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Der Film in der Schule
Jeder von uns trägt Schuhe. Die großen Sportschuhmarken erfreuen sich besonders bei Jugendlichen enormer Popularität. Kaum ein Schüler trägt keine der großen, namhaften Marken. Viele ihrer Idole werben für sie. Doch wo und vor allem unter welchen Bedingungen werden sie produziert?
Im Zeichen der schnell wachsenden Wirtschaft und des unaufhaltsam voranschreitenden technischen Fortschritts ist es wichtig, den Schülern einen Blick hinter die Kulissen der Bekleidungsindustrie in Fernost zu ermöglichen. Denn vor allem die Menschen, die für uns diese Schuhe herstellen, sind es, die von negativen Auswirkungen des rasanten Tempos der Globalisierung und unseres Konsumverhaltens unmittelbar betroffen sind. Durch den Film werden den Schülern zusätzlich Anstöße gegeben, alternative Wege zu sehen, die zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit führen können.
Bezug zum Bildungsplan
Für die Fächer Gemeinschaftskunde und Wirtschaft sehen die Bildungspläne ausdrücklich vor, dass die Schüler vier prozessbezogene Kompetenzen erlangen. Dazu zählt zunächst die Analysekompetenz. Die Schüler sollen hierbei beispielsweise die Kompetenz erwerben, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Sach-, Konflikt- und Problemlagen anhand grundlegender sozialwissenschaftlicher Kategorien zu untersuchen. Zudem spielt die Urteilskompetenz eine wesentliche Rolle. Das Ziel der Schüler ist es, reflektierte Urteile eigenständig entwickeln und formulieren zu können. Die Handlungskompetenz, die Schüler dazu befähigt Urteile, Entscheidungen und Interessen zu formulieren und vor anderen vertreten zu können, ist ebenso wichtig wie die Methodenkompetenz. Hierbei sollen sich die Schüler über aktuelle Themen informieren und dabei kritisch mit Medien und Textsorten umgehen können. Alle vier Kompetenzen werden anhand der Thematik direkt geschult und gefördert.
Es ist wichtig die Schüler auf ihre Rolle des verantwortungsvollen Konsumenten und seine Macht als Verbraucher hinzuweisen. Ebenso soll den Schülern am Beispiel eines globalen Produkts das Spannungsverhältnis zwischen individuellem Nutzen und globaler Verantwortung erläutert werden. Chancen und Risiken eines liberalisierten Weltmarktes für unterschiedliche Staaten werden durch den Film erläutert. Die Schüler können anhand der Thematik die Notwendigkeit eines gerechten Handels als Teil der Eine-Welt-Problematik erkennen und Lösungsansätze für nachhaltiges Wirtschaften beschreiben.
Eine Nutzung des Films im Fach Ethik würde sich anbieten. Die Thematik bietet die Möglichkeit, die Schüler in ihrer ethischen Urteilsfähigkeit zu schulen und ebenso ihre Bereitschaft zur Übernahme von persönlicher und gesellschaftlicher Verantwortung zu fördern. Soziale Gerechtigkeit und soziales Engagement spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Unterrichtsablauf
Die folgende Unterrichtsstunde soll Schülern einen Blick hinter die Kulissen der Produktion der Massenware Turnschuhe bieten. Aufgrund der Filmlänge empfiehlt sich eine Doppelstunde; der Unterricht kann auch auf zwei einzelne Stunden verteilt werden.
Die Lehrkraft beginnt die Unterrichtstunde mit einem Screenshot aus dem Film (Materialblatt 1, Bild 1). Zu sehen ist zunächst nur eine Warteschlange von Jugendlichen. Wo sie genau anstehen, ist zunächst nicht ersichtlich. Den Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden zu spekulieren. Folgende Fragen können die Schüler sich hierbei stellen:
● ‚Wo könnten die Jugendlichen anstehen?‘
● ‚Vor welchem Geschäft würde ich anstehen?‘
Hierbei wird ein direkter Bezug zur Lebenswelt der Schüler hergestellt. Nach einigen Spekulationen soll die Lehrkraft nun den zweiten Bildausschnitt (Materialblatt 1, Bild 2) zeigen. Den Schülern wird nun verraten, vor welchem Geschäft die Jugendlichen anstehen. Es wird ersichtlich, dass es sich um ein Geschäft handelt, das Turnschuhe verkauft. Im weiteren Unterrichtsgespräch können nun die Vorerfahrungen der Schüler ausgetauscht werden.
Zum Beispiel:
● „Habt ihr auch schon einmal für Turnschuhe angestanden?“
● „Kennt ihr jemanden, der das tun würde?“
● „Warum machen Jugendliche in eurem Alter so etwas?“
Im nächsten Unterrichtsschritt führen die Jugendlichen nun ein Partnerinterview (Arbeitsblatt 1) zu ihrem Konsumverhalten in Bezug auf Turnschuhe durch. Hierbei wird beispielsweise abgefragt, welche Sportschuhmarken sie kennen, wie viel Geld sie für Turnschuhe ausgeben und was sie bereits über Produktion oder Produktionsorte wissen.
Die Angaben zum eigenen Konsumverhalten und das Vorwissen der Schüler sollen nun mithilfe eines kurzen Unterrichtsgesprächs an der Tafel in einer Mindmap gebündelt werden (Materialblatt 2: Mindmap). Nachdem auch Vorwissen über Produktion, Produktionsorte und Arbeitsschritte in der Schuhindustrie gesammelt wurden, kann die Lehrkraft nun zum Film überleiten.
Die Schüler erhalten dazu das Arbeitsblatt 2 und sollen während des Films Fragen in Einzelarbeit beantworten. Die Fragen konzentrieren sich hierbei auf Arbeitsbedingungen in der Schuhproduktion in Fernost, den Arbeitsschutz, Risiken und Gefahren beim Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und Alternativen in der Turnschuhproduktion. Nachdem der Film abgespielt wurde, sollen die Schüler in einer kurzen Murmelphase mit ihrem Partner die Antworten besprechen, bevor sie im Plenum gesichert werden.
Nun folgt die Überleitung zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik. Eine Möglichkeit wäre es, eine Pro- und Contra-Debatte durch die Schüler vorbereiten zu lassen (Alternative 1 – Arbeitsblatt 3a). Am Ende sollen die Schüler in der Lage sein, sich ein Urteil bilden zu können und eine abschließende Entscheidung zu treffen.
Eine andere Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der Thematik gelingt über die Interpretation einer Karikatur (Alternative 2 – Arbeitsblatt 3b). Diese zeigt überspitzt die Missstände in der Turnschuhproduktion auf. Die Schüler sollen hierbei in Partnerarbeit schrittweise die Interpretation der Karikatur vornehmen (Arbeitsblatt 4). Die Schüler sollen in der Lage sein, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese vor ihren Mitschülern zu begründen und zu vertreten.
Am Ende der Stunde wird die zusammenfassende Hausaufgabe erteilt. Diese wäre alternativ auch in einer Folgestunde möglich. Bei dieser Aufgabe sollen die Schüler mithilfe des Arbeitsblattes 5 Informationen über die Kampagne „Change Your Shoes“ im Internet sammeln.
Als weitere Wahlaufgabe oder zur Weiterarbeit in einer möglichen Folgestunde dienen die Arbeitsblätter 6 und 7 als kreative Schreibaufgabe. Arbeitsblatt 6 fordert die Beschriftung von Transparenten einer Demonstrantengruppe, die vor der Firmenzentrale einer großen Sportschuhmarke gegen die ungerechten Arbeitsbedingungen demonstriert. Ein Beschwerdebrief soll hingegen mithilfe des Arbeitsblattes 7 geschrieben werden. Der Fokus liegt dabei auf den ungerechten Arbeitsbedingungen und der Äußerung von Wünschen, die man für die Arbeiter in Fernost aussprechen könnte.
Methodische Überlegungen
Zu Stundenbeginn wird die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Massenware Turnschuh gelenkt. Dabei entsteht nun durch Reflexion des eigenen Konsums mithilfe des Partnerinterviews ein direkter Zugang zur Lebenswelt der Schüler. Das Vorwissen wird gleichzeitig aktiviert.
Das Arbeitsblatt zur inhaltlichen Erarbeitung ist so konzipiert, dass es durch das stichwortartige Notieren der Informationen während des Films bearbeitet werden kann. Die Schüler sollten daher in der Lage sein, dem filmischen Geschehen folgen zu können. Um diesbezüglich ganz sicher zu gehen, sollte vorher Zeit zum Durchlesen gegeben werden, dann wird im Vorfeld klar, worauf während des Betrachtens des Films zu achten ist.
Die Methode der Debatte wie auch die der Karikatur (Alternative 1 und 2) im nächsten Erarbeitungsschritt dienen zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik und bieten die Grundlage zur Diskussion und Urteilsbildung. Wichtig bei der Verwendung dieser Methode ist das Einhalten von bestimmten Spielregeln: Gruppen werden durch das Zufallsprinzip gebildet, da es nicht um die eigene Meinung zu dem Problem geht, sondern darum, Begründungen für einen Standpunkt vorzutragen, in den man sich hineinversetzt. Die Gruppen setzen sich anschließend anhand von Materialien vertiefend mit ‚ihrer‘ Position auseinander. Gemeinsam erarbeiten sie ihre Standpunkte und begründen diese. Die Schüler sollen sich Strategien überlegen, wie gegnerische Argumente widerlegt werden können. Eine geeignete Sitzordnung, in der sich die Parteien gegenübersitzen, soll hergestellt werden. Ein Gesprächsleiter wird bestimmt, der die Debatte eröffnet und die Rahmenbedingungen erklärt.
Die Hausaufgabe (Arbeitsblatt 5) dient dazu, den Schülern Möglichkeiten aufzuzeigen, was man gegen soziale Ungerechtigkeit tun kann, beziehungsweise was sie selbst dazu beitragen können. Die zusätzlichen Kreativaufgaben helfen dabei, den Schülern weiterhin die Möglichkeiten ihres eigenen Handelns aufzuzeigen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, was sie als Einzelperson oder mit anderen tun können, um die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Denkbar wäre hierbei, die Schüler selbst wählen zu lassen, welche der beiden Kreativaufgaben sie bearbeiten möchten.
Unterrichtsverlauf
Phase | Aktionen | Sozialform | Medien |
---|---|---|---|
Einstieg | Bildbetrachtung S. spekulieren über die Jugendlichen, Bezug zur eigenen Lebenswelt | Plenum | Materialblatt 1: Bild 1 / Bild 2 |
Hinführung | Partnerinterview (AB 1): Die Schüler befragen sich gegenseitig zu ihrem Konsumverhalten | Partnerarbeit | Arbeitsblatt 1: Partnerinterview |
Vorwissen | Vorwissen wird in einer Mindmap gesammelt | Think-Pair-Share | Tafel (Materialblatt 2: Tafelbild Mindmap) |
Erarbeitung | Überleitung zum Film, Austeilen des Arbeitsblattes (AB 2), kurzes Einlesen, Ansehen des Films, Bearbeitung der Fragen | Plenum, Einzelarbeit | Arbeitsblatt 2: Fragen zum Film |
Sicherung | Korrekturphase, ggf. Klärung von Fragen | Plenum | |
Alternative 1 | Überleitung zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik, unterschiedliche Positionen, Schüler bereiten sich auf eine Debatte vor | Gruppenarbeit | Arbeitsblatt 3a: Debatte |
Sicherung | Debatte wird vorgetragen Kurze Reflexion / Urteilsphase | Plenum | |
Alternative 2 | Interpretation einer Karikatur Wiederholung der Phasen der Interpretation einer Karikatur Karikatur wird schrittweise interpretiert und schriftlich gesichert (Arbeitsblatt 4) Besprechung im Plenum / Urteilsphase | Plenum Partnerarbeit | Arbeitsblatt 3b, Arbeitsblatt 4: Karikatur |
Hausaufgabe | Vorstellen der Hausaufgabe / Kreativ-Aufgabe Möglichkeit 1: Internetrecherche ‚Change Your Shoes‘ Möglichkeit 2: Protestplakate beschriften, Beschwerdebrief schreiben | Arbeitsblatt 5: Recherche Arbeitsblatt 6: Kreativaufgabe 1 Arbeitsblatt 7: Kreativaufgabe 2 |