Die Thematik "Lernen lernen" und "Lerntechniken" kann im Zusammenhang mit dem Themenkomplex "Gehirn" Teil des Biologieunterrichts sein, ist darauf jedoch keineswegs beschränkt. Das Unterrichtsmaterial ist offen und experimentell gestaltet und kann auch im Rahmen eines fächerübergreifenden Lern- und Methodentrainings zum Einsatz kommen. Zielgruppe sind sowohl Schüler der Sekundarstufe 1 als auch der Sekundarstufe 2.
Das Material ist durchgängig darauf ausgelegt, dass die Schülerinnen und Schüler den Lernerfolg durch eigenes Erleben erzielen. In den Versuchen wird allerdings das ausprobiert, was für das Gehirn besonders schwierig ist – das Auswendiglernen. Die Schüler sollen durch Selbstexperimente erfahren, wie Lernen am besten klappt und warum stures Auswendiglernen eher ein schlechter Weg zum Lernerfolg ist.
Lernregeln anwenden und ausprobieren
Die Schülerinnen und Schüler sehen zunächst den Film "Dein Gehirn - Lerne!" vollständig an. Ziel des Unterrichts ist es anschließend, unterschiedliche Lernarten und ihre Vor- und Nachteile am eigenen Leib erfahrbar zu machen. Dazu machen sie einige Versuche.
Im Film wird gezeigt, dass Lernen umso besser klappt, je aktiver der Vorgang ist. Bewegung unterstützt das Lernen, ebenso eine Stimulanz des Gehirns durch Neues (Timecode 10:45 bis 13:15 Min.). Dies wird in einem Versuch ausprobiert. Die Schüler lernen in vier Gruppen auf verschiedene Art und Weise 25 Vokabeln aus dem aktuellen Fremdsprachenunterricht – von einfachem Durchlesen bis zum Lernen in Bewegung. Jeder Gruppe steht die selbe Zeit zur Verfügung. Die Lehrerin bzw. der Lehrer kontrolliert die Gruppen, ob sie sich an die Vorgaben halten.
Vokabeln lernen - welche Methode funktioniert?
Anschließend werden die Vokabeln schriftlich abgefragt und in Partnerarbeit überprüft. Danach ermitteln die Gruppen, wie viele Vokabeln durchschnittlich richtig wiedergegeben wurden. Die Schüler tauschen sich zudem darüber aus, wie sie die Lernart empfanden. Wie schwer beziehungsweise leicht ist ihnen das Lernen gefallen? Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum präsentiert, verglichen und diskutiert.
Die Vorgaben für die Lerngruppen sowie der genaue Ablauf des Experiments sind auf AB 1 "Lernregeln" zusammengefasst. Eine Gruppe wird vor dem Vokabellernen durch das Ansehen von neuen Bildern stimuliert. Die Bilder sind auf Arbeitsblatt 2 "Slideshow" abgebildet. Sie können am Computer angesehen werden: Dazu müsste das Experiment im Computerraum stattfinden oder der Gruppe stehen mehrere Laptops zur Verfügung. Alternativ kann das Arbeitsblatt ausgedruckt werden, dabei sollten die Fotos aber möglichst farbig und in guter Qualität ausgedruckt werden.
Bei der Zusammensetzung der Gruppe sollte darauf geachtet werden, dass sie vom Niveau der Schülerinnen und Schüler ungefähr gleichmäßig besetzt sind. Das Ergebnis sollte nicht dadurch verfälscht werden, dass in einer Gruppe besonders viele leistungsstarke Schüler versammelt sind.
Experiment Gehirn: Wie lernt man Vokabeln?
Die Auswertung der Gruppenergebnisse geschieht mit einem Tabellenkalkulationsprogramm. Die Tabelle ist auf Arbeitsblatt 3 "Auswertung" vorbereitet. Die Schüler tragen die Anzahl der richtigen Vokabeln in die Tabelle ein, darunter baut sich direkt eine Grafik auf. Je nach Zielsetzung des Unterrichts und Niveau der Lerngruppe können Schüler diese Tabelle natürlich auch selbst entwickeln. Die Tabelle liegt einmal in Excel und einmal als Open Document vor.
Nach der Diskussion der Ergebnisse ist es sinnvoll, den Filmausschnitt mit den Lerntipps, die diesem Versuch zu Grunde liegen, noch einmal anzusehen (Timecode 10:45 bis 13:15 Min.). Wie ist die Erfahrung der Schüler – stimmen die Lerntipps nach ihren Erfahrungen? Natürlich kann man sie auch anders kombinieren als in unserem Versuch. Übrigens ist das Experiment der beste Weg, die Lerntipps zu verinnerlichen: durch eigenes Ausprobieren und Erkennen.
Lernkarten "pflücken"
Nachdem die Schülerinnen bereits das "Lernen in Bewegung" in der Gruppenarbeit kennenlernen konnten, soll diese Möglichkeit nun weiter ausgebaut werden. Dafür bietet es sich an, im Unterrichtsgespräch zu thematisieren, warum das eine hilfreiche Methode sein kann. Hierbei sollte die Topografie des Gedächtnisses zur Sprache kommen. Dazu kann der Film "Dein Gehirn – Erinnere dich!" gezeigt werden.
Anschließend skizzieren die Schüler auf AB 4 ihr Zimmer und benennen Stellen, an denen sie Lernkarten ablegen könnten. Danach sollen sie einen Weg entwerfen, auf dem sie die Lernkarten pflücken. Das lässt sich am besten als Hausaufgabe erledigen. Vielleicht können sie diese Lernwege auch selbst ausprobieren und ihre Erfahrungen schildern.
Selbstversuch zum Thema Konzentration
Das nächste Experiment soll verdeutlichen, wie wichtig Konzentration für das erfolgreiche Lernen ist und wie Ablenkung das Lernen stört. Nach dem Ansehen des Films "Dein Gehirn - Konzentriere Dich!" erhalten die Schülerinnen und Schüler Karteikärtchen mit Definitionen aus den Filmen. Diese sollen sie lernen – wieder in Gruppen, die jeweils verschiedenen störenden Einflüssen ausgesetzt sind.
Da die Versuchsanlage hier deutlich komplexer ist als bei dem Versuch zum Thema Lernregeln, ist dieses Experiment eher für ältere Schülerinnen und Schüler geeignet. Der Versuch verlangt auch mehr Vorbereitung und eine sorgfältige räumliche Verteilung der Gruppen, damit sie sich nicht gegenseitig stören. Einige Schüler müssen dem Lehrer bei den Störungen der Gruppen helfen.
Auch hier gilt: Achten Sie bei der Zusammensetzung der Gruppe darauf, dass sie vom Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler ungefähr gleichmäßig besetzt sind.
- Gruppe 1 wird durch Musik (maximal Zimmerlautstärke) über den Kopfhörer gestört. Dazu nutzen sie ihre eigenen Handys oder MP3-Player und hören beim Lernen Musik.
- Gruppe 2 wird vom Lehrer abgelenkt, der ihnen Süßigkeiten gibt.
- Gruppe 3 wird durch einen zweiten Arbeitsauftrag abgelenkt. So werden die Mitglieder dieser Gruppe beauftragt, zusätzlich die Mitglieder der anderen Gruppen zu zählen und die Auswertungsbögen passend auf Stapel zu sortieren.
- Gruppe 4 wird vom Lehrer unter Druck gesetzt, zum Beispiel mit Kommentaren wie "Seid ihr noch nicht fertig?" oder "Jetzt beeilt euch aber mal".
- Gruppe 5 wird gezielt von zwei Mitschülern geärgert, zum Beispiel durch Lästern oder Bewerfen mit Papierkügelchen.
- Gruppe 6 ist die Kontrollgruppe und lernt ohne Störfaktoren.
Die Lernkärtchen werden eingesammelt. Anschließend erhalten die Schülerinnen und Schüler mit AB 6a und AB 6b zwei Auswertungsbögen. Zunächst soll jeder für sich auf AB 6a angeben, wie er oder sie die Störungen empfunden hat. Wir empfehlen, dieses Arbeitsblatt zuerst auszufüllen, damit die Antworten zu den Definitionen nicht aus dem Kurzzeitgedächtnis heraus beantwortet werden können, denn es geht ja darum, den längerfristigen Lernerfolg zu testen.
Danach sollen die Schülerinnen und Schüler mithilfe von AB 6b die zuvor erlernten Begriffe auf Basis der Definitionen schriftlich wiedergeben. Die Ergebnisse werden in Partnerarbeit überprüft. Nach dem Ausfüllen beider Bögen werden die Ergebnisse gruppenweise ausgewertet. Dafür steht mit AB 7 "Auswertung" eine Exceltabelle als Hilfsmittel zur Verfügung. Anschließend präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse. Sie werden nun im Unterrichtsgespräch miteinander verglichen. Gibt es Störquellen, die besonders negativ wirken, zum Beispiel Stress oder Ärger? Sind die Süßigkeiten zum Beispiel als positive Verstärkung empfunden worden?
Zum Schluss wird noch einmal der Film angesehen und besprochen, welche Erklärungen er für die Ergebnisse des Experiments liefert. Sie können in der Klasse auch überlegen, welcher Weg besser wäre, die Definitionen zu lernen. Zum Beispiel, in dem die Schüler die Definitionen zu den Begriffen selbst suchen und herausschreiben.
Netzwerke erleben
Wenn die Schülerinnen und Schüler den Film "Dein Gehirn - Erinnere Dich!" nicht bereits in Zusammenhang mit dem Lernen in Bewegung gesehen haben, wird er jetzt gezeigt. Mithilfe eines modellhaften Spiels sollen die Schüler danach erleben, wie Neuronen-Netzwerke im Gehirn funktionieren. Obwohl das bei jüngeren Schülerinnen und Schülern im Lehrplan noch keine Rolle spielt, können auch sie dieses einfache Spiel durchführen. Es hilft zu verstehen, warum stumpfes Auswendiglernen so schwierig ist.
Die genaue Anleitung für das Spiel findet man auf AB 8 "Netzwerke erleben – Versuchsanordnung". Unter anderem werden für die Umsetzung des Spiels die auf AB 9 angelegten Eigenschaftskärtchen benötigt. Zudem ist es ein sehr unterhaltsamer, einprägsamer Abschluss der Unterrichteinheit zum "Lernen lernen".