Die Protagonisten
Karl Kasser (1889-1976)
Karl Kasser stammt aus einer Bauernfamilie in Niederösterreich. Trotz einer verkrüppelten Hand wird er kurz nach Kriegsbeginn als Soldat einberufen. Im Juni 1915 wird er in Galizien von seiner Truppe abgeschnitten und gerät schwer verwundet in russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Behandlung in einem Lazarett in Moskau beginnt eine endlose Odyssee durch zahlreiche sibirische Gefangenenlager.
• geboren 1889 in Kilb / Niederösterreich
• wächst im Bauernhaus seiner Eltern auf
• arbeitet in der Landwirtschaft
• wird im November 1914 trotz einer verkrüppelten Hand eingezogen
• wird während der Offensive von Gorlice-Tarnów im Juni 1915 schwer verwundet und gerät in russische Gefangenschaft
• wird in zahlreichen Gefangenenlagern als Zwangsarbeiter eingesetzt, unter anderem in der Landwirtschaft, im Bergwerk und beim Straßenbau
• sein Lager gerät während des russischen Bürgerkriegs unter die Kontrolle der weißgardistischen Tschechoslowakischen Legion
• kehrt erst im Oktober 1920 aus der Gefangenschaft in die Republik Österreich zurück: ein Land, das erst 1918 entstanden ist
• arbeitet als Straßenwärter im heimatlichen Kilb
• heiratet und hat zwei Kinder
• beide Kinder sterben tragischerweise sehr früh im Alter von neun beziehungsweise elf Jahren
• stirbt 1976 im Alter von 87 Jahren
Elfriede Kuhr (1902-1989)
Bei Kriegsausbruch lebt die 12-Jährige Elfriede Kuhr gemeinsam mit ihrer Großmutter in Schneidemühl in der preußischen Provinz Posen. Die Stadt, die etwa 100 Kilometer vor der deutsch-russischen Grenze liegt, wird im Krieg zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt des deutschen Heeres.
• geboren am 25. April 1902 in Schneidemühl, Provinz Posen
• verbringt ihre Kindheit und Jugend gemeinsam mit dem älterem Bruder Willi bei der Großmutter in Schneidemühl
• Mutter betreibt eine Musikschule in Berlin
• Vater lebt getrennt von der Familie in Danzig
• hilft während des Krieges ihrer Großmutter, die eine Rotkreuzstation für durchfahrende Soldaten und Verwundete leitet
• genießt nach Kriegsende eine klassische Ballettausbildung
• erlangt Bekanntheit durch Soloprogramme als Ausdruckstänzerin; die Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg ist entscheidend für ihre Arbeit
• nimmt den Künstlernamen Jo Mihaly an
• heiratet 1927 den jüdischen Regisseur und Schauspieler Leonhard Steckel
• engagiert sich politisch und sozial in verschiedenen kommunistischen Organisationen
• emigriert 1933 mit ihrem Mann in die Schweiz
• wirkt als Tänzerin in Zürich, später als Schriftstellerin in Ascona
• stirbt am 29. März 1989 in Seeshaupt, Bayern
Gabrielle West (1890-Sterbejahr ist nicht bekannt)
Gabrielle West stammt aus einer wohlhabenden Familie in der südwestenglischen Grafschaft Gloucestershire. Nach Ausbruch des Krieges ist es für sie selbstverständlich, durch freiwillige und unbezahlte Arbeit für das Rote Kreuz dem Vaterland zu helfen. Später wird sie zu einer der ersten Polizistinnen im Vereinigten Königreich.
• geboren 1890 in der englischen Grafschaft Gloucestershire
• heuert 1915 als Freiwillige bei einer Hilfsorganisation an, die Kantinen in britischen Munitionsfabriken betreibt
• arbeitet in der Kantine einer Flugzeugfabrik im südenglischen Farnborough, wo sie den Bau von Flugzeugen hautnah erlebt
• kommt Anfang 1916 in eine Rüstungsfabrik im Londoner Stadtteil Woolwich, wo sie Seite an Seite mit jungen Frauen aus der Arbeiterschicht schuftet
• tritt im Dezember 1916 eine Stelle als Polizistin an und wird nach ihrer Ausbildung in London zu Rüstungsfabriken in Chester, Südwales, Hereford und am Ende nach Waltham Abbey bei London geschickt
• ihr Tagebuch bricht 1917 ohne ersichtlichen Grund ab
• ihr Tagebuch wird heute im Imperial War Museum London verwahrt; es sind keine weiteren Spuren ihres Lebens vorhanden; ihr Sterbejahr ist nicht bekannt