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Menschenpyramiden - die Regeln

"Castells" oder Menschenpyramiden zu bauen, ist kein Sport in der angelsächsischen Tradition des Wettkampfes.Eine dichte Menschenmenge bildet die Basis für den Turm Es ist vielmehr eine römisch-mittelalterliche Überlieferung. Es herrscht der Geist des Straßenfestes. Nur das Kollektiv ist wichtig, keine individuelle Leistung ragt besonders heraus, es gibt keine Meister, und fast jeder ist ersetzbar.


Die Regeln sind denkbar einfach, doch die Technik kompliziert. Unten steht die "Piña" (etwa: Tannenzapfen), eine dicht gedrängte Masse von Menschen, die dem Turm die Grundlage und die Stabilität gibt. David Miret ist "Cap de Piña", Chef dieser Basis, und somit einer der Architekten des menschlichen Bauwerkes. Er gehört zum technischen Team, das aus Chaos Ordnung schafft.


Jeder Turm wird mit zwei Nummern bezeichnet. Zunächst gilt es, zu bestimmen, wie viele in der Säule stehen. Meistens sind es zwei bis fünf. Die Säule geht bis hinunter, die Stärksten werden als Grundlage aufgestellt. Dann weist David jene ein, die vor der Brust der Säulenträger stehen, und jene, die sich gegen ihren Rücken pressen.Kinder und Jugendliche bilden die Spitze des Turms Unter ihre Arme stellen sich die "crosses", die Krücken. Meistens sind das Frauen, weil sie kleiner, und, wie Nati Casals im Film erklärt, "weil sie leidensfähiger sind". Die zweite Zahl bestimmt die Höhe der Stockwerke. Eine "drei von neun" etwa, eine der beliebtesten grossen Pyramiden, besteht aus einer sechstöckigen Säule von drei Männern oder Frauen, die sich im Dreieck fest krallen. Unten werden sie von der "piña" gestützt, und im ersten Stock von einer zweiten Masse, die "folre" (Futter) genannt wird.


Die drei obersten Stockwerke sind immer gleich: zunächst kommen die "dosos", die Zweier, zwei junge Frauen oder Jugendliche. Dann kommt der "aixecador", der die beiden verbindet: Meist ist es ein sechs- oder siebenjähriges Kind, das sich über die Köpfe der "dosos" kauert. Die Krone bildet ein zweites Kind, die "anxeneta", das mit einem kurzen Handzeichen den Erfolg signalisiert und geschwind wieder herunter klettert.


Zuweilen fällt das Gebäude vor der Vollendung oder beim Abstieg zusammen.Einsturz eines Turms Es sieht furchterregend aus, aber bei den geübten "collas" ist es halb so schlimm. "Wir haben einmal ausgerechnet, dass in einem Jahr 2.000 Türme gestürzt sind," rechnet Joan Grau, vom katalanischen Kulturministerium in Barcelona vor. "Bei etwa 70 direkt Betroffenen pro Turm ergibt das 140.000 Menschen. Verletzte gab es gerade 180, davon nur acht schwer. Für die Kinder ist es weniger gefährlich als Fußball."


Der Verein, der die höchsten und schwierigsten Türme baut, gilt als Bester - doch Punkte werden keine vergeben, nur die Einschätzung des Publikums und der Medien, die sich immer intensiver mit den "Castells" befassen, schafft eine informelle Rangordnung. Allerdings treffen sich die besten Vereine alle zwei Jahre in der Stierkampfarena von Tarragona zum einzigen wirklichen Wettkampf, bei dem ein Meister erkoren wird.


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