Marienkäfer gegen Blattläuse - ein Paradebeispiel für biologische Schädlingsbekämpfung
SWR
Viele der beschriebenen Gefahren für die Natur sind nicht auf ein einziges Land beschränkt, sondern betreffen alle europäischen Staaten oder sogar den ganzen Globus. Der Verlust an Lebensraum, der enorme Flächenverbrauch und die Zunahme der intensiven Landwirtschaft lassen sich auf der ganzen Erde beobachten. Globale Faktoren wie der drohende Klimawandel lassen sich ohnehin nicht national lösen. Vielfach versucht man daher, auf internationaler Ebene zusammen nach Lösungen zu suchen und Programme zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zu erarbeiten.
Doch auch regional begrenzt, schon im eigenen Garten, lassen sich viele Maßnahmen zum Erhalt von seltenen Tier- und Pflanzenarten ergreifen. Das Umweltbewusstsein ist in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise stark gestiegen. Kaum ein Supermarkt, der heute noch ohne Bioprodukte in seinem Sortiment auskommt, kaum eine Gemeinde, die nicht rigorose Mülltrennung vorschreibt. Auch bei den Landwirten hat vielerorts ein Umdenken eingesetzt. Ökologische Aspekte spielen eine viel größere Rolle als in früheren Zeiten. Dabei stehen die Landwirte bei den meisten ihrer Produkte unter einem enormen Preisdruck. Für viele ist es schwierig, trotz guten Willens den Spagat zwischen wirtschaftlich erfolgreichem Anbau und funktionierendem Naturschutz zu meistern. Hier versucht der Staat Hilfe zu leisten. Zuständig für Naturschutzfragen auf Bundesebene ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), das 1986 unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gegründet wurde.
Im Bereich Feld und Flur wurden viele Maßnahmen ergriffen, um die Artenvielfalt zu erhalten und so manche "Umweltsünde" von früher zu bereinigen. Um bspw. den Verlust an wertvollem Lebensraum durch die intensive Landwirtschaft auszugleichen, wurde das Ackerrandstreifenprogramm ins Leben gerufen. Unter finanzieller Beteiligung der Europäischen Union werden in vielen Bundesländern die Landwirte finanziell entschädigt, wenn sie entlang ihrer Äcker breite Streifen mit Wildkräutern stehen lassen, auf denen keine Pestizide eingesetzt werden.
Auch ganze Äcker (sogenannte "Schutzäcker") werden gefördert, auf denen sich noch eine hohe Zahl von Ackerwildkräutern befindet und auf denen lediglich schonende Bewirtschaftung stattfindet.
In die gleiche Richtung geht die Schaffung von Brachflächen, also unbearbeiteten Flächen im Rahmen des Flächenstilllegungsprogramms. Eigentlich wurde dieses ins Leben gerufen, um eine Überschussproduktion in der Landwirtschaft zu verhindern bzw. die Produktion von Landwirtschaftsgütern zu steuern. Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass solche stillgelegten Flächen wertvolle Rückzugsgebiete für bedrohte Vogelarten und eine Vielzahl Ackerkräuter sein können. Auch Insekten und andere Wirbellose profitieren stark von den Brachflächen, die sich in aller Regel schnell von selbst begrünen. Immerhin zwischen 5 und 15 Prozent der gesamten Anbaufläche Deutschlands lagen in den letzten Jahren brach. Zusammen mit den Ackerrandstreifen stellen diese Brachflächen inzwischen ein bedeutendes Rückzugsgebiet und einen vielfältigen Lebensraum für viele bedrohte Arten dar.
Der Natur eine Chance geben - Der naturnahe Garten
Für Wildtiere ist hier kein Platz
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Wohl in keinem anderen menschengemachten Lebensraum gibt es so große ökologische Unterschiede wie im heimischen Garten. Dominieren in dem einen englischer Rasen und exotische Ziersträucher, findet man im anderen heimische Wildkräuter, einen naturbelassenen Tümpel und Nisthilfen für Vögel oder Wildbienen.
Tatsächlich bietet sich kaum eine einfachere Methode für den Naturliebhaber, durch die Gestaltung des eigenen Gartens einen Beitrag zum Naturschutz und Erhalt der natürlichen Artenvielfalt zu leisten. Schließlich gibt es in Deutschland etwa 15 Millionen Gärten mit einer Gesamtfläche von 7000 km², das sind 1,96 % der Landesfläche.
Rhododendron - schön, aber ökologisch nutzlos
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Forsythien und Rhododendren sind schöne Ziersträucher mit prachtvollen Blüten, ökologisch aber sind sie von denkbar geringem Wert. Nicht nur sind sie giftig, sie bieten einheimischen Insekten auch so gut wie keinen Pollen oder Nektar. Das gilt besonders für die zahlreichen Hybridsorten, die im Bereich der Zierpflanzen angeboten werden. Einheimische Pflanzen bieten den Wildtieren wesentlich bessere Ressourcen als solche aus fernen Ländern, schließlich hat sich die heimische Fauna oft über Jahrtausende an die hiesige Vegetation angepasst. Zum Vergleich: Die einheimische Vogelbeere kann 48 hier lebenden Vogelarten als Nahrungsquelle dienen, der exotische Kaukasus-Kirschlorbeer dagegen nur drei Arten.
Wir haben es in der Hand. Englischer Rasen, Hecken aus exotischen Nadelhölzern, wie dem Thuja-Strauch, Ziersträucher aus Übersee und der Einsatz von Gift, dem kein Kraut gewachsen ist - damit schafft man ein Ödland, in dem kein Igel und kaum ein Insekt leben kann. Und im Gegensatz zum Ödland in Feld und Flur, das von Pionierpflanzen besiedelt wird, dulden wir kein noch so kleines "Unkraut" in unserem eigenen Garten. Doch es geht auch anders. Wenn man sich bewusst für einen naturnahen Gartenbau entscheidet, bietet man vielen heimischen Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum. Gerade in den Städten, die ansonsten nur wenigen Wildtieren eine Heimat bieten, kann der naturnahe Garten wichtiges Rückzugsgebiet sein.
Auf alten Gartenmauern fühlen sich Mauereidechsen wohl
E. Oppermann
Diese Botschaft ist längst bei den Gartenbesitzern angekommen. Viele Menschen entscheiden sich inzwischen gezielt für einheimische Pflanzen oder für solche ausländischen Ziersträucher, die unseren heimischen Vögeln und Insekten etwas bieten - zum Beispiel den nektarreichen Schmetterlingsstrauch.
Der Gartenbesitzer kann auf vielfältige Weise die Besiedlung durch heimische Tierarten begünstigen, ohne dass der Garten im "Unkraut" versinkt.
Um einen vielfältigen Lebensraum zu gestalten, kann man auf einer Seite des Gartens eine Trockenmauer anlegen, auf der sich Eidechsen sonnen können. Ritzen in der Mauer werden als Unterschlupf von Insekten genutzt.
Ein kleiner Gartentümpel kann für die Artenvielfalt Wunder wirken.
Nicht nur Amphibien brauchen solche Kleingewässer als Kinderstube und späteres Jagdrevier, auch Libellen und viele andere Insekten sind hierauf angewiesen. Allerdings werden sich die Larven dieser Tiere nur dann entwickeln, wenn sie nicht von Fischen gefressen werden, auf Zierfische sollte man daher verzichten.
Ein allzu aufgeräumter Garten, in dem kein loses Blatt, kein abgebrochener Ast liegen bleibt, macht es vielen Tieren schwer, hier eine Bleibe zu finden. Um ihnen vor allem beim Nestbau zu helfen, kann man gezielt Nisthilfen anlegen. Für Igel reicht oft schon ein alter Komposthaufen, in dem sie sich auch zur Winterruhe zurückziehen können. Vögel lassen sich mit speziellen Nistkästen unterstützen. Und selbst Wildbienen kann man leicht helfen. Normale Backsteine mit Löchern können von ihnen als Nest genutzt werden.
Schnecken können im Garten zur Plage werden
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Wenn man möglichst viele Tiere anlocken möchte, sollte man ihnen auch Nahrung bieten. Der Igel findet in einem nicht zu kurzen und trockenen Rasen genug Regenwürmer oder Insekten. Bienen und Hummeln brauchen nektarreiche Blumen oder Sträucher, während Vögel eher die Früchte von Büschen und Bäumen fressen. Achtet man darauf, den Anteil einheimischer Pflanzenarten recht hoch zu halten, profitieren umso mehr Vogelarten davon.
Nicht alle tierischen oder pflanzlichen Bewohner in unseren Gärten sind willkommen. Giersch und Löwenzahn können zu einer Plage werden, und Schnecken machen sich über unsere Nutzpflanzen her. Allzu oft sieht der Gartenbesitzer keinen anderen Weg mehr als zur chemischen Keule zu greifen. Doch Unkrautvernichtungsmittel und Schneckenkorn enthalten Gifte, die sich über die Zeit im Boden des Gartens anreichern. Der Garten verliert so an ökologischem Wert. Im schlimmsten Fall führen wir uns das Gift über unsere Nutzpflanzen sogar selbst zu.