2.3 Borreliose - Bakterien als Chamäleons
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- Zecke
Die Lyme-Borreliose ist weltweit verbreitet. Allein in Deutschland treten jedes Jahr 40.000 Neuerkrankungen auf. Die Borrelien, spiralförmige Bakterien, können verschiedene Organe befallen: Haut, Gelenke, Nervensystem, Augen und Herz. Überträger der Borrelien sind fast ausschließlich Zecken.
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- Trickfilm "Der Zeckenstich als Animation"
Da die Spinnentiere mit ihren "Bohr- und Schneidwerkzeugen" schmerzlos in die Haut eindringen, bleiben viele Infektionen zunächst unbemerkt. Die Borrelien gelangen beim Blutsaugen in die Einstichstelle und breiten sich von dort aus.
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- Zecke
Die Borreliose ruft sehr unterschiedliche Beschwerden hervor. Die meisten sind so uncharakteristisch, dass die Borreliose leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden kann. Entsprechend schwierig ist die Diagnose. Zum Glück lassen sich die Krankheitserreger im Blut nachweisen und können normalerweise gut mit Antibiotika behandelt werden. Einen Impfstoff gibt es bisher nur gegen die in den USA vorkommenden Borrelien. Gegen die in Europa heimischen Borrelien ist ein Impfstoff erst in Entwicklung.
Die FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) ist, anders als die Borreliose, eine virusbedingte Erkrankung. Die Viren greifen das Zentralnervensystem an, was zu bleibenden Lähmungen führen kann. Zur Vorbeugung steht ein Impfstoff zur Verfügung. Infektionen mit FSME-Viren sind vergleichsweise selten.
Die Immunabwehr gegen Borrelien
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- Wanderröte
Werden Borrelien bei einem Zeckenstich übertragen, vermehren sich die Bakterien im Bereich der Einstichstelle und wandern von da annähernd kreisförmig nach außen. Das geschieht sehr langsam. Erst nach zwei Wochen kommt es zu einer merklichen Immunreaktion. Abwehrzellen marschieren auf, um die Borrelien zu bekämpfen. Ausgehend von der Einstichstelle entzündet sich die Haut und es kommt zur typischen Wanderröte. Sie verläuft ohne Beschwerden und verschwindet nach einiger Zeit auch wieder.
Trifft die Zecke allerdings ein Blut- oder Lymphgefäß, breiten sich die Borrelien über Blut- und Lymphbahnen rasch im Körper aus. Daher werden sie auch dort und nicht in der Haut bekämpft und die Wanderröte bleibt aus.
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- Borrelien
Normalerweise setzt eine Streuung der Borrelien in Blut- und Lymphbahnen erst zehn Wochen nach der Infektion ein. Diesen Zeitraum nennt man auch Latenzphase. Es bilden sich Antikörper gegen die Borrelien, und bedingt durch die Immunreaktion leidet der Patient an Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen. Typischerweise vergehen die Beschwerden wieder, bis es nach langen, oft Monate dauernden symptomfreien Phasen zu wiederholten Rückfällen kommt.
Borrelien - Meister der Tarnung
Zwar werden die Borrelien wirkungsvoll von Antikörpern und begleitenden Abwehrmaßnahmen bekämpft. Aber der Erfolg ist nicht von Dauer, denn Borrelien können spontan wie Chamäleons ihr Aussehen verändern: Die Bakterien legen sich eine Hülle mit neuen Antigenen zu. Bisher gebildete Antikörper sind wirkungslos und solange die Tarnung nicht auffliegt, bleiben die Borrelien für das Immunsystem unsichtbar. Es muss erst wieder neue Antikörper herstellen. Da Borrelien ihre Tarnmanöver in größeren Zeitabständen wiederholen, sind immer wieder neue Attacken des Immunsystems nötig, um die veränderte Variante des Bakteriums aus dem Feld zu schlagen. Bei Patienten führt das zu periodischen Rückfällen, die von den schon erwähnten Beschwerden begleitet sind.
Borrelien haben eine Vorliebe für Bindegewebe. In diesem "Versteck" sind sie für die körpereigene Abwehr aber auch für Antibiotika schwer erreichbar. Das kann chronische Entzündungen im Bindegewebe nach sich ziehen. Frühe Diagnose und rechtzeitige Behandlung sind deshalb so wichtig.
Vorsicht bei Zecken. Wer sich häufiger in Waldgebieten oder im Garten aufhält, sollte danach seinen Körper auf Zecken untersuchen. Hat sich ein Tier festgesaugt, empfiehlt es sich, die Zecke so schnell wie möglich mit einer geeigneten Pinzette zu entfernen. Man kann die Zecke auf Krankheitserreger untersuchen lassen.