Auszug aus: Die Boote fahren nicht mehr aus. Bericht eines irischen Fischers.
von Tomás O`Crohan
Am Weihnachtstag und während der ganzen Weihnachtszeit hielten wir immer Hurley-Wettkämpfe ab, und das ganze Dorf nahm daran teil. Zwei Männer wurden zu Führern der beiden Parteien gewählt. Jeder von ihnen rief abwechselnd einen Mann auf, bis alle die auf dem Strand standen, in zwei Parteien eingeteilt waren. Wir hatten Hurleyschläger und einen Ball. Wir spielten mit bloßen Füßen auf dem weißen Strand, und wenn der Ball in die See flog, dann gingen wir bis zum Hals ins Wasser, um ihn zurückzuholen. Wir waren nachher so steif im Rücken und in den Beinen, dass während der zwölftägigen Weihnachtszeit kein Mann im Stande war die Kühe auf den Berg zu treiben. Der eine oder andere verletzte sich am Fuß und manch einer hinkte einen Monat nachher.
An diesem Weihnachtstag spielten Diarmid und mein Onkel Tom in verschiedenen Parteien, ich war in Diarmids Partei, und das war mir recht so, denn wenn ich in der Gegenpartei gespielt hätte, so hätte ich meine letzte Kraft daran setzen müssen, wenn ich nur in seine Nähe kam.
Wir gewannen hintereinander drei Spiele, und beide Parteien strengten sich bis zum äußersten an, die eine, um wenigstens noch ein Spiel zu gewinnen, die andere weil sie ihre völlige Überlegenheit beweisen wollte. (...)
Nach dem großen Wettkampf des Weihnachtstages gab es eine Ruhezeit bis zum Neujahrstag, alle waren ziemlich lahm, die Füße und Beine schmerzten. Dann schauten alle, deren Schlagstöcke zerbrochen waren, sich nach neuen um.
Unsere Hurleystöcke stammen fast alle aus Ventry. Sie wurden aus Ginsterstöcken gemacht, die krumm gewachsen waren, der Ball war aus Strumpfwolle und mit Hanffäden umwickelt. Wenn dieser Ball einen Mann am Fußgelenk traf, so war es für diesen Tag für ihn mit dem Gehen aus. Wenn ich auch nicht stark war, so war ich doch sehr geschickt im Handhaben des Schlägers. Am Neujahrstag spielte ich auf dem äußeren Flügel, und ich trieb den Ball, so hart ich nur konnte, da kam mir ausgerechnet mein Onkel Tom in die Quere, und der Ball traf ihn an der Kniescheibe. Die Kniescheibe sprang aus dem Gelenk.
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