Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit koexistieren an der Saar auf engstem Raum viele verschiedene, oft kurzlebige weltliche und geistliche Herrschaften. Ihre Grenzlage macht die Region über Jahrhunderte zum Zankapfel deutscher Landesfürsten und französischer Herrscher. 1680 gliedert Ludwig XIV. sie als Province de la Sarre (Saarprovinz) in sein Reich ein. Während der Französischen Revolution und in den anschließenden Koalitionskriegen ist das Gebiet umkämpft; mal erobern es französische Truppen, mal wird es von Österreich und seinen Verbündeten besetzt. Unter Napoleon entsteht das „Departement de la Sarre“, aber schon auf dem Wiener Kongress 1815 werden die „Saarlande“ neu geordnet; ab jetzt gehören die größten Teile zur Rheinprovinz des Königreichs Preußen, die östlichen Gebiete als bayerische Pfalz zum Königreich Bayern; kleinere Teile gehen an Sachsen-Coburg und Oldenburg.
Ungeachtet der politischen Zerstückelung, entsteht während der Industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rund um die Kohlevorkommen an der mittleren Saar ein schwerindustrielles Zentrum von europäischer Bedeutung. Der wirtschaftliche Aufschwung lockt Zuwanderer an, die Bevölkerung vervielfacht sich. Während die Region wirtschaftlich immer stärker zusammenwächst, bleibt sie politisch und kulturell heterogen; bis 1918 sind ihre Bewohner nominell mehrheitlich Preußen und Bayern. Die Regierungen sitzen weit weg, das Gebiet an der Grenze zu Frankreich ist für sie Provinz. Noch am Vorabend des Ersten Weltkriegs rechnet niemand damit, dass die Saarregion jemals politisch eigenständig werden könnte.
Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) ist der bis dahin verheerendste Krieg der Geschichte, der die gesamte Bevölkerung der fast vierzig direkt oder indirekt beteiligten Staaten betrifft und mobilisiert. Von den etwa 60 Millionen Soldaten, die in diesem Krieg kämpfen, sterben etwa zehn Millionen; ähnlich hoch ist die Zahl der Zivilisten, die Kampfhandlungen, Hunger, Seuchen oder – wie die Armenier – einem Völkermord zum Opfer fallen. Allein in Deutschland verzeichnet man etwa 700 000 Hungertote. Schon die Zeitgenossen ahnen, dass dieser Krieg einen Epochenbruch darstellt. Aus heutiger Sicht gilt er - so der US-Historiker und Politiker George F. Kennan - als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" (1). Alle Länder, die am Krieg teilgenommen haben, sind verschuldet; der Welthandel liegt brach.
(1) In: Kennan, George F.: The Decline of Bismarck’s European Order. Franco-Russian Relations, 1875-1890. Princeton 1979, S. 3: Im Original „the great seminal catastrophe of this century“.
Die Saar-Region ist während des Krieges Durchmarschgebiet, Etappe und Standort zahlreicher Lazarette; ab Sommer 1915 ist das Industrierevier auch Ziel von Luftangriffen. Zwar bleiben die Zahl der Opfer und die Schäden gering, aber die neue Art der Kriegführung schürt die Ängste der Zivilbevölkerung. Auch im Saargebiet bestätigt sich, dass der Erste Weltkrieg die ganze Gesellschaft durchdringt und keinen Lebensbereich unberührt lässt. Die Versorgungslage verschlechtert sich ständig. Im Frühjahr 1915 werden Brot und weitere Nahrungsmittel rationiert. Der Winter 1916/17 geht als Hungerwinter in die Geschichte ein. Schüler werden regelmäßig zum Sammeln - etwa von Brennnesseln - aufgerufen. Wegen des Koks- und Erzmangels stellen die Hütten zeitweise ihren Betrieb ein. Die Steinkohleförderung geht stark zurück. Da viele Männer an der Front sind, werden sie durch Frauen, Jugendliche, ältere Arbeiter und russische Kriegsgefangene ersetzt.
Nach der Kapitulation am 11. November 1918 kommt es überall in Deutschland zu politisch motivierten Unruhen und zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten, die zur Abdankung des Kaisers und zur Ausrufung der Republik führen. Auch in den größeren Ortschaften an der Saar organisieren sich Arbeiter und Soldaten in Räten; die bayerischen und preußischen Monarchen danken ab. Nach dem Waffenstillstand räumt das deutsche Heer das linke Rheinufer. Französische Truppen besetzen die Region, lösen die Arbeiter- und Soldatenräte auf und etablieren eine Militärverwaltung, die im Dezember Streiks zur Durchsetzung des Achtstunden-Tags niederschlagen lässt.
Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 nimmt die Saar-Bevölkerung zum letzten Mal an einer gesamtdeutschen Wahl teil. Dabei kristallisieren sich mit dem Zentrum (46,8%) und der SPD (36,5%) die beiden für die nächsten Jahre bestimmenden Parteien heraus. (Die liberale DDP erhält 13,7%.) Nach weiteren Streiks im März und April 1919 weist die Militärverwaltung mehr als 400 Bergleute aus. Aber schon im Oktober desselben Jahres folgt ein von Tumulten begleiteter Generalstreik, der die Militärverwaltung zu Verhandlungen mit den Gewerkschaften veranlasst.
Der Versailler Vertrag, den die Siegermächte aushandeln, beendet den Ersten Weltkrieg auf völkerrechtlicher Ebene. Deutschland, das ebenso wie seine Verbündeten und das bolschewistische Russland nicht an den Verhandlungen teilnehmen darf, wird als „Urheber des Krieges“ für „alle Schäden und Verluste“ verantwortlich gemacht. Es muss etwa ein Siebtel seiner Gebiete - darunter Elsass-Lothringen, Posen und Westpreußen - abtreten, massiv abrüsten und umfangreiche Reparationen an die Siegermächte leisten. Darüber wird im Verlauf der 1920er Jahre immer wieder nachverhandelt, weil Deutschland den Verpflichtungen nicht nachkommt bzw. nicht nachkommen kann.
Das Rheinland wird in drei Zonen eingeteilt und – zeitlich befristet – von den Alliierten besetzt. Das Industrierevier an der Saar wird für fünfzehn Jahre (1920 - 1935) von Deutschland abgetrennt. Die Übereinkunft wird in den Artikeln 45 bis 50 des Versailler Vertrags festgehalten und vom Deutschen Reich unterzeichnet. Mit einer seiner ersten Amtshandlungen übernimmt der Völkerbund das Mandat über das neu geschaffene Saargebiet. In dieser Zeit erhält Frankreich das Recht, zur Wiedergutmachung der französischen Kriegsschäden die Kohlegruben an der Saar auszubeuten.
Mit dem Versailler Vertrag, sowie den Pariser Vorortverträgen, in denen der Umgang mit den deutschen Verbündeten Österreich-Ungarn, Türkei und Bulgarien geregelt wird, gelingt es nicht, eine stabile Ordnung für Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu schaffen. Die Nachfolgestaaten, die aus der Konkursmasse der multiethnischen Monarchien – russisches Zarenreich, Habsburgerreich und Osmanisches Reich – hervorgehen, erweisen sich als fragil. Viele der neu geschaffenen Demokratien sind, auch weil sie keine entsprechenden Traditionen haben, sehr kurzlebig. Territorialkonflikte zwischen Nachbarn und Bürgerkriege, die von Finnland bis Westanatolien reichen, kosten zwischen 1918 und 1923 mindestens vier Millionen Menschen das Leben.
Deutschland unterzeichnet das Vertragswerk am 28. Juni 1919 unter Protest. Wegen der Art und Weise seines Zustandekommens und wegen der als unverhältnismäßig hart empfundenen Bedingungen lehnt eine Mehrheit der Deutschen den Vertrag als ungerechtes, ja demütigendes Diktat ab. Tatsächlich erweist sich der Versailler Vertrag nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht als schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik. Deren Feinde aus dem rechten Lager schlagen daraus politisches Kapital. Revanchistisches und nationalistisches Gedankengut mündet in Putschversuche und politisch motivierte Morde und beflügelt den Aufstieg der Nationalsozialisten, die eine gewaltsame Revision des Vertrages propagieren. Während die antidemokratische Rechte, aber auch die Kommunisten den Versailler Vertrag rundweg ablehnen, versuchen gemäßigte Politiker wie Außenminister Gustav Stresemann im Verlauf der 1920er Jahre auf dem Verhandlungsweg eine Revision einzelner Punkte zu erreichen.
Mit dem Versailler Vertrag unterzeichnen die beteiligten Staaten am 28. Juni 1919 auch die Satzung des Völkerbunds, der am 10. Januar 1920 offiziell seine Arbeit aufnimmt und am 15. November zum ersten Mal zusammentritt. Präsident wird 1923 Lord Robert Cecil, der bis zur Auflösung des Völkerbunds 1946 im Amt bleibt. Zu den Gründungsmitgliedern gehören 32 Siegerstaaten des Ersten Weltkriegs sowie 13 neutrale Staaten. Bis 1937 werden weitere 21 Staaten Mitglied, darunter auch das Deutsche Reich im Jahr 1926.
Die Gründung des Völkerbunds geht auf eine Initiative des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson zurück, der im Januar 1918 in einer programmatischen Rede vor dem US-Kongress in vierzehn - teils sehr konkret, teils vage formulierten - Punkten Grundzüge einer Nachkriegs-Friedensordnung für Europa skizziert. Im letzten Punkt regt er die Gründung einer „General Association of Nations“ an, die internationale Interessenkonflikte mit politischen Mitteln lösen soll.
Da die Republikaner bei den Wahlen im Herbst 1918 die Mehrheit im Kongress gewinnen, ratifiziert der US-Senat den Versailler Vertrag nicht. Die USA kehren zu einer isolationistisch geprägten Außenpolitik zurück und treten dem Völkerbund nicht bei. Wilson erhält dennoch im selben Jahr den Friedensnobelpreis. Da auch das bolschewistische Russland dem Bündnis zunächst fernbleibt, wird die eingeschränkte Handlungsfähigkeit des Völkerbunds schon früh deutlich.
Der Völkerbund (engl. League of Nations, franz. Société des Nations) ist – als erste übernationale Staatenorganisation - das Ergebnis der Erfahrung von vier Jahren Weltkrieg mit Millionen Toten. Er soll eine allgemeine Abrüstung einleiten, die internationale Kooperation fördern, Konflikte auf diplomatischem Weg lösen, die Einhaltung von Friedensverträgen überwachen und den Frieden sichern.
Seine Organe sind das Ständige Sekretariat in Genf, die einmal im Jahr tagende Bundesversammlung, in der jeder Mitgliedsstaat eine Stimme hat und - als wichtigstes Gremium - der Völkerbunds-Rat; ihm gehören als ständige Mitglieder die beiden einflussreichsten Großmächte Großbritannien und Frankreich an, sowie Italien und Japan. (Deutschland ist von 1926 - 1933 dabei, die UdSSR von 1934 - 1939.) Bis zu zehn weitere Staaten können als nichtständige Mitglieder für einen Zeitraum von drei Jahren in den Rat gewählt werden. Er vermittelt in internationalen Konflikten. Entscheidungen müssen einstimmig gefällt werden, beteiligte Konfliktparteien haben in der entsprechenden Abstimmung kein Stimmrecht; als Druckmittel sind Sanktionen vorgesehen. Juristische Streitigkeiten soll der 1921 gegründete Internationale Gerichtshof in Den Haag schlichten.
Im Fall eines kriegerischen Aktes eines Staates gegen einen Mitgliedstaat, sind die anderen Mitgliedstaaten - anders als heute die UNO-Mitgliedsstaaten - verpflichtet, dem betroffenen Staat sofort und direkt, d. h. ohne vorherigen Beschluss eines Gremiums, militärisch zu Hilfe zu kommen. Das erweist sich als wenig praktikabel, denn wenn eine Empfehlung des Völkerbunds-Rats mit den Interessen eines Mitglieds kollidiert, ist der Völkerbund zur Tatenlosigkeit verurteilt. Wie beschränkt die Sanktionsmöglichkeiten sind, zeigt sich etwa 1935, als das faschistische Italien Äthiopien besetzt: Frankreich und Großbritannien unterlaufen die verhängten Wirtschaftssanktionen, da sie Italien als Gegengewicht zum Deutschen Reich nicht verlieren wollen.
In den ersten Jahren kann der Völkerbund mehrfach Grenzkonflikte lösen, so etwa 1921 zwischen Finnland und Schweden und 1925 zwischen Griechenland und Bulgarien. Dazu kommen Erfolge im humanitären Bereich: beim Kriegsgefangenenaustausch, bei der Hungerbekämpfung und in der Flüchtlingshilfe.
Als Deutschland am 8. September 1926 dem Völkerbund beitritt und einen ständigen Sitz im Völkerbunds-Rat erhält, scheint es für wenige Jahre, als könne die Institution ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Aber in den dreißiger Jahren zeigen sich die Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit. Japan und Deutschland erklären 1933 ihren Austritt, Italien folgt 1937. Dass der Völkerbund mit seinen hehren Zielen an der Realität scheitert, liegt auch daran, dass ihm nie dauerhaft alle Groß- und Mittelmächte angehören - die USA nie; das Deutsche Reich, Italien, die UdSSR und Japan nur zeitweise. Vor allem aber blockieren nationale Eigeninteressen und die generelle Zurückhaltung der Mitglieder die Umsetzung von Beschlüssen. Die Großmächte Großbritannien und Frankreich, die den größten Einfluss im Völkerbund haben, machen bei Konflikten, an denen andere Mittelmächte als Aggressoren beteiligt sind, diesen häufig Zugeständnisse; so wollen sie verhindern, in die Konflikte mit hineingezogen zu werden.
Auf die aggressive Großmachtpolitik des militaristischen Japans (Mandschurei-Krise (1931/ 32), des faschistischen Italien (Abessinien-Krieg 1935/36) und des nationalsozialistischen Deutschland (Verweigerung von Abrüstungsforderungen, Spanischer Bürgerkrieg 1936-39) findet man in Genf keine Antworten. Dem Aufstieg von Nationalismus und Faschismus steht der Völkerbund machtlos gegenüber, den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 muss er hilflos hinnehmen.
Nachdem Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt bereits 1941 in der Atlantik-Charta Regeln für die internationale Zusammenarbeit formuliert hatten, wird die UNO (United Nations Organisation bzw. Vereinte Nationen - VN) am 24. Juni 1945 in San Francisco mit der Ratifizierung ihrer 111 Artikel umfassenden Charta von fünfzig Staaten gegründet. Die verbliebenen 34 Mitglieder des Völkerbunds beschließen daraufhin am 18. April 1946 einstimmig dessen Auflösung.
Die UNO, deren Ziel es ist, Frieden durch Diplomatie und weltweite Kooperation zu erreichen, unterscheidet sich vom Völkerbund zunächst einmal durch die Zahl ihrer Mitglieder. Während dem Völkerbund nicht einmal die USA angehörten, hat die UNO inzwischen 193 Mitgliedsstaaten; damit gehört fast jedes Land auf der Welt zur UNO.
Die Gründung der Organisation ist ein Neuanfang, aber auch eine Antwort auf das Ende des Experiments Völkerbund. Trotz seines Scheiterns gilt dessen Existenz bis heute als Pionierleistung. Der Völkerbund war der erste Versuch, die internationalen Beziehungen zu ordnen und eine weltweite Friedensordnung zu etablieren. Rückblickend lässt er sich als „Laboratorium für eine friedlichere Welt“ und eine Art „Experimentierstube des Multilateralismus“ verstehen, in der Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit gesammelt wurden. Die Institutionalisierung und die Regelmäßigkeit der Treffen veränderte die Kommunikationsstruktur in der internationalen Politik. Die Entstehung und Entwicklung der Vereinten Nationen wäre ohne das Wissen um die Schwächen des Völkerbunds kaum möglich gewesen.
Nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges sieht die UNO ihr Hauptziel in der Wahrung der internationalen Sicherheit. Neben der Krisen-Diplomatie sollen auch vorbeugende Maßnahmen helfen, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, um Konflikte schon im Vorfeld einzudämmen. UNO-Schutztruppen sind an vielen internationalen Konfliktherden im Einsatz. Zugleich kümmern sich die Vereinten Nationen mit einer Vielzahl von Programmen überall auf der Welt u. a. um Ernährung, Erziehung und Bildung. Zu ihren Unterorganisationen gehören die Internationale Atomenergiebehörde, die Weltbank, das Kinderhilfswerk UNICEF, die Weltgesundheitsbehörde WHO oder das Flüchtlingshilfswerk UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees), das seit seiner Gründung 1951 mehr als 50 Millionen Menschen unterstützt hat. Nicht zuletzt ist die UNO mit ihrem Jahresbudget von etwa eineinhalb Milliarden US-Dollar und ihrer weltweiten Präsenz selbst ein Wirtschaftsfaktor.
Wie einst der Völkerbund ist auch die UNO auf den politischen Willen ihrer Mitglieder angewiesen; analog zu ihrer Vorläufer-Organisation ist sie vor allem dann gefährdet, wenn nationale Interessen, Willkür und das Recht des Stärkeren die Politik bestimmen.