Hurling - die Entstehung des Spiels
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Die Geschichte des Hurlingspiels ist sehr alt. Hurling war immer ein zutiefst irisches Spiel und auch wenn irische Emmigranten es in alle Welt mitgenommen haben, so hat es im Ausland doch nie wirklich Fuß gefasst.
In irischen Texten wird Hurling schon sehr früh erwähnt. Bei der Schlacht von Moytura kämpften die Kelten gegen die Ureinwohner Irlands zuerst in einem Hurlingspiel und danach auf dem Schlachtfeld. Die Kelten gewannen Spiel und Krieg und wurden damit die neuen Machthaber auf der Insel. Hurling aber wurde weiter gespielt.
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Es gibt frühe irische Gesetzestexte aus vorchristlicher Zeit, in denen verletzten Spielern eine Entschädigung zugesprochen werden sollte. Auf einem keltischen Steinkreuz kann man einen Mann mit einem Hurlingschläger erkennen. Der berühmte irische Sagenheld Cuchulain soll ein hervorragender Hurlingspieler gewesen sein.
In "Die Asche meiner Mutter", Frank McCourts Erinnerungen an eine irische Kindheit, erzählt der Vater seinem kleinen Sohn die Sagen des irischen Helden.
Die Erinnerung an die ruhmreicher irische Vergangenheit und an die großen Helden wird bis heute überall im Land wachgehalten. Und die katholische Kirche hat Hurling unter ihren persönlichen Schutz gestellt.
Die Gaelic Athletic Association (GAA), der Dachverband der irischen Sportarten, der sich um die Pflege und Förderung der traditionellen keltischen Spiele kümmert, wurde von einem Bischof mitbegründet. Die Association sollte Teil der nationalen Bewegung werden.
Heute, im modernen Irland, hat die GAA vor allem sportliche Bedeutung und nicht zuletzt auf den Dörfern auch die Funktion eines sozialen Zentrums. Die GAA und ihre Betreuer hoffen durch ihr Engagement, die Jugend wieder stärker an Irland zu binden und von der Flucht in die Stadt und ins Ausland abzuhalten.
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Hurling wird an Irlands Schulen gelehrt, ist aber auch ein wichtiger Freizeitsport. Die GAA organisiert sich mit freiwilligen Helfern, es gibt weder professionelle Spieler noch hauptberufliche Trainer.
Viele der Jugendbetreuer beim Hurling sind Pfarrer.
Beim Endspiel der Hurlingmeisterschaft sitzen die Kirchenvorstände, die Bischöfe, auf der Ehrentribüne. Manchmal ist es auch ein Bischof, der den Ball einwirft. "Die Kirche wird dem Spiel immer beistehen", verspricht Father Pat dem alten irischen Sport.
Die Gaelic Athletic Association (GAA) wurde 1884 von 7 Männern gegründet. Die Schirmherrschaft übernahmen Erzbischof Croke und Charles Stuart Parnell, beides glühende irische Patrioten und Nationalisten. Die Vereinigung sollte sich der Wiederbelebung und Pflege alter irischer Sportarten und Spiele widmen. Das Hurlingspiel war zu diesem Zeitpunkt schon im Aussterben begriffen. Bischof Croke übernahm den Vorsitz "mit dem allergrößten Vergnügen (...) Wir importieren von den Engländern Tag für Tag nicht nur Güter, sondern auch Akzente, teuflische Literatur, Manieren, Spiele und Freizeitbeschäftigungen wie Tennis, Polo, Croquet, Cricket und so weiter." Es war eine besonders trostlose Zeit in Irland, große Teile der notleidenden Bevölkerung hungerten, viele mussten das Land verlassen und die Engländer wurden mehr denn je als Unterdrücker empfunden.
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Von Anfang an waren keltischer Sport und Rebellion gegen England untrennbar miteinander verbunden. Englische Sportarten wie Rugby, Fußball und Golf wurden rigoros ausgegrenzt und zutiefst verachtet. Die GAA hob tatsächlich erst 1971 für ihre Mitglieder das Verbot auf, an nicht-irischen Sportarten teilzunehmen.
Die Association nahm jeden "anständigen Iren" auf. Das galt allerdings nicht für Iren, die Berufe wie Polizist, Gefängniswärter und Soldat hatten. Sie wurden als Verräter an der irischen Sache betrachtet und durften nicht in die GAA eintreten. Im Gegenzug beschäftigte der britische Geheimdienst schon 1890 einen Spion, der einzig und allein die Aufgabe hatte, Sportveranstaltungen der GAA zu besuchen. "Ich verspreche", gelobten die ersten GAA-Mitglieder, "für die Unabhängigkeit Irlands zu arbeiten, niemals in die Streitkräfte der Engländer einzutreten und den Anordnungen meiner Vorgesetzten in der GAA zu folgen."
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Sport und Politik liessen sich nicht trennen. Filmaufnahmen vom Osteraufstand zeigen denn auch junge Hurler, die nur mit ihren Schlägern bewaffnet gegen die englischen Soldaten antraten. Nach dem Osteraufstand von 1916 hatte fast jeder gälische Sportverein den Verlust von Mitgliedern zu beklagen, die bei dem Aufstand getötet wurden oder im Gefängnis saßen.
Die Engländer kannten die Verbindungen zwischen der GAA und den Unabhängigkeitskämpfern. 1920 reagierte das englische Militär auf ein Attentat der IRA mit einem brutalen Vergeltungsschlag, der sich gegen den Croke Park richtete. Das irische Sportstadion, das nach dem GAA-Gründer Bischof Croke benannt ist und heute 70 000 Menschen fasst, wurde zum Schauplatz eines Massakers. Der "Bloody Sunday" kostete 13 Menschen das Leben. Englische Soldaten schossen wild in die Menge und trafen Spieler und Zuschauer.
Das ist lange her. Mittlerweile sind die Beziehungen zwischen Dublin und London friedlich und freundschaftlich. Aber bis heute darf englischer Sport auf keinem GAA-Feld gespielt werden und schon gar nicht im Croke Park.
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