Als Kernland der Renaissance gilt Italien, aber auch im Südwesten Deutschlands sind die architektonischen Einflüsse dieser prosperierenden Epoche deutlich spürbar. Der erste Renaissancebau nördlich der Alpen ist der Ottheinrichsbau im Heidelberger Schloss. Mit seiner prächtigen Fassade, die zahlreiche Skulpturen zieren, gilt er als einer der schönsten und frühesten Palastbauten der deutschen Renaissance. Kurfürst Ottheinrich ließ das Gebäude zwischen 1556 und 1559 erbauen; zehn Jahre später vollendete sein Nachfolger Friedrich III. den Palast. Im Jahr 1557 führte Ottheinrich den Protestantismus in der Kurpfalz ein. Die Reformation Württembergs, angestoßen durch Herzog Ulrich 1534, bescherte der evangelischen Bewegung im Südwesten den gebietsmäßig größten Zuwachs protestantischer Gebiete – und damit einhergehend auch ein rege Bautätigkeit in manchen Grafschaften und Herzogtümern.
Der kunstliebende und gebildete Graf Wolfgang II. von Hohenlohe fand in Weikersheim, im Taubertal, einen idealen Bauplatz für sein repräsentatives Renaissanceschloss. Hier wurden Konrad von Weikersheim und Heinrich von Hohenlohe erstmals als Herren einer Ringmauerburg mit Wassergraben und Bergfried genannt. Als Graf Wolfgang II. und seine Ehefrau Magdalena gegen 1586 durch Erbteilung in den Besitz der alten Burg kamen, verlegten sie ihren Wohnsitz ins Taubertal und begannen ihre Ideen für einen Renaissancepalast zu realisieren. Es entstand, auf dem Grundriss eines Dreiecks – eine außerordentlich seltenes architektonisches Element -, ein Schloss mit einer prachtvollen Giebelfassade im Renaissance-Stil. Dabei bezog der Bauherr den staufischen Bergfried mit in seine Umbaupläne ein. Den Turm schmückt eine barocke Haube, die vorausschauend auf die kommende Kunstepoche hinweist.
Mit der freitragenden Kassettendecke, gefertigt von Balthasar Katzenberger aus Würzburg, und dem Kamin von Michael Juncker ist der Rittersaal das Herzstück des Renaissance-Schlosses. Während des dreißigjährigen Krieges kamen die Bauarbeiten zum Stillstand, wurden aber in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Graf Carl Ludwig und seine Gemahlin Elisabeth Friederike Sophie fortgeführt. In dieser Bauphase, in der das Schloss zu einer barocken Residenz ausgebaut wurde, entstanden auch der prächtige barocke Schlossgarten und die Orangerie. Der Schlossgarten besticht durch seinen Reichtum an Figuren; eine Seltenheit ist die sogenannte „Zwergengalerie“, eine Gruppe von Zwergenskulpturen. Mit Graf Carl Ludwig und seiner Frau endet die Linie der Grafen Hohenlohe-Weikesheim. Das Schloss versank nach deren Tod für Generationen in einem Dornröschenschlaf – bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein entferntes Familienmitglied das Schloss wieder aufbaute. 1967 erwarb das Land Baden-Württemberg den Besitz, so dass das Schloss heute Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt offen steht.
Einer der prächtigsten Rittersäle der deutschen Spätrenaissance befindet sich in Schloss Heiligenberg in der Region um den Bodensee. Das Schloss, das weit sichtbar auf einem Hochplateau über dem See liegt, ist heute noch immer im Besitz der Familie zu Fürstenberg. Ebenso wie Schloss Weikersheim liegt auch diesem Prachtbau eine mittelalterliche Burg aus dem 13. Jahrhundert zugrunde.
Als die Gräfin Anna von Werdenberg 1516 Graf Friedrich von Fürstenberg heiratete, kam die Burg in dessen Besitz und er beschloss Heiligenberg zu einem Renaissanceschloss umbauen zu lassen. Jedoch blieb es bei dem Vorhaben, da der Graf frühzeitig verstarb. Seine Pläne führte sein Nachfolger Graf Joachim aus. Unter seinem Regiment verwandelte sich die spätmittelalterliche Burg in ein Schloss mit Renaissancehof, mit reich dekorierter Kapelle und einem neuen Südflügel. In der nun vierflügeligen Anlage entstand von 1580 bis 1584 einer der bedeutendsten Festsäle der deutschen Spätrenaissance, der sich mit einer Fläche von 36 Metern Länge, 11 Metern Breite und 7 Metern Höhe über zwei Obergeschosse des Südflügels erstreckt.
Höhepunkte sind die aus Holz geschnitzte Kassettendecke von Jörg Schwartzenberger aus Meßkirch, der Kamin sowie die aufwendigen Wanddekorationen und Ornamente. Zusammen mit dem Rittersaal in Schloss Weikersheim zählt der Festsaal von Schloss Heiligenberg zu den bedeutendsten Renaissance-Innenräumen im Südwesten. Ab 1598 nutzte die Familie Schloss Heiligenberg nicht mehr als ständige Residenz. Heute sind Teile der Anlage im Rahmen einer Führung zu besichtigen.