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Die Enstehungsgeschichte des Vovinam

Die Ursprünge der vietnamesischen Kampfkunst "Viet Vo Dao" reichen bis in die Zeit des ersten vietnamesischen Reiches Nam Viet vor über 2000 Jahren zurück. Die Kampfkunst wurde im ersten vietnamesischen Staat Au Lac entwickelt und diente vorwiegend zur Landesverteidigung. Während der jahrhundertelangen chinesischen Besatzung kam es auch zum Austausch mit den chinesischen Kampfkünsten, die durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Viet Vo Dao aufwiesen.


<leer>Eine Hand greift nach einem Schwert

Wie bei allen asiatischen Kampfsportarten handelt es sich auch bei der vietnamesischen Variante nicht nur um eine reine Kampftechnik, sondern sie wird von einer ganzheitlichen Philosophie begleitet, die die Ausgewogenheit zwischen Körper und Geist, das Gleichgewicht zwischen Ying und Yang, oder, wie es in Vietnam heißt, "Am" und "Duong", herzustellen sucht.


Im 6. Jahrhundert wurde Viet Vo Dao in den Dörfern zum Aufbau einer straffen militärischen Verwaltung genutzt. Da die Bauern meist ihre Arbeitsgeräte als primitive Waffen verwendeten, wurde der meisterliche Umgang mit diesen Geräten bald zu einer eigenen Kunst. Im damaligen Thang Long, dem heutigen Hanoi gab es im 13. Jahrhundert sogar eine Universität der Kampfkunst. Im 13. Jahrhundert wurde Viet Vo Dao zum festen Bestandteil der militärischen Ausbildung.


Soldaten nehmen in Erdlöchern versteckte Vietnamesen gefangen

Die Geschichte der "modernen" Variante der vietnamesischen Kampfkunst, des Vovinam, beginnt in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts und hat einen besonderen historischen Hintergrund. In dieser Zeit herrschte Frankreich als Kolonialmacht über das Land. Diese unterdrückte die Bevölkerung und beutete sie aus. Armut und Hunger schürten den Widerstand.


In dieser Zeit suchte der Begründer des Vovinam, der 1912 geborene Meister Nguyen Loc, nach einem Weg, sein Volk auf den Kampf vorzubereiten. Er studierte die bekannten westlichen und fernöstlichen Kampfkünste und entwickelte Abwehr- und Angriffstechniken gegen sie.


Meister Nguyen Loc unterrichtet Vovinamkämpfer

Dabei legte er besonderen Wert darauf, dass die kleinen, aber schnellen und drahtigen Vietnamesen mit diesen Techniken eine möglichst große Wirkung erzielten. Aus diesem Grund kommt es bei Vovinam weniger auf Kraft als vielmehr auf Schnelligkeit und Geschicklichkeit an.


Spezifisch für Vovinam ist der schnelle Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung. Der Kämpfer soll durch die geistige Schulung lernen, seine Situation zu begreifen und eine innere Ausgeglichenheit herzustellen, die ihn in die Lage versetzt, Leid zu ertragen. Gleiches gilt auch für das körperliche Training, das die geistige Entwicklung unterstützt und nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbewusstsein stärkt.


In den Kriegen gegen die Franzosen und Amerikaner wurde es jedoch auch erfolgreich als Waffe gegen den Feind eingesetzt. Killer-Kommandos operierten hinter den feindlichen Linien und fügten dem Feind großen Schaden zu. Nach dem Ende des Vietnam-Krieges gestattete die kommunistische Regierung in ihrem bestreben die innere Ordnung des Landes wieder herzustellen nur den Angehörigen des Militärs und der Polizei die Ausübung von Vovinam. Seit "Doi Moi", der liberalen Wende seit 1986, ist diese Einschränkung gelockert worden. Die Regierung versucht, auch vor dem Hintergrund der steigenden Jugendkriminalität, den Sport unter Kontrolle zu halten.


Heute hat Vovinam für viele Vietnamesen wieder zu seiner ursprünglichen Bedeutung im Sinne der Selbstverteidigung und des Trainings zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit zurückgefunden. Vovinam erfährt mittlerweile auch außerhalb Vietnams regen Zuspruch. Es begeistert vor allen Dingen durch die Schnelligkeit und Akrobatik der Kämpfer.Ein Kämpfer schlingt im Sprung seine Beine um den Hals des Gegners (Beinschere) um ihn zu Boden zu reißen Man sagt: "Sie schleichen sich an wie eine Schlange, steigen hoch wie ein Kranich und stürzen sich wie ein Tiger auf den Gegner".


Am beeindruckendsten zeigt sich dies in der Technik der Beinschere. Der Kämpfer springt aus dem Stand bis in die Höhe des Kopfes seines Gegners, umschließt dessen Hals mit den Beinen und reißt ihn zu Boden. Heute bemühen sich sieben Verbände in etwa 40 Städten Vietnams um den Sport. Seit dem Tod des Großmeisters Nguyen Loc 1960 steht dessen Schüler Le Sang an der Spitze der internationalen Vovinam-Gemeinde. Einmal jährlich finden in Vietnam nationale Meisterschaften statt.


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