„Experimentum Romanum“ wird den Anforderungen vieler curricularen Vorgaben gerecht. Da auch das Hörverstehen einen Bestandteil der Unterrichtspraxis im Lateinunterricht darstellt, bietet diese Sendereihe sehr gute Möglichkeiten, dieses mittels Medieneinsatz zu „trainieren“. Gleichzeitig vereint sie die Förderung von Sprachkompetenz und Kulturkompetenz. Der Einsatz des „Experimentum Romanum“ steht jedoch dem allgemeinen analytischen Vorgehen bei der Übersetzungsarbeit entgegen, da es ein intuitives Verständnis anstrebt. Damit das Training des Hörverstehens mit Hilfe des „Experimentum“ erfolgreich verläuft und die Schülerinnen und Schüler (SuS) durch die ungewohnte Art der Informationsverarbeitung im Lateinunterricht nicht überfordert werden, muss die Auswahl einer geeigneten Methode besonders beachtet werden.
Im Folgenden werden zwei Unterrichtsvorschläge vorgestellt, bei denen das „Experimentum“ mit Hilfe der „Ich-Du-Wir-Methode“ und des „Gruppenpuzzles“ umgesetzt wird. Beide Unterrichtsvorschläge sehen eine intensive Auseinandersetzung mit den Filmreihen vor, die sowohl das Hörverstehen fördert, als auch zum Erwerb fachlichen, kulturellen Wissens führt. Die Unterrichtsvorschläge sind in einem Lateinkurs der Jahrgangsstufe 9, d.h. im dritten Lernjahr der SuS, praktisch erprobt worden.
Unterrichtsvorschlag 1: Schwerpunkt Hörverstehen
„Experimentum Romanum“ mit der „Ich-Du-Wir-Methode“
Die „Ich-Du-Wir-Methode“ fördert eine eigenständige Auseinandersetzung mit einem Problem. Die auftretenden Schwierigkeiten oder Fragen können dabei in einem geschützten Raum – zuerst mit dem Partner, dann ein einer Kleingruppe – besprochen werden. Um einen reibungslosen Ablauf der Methode zu ermöglichen, kann die einsetzende Phase jeweils an einem Overheadprojektor aufgezeigt werden. Die folgende Tabelle stellt einen exemplarischen Unterrichtsverlauf anhand des Films „De vita in oppido Romanorum“ dar. Die dazugehörigen Arbeitsblätter finden sie nach der Tabelle.
Phase Unterrichtsaktivitäten Methodische Aspekte Materialien/ Medien Einstieg LK stellt das Thema des Films „De vita in oppido Romanorum“ vor, klärt das Ziel und das Vorgehen. LK teilt die Arbeitsblätter den SuS aus. SuS bilden Kleingruppen (max. 4 Personen). SuS lesen sich die Arbeitsaufträge durch. LV AB Erarbeitung I LK führt die Folge „De vita in oppido Romanorum“ vor. SuS notieren sich während des Films einerseits, was sie verstanden haben, andererseits, welche Fragen sie haben (erste Zeile des AB). LK stoppt dazu den Film an geeigneten Stellen. „Ich-Du-Wir-Methode“
(Phase „Ich“) Film, AB Sicherung I SuS kommen nun mit einem Partner zusammen. Sie gleichen die verstandenen Inhalte mit dem Partner ab und klären ihre Fragen. Sie ergänzen ihr Arbeitsblatt um neu verstandene Inhalte und weiterhin bestehende oder neu aufgetretene Fragen (zweite Zeile des AB). „Ich-Du-Wir-Methode“
(Phase „Du“) AB Erarbeitung II SuS sehen sich den Film zum zweiten Mal an und diskutieren dann die Inhalte in den Kleingruppen. Sie notieren sich nun wiederum die verstandenen Inhalte und die Fragen, die auch in den Kleingruppen nicht geklärt werden konnten (dritte Zeile des AB). „Ich-Du-Wir-Methode“
(Phase „Wir“) Film, AB Sicherung II SuS bearbeiten in Einzelarbeit ein Quiz, mit dem sie überprüfen können, ob sie die Inhalte richtig verstanden haben. EA Quiz Diskussion SuS berichten, was sie gut verstanden haben und wo sie besonders Schwierigkeiten hatten. Es werden mögliche Ursachen für aufgetretene Probleme diskutiert. Das Hörverstehen wird reflektiert. UG
Das Notieren der verstandenen Inhalte und der Fragen wird mit Hilfe eines entsprechenden vorgefertigten Arbeitsblattes für die SuS erleichtert. Das Vorgehen kann außerdem kleinschrittiger erfolgen, indem der Film jeweils nach 5 Minuten unterbrochen wird und die SuS die Inhalte mit dem Partner abgleichen und die Fragen klären.
Arbeitsblatt 1: Ich-Du-Wir-Methode: Erklärung
Erklärung der Ich-Du-Wir-Methode zur Anwendung auf die lateinische Reihe "Experimentum Romanum".
Arbeitsblatt 2: Ich-Du-Wir-Methode: Material
Tabelle zur Ich-Du-Wir-Methode für die Schüler*innen, um Fragen und Stichworte zum Inhalt des Films zu notieren.
Arbeitsblatt 3: Ich-Du-Wir-Methode: Quiz
Nach der Ich-Du-Wir-Methode die Fragen zum Film "De vita in oppido Romanorum" beantworten.
Unterrichtsvorschlag 2: Schwerpunkt Kulturkompetenz
„Experimentum Romanum“ mit der Methode „Gruppenpuzzle“
Vergleicht man die Themen des „Experimentum Romanum“ mit dem Kerncurriculum des Landes Niedersachsen, so ergeben sich deutliche Schnittstellen. Aus diesem Grund kann die Filmreihe dazu herangezogen werden, kulturelles Fachwissen zu vermitteln. Unter dem Oberthema „Militärwesen“ lassen sich beispielsweise die Folgen „De defensione imperii Romani“ oder auch „De militibus“ behandeln. Informationen zum Lebensalltag in der Stadt Rom und in den Provinzen bieten beispielsweise die Folgen „De cibo Romanorum“ und „De vita in oppido Romano“. Im zweiten Unterrichtsvorschlag wird dargestellt, wie die Methode „Gruppenpuzzle“ dazu genutzt werden kann, um fachliches, kulturelles Wissen zu vermitteln. Bei dieser Methode erarbeiten alle SuS einen Teil eines vorgegebenen Oberthemas. Anschließend müssen Sie das erarbeitete Wissen den Mitschülern vermitteln. Das „Gruppenpuzzle“ stellt eine kooperative Lernmethode dar, bei der die SuS selbst für die Wissensvermittlung verantwortlich sind. Die SuS sind sich der Verantwortung bewusst, was eine aktive und eine intensive Auseinandersetzung mit dem neuen Stoff fördert. Eine Voraussetzung für die Umsetzung des Unterrichtsvorschlags stellt ein Medien- bzw. Computerraum oder eigene Schülerlaptops dar.
Methodische Aspekte Einstieg LK klärt das Ziel und das Vorgehen, stellt das Oberthema und die Unterthemen, d.h. die Filmfolgen vor.
SuS bilden Expertengruppen. LV Erarbeitung I SuS aus den Expertengruppen schauen sich jeweils eine Filmfolge an. Sie entscheiden selbstständig, an welchen Stellen sie den Film, um sich Informationen zu notieren, unterbrechen möchten. Anschließend diskutieren sie innerhalb der Expertengruppen die verstandenen Inhalte und bereiten eine Ausarbeitung vor. Das Ziel ist es, dass jedes Gruppenmitglied „sprechfähig“ ist, d.h. die Inhalte den SuS aus den anderen Expertengruppen vermitteln kann. Gruppenpuzzle
(Expertenphase) Film, Folie, Unterlagen der SuS Erarbeitung II Es werden neue Gruppen gebildet, so dass in jeder Gruppe ein Mitglied der Expertengruppe vorhanden ist. Jeder Experte stellt nun sein Unterthema den anderen Gruppenmitgliedern verständlich dar. Diese notieren sich die Inhalte und stellen Rückfragen an den Experten. Gruppenpuzzle (Vermittlungsphase) Unterlagen der SuS Sicherung I Die Gruppen müssen nun jeweils eine gemeinsame Präsentation zum Oberthema erarbeiten. Dazu müssen die Inhalte der Expertengruppen integriert werden. Gruppenpuzzle
(Präsentation) Film, AB Sicherung I Die Gruppen müssen nun jeweils eine gemeinsame Präsentation zum Oberthema erarbeiten. Dazu müssen die Inhalte der Expertengruppen integriert werden. Sicherung II Die Ergebnisse in Form von Plakaten/ Präsentationen werden vorgestellt, offene Fragen werden besprochen.
Alternative: Anstatt einer gemeinsamen Präsentation ist auch eine Lernerfolgsüberprüfung mit Hilfe eines Fragebogens möglich. Präsentation im UG bzw. Lernerfolgs-überprüfung in EA Plakate, Präsentationen bzw. Fragebögen
Um einen schnelleren und reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, können die SuS vorab Kärtchen mit Ziffern und Buchstaben erhalten. Die Ziffern stehen dann für die Zugehörigkeit zu einer Expertengruppe, die Buchstaben für die Zugehörigkeit zu einer neuen Gruppe in der Vermittlungsphase. So treffen sich beispielsweise zuerst alle SuS mit der Ziffer „1“ und erarbeiten die Inhalte der Folge „De militibus“, anschließend kommen alle SuS mit dem Buchstaben „E“ zusammen und stellen die jeweiligen Inhalte vor.