Filminhalt
Der Film zeigt das Zusammenleben einer Zirkusfamilie, deren Zusammenhalt, Organisationstalent und „Zirkus“-Tradition. Vorfahren der Künstler werden in Rückblenden und auf Ahnentafeln vorgestellt, die aktuelle Zirkusfamilie ist im (in der Jetzt-Zeit angesiedelten) Plot lebensnah dargestellt. Im Mittelpunkt des Filmgeschehens stehen das zirkustypische Chaos bei Organisation und Vorbereitung der Aufführung sowie die Rollenverteilung (im mehrfachen Sinn) der Familienmitglieder. In das Chaos kommen die Höhlenbewohner Mumbro und Zinell aus der Rahmenhandlung, die neben ihrer Mission, für den König eine Familie zu finden, Zirkusmanagement auf ihre Art betreiben und mit großem Sympathiefaktor die großen und kleinen Katastrophen innerhalb der Zirkusfamilie aus dem Weg „improvisieren“. Die Zirkusaufführung mit der kurzfristig und unter Mithilfe der Vorfahren einstudierten Flohnummer am Ende des Films liefert das Happy End sowohl für die Veranstaltung als auch für die Familienbande. Mumbro und Zinell kehren als Weltverbesserer und im Besitz einer ganzen Flohfamilie zu ihrem Auftraggeber, dem König, in die Höhle zurück.
Der Film setzt Alltagssprache und Alltagsthemen szenisch um. Schüler im Grundschulalter können dem Geschehen durch den direkten Bezug zu ihrer eigenen Erlebniswelt meist mühelos folgen. Das wiederholte Aufgreifen von Themenvokabular (Familie, Familienzusammenhalt, Tradition) ermöglicht es auch kindlichen Zuschauern mit geringeren Sprachkenntnissen, dem Handlungsverlauf zu folgen. Der Film vermittelt somit Sprachstrukturen „beiläufig“ – eingebettet in ein interessensmäßig positives Themenfeld und mit altersgemäß nachvollziehbaren Bezügen. Konflikt- oder problemhafte Situationen (Ausfall des Clowns, Vater-Sohn-Konflikt) sowie strategisches, planerisches Handeln (geheimes Einüben einer neuen Zirkusnummer, Unterstützung des Sohnes durch die Vorfahren sowie Mumbro und Zinell) können durch eindeutige Szenenschnitte einfach verstanden und zu einem Gesamtplot zusammengebaut werden.
Bezug zum Bildungsplan
Die Leitgedanken zum Kompetenzerwerb für das Fach Deutsch des Bildungsplans für Grundschulen (zum Beispiel Baden Württemberg – Stand 2009) legen unter anderem folgendes Ziel fest: „Das Fach Deutsch versteht sich auch als Fach, das Deutsch als Fremdsprache vermittelt.“ Dies sieht sowohl individuelle Förderpläne und Binnendifferenzierung als auch individualisierte Unterrichtsformen bei Entwicklungsunterschieden in Lerngruppen oder in Klassen mit verschiedenen Muttersprachen vor.
Der Bildungsplan weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Kinder – gleich welcher Herkunft – sich in der Grundschulzeit in einer der entwicklungsintensivsten Phasen befinden. Vorrangiges Ziel des Deutschunterrichts ist demnach die Entwicklung der Schülerpersönlichkeit, unabhängig vom jeweiligen Sprachhintergrund, sowie das Annähern an die Standardsprache insbesondere auch für Kinder mit anderem muttersprachlichen Hintergrund. Dies soll vor allem durch Begriffsbildung / Kategorisierung, Schaffung von Sprachbewusstsein und das Erkennen von sprachlichen Regelmäßigkeiten auch in Bezug auf die andersartige eigene Muttersprache geschehen. „Die Annäherung an die zielsprachige Norm verläuft über Stufen“, was ein Einfrieren von sogenannten fließend-falschen Sprachstrukturen langfristig verhindern soll.
Der Unterricht sollte laut Bildungsplan „die kindliche Entdeckerfreude nutzen“, um diese Entwicklungsstufen spielerisch und motiviert zu durchlaufen. („Der Weg führt nicht von der Grammatik zur Sprache, sondern von der Sprache zur Grammatik.“) Methodisch werden Sprachspiele, Knobelaufgaben sowie sprachkreative Übungen vorgeschlagen. Hier ist auch das interaktive Lernspiel in Verbindung mit den Filmen hilfreich. Sämtliche Sprachanlässe für rezeptive und produktive Fertigkeiten sollten aus für die Kinder „persönlich bedeutsamen“ Themenbereichen sein („über die es sich lohnt, nachzudenken, zu sprechen oder zu schreiben“). Für sämtliche Sprachanlässe sieht der Bildungsplan für die Klasse 4 explizit auch Anreize durch verschiedene Medien wie beispielsweise Filme vor.
Einsatz der Sendung
Der Film eignet sich im DaZ-Unterricht ab dem 2. Grundschuljahr und wendet sich an Schüler mit vergleichsweise hohen rezeptiven Fertigkeiten, aber eher uneinheitlich gewachsenen strukturellen Kompetenzen im produktiven Sprachbereich (Sprechen / Schreiben).
Für die Bearbeitung des Films sollte mindestens eine Doppelstunde zur Verfügung stehen, hinsichtlich der Arbeitsblätter sollte eine Auswahl in Bezug auf Lernniveau und / oder Lerntypen getroffen werden.
Unterrichtsvorschlag
Der Film eignet sich zur Einübung und Vertiefung aller vier Sprachfertigkeiten. Durch Kombination von einzelnen Filmelementen und Arbeitsblättern lassen sich grammatische Strukturen, Redemittel und Lexik einüben. Die Einbettung der möglichen Arbeitsaufträge in das Filmgeschehen fördert die Motivation der Schüler, sonst eher als „mühsam“ empfundene Lerninhalte abzuarbeiten.
Der Film bietet sich unter dem Gesichtspunkt „Wortschatz“ für die Themenfelder Familie und Zirkus an. Er schafft es, durch einen hohen Identifizierungsgrad von Protagonist und kindlichem Zuschauer, das Interesse für beide Themenfelder bei den Schülern zu wecken und aufrecht zu erhalten. Es bietet sich an, den Film im Ganzen zu sehen, bei niedrigerem Sprachniveau der Schüler kann es jedoch auch ratsam sein, Zwischenstopps zur Verständnissicherung einzulegen. Für einzelne Arbeitsblätter ist es sinnvoll, die dazugehörigen Szenen nochmals kurz abzuspielen oder als Standbild zu zeigen.
Die Arbeitsblätter zielen zum einen auf die Schulung genauen Hör-Seh-Verstehens und auf die sinnvolle eigene Verwendung des im Film verwandten thematischen Wortschatzes. Andere Arbeitsblätter sollen dazu anleiten, Wortschatz und Redemittel auf Satz- und Textebene sinnvoll zu verarbeiten (Schreibfertigkeit). Arbeitsblätter mit Fehlersuchauftrag und Knobelfaktor fordern Schüler dazu auf, Fehlerbewusstsein, Sprachlogik und Sprachgefühl auszubilden oder zu schärfen.
Arbeitsblatt 1 eignet sich als Arbeitseinstieg. Der Lückentext fragt die Kernsequenzen der Filmhandlung ab und gibt vor allem auch den Schülern, die während des Films Verständnisschwierigkeiten hatten, die Möglichkeit, den Inhalt zumindest in groben Zügen nachzuvollziehen. Der zweite Teil des Arbeitsblattes eignet sich für schreibfreudigere und experimentierfreudigere Schüler. Das Verfassen eines eigenen Lückentextes soll den kreativen Umgang mit Sprache fördern. Die Anordnung der Übung als Partnerarbeit erhöht dabei den Spaßfaktor.
Arbeitsblatt 2 fordert die Schüler zum genauen Lesen oder Hinhören (wenn Sie die Sequenz nochmal abspielen) auf. Das unmittelbare Übertragen des Familienwortschatzes (Verwandtschaftsbezeichnungen) in einen Familienstammbaum führt weg vom linearen Vokabelwissen hin zu Anwenderwissen.
Arbeitsblatt 3 geht den gleichen Weg „rückwärts“: Die Schüler erstellen ihren eigenen Stammbaum und sollen diesen dann in einem zweiten Schreibschritt vertexten. Der Bezug zur eigenen Familie sichert meistens genügend Lerninteresse, die (sprachlich) teilweise recht anspruchsvolle Aufgabe zu lösen. Das Einüben oder Wiederholen von Possessivpronomen ist hier ein erwünschter Nebeneffekt.
Arbeitsblatt 4 zielt auf produktive Fertigkeiten im mündlichen oder schriftlichen Bereich. Dieses Arbeitsblatt eignet sich insbesondere für Schüler mit noch geringem Sprachniveau, die Schreib- oder Sprechaufträge zunächst nur mit Anleitung (Bereitstellung von Redemitteln) bewältigen. Die bildgestützte halbgesteuerte Schreib- beziehungsweise Sprechaufgabe soll Schüler in die Lage versetzen, Bilder und Bezüge zu beschreiben.
Arbeitsblatt 5 (Lehrermaterial) zielt auf rezeptive Fertigkeiten ab. Beim sogenannten Bilddiktat müssen die Schüler das unmittelbar Verstandene in ein eigenes Bild umsetzen. Diese Übung ist sowohl sprachlich als auch darstellerisch höchst anspruchsvoll, kann aber bei bestimmten Lerntypen unerwartete Lernerfolge zeigen. Das auf dem Arbeitsblatt gezeigte Bild soll vom Lehrer mit einem eigenen Text oder dem Text aus der Vorlage Satz für Satz diktiert werden. Um eine richtige Anordnung der diktierten Bildinhalte auf den Schülerbildern zu bewirken, sollte das Diktat viele Ortsbezüge haben (vor – hinter – in der Mitte - …). Die entstandenen Bilder werden im Anschluss sowohl untereinander als auch mit dem Original (Screenshot) verglichen und entsprechend sprachlich ausgewertet.
Arbeitsblatt 6 vertieft Wortverständnis und Sprachlogik, indem es Wortschatz aus dem Film in Kategorien (Oberbegriffen) abfragt. Bei der Bearbeitung des Blattes werden je nach Sprachniveau zwangsläufig Fragen auftauchen. Durch deren Bearbeitung kann Wortschatzwissen altersgemäß erweitert und lexikalischer Feinschliff binnendifferenziert angeboten werden.
Arbeitsblatt 7 setzt auf die Freude an dem Umgang mit Fehlern (anderer!). Die Kopiervorlagen mit den Satzpaaren, die aus dem Filmskript entnommen und daher den Schülern schon vertraut sind, sollen von der Lehrkraft laminiert und geschnitten werden. Entsprechend der Lehreranweisung auf dem Arbeitsblatt werden die Fehlersuchpaare (ein fehlerhafter – ein korrekter Satz) unter den Schülern verteilt. Die Schüler sollen zum einen ihre „Partnersätze“ finden, zum anderen aushandeln, wer den falschen Satz hat. Durch das intensive Suchen nach einem Fehler wird zum einen das eigene Fehler- und damit das Sprachbewusstsein geschärft, zum anderen ist der Wettbewerbscharakter unter den Pärchen ein spannender Nebeneffekt. Die spielerische Übung rundet die Lerneinheit „wohltuend“ ab.
Gebrauchsanweisung für Arbeitsblatt 7:
Für die Übung muss die Anzahl der Karten mit der Schülerzahl übereinstimmen. Die Übung eignet sich für Gruppen bis zu 16 Schülern. Die Beispielsätze liegen auf der Kopiervorlage jeweils zweifach vor (einmal falsch / einmal richtig). Bei einer ungeraden Schülerzahl verwenden Sie einen „Dreier“ (2 Sätze falsch / einmal richtig).
Laminieren Sie die Kopiervorlage und schneiden Sie die Satzstreifen entlang der Linien. Verteilen Sie so viele Satzkarten, wie Sie Schüler in der Gruppe haben. Jeder Satz muss in richtiger und falscher Version in der Gruppe kursieren.
Fordern Sie nun die Schüler dazu auf, sich im Raum zu bewegen und sich auf die Suche nach ihrem jeweiligen Zwillingssatz zu machen. Wenn jeder seinen (Satz-)Partner gefunden hat, schauen sich beide Schüler beide Sätze an und versuchen gemeinsam herauszufinden, welcher der beiden Sätze der richtige ist. Da die Fehler meistens sehr subtil und leicht zu übersehen sind, können die Verhandlungen recht lange sein. Wenn alle Paare fündig geworden sind, stellen sie ihr Fehlersuchpaar im Plenum kurz vor.
Arbeitsblatt 8 ist ein Grammatik-Übungsblatt zur Einzelarbeit, das sich sehr gut als Hausaufgabe eignet. Es listet sämtliche Imperativformen aus dem Filmskript auf. Das selbst-entdeckende Übungsverfahren des Arbeitsblatts führt an die unscheinbaren, aber grundlegenden und bedeutungsvollen Unterschiede zwischen den verschiedenen Verbformen heran.
Unterrichtsverlauf
Phase | Inhalt | Sozialform | Medien |
---|---|---|---|
Einstieg | gemeinsames Anschauen des Films | Plenum | PC /Beamer Film |
Erarbeitung | Verständnissicherung und Verfassen eines eigenen Lückentextes Hörverstehen + Bezugsbildung (Verwandtschafts-Begriffe): Umsetzen von Hörverstandenem in einen Familienstammbaum Vertexten eines eigenen Stammbaums und Austausch mit dem Partner (Fertigkeit Schreiben) Textproduktion halb-gesteuert Bildbeschreibung / Beschreibung von Bezügen Auswertung im Plenum Bilddiktat: Umsetzen von Gehörtem in ein Bild (H-V) Erweiterung von Sprachlogik, Sprachbewusstsein Wortschatzarbeit / Klärung von unbekanntem Wortschatz Fehlerarbeit / Förderung von Fehlerbewusstheit | Einzelarbeit Plenum Partnerarbeit Einzelarbeit Einzelarbeit Partnerarbeit Einzelarbeit / Plenum Einzelarbeit / Plenum Einzelarbeit / Plenum Plenum | Arbeitsblatt 1 evtl. PC/Beamer /Film Arbeitsblatt 2 evtl. PC/Beamer /Film Arbeitsblatt 3 Arbeitsblatt 4 Arbeitsblatt 5, evtl. Screenshot Arbeitsblatt 6 Arbeitsblatt 7 (laminiert und zugeschnitten) |
Abschluss | Grammatikvertiefung: Imperativformen / Hausaufgabe | Einzelarbeit | Arbeitsblatt 8 |