2: Infektionskrankheiten

2.2 Influenza - Viren als Globetrotter

Grippeviren ©eye of science
Grippeviren

Anders als die meist harmlosen Erkältungskrankheiten, irreführend als "grippale Infekte" bezeichnet, kann die Influenza zu schweren Krankheitserscheinungen führen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und schwachem Abwehrsystem. In dieser Patientengruppe kommt es am häufigsten zu Todesfällen. Zu den Symptomen gehören hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten, Heiserkeit und Halsschmerzen.



Verbreitungsmöglichkeit für Influenzaviren ©SWR

Influenzaviren verbreiten sich leicht. Sie werden durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) sowie durch direkten Kontakt (Händeschütteln, Küssen) übertragen.


Die "reiselustigen" Viren treten weltweit auf. Sie sind Meister der Maskerade und verändern alle zwei bis drei Jahre ihre Hüllen. Dieser Trick führt dazu, dass sich das Immunsystem immer wieder auf veränderte Influenzaviren einstellen muss. Daher verleiht auch eine früher überstandene Grippe keine dauerhafte Immunität.



Neue Influenzavarianten kommen überwiegend aus Asien. Dort bilden sie sich im Frühjahr und erreichen Europa im Herbst. Ein weltumspannendes Frühwarnsystem meldet jedes Jahr, ob eine neue Virusvariante auf dem Vormarsch ist. In aller Regel kann dagegen rechtzeitig ein Impfstoff hergestellt werden.


Weltweite Grippeepidemien

1918 - 1920 wütete die "Spanische Grippe" und befiel 500 Millionen Menschen in aller Welt. Diese bisher größte Epidemie forderte 22 Millionen Todesopfer. 1957, 1968, 1989 und 1995 folgten weitere schwere Epidemien, die alle von Asien ausgingen. 1995 starben allein in Deutschland 20.000 Menschen an den Folgen einer Influenzainfektion.


T-Killerzelle
T-Killerzelle

Die Abwehr von Viren

Viren kommen nicht nur außerhalb von Zellen vor, wo sie Gefahr laufen, von Antikörpern abgefangen zu werden. Allen Viren ist eines gemeinsam. Sie dringen in Zellen ein und nutzen deren "Kopiermechanismus" zur Vervielfältigung. Um diese unerwünschte Virusproduktion zu verhindern, verfügt das Immunsystem über schlagkräftige Waffen: die T-Killerzellen. Sie erkennen virusinfizierte Zellen und beseitigen sie.



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Damit der Abwehrprozess in Gang kommt, muss eine antigenpräsentierende Zelle, z. B. eine Fresszelle, Virusantigene an ihrer Oberfläche zeigen. Das geschieht mithilfe des MHC-I-Moleküls. Dockt auf diesem "Landeplatz" eine passende T-Killerzelle an, wird diese von einer T-Helferzelle aktiviert, die das gleiche Antigen erkennt. Dadurch erhält die T-Killerzelle sozusagen eine "Lizenz zum Töten". Ist eine Zelle von Viren befallen, zeigt sie das an, in dem sie ebenfalls mithilfe von MHC-I-Molekülen Virusantigene an ihrer Oberfläche präsentiert. So findet die T-Killerzelle ihr Angriffsziel und tötet die infizierte Zelle mitsamt den Viren.


Die Maskerade der Influenzaviren

Grippe wird durch Influenzaviren der Typen A, B und C hervorgerufen. Typ A verändert sich besonders häufig und gilt als Hauptverursacher von Grippewellen. Die meisten Virusvarianten entstehen im asiatischen Raum, wo Mensch und Tier auf engstem Raum zusammenleben. Geflügel und Schweine sind für Influenza-A-Viren ebenso anfällig wie Menschen, und alle können sich gegenseitig anstecken.Unter diesen Bedingungen bilden sich leicht neue Grippeviren - entweder durch Antigenshift oder Antigendrift.


Von Antigenshift spricht man, wenn ein Virus nur einen Teil seiner Oberflächenantigene verändert, aber auch ursprüngliche Antigene beibehält.


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Eine erworbene Immunität gegen das ursprüngliche Virus schützt nur in begrenztem Umfang gegen die neue Variante, denn die früher gebildeten Antikörper und T-Zellen finden weniger Angriffsziele. Je gründlicher die Maskerade des neuen Virus ausgefallen ist, desto schwächer fällt die Abwehr aus.



Von Antigendrift spricht man, wenn Viren ihre Oberflächenantigene komplett umgestalten. Unter der neuen Maske ist das ursprüngliche Virus überhaupt nicht mehr zu erkennen. Antikörper und T-Zellen gegen die alten Antigene sind völlig wirkungslos. Zur Antigendrift kommt es, wenn zwei unterschiedliche Viren dieselbe Zelle befallen. Das in Bruchstücken vorliegende Erbgut der beiden Viren wird neu kombiniert - häufig in Zellen von Schweinen oder Vögeln. Durch Antigendrift entstandene Grippeviren sind besonders gefährlich, weil sie oft schwere, weltweite Epidemien auslösen.


Hühner

1997 tauchte in Hongkong ein Hühnervirus auf. Das Influenzavirus hatte keinerlei Ähnlichkeit mit bisher bekannten Grippeviren. 25 Menschen infizierten sich, sechs starben. Da sich nicht schnell genug ein Impfstoff herstellen ließ, beschloss die örtliche Gesundheitsbehörde, vorsorglich alle 1,3 Millionen Hühner zu töten.