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Ein
Ansatz aus dem 20. Jahrhundert war der des italienischen
Psychologen Mario Ponzo. Er stellte 1913 erstmals
die heute nach ihm benannte optische Täuschung
vor (auch Schienen-Illusion genannt). Auf einer Zeichnung
in Zentralperspektive laufen zwei Linien (die Schienen)
an einem Punkt im Horizont zusammen. Zwischen den
Schienen liegen zwei Striche (Balken), einer weiter
unten auf dem Papier (also perspektivisch vorne) und
einer weiter oben (perspektivisch weiter entfernt).
Der obere Balken wird als größer wahrgenommen,
obwohl beide Striche gleich lang sind.
Warum
stimmt hier unsere Wahrnehmung nicht mit der Wirklichkeit
überein? Unser Wahrnehmungsapparat ist dazu ausgerüstet,
Entfernungsinformationen zu verarbeiten. Derselbe
Gegenstand erzeugt in verschiedenen Entfernungen unterschiedlich
große Abbilder auf der Netzhaut.
Ein
größerer Gegenstand, weiter entfernt, kann
jedoch ein gleich großes Abbild im Auginneren
erzeugen wie ein naher kleiner Gegenstand. Das räumliche
Sehvermögen hilft, die Entfernung eines Gegenstandes
einzuschätzen.
Im
Laufe der Zeit haben wir gelernt, Entfernungen und
Größen in ein Verhältnis zu setzen.
Wird dem Auge die zweidimensionale perspektivische
Ponzo-Illusion vorgesetzt, dann wird das Gehirn getäuscht.
Es interpretiert die Zeichnung als Raum. Die Striche
werden als Objekte in einer dreidimensionalen Landschaft
wahrgenommen. Der obere Strich scheint näher
am scheinbaren Horizont zu sein als der untere. In
Wirklichkeit sind beide gleich lang. Dadurch, dass
wir den oberen Strich weiter entfernt glauben, schließen
wir darauf, dass er länger ist als der untere
Strich.
Warum
aber sehen wir den Mond direkt über dem Hoizont
größer als oben am Himmel? Kann die Ponzo-Illusion
eine Erklärung liefern?
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