000 Arten, leben im Süßwasser, die übrigen 40 % im Meer. Nur ein paar wenige Arten können in der Übergangszone zwischen Salz- und Süßwasser, dem so genannten Brackwasser, leben. Im stehenden Süßwasser unserer heimischen Seen sind u.a. folgende Arten anzutreffen:
Der Karpfen
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Karpfen
Der Karpfen kann bis zu über einen Meter groß werden. Die heimische Wildform des Karpfens hat einen lang gestreckten Körper und vier Barten am Oberkiefer. Er kann von braun, blau bis dunkelgrün alle Farbschattierungen aufweisen. Der Bauch ist meistens heller und die Flossen oft rötlich. Der Karpfen ist meist nachtaktiv und durchwühlt den Grund nach Bodentieren aber auch Pflanzenteilen. Es gibt viele verschiedene gezüchtete Formen des Karpfens, die sich in Körperbau und Beschuppung unterscheiden. Viele Karpfenarten, wie zum Beispiel der Graskarpfen, sind eingeführte Arten, die sich aber auch in unseren Gewässern sehr wohl fühlen.
Der Graskarpfen
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Graskarpfen
Der Graskarpfen ist ein nicht-heimischer Karpfen, dessen Herkunft nicht mehr genau zu bestimmen ist. Allerdings weiß man, dass er bereits im 10. Jahrhundert in China gezüchtet wurde. Er wird maximal 1,20 m groß. Der Graskarpfen hat einen gestreckten Körper und eine stumpfe Schnauze. Er hat im Gegensatz zu den meisten Karpfen keine Bartfäden. Der Graskarpfen hat große, dunkel umrandete Schuppen. Der Rücken ist dunkelgrün bis grünschwarz mit hellen Seiten und einem weißlichen Bauch. Er bevorzugt ruhige, tiefe, warme Flüsse. Der Graskarpfen zeichnet sich dadurch aus, dass die Jungfische Kleintiere fressen, die Erwachsenen aber Pflanzen verspeisen. Wo Graskarpfen ungewollt auftauchen, können sie zum ökologischen Problem werden: Sie machen aus einem See eine Unterwasserwüste, indem sie sämtliche Pflanzen und Algen auffressen.
Plötze, auch Rotauge genannt
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Plötze oder Rotauge
Dieser bis zu 30 cm lange, karpfenähnliche Fisch ist silbrig gefärbt mit rötlichen oder orangefarbenen Bauch- und Afterflossen. Namensgebend ist der rötliche Augenring. Die Plötze lebt gerne in einer Gruppe (Schwarm) und ernährt sich von Plankton, Bodentieren, Wasserpflanzen und abgestürzten Fluginsekten. Das Rotauge wird gerne mit einem anderen karpfenähnlichem Fisch verwechselt: der Rotfeder (Scardinus erythrophthalmus). Diese hat jedoch einen gelben Augenrand und alle Flossen haben rote Spitzen.
Der Hecht
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Hecht
Der Hecht ist der wohl gefräßigste Raubfisch in unseren Seen. Er wird bis 1,20 m lang und 25 kg schwer. Er hat einen langgestreckten Körper, einen verlängerten Unterkiefer und ein tiefgespaltenes Maul mit vielen großen und kleinen Zähnen. Die Farbe des Rückens variiert zwischen oliv, braun und graugrün. Die Seiten sind heller mit typischen dunkleren Querstreifen. Der Hecht versteckt sich gerne zwischen Wasserpflanzen und lauert seiner Beute geduldig auf. Er frisst alles, was in sein Maul passt - von Fischen, Lurchen über Wasservögel bis zu Kleinsäugern.
Der dreistachlige Stichling
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Dreistachliger Stichling
Der Dreistachelige Stichling wird nur ca. 8 cm groß und ist an den namensgebenden drei freistehenden Dornen vor der Rückenflosse zu erkennen. Sie können aufgestellt werden, um sich für Fressfeinde möglichst stachelig und ungenießbar zu machen. An den Seiten ist der Körper durch Knochenplatten geschützt. Der Rücken ist graublau oder olivgrün gefärbt, die Seiten und der Bauch sind silberfarben. Während der Laichzeit färbt sich die vordere Hälfte der Körperunterseite der Männchen rot bis orangerot. Der Rücken wird stahlblau und die Kiemendeckel goldfarben. Von April bis Juni baut das Männchen ein Nest aus Pflanzenresten. Mit einem „Tanz“ lockt es das Weibchen an. Wenn das Weibchen das Nest für gut befindet, legt es darin seine Eier ab, die vom Männchen besamt werden. Bis zum Schlüpfen der Jungen verteidigt das Männchen sein Nest - auch vor um ein Vielfaches größeren Eindringlingen. Der Stichling ist einer der wenigen Fische, der im Meer, im Brackwasser, aber auch im Süßwasser vorkommen kann.
Der Aal
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Aal
Der Aal hat den sprichwörtlich bekannten lang gestreckten, aalförmigen Körper. Seine Schuppen sind tief in der schleimigen Haut versteckt. Jungtiere haben einen dunkelbraunen bis dunkelgrünen Rücken und einen gelblichen Bauch. Die Erwachsenen sind fast schwarz mit einem silbrigen Bauch. Aale leben als Erwachsene im Süßwasser, wandern aber im Alter von 5-10 Jahren flussabwärts und durch die Flussmündungen ins Meer. Männchen und Weibchen machen sich gemeinsam auf den weiten Weg zu den Laichplätzen im Sargassomeer zwischen den Bermudas und den Bahamas. Aus den Eiern schlüpfen so genannte Leptocephali-Larven (leptos griech. = dünn, zart; cephalus lat. = Kopf), die hochrückig sind und überhaupt nicht wie ihre Eltern aussehen. Sie brauchen drei Jahre für ihre Wanderung zurück zu den europäischen Küsten. Während dieser Reise durchlaufen die Larven eine Verwandlung (Metamorphose), in der sie den aalförmigen Körperbau ihrer Eltern entwickeln. Sie wandern in die Flüsse hinein und verbringen dort mehrere Jahre, bis sie ihrerseits zur Paarung wieder ins Meer ziehen. Aale ernähren sich vor allem von Fischen, die sie in der Nacht jagen. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen oder Wurzeln am Gewässerboden. Aale können auch über die Haut atmen. Das ermöglicht es ihnen sogar über Land zu gehen. Durch nasses Gras schlängeln sich Aale manchmal nachts von einem Gewässer bis zum nächsten. So gelangen sie auch in Seen, die nicht an einen Fluss angebunden sind. Wenn der See genug Nahrung und Verstecke bietet, dann verbringen sie hier mehrere Jahre, bis es sie zur Paarung - auf dem Landweg - in den nächsten Fluss und von dort ins Meer zieht.