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Privet heißt Hallo | Hintergrund

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Autor/in
Gisela Erbslöh

Kasachstan - Geographie

Die unabhängige Republik Kasachstan liegt in Zentralasien. Sie umfasst ein Gebiet von mehr als 1,7 Millionen Quadratkilometern und ist damit siebeneinhalb Mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Im Norden und Westen grenzt Kasachstan an die Russische Föderation, im Osten an die Volksrepublik China. Im Süden hat es gemeinsame Grenzen mit Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan. Kasachstan und seine Anrainerstaaten, außer China, gehörten früher zur Sowjetunion. Im Oktober 1990 erklärte sich die kasachische Republik für unabhängig.

Eine Karte von Kasachstan
Kasachstan

Ein Drittel des Landes besteht aus Steppe und mehr als die Hälfte aus Wüsten und Halbwüsten. Die eindrucksvollsten Gebirge liegen im Osten: unter anderem der Altai und das Tienschan-Gebirge mit dem beinahe 7000 m hohen Gipfel des Khan-Tengri. Flacher ist es im Norden und Westen, am Kaspischen Meer sowie um den Aralsee – einst das größte Süßwasserreservoir der Welt - und um den Balchesch-See im Süden. Beide Seen drohen aufgrund rücksichtsloser Bewässerungsmaßnahmen zur Sowjetzeit und im heutigen China zu vertrocknen. Erheblich sind die Belastungen durch Umweltschäden auch in der Gegend um die von Russland gepachtete Weltraumstation Bajkonur und um Semipalatinsk, wo in den Jahren 1949 bis 1989 Hunderte Atomversuche der Sowjets stattfanden.

Klima

Kasachstans Klima ist durch sehr heiße Sommer und sehr kalte Winter geprägt, doch können die Temperaturen an verschiedenen Orten sehr unterschiedlich sein. In der größten Stadt Almaty (ca. 1,7 Millionen Einwohner), die nur 200 km von China entfernt liegt, sind sie vergleichsweise moderat. Im Landesinneren dagegen wird es im Sommer gewöhnlich plus 40 und im Winter minus 40 Grad.

Heizungsrohre
Heizungsrohre sind überirdisch verlegt

Wirtschaft

Bodenschätze machen den Reichtum des Landes aus – vor allem Kohle, Öl und Erdgas, aber auch Uran und verschiedene Erze. Wichtigste Handelspartner sind Russland, die Ukraine, südasiatische Staaten, Deutschland und Großbritannien, aber auch die Türkei, die mit Kasachstan und anderen Turkstaaten eine besondere Allianz eingegangen ist – was für die Energieversorgung Europas in Zukunft eine Rolle spielen könnte.

Bevölkerung und Geschichte von Kasachstan

Im Gebiet des heutigen Kasachstan gab es bereits im 5. Jahrhundert ein Reich turksprachiger Steppenkrieger. Auch heute noch sprechen die Kasachen eine Sprache, die mit den Sprachen aller Turkvölker verwandt ist. Vom Türkischen unterscheidet sie sich allerdings so sehr, dass sich Türken und Kasachen ohne Dolmetscher nicht mehr verstehen können. Diese Steppenkrieger vermischten sich mit den Mongolen und dienten lange dem Reich Dschingis Khans als „Wächter“ seiner Grenzen. Nach dessen Untergang um 1400 gründeten sie einen ersten Staat: die Khasaqu Orda. Im 17. Jahrhundert baten die Kasachen das Russische Zarenreich um Verteidigungshilfe gegen aggressive südliche Nachbarn. Ende des 19. Jahrhunderts annektierte das Russische Reich das Land des Nomadenvolks.

Noch heute spielt die Hierarchie der alten kasachischen Clans und der drei übergeordneten „Horden“ im Alltags- und im politischen Leben eine entscheidende Rolle. Die spezifisch kasachische Nomadenkultur aber wurde durch eine gnadenlose Russifizierungs- und Sowjetisierungspolitik weitgehend zerstört. Diese Politik – insbesondere die Verfolgung vermögender Viehbesitzer und die zwangsweise Einführung des sowjetischen Landwirtschaftssystems (Kollektivierung, Kolchosen, Sowchosen) - führte in den 1930er Jahren zum Hungertod der Hälfte der kasachischen Bevölkerung. Aufgrund der gezielten Besiedelung durch Russen und Ukrainer waren Ende der 1950er Jahre nur noch 30 Prozent der Menschen im Land kasachischer Herkunft.

Diese Tendenz kehrte sich nach dem Ende der Sowjetunion 1991 um, als vor allem Russen und Russlanddeutsche aus Angst vor ethnischen Konflikten und wirtschaftlicher Benachteiligung zu emigrieren begannen. Zu Beginn des Jahres 2010 betrug der Anteil der kasachischen Bevölkerung 63 Prozent, der Anteil der Russen 23 Prozent. Kasachisch, das vor der Auflösung der Sowjetunion von jungen Menschen kaum noch beherrschten wurde, ist zur ersten Staatssprache erhoben worden. Im Ganzen leben 120 Nationalitäten im Land.

Die dominierende Religion ist ein liberaler, sunnitisch geprägter Islam. Präsident Nasarbajew aber legt großen Wert auf Religionsfreiheit. So können die etwa 26 Prozent Christen – vor allem russisch Orthodoxe und römische Katholiken – unangefochten ihren Glauben praktizieren.

Karaganda und das Karlag

Karaganda (heute Karagandy) ist der Name eines Gebiets und der zweitgrößten Stadt von Kasachstan (420.000 Einwohner). Sie gilt als das Zentrum der dort lebenden Russlanddeutschen. Allerdings hat sich die Zahl der Russlanddeutschen im ganzen Land auf Grund der verstärkten Auswanderung seit 1993 erheblich verringert. In der Stadt Karaganda lebten 1989 noch 143.000 Russlanddeutsche, zehn Jahre später nur noch 57.200.

Von 1930 bis 1959 bestand das Gebiet Karaganda, in dessen Mitte die gleichnamige Stadt liegt, aus einem gigantischen Verbund sowjetischer Straflager, dem Karlag (von „Karagandinskij ispravitel’no-trudovoj lager“ – Karagandisches Erziehungs- und Arbeitslager). Zum Zeitpunkt seiner höchsten Auslastung um 1949 leisteten hier bis zu 60.000 Menschen unter grausamen Bedingungen Zwangsarbeit: Kriminelle, politische Gefangene, ehemalige Soldaten und Offiziere der roten Armee, die in Nazideutschland in Gefangenschaft geraten waren und dafür im eigenen Land bestraft wurden, und nicht zuletzt Angehörige nationaler Minderheiten wie Russlanddeutsche. Deren Vergehen bestand oft lediglich darin, dass sie Weizen gestohlen hatten, um ihre Familien vor dem Verhungern zu retten. Die im Gebiet Karaganda noch lebende Urbevölkerung war bis auf wenige Ausnahmen ausgesiedelt worden. Das Verwaltungszentrum des riesigen Lagerverbunds war das Dorf Dolinka, in dem sich heute ein Lager-Museum befindet.

Wie die Deutschen nach Russland und Kasachstan kamen

Im Juni 1763 erließ Zarin Katharina die Große ein Manifest, in dem sie Ausländer zur Kolonisation in Russland aufrief. Diesem Aufruf folgten im 18. Jahrhundert etwa 100.000 Menschen, vor allem aus Hessen, der Rheinpfalz, Baden und Württemberg. Die Gründe für die Auswanderung waren meist wirtschaftliche. Bevölkerungswachstum und Bodenknappheit führten dazu, dass sich immer weniger Bauern von ihren eigenen Erträgen ernähren konnten. Dazu kamen Missernten und hohe Abgaben. In ihrem Manifest hatte Katharina die Große den Auswanderern zugesagt: Religionsfreiheit, persönliche Freiheit, Befreiung vom Militärdienst, Land und Steuerfreiheit. Ein Jahr später gab es an der Wolga bereits 104 deutsche Dörfer. Ein zweites Manifest folgte 1804 - dieses Mal war es Katharinas Enkel Alexander I., der zur Ansiedlung im Schwarzmeergebiet aufrief. Bis 1830 gab es mehrere Auswanderungswellen, vor allem aus dem süddeutschen Raum.

1914 war die Zahl der Russlanddeutschen auf 1,4 Millionen gestiegen. Mit Beginn des ersten Weltkriegs verschlechterte sich ihre Lage. Sie galten jetzt als Feinde und wurden durch neue Gesetze zum Teil gezwungen, ihr Land zu verkaufen. Die Oktoberrevolution von 1917 verschaffte den Deutschen zunächst eine eigene „Autonome Sowjetrepublik“. Ende der 1920er Jahre aber, als die Landwirtschaft kollektiviert und die Kirchen geschlossen wurden, versuchten Tausende Deutschstämmiger auszureisen. Deutschland verweigerte ihre Aufnahme. Ganz schlimm kam es nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion 1941. Unter dem Vorwand, sie hätten Spione versteckt, wurden die Deutschstämmigen nach Kasachstan, Sibirien, Kirgistan und Usbekistan verschleppt. Das gleiche Schicksal traf einige Jahre später mehrere Kaukasusvölker und die Krimtataren. Viele von ihnen mussten in der sogenannten „Trudarmija“ (Arbeitsarmee) Zwangsarbeit leisten. Sie durften die Orte, an denen sie lebten, nicht verlassen und hatten kaum Möglichkeiten, Bildung zu erwerben. Erst 1955 wurden die Beschränkungen für die Russlanddeutschen aufgehoben, die Rückkehr in die früheren Siedlungsgebiete blieb aber verboten.

Migration nach Deutschland: Spätaussiedler aus der Sowjetunion

In den 1970er Jahren kam es zu einer ersten Ausreisewelle in die Bundesrepublik. Erst im Zeichen von Perestroika und Glasnost jedoch waren massenhafte Ausreisen möglich. Die Menschen, die seit Ende der 1980er Jahre nach Deutschland kamen, jährlich zwischen 100.000 und 200.000, wurden Spätaussiedler genannt – im Unterschied zu den Aussiedlern aus verschiedenen Osteuropäischen Ländern, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurückkehren mussten. 1989 hatte nahezu eine Million Deutschstämmiger in Kasachstan gelebt, um 2010 waren es noch etwa 17.800.

Seit Mitte der 2000er Jahre hat die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Einreise von Menschen, die sich als Deutschstämmige bezeichnen, durch eine Sprachprüfung und einige andere Regelungen erheblich erschwert. Von vielen Ausreisewilligen wird dies als sehr ungerecht empfunden, weil durch den enormen Anpassungsdruck, der spätestens seit Beginn des zweiten Weltkriegs in der Sowjetunion herrschte, in ihren Familien die deutsche Sprache verloren ging. Viele von denen, die bis heute in Kasachstan leben, sehen für sich und ihre Familien dort aber keine Zukunftschancen, da die Ressourcen im Land sehr ungleich verteilt sind und die Infrastruktur in weiten Teilen des Landes immer noch sehr unterentwickelt ist. Andere Deutschstämmige dagegen, unter anderem auch solche, die bereits in der Bundesrepublik ansässig sind, setzen ihre Hoffnung auf zunehmende Wirtschafts- und Tourismusbeziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland, die ihnen neue Arbeitsmöglichkeiten bescheren könnten.

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