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Zur Geschichte der Rhön:

Sie liegt in Deutschlands Mitte, genau an der ehemaligen Grenze, die bis vor ein paar Jahren Deutschland in Ost und West teilte. Vom Westen aus waren das östliche Rhöngebiet und die DDR immer in Sichtweite. Im Osten sorgte die Grenzpolitik dafür, dass man nicht zu weit in die Ferne sehen konnte.


Verlassene Militäranlage am ehemaligen Grenzgebiet

Militärische Anlagen waren auf beiden Seiten der Grenze installiert - zur gegenseitigen Überwachung und Beobachtung. Jetzt sind die Grenzzäune verschwunden, und der Durchgang ist wieder frei. Auch die Bundeswehrkaserne auf der westlichen Seite mit ihren Radaranlagen steht leer und hat keine Funktion mehr.


Heute gehört die Rhön zu drei Bundesländern: Hessen, Thüringen und Bayern. Auch wenn es kein Zonenrandgebiet mehr gibt, die Rhön ist immer noch eine der unbekannteren Regionen Deutschlands, die noch nicht sehr viele Besucher anzieht. Aber es gibt viel zu entdecken im "Land der Fernen".

Historisches Foto: Ärmlich eingerichtetes Zimmer

Eine Beschreibung von 1853 nennt die Rhön das "Land der armen Leute". Die Gräfin von Pappenheim, die 1830 in die Gegend kam, schrieb: "Unsere Rückreise führte uns durch die Rhön, wohl die ärmste Gegend des Frankenlandes. Wir beobachteten Frauen vor Pflug und Wagen aus Mangel an Zugtieren - doch war Schmalhans fast überall oberster Küchenmeister."

"Der Rhöner ist vorzugsweise Vegetarier, aber nicht aus freier Wahl", wusste eine zeitgenössische Schrift zu berichten.

Die Landwirtschaft brachte in dem kalten Klima wenig Ertrag, das Leben war für die meisten sehr hart. Die Erbregelung der Region, die allen Kindern einen Anteil am Land zusprach, machte die Höfe und Äcker immer kleiner und unwirtschaftlicher. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Rhöner aus: In andere Regionen, in die Stadt oder auch gleich bis nach Amerika. Wer nicht ganz von zu Hause weg wollte, musste oft Wanderarbeiter werden. Manche zogen zur Erntezeit als sogenannte "Hollandgänger" bis Holland. Auch in Franken oder der Wetterau fanden die Saisonarbeiter Arbeit.


Historisches Foto: Altes Ehepaar vor Ihrem Haus beim Gemüse schälen

Frau und Kinder blieben zurück und versorgten alleine Haus und Hof. Im Winter waren die Männer zu Hause und stellten Schnitzarbeiten her, die man im Sommer den Hausierern zum Verkaufen mitgeben konnte.


Manche nutzen auch die arbeitslosen Wochen, um Singvögel heranzuziehen. Die singenden Kanarienvögel und Dompfaffen aus der Rhön waren eine Art Markenartikel und wurden noch nach dem zweiten Weltkrieg überallhin exportiert.


Auch heute hat die Region mit großen wirtschaftlichen Problemen und hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Die Existenz als Zonenrandgebiet hat die Rhön lange in eine wirtschaftliche Außenseiterposition geschoben, davon muss sie sich erst erholen. Die Infrastruktur wird ausgebaut, um Investoren anzuziehen. Durch den Tourismus und ein UNESCO-Naturschutzprojekt erhoffen sich die Rhöner eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.


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