1921
Friedrich Dürrenmatt wird am 05. Januar 1921 in der Schweiz (bei Bern) als Sohn des protestantischen Pfarrers Reinhold Dürrenmatt und dessen Ehefrau geboren.
1941
Matura (Abitur), danach Beginn des Studiums in Bern: Germanistik und Kunstgeschichte.
1942
Studium in Zürich: Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik.
1943
Philosophie-Studium in Bern. Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit.
1946
Am 11. Oktober 1946 heiratet Dürrenmatt die Schauspielerin Lotti Geißler.
1947
Geburt des Sohnes Peter.
1949
Geburt der Tochter Barbara.
1951
Geburt der Tochter Ruth.
1952
Uraufführung der Komödie „Die Ehe des Herrn Mississippi“ in München.
1956
Literarischer Durchbruch mit dem Welterfolg „Der Besuch der alten Dame“ (Tragikomödie)
1962
Zweiter Welterfolg mit der Komödie „Die Physiker“. Uraufführung am 21. Februar im Schauspielhaus Zürich.
1966
Das Theaterstück „Der Meteor“ gilt als das persönlichste Stück Dürrenmatts – dieses verhilft ihm 1966 zum dritten (und letzten) Welterfolg.
1970
Dürrenmatt tritt dem Verwaltungsrat der „Neuen Schauspiel AG“ in Zürich bei und arbeitet für die Leitung des Schauspielhauses als künstlerischer Berater.
1983
Tod von Ehefrau Lotti.
1984
Zweite Ehe mit Charlotte Kerr (Journalistin, Schauspielerin und Regisseurin).
1990
Am 14. Dezember 1990 stirbt Friedrich Dürrenmatt im Alter von 69 Jahren an Herzversagen.
Friedrich Dürrenmatt ist ein Dichter der Moderne, der mit seinen Dramen und Romanen in erster Linie Kritik am Denken und Handeln der Menschen bzw. der Gesellschaft üben möchte, um sie wachzurütteln. Er ist der Auffassung, dass die Welt nur mit Witz und Ironie zu ertragen sei, so sind die vorherrschenden Stilmittel in seinen Werken: Witz, Ironie, Satire, Parodie, Zynismus, Sarkasmus und Humor. Seine Komödien werden jedoch immer zu Tragikomödien, weil er die Bedrohung des Menschen durch die Macht schildert. Durch Überbelichtung und Verzerrung möchte Dürrenmatt den Rezipienten verdeutlichen, dass das moderne Leben unüberschaubar, anonym und bürokratisch geworden ist. Die Welt wirkt in seinen Werken grotesk und grausam, er greift das Publikum an, fordert es heraus und versucht so Aufmerksamkeit zu wecken und Erkenntnis zu bewirken.
In der Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ verpackt Dürrenmatt die Themen Recht und Unrecht sowie Macht und Gewalt in einer typisch grotesken Geschichte:
Das kleine Städtchen Güllen befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise mit vielen Arbeitslosen und einer zusammengebrochenen Industrie. Alle Einwohner versammeln sich zu Beginn des Stücks am Bahnhof, um die Ankunft von Claire Zachanassian zu feiern, die inzwischen die reichste Frau der Welt geworden ist und nach 45 Jahren erstmals in ihre Heimatstadt zurückkehrt.
Güllens Einwohner hoffen, dass die Milliardärin ihnen mit einer großzügigen Geldspende aus der Not helfen wird. Tatsächlich verspricht Claire ihrer Heimatstadt zu helfen, jedoch verlangt sie im Gegenzug Gerechtigkeit: Den Tod ihres ehemaligen Liebhabers Alfred Ill, der sie damals geschwängert und dann seine Vaterschaft bestritten hat. Im Prozess hatte Alfred Zeugen bestochen, war so der Vaterschaftsklage entgangen und konnte die Tochter eines Ladenbesitzers heiraten. Claire, die damals noch Kläri Wäscher hieß, verließ daraufhin gedemütigt die Stadt und schlug sich als Prostituierte durch.
Nun möchte sie sich an Alfred dafür rächen. Zunächst stößt sie mit ihrem Angebot auf Ablehnung bei den entrüsteten Güllenern, die lieber arm als blutbefleckt sein wollen. Ihre moralische Überzeugung verwerfen die Einwohner jedoch schnell: Claire finanziert ihnen neue Kleidung und Autos und sorgt so dafür, dass die ganze Stadt den Verlockungen des Konsums erliegt, bis sie dafür sogar bereit sind zu töten.
Alfred wendet sich an die Polizei und bittet um Hilfe, stößt jedoch inzwischen auf taube Ohren und wird von allen offen angefeindet und als Schuldiger abgestempelt. Sogar seine Familie wendet sich allmählich von ihm ab. Langsam erkennt Alfred, dass er sich seinem Schicksal stellen muss und stimmt so einem Schauprozess im Gemeindesaal zu, bei dem er von den Männern der Stadt ermordet wird.
Als Todesursache stellt ein Arzt einen Herzinfarkt fest, Claire überreicht dem Bürgermeister den versprochenen Scheck und die Einwohner bejubeln den neuen Wohlstand.
In der Tragikomödie „Die Physiker“ macht Dürrenmatt auf die Verantwortung aufmerksam, die die Menschen aufgrund ihres Wissens haben:
Ein Wissenschaftler kennt die Formel, mit der man die Welt vernichten kann. Er erkennt, dass er für die Welt gefährlich ist und flüchtet sich daher in die Isolation in einer Nervenheilanstalt. Die einzig Irre dort ist die Chefärztin: heimlich fertigt sie Kopien von den Aufzeichnungen des Wissenschaftlers an und reißt die Weltherrschaft an sich. Zusammen mit zwei anderen sitzt der gesunde Wissenschaftler im Irrenhaus fest.
Im Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ werden „Gut“ und „Böse“ in einer Geschichte um Recht und Gerechtigkeit thematisiert:
Ein reicher, einflussreicher Mann begeht mehrere Verbrechen (unter anderem einen Mord), um einem Kommissar zu beweisen, dass sich ein Verbrechen so perfekt ausführen ließe, dass es niemals aufgeklärt oder bestraft werden könne. Tatsächlich kann ihm der Kommissar keines der Verbrechen nachweisen. Verärgert darüber inszeniert der Kommissar selbst den Mord an seinem alten Kontrahenten und verwickelt einen jungen Polizisten in die Geschichte, welcher den Mord begeht. Dieser verunglückt noch am selben Abend tödlich mit seinem Auto, der Kommissar unterzieht sich am nächsten Tag einer Magenoperation und hat nur noch ein Jahr zu leben.