Ludwig van Beethoven wurde am 16. Dezember 1770 in Bonn geboren. Sein Vater Johann war Musiklehrer und Sänger an der Hofkapelle. Aus der Ehe zwischen Johann und seiner Frau Maria Magdalena gingen sieben Kinder hervor, allerdings starben vier davon bereits im Säuglingsalter. Ludwig van Beethoven hatte zwei jüngere Brüder, die in seinem Leben eine Rolle spielten: Kaspar Karl, geboren 1774, und Nikolaus Johann, geboren 1776.
Schon Ludwigs gleichnamiger Großvater war Musiker gewesen. Er war Hofkapellmeister in Bonn – eine Aufgabe, die dem Enkel trotz aller Erfolge zunächst verwehrt blieb. Obwohl der Großvater bereits verstarb, als Ludwig erst drei Jahre war, betrachtete er ihn als Vorbild und Identifikationsfigur. Zunächst erhielt Beethoven Klavierunterricht von seinem Vater, der seine Begabung früh erkannte und nicht gerade zimperlich mit dem Sohn umging. Die Alkoholkrankheit des Vaters war eine Belastung für die ganze Familie. Dennoch war der Vater die treibende Kraft, was den Erfolg seines Sohnes anging: Bereits im Alter von acht Jahren absolvierte Beethoven erste Konzertauftritte. Er spielte nicht nur nach Noten, sondern improvisierte auch.
Mit zwölf Jahren bekam Beethoven Klavier- und Kompositionsunterricht vom Hoforganisten Christian Gottlob Neefe. Er machte ihn mit den Werken Bachs, Haydns und Mozarts vertraut. Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ hatte es ihm besonders angetan. Schnell wurde Beethoven zum Stellvertreter Neefes an der Orgel. Mit 14 Jahren erhielt er eine feste Anstellung als Organist. Außerdem war er Cembalist und Bratschist in der Hofkapelle.
Für Schule und Bildung blieb dem jungen Beethoven kaum Zeit, daher verfügte er lediglich über grundlegende Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen. Zudem erhielt er Unterricht in Italienisch, Französisch und Latein.
Zum „Büffeln“ war er wenig motiviert. Im Laufe seines Lebens vermochte er seine Bildungslücken zu beseitigen – im Gespräch mit bedeutenden Persönlichkeiten, beim Lesen von Büchern oder im Umgang mit adeligen Kreisen. Mit dem Schreiben stand er auf Kriegsfuß: „Ich schreibe lieber 10.000 Noten als einen Buchstaben“ – so schrieb er einst an seinen Verleger. Das heißt keineswegs, dass ihm das Komponieren besonders leicht von der Hand ging, denn Beethoven war ein Perfektionist und feilte immer wieder neu an seinen Werken.
Im Alter von 16 Jahren erhielt Beethoven von Kurfürst Maximilian Franz ein Stipendium für eine Reise nach Wien – wahrscheinlich auf Betreiben des Grafen Waldstein, der später zu einem der wichtigsten Förderer Beethovens werden sollte. In Wien sollte er Wolfgang Amadeus Mozart treffen, um bei ihm Kompositionsunterricht zu nehmen. Ob es jemals zu einem Treffen mit Mozart kam, ist nicht belegt.
Nach kurzer Zeit kehrte Beethoven wegen einer Tuberkuloseerkrankung der Mutter nach Bonn zurück. Noch im selben Jahr starb sie. Beethovens Vater war durch seine Alkoholsucht zunehmend gezeichnet und verlor seine Anstellung bei Hofe. So musste der junge Beethoven für seine Familie sorgen.
In Bonner Bürgerkreisen kam Beethoven mit den Ideen der Französischen Revolution in Berührung. Der Gedanke an die Freiheit des menschlichen Geistes und das Ideal einer Demokratie, wo alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichte haben, faszinierte ihn.
Mit 22 Jahren unternahm Beethoven als Stipendiat des Kurfürsten eine weitere Reise nach Wien, von der er nie zurückkehrte. Mozart war jedoch 1791 gestorben, und so wurde Beethoven Kompositionsschüler bei Haydn. Doch der Unterricht war offenbar nicht das, was sich Beethoven vorgestellt hatte, denn er nahm nebenher „heimlich“ Unterricht bei Johann Baptist Schenk. Außerdem studierte er Kontrapunkt bei Johann Georg Albrechtsberger und Gesangskomposition bei Antonio Salieri.
Später soll Beethoven gesagt haben, er habe zwar „einigen Unterricht bei Haydn genossen, aber nie etwas von ihm gelernt“ – eine Aussage, die vermutlich nicht ganz gerechtfertigt war. Haydn stand Beethovens Kompositionsweise, seinem ständigen „Vorwärtsdrängen“ und „Angespannten“, eher skeptisch gegenüber. Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten darf Haydn im Leben und Schaffen Beethovens als einflussreicher Weggefährte gelten. Im Jahr 1795 wurden die ersten drei Klaviertrios (op. 1) herausgegeben.
Kurz nach Beethovens Ankunft in Wien starb sein Vater. Französische Truppen besetzten den Rhein. Als die französische Kavallerie 1794 in Bonn einrückte, musste der Hof des Kurfürsten fliehen. Daher erhielt Beethoven von nun an auch keine Gehaltszahlungen mehr. In der Folge zogen auch seine beiden Brüder nach Wien um. Beethovens Existenz wurde nun durch adelige Wiener Kreise gesichert, besonders durch Fürst Karl Lichnowsky. Er zahlte ihm ab 1800 ein jährliches Gehalt und Beethoven durfte eine Weile bei ihm wohnen. 1806 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden, daher stellte der Fürst die Zahlungen ein.
Beethovens 1. Sinfonie wurde im Jahr 1800 aufgeführt und mit viel Begeisterung aufgenommen. Das eigensinnige Genie Ludwig van Beethoven wurde in der Adelsschicht von Salon zu Salon herumgereicht. Er spielte seine eigenen, bahnbrechenden Klavierkompositionen oder improvisierte. Es ist überliefert, dass er oft selbstherrlich und unmanierlich auftrat und im Umgang mit anderen seine Grenzen austestete.
Seine 3. Sinfonie widmete Beethoven Fürst Lobkowitz. Zunächst wollte er sie mit dem Titel „Sinfonia grande, intitolata Bonaparte“ versehen. Nachdem er jedoch erfuhr, dass sich Napoleon am 18.5.1804 zum Kaiser gekrönt hatte, zerriss er wütend die Titelseite. Fortan wurde die Sinfonie „Eroica“ genannt.
Im Jahr 1805 wurde Beethovens einzige Oper „Leonore“ aufgeführt. Beethoven unterzog sie später einigen Bearbeitungen. 1814 kam die Oper in ihrer endgültigen Fassung als „Fidelio“ auf die Bühne.
1808 wurden die 5. und 6. Sinfonie uraufgeführt. Ab 1809 waren es Fürst Lobkowitz, Erzherzog Rudolf und Ferdinand Fürst Kinsky, die ihm für die folgenden vier Jahre sein regelmäßiges Einkommen sicherten – unter der Voraussetzung, dass er in Wien blieb. Die Gelegenheit, als Kapellmeister an den Hof Jérôme Bonapartes nach Kassel zu gehen, schlug Beethoven aus.
Schon im Alter von 26 Jahren merkte Beethoven, dass sein Gehör nachließ. In seinem 1802 verfassten „Heiligenstädter Testament“ teilte Beethoven seinen Brüdern mit, wie sehr er unter seiner Schwerhörigkeit litt. Verzweifelt beschrieb er, wie ihn die zunehmende Taubheit in die soziale Isolation trieb und dass er nur in der Kunst Zuflucht finde. Er litt an Tinnitus, hörte die hohen Töne und Worte nicht mehr richtig und war auf der anderen Seite mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Schall konfrontiert. Ab 1814 verschlimmerte sich seine Schwerhörigkeit.
Nachdem sich Beethoven zunächst mit einem Hörrohr behelfen konnte, musste er später Kommunikationshefte führen, wenn er sich mit anderen unterhalten wollte. 1814 trat er letztmals als Pianist auf. Ab 1824 war er wohl vollständig taub.
Im Jahr 1815 starb Beethovens Bruder Kaspar Karl. Er hatte einen Sohn namens Karl, der zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alt war. Obwohl die Mutter des Jungen noch lebte und sich um Karl kümmerte, war ein männlicher Vormund erforderlich.
Beethoven konnte seine Schwägerin nicht leiden. Nachdem seine Kompositionstätigkeit etwas ins Stocken geraten war, rückte ein neues Projekt in Beethovens Fokus: die möglichst tugendhafte Erziehung seines Neffen. Beethoven erhielt das Sorgerecht. Doch die hohen Erwartungen, die Beethoven im Alltag an seinen Neffen stellte, konnte dieser nicht erfüllen. Zudem ließ Beethoven seinen Neffen überwachen. Karl war unglücklich und wollte seinem Leben ein Ende setzen. Nach einem missglückten Selbstmordversuch im Alter von 20 Jahren zog er auf eigenen Wunsch wieder bei der Mutter ein. Karl ging zum Militär und wurde nach seinem Ausscheiden Privatier (er war Alleinerbe Beethovens).
Beethoven war häufig verliebt, aber zu einer geglückten Liebesbeziehung kam es nie. Freilich wurde er von vielen Frauen als Künstler verehrt, doch als ernstzunehmender Heiratskandidat kam er wohl nicht in Frage. 1810 hielt er um die Hand von Therese Malfatti an, wurde jedoch abgewiesen.
Carl Czerny berichtete über Beethovens Wirkung auf Frauen: „In jüngeren Jahren (bis um 1810) war seine Kleidung elegant und sein Benehmen cavaliermäßig; später aber bei zunehmender Taubheit immer mehr und mehr verwahrlost.“
Eine große, unerfüllte Liebe gab es wohl in Beethovens Leben. Sein berühmter Brief an die „Unsterbliche Geliebte“, verfasst am 6./7. Juli 1812 in Teplitz, stellt die Forscher bis heute vor ein Rätsel: An wen der Brief gerichtet ist, bleibt letztlich unklar. Forscher vermuten jedoch, dass damit Josephine von Brunsvik gemeint sein dürfte.
Im Jahr 1799 bat die Gräfin Anna von Brunsvik Beethoven, ihren Töchtern Therese und Josephine Klavierunterricht zu erteilen. Beethoven ging im Hause der adeligen Familie täglich ein und aus und verliebte sich in die 19-jährige Josephine. Er war schwer enttäuscht, als sie schließlich eine standesgemäße Ehe mit dem erheblich älteren Grafen Joseph von Deym einging und mit ihm vier Kinder bekam. Im Jahr 1804 starb Graf von Deym. Beethoven besuchte Josephine wieder öfters. Sie erwiderte seine Liebe zu ihm, doch ihre Familie war gegen die Beziehung.
Josephine zog sich von Beethoven zurück. Im Jahr 1810 heiratete sie den estnischen Baron Christoph von Stackelberg. Aus der Ehe, die von Auseinandersetzungen und finanziellen Schwierigkeiten geprägt war, gingen zwei Kinder hervor. 1812 verließ der Baron die Familie.
Die verlassene Ehefrau traf sich mit Beethoven in Prag. Neun Monate später wurde Josefines Tochter Minona von Stackelberg geboren. Man vermutet, dass es sich hier um Beethovens Tochter handelte. Rückwärts gelesen ergibt sich aus dem Namen das Wort „Anonim“. Doch Stackelberg nahm Josefine die Tochter gewaltsam weg, genauso wie die beiden eigenen Kinder, und gab sie bei einem Geistlichen in Obhut. 1821 starb Josephine in Armut und Einsamkeit. Später schrieb ihre Schwester Therese in ihr Tagebuch: „Beethoven (…) – Josephines Haus- und Herzensfreund. Sie waren für einander geboren und lebten beide noch, hätten sie sich vereint!“
In seinen letzten Lebensjahren galt Beethovens Beschäftigung noch einmal intensiv der Klaviersonate. Im Jahr 1819 wurde er zudem mit der „Missa solemnis“ beauftragt, die erst Anfang 1823 fertig wurde. Gleichzeitig arbeitete er an den 33 Variationen über einen Walzer von Anton Diabelli, seinem letzten großen Klavierwerk von enormer Bedeutung. Hans von Bülow bezeichnete diese Variationen als „Mikrokosmos des Beethoven‘schen Genies“.
Nun widmete sich Beethoven auch seiner 9. und letzten Sinfonie. Erste Skizzen waren schon 1815 entstanden, auch trug sich Beethoven schon länger mit dem Gedanken, Schillers „Ode an die Freude“ zu vertonen. Viele Geistesblitze und Ideen, die er schon länger mit sich herumtrug, führte er in der 9. Sinfonie zusammen. Das Werk wurde bei seiner Uraufführung am 7. Mai 1824 vom Wiener Publikum mit enthusiastischem Beifall aufgenommen. Es ist überliefert, dass die Solistin den ertaubten Beethoven erst zum Publikum drehen musste, damit er den Beifall entgegennehmen konnte.
Mit zunehmendem Alter wurde Beethoven gesundheitlich immer anfälliger. Schon in früheren Jahren hatte er mit Unterleibsschmerzen, Koliken und Gicht zu kämpfen. Der billige, mit Bleizucker versetzte Weißwein, den Beethoven trank, war vermutlich eine der Ursachen für diese Leiden. Blei galt damals als Allheilmittel und war auch in Pflastern und Salben enthalten, mit denen Beethoven häufig in Berührung kam. 1821 bekam er Gelbsucht, er litt an einer Leberzirrhose. Auf einer Reise in der offenen Kutsche im Jahr 1826 zog er sich schließlich eine Lungenentzündung zu. Die Behandlungsversuche blieben erfolglos, Beethoven starb am 26. März 1827.
Die Anteilnahme der Wiener Bevölkerung war überwältigend. An Beethovens Trauerzug sollen etwa 20.000 Menschen teilgenommen haben. Sein Grab kann auf dem Wiener Zentralfriedhof besucht werden.