Am Ostermontag des Jahres 1525 erreichten die Gewaltexzesse im Bauernkrieg einen neuen Höhepunkt. In die Geschichte ging dieses Ereignis unter der Bezeichnung „Die Weinsberger Bluttat“ ein. Rund 6.000 aufständische Bauern aus Hohenlohe und dem Odenwald, zusammen mit zahlreichen Bauern aus dem Neckartal unter Führung von Jäcklein Rohrbach, griffen die Stadt Weinsberg mit der dazugehörigen Burg an.
Warum ausgerechnet Weinsberg ins Visier der aufständischen Bauern geriet, lassen mehrere Gründe vermuten. Zum einen war die etwas baufällige Burg nur mit wenigen Soldaten gesichert, zum anderen hatten die Aufständischen die Kunde erhalten, dass sich dort der ihnen verhasste Graf Ludwig von Helferstein mit seinem Gefolge aufhielt. Dieser war der Schwiegersohn Kaiser Maximilians I. und als Obervogt für alle württembergische Bauern zuständig. Sein rigides Regiment brachte die Bauern gegen ihn auf, vor allem, als er ihnen mitteilen ließ, dass er alle Bauern des Weinsberger Tals verbrennen werde, wenn sie sich den Aufständischen anschlössen.
Diese Drohung beschleunigte die Spirale der Gewalt. Am Ostersonntag, 16. April 1525, erstürmten die Bauern gegen 8 Uhr morgens die Burg, nachdem ihre Forderungen nach einer Übergabe gescheitert waren. Die schlecht bewaffnete Burgbesatzung konnte nur wenig gegen die anstürmenden Bauern ausrichten. Als die Burg eine Stunde später eingenommen war, begannen die Plünderungen und Gräueltaten: Ein Bauer erstach den Burgkaplan, die Gräfin und ihr kleiner Sohn wurden gefangen genommen und die Burg schließlich niedergebrannt.
Danach wandten sich die aufgebrachten Bauern der Stadt Weinsberg zu. Sie ließen verlauten, dass die Bürger nichts zu befürchten hätten, wenn sie die Tore öffneten; der Graf und seine adlige Gefolgschaft sollten jedoch mit ihren Leben bezahlen. In Weinsberg kam es nach dieser Nachricht zu Tumulten, die Stadt wurde kurz Zeit später gestürmt. Alle Versuche des Grafen und seiner Anhänger sich zu verteidigen, scheiterten. Viele starben hinter der Johanneskirche, in der sie Schutz gesucht hatten. Trotz der Einwände gemäßigter Bauern, sprach der Anführer Jäcklein Rohrbach das Todesurteil über Graf von Helferstein und seine engsten Vertrauten aus. Bevor sie jedoch vor den Toren der Stadt hingerichtet wurden, trieben die Bauern sie mit Spießen und Hellebarden durch die Gassen – eine besonders unehrenhafte Strafe für die Adelsleute.
Die Reaktionen unter den Herrschenden und Reformatoren auf die Bluttat von Weinsberg waren heftig: Martin Luther distanzierte sich entschieden von der gewaltsamen Revolte der Bauern und forderte in seiner Schrift „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“ drastische Strafen für die Aufständigen. Viele der Bauern wurden in den folgenden Monaten verurteilt. Der Rädelsführer Jäcklein Rohrbach erhielt im Mai bei Heilbronn sein Urteil und wurde verbrannt.