Die Juden im Mittelalter

Leben im rheinischen Paradies | Unterricht

Stand
Autor/in
Thomas Schmid
Thomas Schmid ist Lehrer in Heidelberg und am Seminar in Mannheim und Autor für planet schule

Unterrichtsablauf (Geschichte ab Klasse 6)

Um das Thema umfassend darzustellen, wird eine Doppelstunde benötigt:

Zu Beginn des Unterrichts liest der Lehrer die Textquelle des französischen Mönchs vor, zur unterstützenden Visualisierung kann sie zusätzlich per Folie eingeblendet werden.


Ein französischer Mönch schrieb 1135 über die Juden:

"… Unter allen Nationen verstreut, ohne König oder weltliche Fürsten, werden die Juden mit schweren Steuern bedrückt.

Das Leben der Juden ist ihren grimmigsten Feinden anvertraut. Selbst im Schlaf werden sie von Schreckensträumen nicht verlassen. Wenn sie zum nächstgelegenen Ort reisen wollen, müssen sie mit hohen Geldsummen den Schutz der christlichen Fürsten erkaufen, die in Wahrheit ihren Tod wünschen, um ihren Nachlass an sich zu reißen.

Äcker und Weinberge dürfen sie nicht besitzen. Also bleibt ihnen als Erwerb nur das Zinsgeschäft und dieses macht sie wieder bei den Christen verhasst …"

(aus: W. Kleinknecht, H. Krieger: Materialien für den Geschichtsunterricht in mittleren Klassen, Bd. 2: Altertum. Frankfurt a. M. 1982)

Im Anschluss daran äußern sich die Schülerinnen und Schüler zunächst frei und ungelenkt zum Gehörten. Dann werden im Klassengespräch folgende Aspekte erarbeitet:

  • allgemeine Situation der Juden im Mittelalter
  • das Verhältnis zwischen ihnen und ihrem Fürsten
  • die Gründe für den Hass der Christen gegenüber den Juden

Wichtige Stichworte dazu sollten an der Tafel festgehalten werden. Danach wird die Abbildung zum Juden-Pogrom aus der Schedel‘schen Weltchronik ebenfalls mittels Folie eingeblendet (Arbeitsblatt 1.4 unterer Teil). Die Schülerinnen und Schüler beschreiben zunächst das Bild, bevor in einem zweiten Klassengespräch die Zusammenhänge zwischen der in der Textquelle erwähnten Lage der Juden und den sich daraus ergebenden Folgen (Ausgrenzung, Verfolgung, Ermordung) betont werden.

Nun kündigt der Lehrer an, dass im weiteren Verlauf des Geschichtsunterrichts die Vorgeschichte zu den erwähnten Ereignissen untersucht werden soll. Dabei wird es um die folgenden drei Gesichtspunkte gehen:

  1. Einwanderung und Ansiedlung der Juden am Rhein
  2. Die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Speyer
  3. Das Schicksal der Juden während der Kreuzzüge


Dafür wird die Klasse in sechs Gruppen eingeteilt, von denen je zwei zunächst arbeitsgleiche Aufgaben erhalten. Anhand von jeweils fünf Leitfragen (Arbeitsblätter 1.1-1.3) sind Kurz-Präsentationen zu erarbeiten, die wesentliche Inhalte zu den genannten inhaltlichen Aspekten zusammenfassen. So weit die Aufgabenstellung. Nun wird der Film gezeigt, die Schülerinnen und Schüler machen sich in Einzelarbeit Notizen zu ihren Teilthemen. Diese werden danach innerhalb der Gruppe verglichen, korrigiert und gegebenenfalls ergänzt. Anschließend werden die arbeitsgleichen Teams zusammengelegt, um eine Präsentation zu ihrem Thema vorzubereiten. Die Form der Darstellung kann dabei den Schülerinnen und Schüler überlassen werden (Plakat, Rollenspiel, Kurzvortrag, …).

Nachdem die Präsentationen stattgefunden haben, findet der Geschichtsunterricht in der Analyse der zweiten Textquelle (Arbeitsblatt 1.4) seinen Abschluss. Die Quelle kann je nach fortgeschrittener Zeit zunächst einzeln bearbeitet und danach im Plenum besprochen werden, oder man beantwortet die vorgegeben Fragen gemeinsam mit der Klasse. Wichtig dabei ist, dass die scheinbaren und offensichtlichen Motive für die Pogrome deutlich herausgearbeitet und beurteilt werden.

Das abschließende Rätsel (ebenfalls Arbeitsblatt 1.5) erläutert und vertieft als Hausaufgabe die im Film genannten jüdischen Begrifflichkeiten.

Methodische Erläuterungen

Da der Film "Leben im rheinischen Paradies" viele inhaltliche Facetten veranschaulicht, erscheint es angebracht, in unteren Klassenstufen arbeitsteilig vorzugehen. Innerhalb der Kleingruppe eignen sich die Schüler das nötige Fachwissen eines Teilthemas an. Als Hilfe werden Leitfragen vorgegeben, die den Schülerinnen und Schülern die fachliche Erschließung erleichtern sollen. Die Öffnung zur größeren Gruppe bietet die Möglichkeit, sich gegenseitig zu ergänzen und zu bestätigen und so die bevor stehende Kurzpräsentation abzusichern. Um die Schüler in ihrer Kreativität möglichst wenig einzuschränken, wird die Art der jeweiligen Präsentation freigestellt. Dadurch wird gleichzeitig eine methodische Vielfalt durch die Beteiligten und erhöhte Aufmerksamkeit ermöglicht. Am Schluss der Stunde werden die Folgen aus den sich anbahnenden Entwicklungen gemeinsam erarbeitet, damit die abschließende ethisch-moralische Bewertung der grausamen Ereignisse dem gesamten Klassenverband zugänglich wird.

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