1. Bezug zu den Bildungsplänen
Der Fächerverbund Welt-Zeit-Gesellschaft (WZG) versteht es als eine seiner zentralen Aufgaben, durch die Öffnung zu anderen Fächern und Fächerverbünden zu ganzheitlichem Lernen beizutragen. Der Film „Wie kocht man bei den Römern“ lädt durch seine Thematik und die behandelten Inhalte zu einer Öffnung und Vernetzung mit anderen Fächern und Fächerverbünden ein und kann bei geschicktem Einsatz zu Bildungsplanvorgaben und eingeforderten Kompetenzen verschiedenster Fächer einen entscheidenden Beitrag leisten. (Dies gilt entsprechend für die anderen Bundesländer und Schularten und das Fach Geschichte)
Im Folgenden sollen verschiedene Ziel- und Kompetenzvorgaben sowie Inhalte aufgezeigt und mit den Inhalten des Films in Einklang gebracht werden.
Der WZG- beziehungsweise Geschichtsunterricht hat als Vorgabe, ein Bewusstsein über die Nachhaltigkeit historischer Ereignisse und Epochen und dadurch ausgelöste Prozesse, die zur Prägung einer Gesellschaft führten und noch führen, anzubahnen und zu entwickeln. Der im Film behandelte Ausschnitt zum Imperium Romanum kann für einen solchen Kulturtransfer exemplarisch gesehen werden.
Die Ausdehnung des Römischen Reiches und seine Dauer haben einen erheblichen Einfluss auf unsere heutige europäische Kultur sowie die europäische Zivilisationsgeschichte und betreffen Bereiche wie Zivilisation, Wirtschaft, Verwaltung, religiöse Toleranz, Architektur und eben auch die Küche beziehungsweise bis dato nicht verwendete Produkte, da nicht kultiviert oder unbekannt.
Welchen Einfluss hat Essen auf die Kultur der Römer?
Der Film greift nun schwerpunktmäßig diesen Teilbereich des nachhaltigen kulturellen Einflusses auf und bietet wissenschaftlich begleitete Einblicke in den Speiseplan der Römer und darüber hinaus in unterschiedliche Bereiche der römisch-germanischen Gesellschaft. Auf der Grundlage des Speiseplans lässt sich sozusagen rekonstruieren, wie sich die Lebensweise der germanischen Bevölkerung während und nach der römischen Besetzung änderte.
Nahrungsmittel, die auf dem Speiseplan der Römer standen, mussten entweder importiert werden, wozu ein gut ausgebautes Straßennetz von Nöten war. Oder aber sie mussten in den Provinzen eingeführt und kultiviert werden, was dazu führte, dass sich die Art der Feldbestellung, die angebauten Getreide-, Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und die gehaltenen Vieharten sich änderten, wobei deren Kultivierung und landwirtschaftlicher Anbau bei vielen Sorten bis heute erhalten blieb.
Die im Film angesprochenen Villae Rusticae sind von den Römern errichtete Gutshöfe, die unter anderem der Versorgung des Militärs dienten. Sie wurden meist in Dorfnähe (vici) gebaut und schaffen die Grundlage für die heute noch bestehende ländliche Struktur in diesen Gebieten Deutschlands.
So kann der Film „Wie kocht man bei den Römern?“ dazu beitragen, die Gesellschaft als historisch gewachsen zu sehen, sich über die Nachhaltigkeit des kulturellen Einflusses der Römer bewusst zu werden und gleichwohl in weiterführenden Stunden einen Gegenwartsbezug mit adäquaten Beispielen herzustellen. Er könnte als Anknüpfungspunkt zu interkulturellem Lernen gesehen werden und der Auseinandersetzung mit Kulturen innerhalb und außerhalb unserer gegenwärtigen Gesellschaft dienen.
Kulturtransfer fand und findet statt und wird auch in Zukunft stattfinden. Wie fade wäre unser Speiseplan ohne den nachhaltigen Einfluss fremder Kulturen?
Handel und Anbau von Nahrungsmitteln im Römischen Reich
Eine weitere Bildungsplanvorgabe – die Orientierung in der Welt und im Heimatraum – kann durch die Sendung angesprochen werden: Das Handelswesen der Römer mit Gütern und Nahrungsmitteln, innerhalb und außerhalb der Imperiumsgrenzen, lädt mittels Weltkarte zu einer Verortung der in den Rezepten verwendeten Produkte ein. Dies kann auf Produkte ausgedehnt werden, die wir heute als ganz selbstverständlich an der Gemüse- und Obsttheke finden oder deren Kultivierung im mitteleuropäischen Raum erst nach Ende des Imperium Romanum in der Neuzeit stattfand.
So können die Schüler den Umgang mit Karte und Atlas üben und sich auf der Erde orientieren. Anschließend kann man erste Einblicke in die Bedeutung von Import und Export, Globalisierung und wirtschaftlicher Prozesse bieten.
Der Filmtitel macht fast schon eine eine Vernetzung mit dem Fächerverbund WAG (Wirtschaft – Arbeit – Gesundheit) zwingend, in welchem „Geschichte“ sozusagen durch den Magen gehen, sinnlich begriffen und erlebt werden darf.
So werden als Vorgabe des WAG-Unterrichts, das Erkennen kultureller Unterschiede in Bezug auf Speisen, deren Zubereitung und Verzehr, aber auch das selbständige Zubereiten und Bewerten einfacher Speisen genannt. Das Nachkochen der römischen Filmrezepte greift diese Inhaltsvorgaben auf.
2. Hinweise zum Unterrichtsverlauf
Der Film: „Wie kocht man bei den Römern?“ zeigt anhand der Rekonstruktion des römischen Speiseplans verschiedene Bereiche der germanischen Gesellschaft auf, die durch die Besiedelung der Römer nachhaltige Veränderungen oder Neuerungen erfahren haben. Hauptsächlich geht es um die Veränderungen im Garten- und Landbau oder um den Import verschiedener Produkte. Dies ist als Beispiel für Kulturtransfer zu sehen und zeugt von der Nachhaltigkeit historischer Prozesse und Ereignisse. Um über den Film hinaus auf diese Metaebene zu gelangen, können die Schüler bereits zu Anfang der Stunde auf dieses Phänomen eingestimmt werden, um dann auf den Film überzuleiten und am Ende wieder den Bogen zu schlagen, was von den Römern nebst Garten- und Landbau in die germanische Gesellschaft eingeführt wurde und erhalten blieb.
Motivationsphase/Gruppenfindung
Vor Unterrichtsbeginn notiert die Lehrkraft auf der Innenseite der Tafel den Satz:
Was haben/ hat uns __________ gebracht?
Die Lehrkraft verteilt Kärtchen an jeden Schüler. Auf jedem Kärtchen steht ein Land, eine Gruppe oder eine Kultur, die entscheidenden Einfluss auf unsere Gesellschaft hatten oder haben und von denen man ausgehen kann, dass sie den Schülern bekannt sind, weil sie entweder bereits im Unterricht behandelt wurden oder die Schüler täglich mit ihnen in Verbindung stehen.
Die Lehrkraft wählt je nach Klassengröße und gewünschter Gruppenstärke eine bestimmte Anzahl aus. Beispielsweise USA, China, die Griechen, die Steinzeit, Internet, Fernsehen etc. Die Schüler finden sich in den Gruppen zusammen, die Lehrkraft klappt die Tafel auf und die Schüler sollen sich unter dieser Fragestellung zu ihrem Thema kurz beraten.
Die Tafel wird wieder zugeklappt und auf der Rückseite erneut notiert. Darunter werden dann die von den Gruppen gefundenen Ergebnisse notiert.
Anmerkung: Der Fragenkatalog und die Arbeitsblätter können später in diesen Gruppen diskutiert werden, bevor sie im Klassenverband besprochen werden.
Einstieg
Die Tafel wird aufgeklappt und die Lehrkraft fragt, ob die Schüler noch mehrere Gruppen oder Völker aus der Geschichte kennen, die uns irgendetwas nachhaltig gebracht haben. Es ist davon auszugehen, dass aus dem Unterricht, aus Filmen und Comics oder aus den zahlreichen Ausgrabungsstätten der Region die Römer bekannt sein dürften. Sollten die Schüler nicht auf die Römer kommen, muss die Lehrkraft lenkend darauf hinarbeiten. Eventuell mit einem passenden Bild aus einem Asterix-Comic, mit der Abbildung Caesars, einer romanischen Statue, dem Bild eines Gladiators oder ähnlichem.
Nach dieser Phase soll nun an der Tafel fixiert sein: „Was haben uns die Römer gebracht?“
Die Schüler nennen ihre Vermutungen oder ihr Vorwissen. Diese werden am Ende der Doppelstunde mit den Ergebnissen der Arbeitsblätter zusammenfassend ergänzt.
Landwirtschaft und Gartenbau | Erweiterung des Speisezettels durch Import von...... |
---|---|
Wein |
Überleitung:
Überleitend verspricht die Lehrkraft das Vervollständigen der Tabelle nach dem filmbegleitenden Einblick in die römische Küche und den daraus resultierenden Einflüssen auf unsere heutige Gesellschaft. Der Film wird im Klassenverband geschaut.
Arbeitsphase
Vor Bearbeiten des Arbeitsblattes 1 stellt der folgende Fragenkatalog eine Möglichkeit dar, den Film nochmals sequenzweise zu schauen. Die Schüler notieren sich die Antworten, welche anschließend im Plenum besprochen werden.
Nach Bearbeitung und Besprechung des Katalogs sollten die Schüler die aufeinander aufbauenden Arbeitsblätter 1-3 lösen können.
Anmerkung: Alternativ kann das Arbeitsblatt 1 mit den entsprechenden Filmsequenzen bearbeitet werden. Für Arbeitsblatt 2 und 3 ist das nochmalige Schauen der Sequenzen nicht notwendig.
Fragenkatalog
Frage 1-5: Sequenz 00:00 – 04:37
Frage 6-15: Sequenz 04:37 – 10:45
Frage 16-21: Sequenz 10:45 - Ende
1. Was wollen Archäobotaniker rekonstruieren?
2. Erkläre den Begriff „Schlämmen“.
3. Welche drei Nahrungsmittel erkennen die Archäobotaniker unter dem Mikroskop?
4. Was haben die Römer bei uns vorangetrieben?
5. Liste die genannten Obstsorten, Gewürze und weitere Nahrungsmittel auf, die durch die Römer in Germanien kultiviert, eingeführt oder in der Küche verwendet wurden.
6. Was bereitet der TV-Koch als Vorspeise zu?
7. Welche Zutaten benötigt er?
8. Höre gut zu und schreibe die genannten Zutaten für die Marinade auf.
9. Aus welcher Quelle stammen die antiken Rezepte?
10. Welche Sprache muss der Forscher können, um die Rezepte übersetzen zu können?
11. Was heißen Piper und Garum übersetzt?
12. Woher kamen
Piper, Cardamom, Zimt und Ingwer ______________
Datteln___________________
Garum___________________
Austern__________________
Silphium__________________
13. Welche Gewürzpflanze ist heute ausgestorben und wodurch wird sie im Rezept ersetzt?
14. Was gab es als Hauptgang?
15. Notiere die Zutaten.
16. Was bedeutet der Begriff Villa Rustica und was wurde dort produziert?
17. Welche Gebäude, die zum Gutshof gehören, werden im Film genannt?
18. Was konnten Reisende in der Villa Rustica?
19. Was hat es mit der entdeckten „Fußbodenheizung“ auf sich?
20. Was gibt es als Dessert?
21. Notiere die Zutaten.
Vertiefung 1
Arbeitsblatt 1
In diesem sollen die Schüler sich ganz den Rezepten des Films widmen und dem Koch Flavius bei seiner Misere helfen. Die im Film genannten Importländer der Zutaten sollen auf der geeigneten Kopie einer Weltkarte namentlich verortet werden. So kann mittels Film die Arbeit mit Atlas und Weltkarte geübt werden, was mit Arbeitsblatt 2 noch intensiviert wird. Die Lösungen werden im Plenum besprochen.
Anmerkung:Sollte das Arbeitsblatt ohne den Fragenkatalog gelöst werden, müssen die Sequenzen 04:37-10:44 und 13:10-Ende nochmals geschaut werden.
Vertiefung 2 und Zusammenfassung
Arbeitsblatt 2
Ein römisches Mädchen, welches auf demselben Gutshof lebt wie der Koch Flavius, erzählt, was die Germanen den Römern zu verdanken haben.
Dieses Arbeitsblatt hat mehrere Funktionen.
1. Die Schüler sollen nochmals kurz skizzieren, wie ein Archäobotaniker arbeitet. (evtl. Sequenz 02:26-04:37 nochmals zeigen)
2. Bezugnahme auf das Arbeitsblatt 1. Die Liste der importierten Lebensmittel wird ergänzt und die Schüler sollen mit geeigneten Medien (Internet, Lexika) nach deren Herkunftsland forschen und diese auf einer kopierten Weltkarte namentlich verorten.
(Anmerkung: Im Internet stehen als Herkunftsländer zuweilen Kleinasien, Zentralasien, Ostasien oder Nordafrika etc. Den Schülern sollte mitgeteilt werden, um welche Länder es sich handelt.)
3. Neben Lebensmitteln erwähnt Lucia römische Einflüsse im Garten- und Landbau sowie auf Kultur und Technologie, um so das Bild der nachhaltigen Prägung durch die Römer vom Speiseplan ausgehend auf andere gesellschaftliche Bereiche zu übertragen.
4. Als Metaebene soll sich den Schülern der Begriff Kulturtransfer erschließen, und sie sollen erkennen, dass Einfuhr und Kultivierung bestimmter Pflanzen, aber auch die Kultivierung sanitärer Anlagen, der Straßenbau, die Architektur etc. als Beispiele für Kulturtransfer zu sehen sind.
5. Zusammenfassung
Mit Hilfe dieses Arbeitsblatts kann die Lehrer wieder der Bogen zum Anfang der Stunde spannen, die unter der Fragestellung stand, was uns die Römer gebracht haben, die Tabelle kann vervollständigt werden und die Bedeutung des Wortes Kulturtransfer kann als allgemeine Definition visualisiert werden.
Differenzierung mit Arbeitsblatt 3
Schnelle Schüler oder Gruppen lösen das Kreuzworträtsel „Latein/Deutsch“. Dieses greift lateinische Begriffe und Lehnwörter auf, die im Film erwähnt und im Fragenkatalog, aber auch auf Arbeitsblatt 2, genannt und erklärt werden. Mit dem Lösungssatz erschließt sich den Schülern nochmals, wozu die im Arbeitsblatt 2 von Lucia beschriebene Villa Rustica diente.
Anmerkung: Arbeitsblatt 3 kann als Hausaufgabe aufgegeben werden.
Ideen und Vorschläge zur Weiterarbeit:
Wie in den methodisch-didaktischen Hinweisen erwähnt, kann die Doppelstunde durch die Zusammenarbeit mit der WAG-Lehrkraft in einer Folgestunde abgerundet werden. Die Gerichte können nachgekocht und wie im Film einer geschmacklichen Bewertung unterzogen werden. Weiterführende Ideen können ebenfalls den methodisch-didaktischen Hinweisen entnommen werden.