Wenn
wir einen Eisblock schnell schmelzen wollen, so können
wir auch ein Holzbrett darauf pressen. Zum einen ist
das Holz wärmer als das Eis, sodass Wärme
auf dieses übertragen wird. Zum anderen beschleunigt
der Druck den Schmelzvorgang. Ähnliches passiert
auch beim Schlittschuhlaufen und beim Bobfahren.
Schlittenfahrer
im Eiskanal und zurückbleibende Wärmespur,
aufgenommen mit einer Infrarot-Kamera
Das
Druckschmelzen von Eis ist ein komplizierter
Vorgang und nicht einfach zu erklären. Der klassische
Versuch, der das Druckschmelzen erklären soll,
funktioniert wie im Folgenden beschrieben. Man hänge
um einen Eisblock eine Drahtschlinge, die unten durch
ein Gewicht beschwert wird. Das Gewicht zieht den
Draht nach unten. Dort wo der Draht aufliegt, beginnt
das Eis zu schmelzen. Der Draht frisst sich wie durch
das Eis hindurch. Oberhalb des Drahtes friert das
Eis wieder zusammen.
Warum
ist das so? Die tiefere Ursache liegt in dem ungewöhnlichen
Temperaturverhalten von Wasser. In dem Temperaturbereich
zwischen 0º C und 4º C hat es eine größere
Dichte als Eis, d.h. die Wassermoleküle sind
dann dichter gepackt als im Eis. Die Wissenschaft
spricht hier von der Dichteanomalie des Wassers.
Wird Druck auf ein Stück Eis ausgeübt, werden
die Moleküle enger zusammen gepresst. Demzufolge
vergrößert sich die Dichte an der Oberfläche
der Druckstelle. Aber eine größere Dichte
entspricht eben auch dem flüssigen Aggregatzustand
von Wasser. Die Folge: Das Eis schmilzt durch Druck.
Versuche
mit einer Nylonschnur statt eines Drahtes unter gleichen
Bedingungen haben ergeben, dass der Schmelzeffekt
deutlich geringer ausfällt. Die Begründung
"Druckschmelzen" kann deshalb allein nicht
stimmen. Vielmehr dürfte die Wärmezufuhr
durch den Draht die entscheidende Rolle spielen, so
die Vermutung. Insofern besteht das Phänomen
"Druckschmelzen" aus einer Kombination verschiedener
Effekte.
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