Land & Leute
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Katalanen gelten als vernünftig, arbeitsam, sparsam, vielleicht sogar geizig. Alles Vorurteile? Mag sein, denn kaum ein Volk Europas feiert so gerne wie die Katalanen. Vor allem die traditionellen Bräuche haben auch bei jungen Katalanen einen hohen Stellenwert. "Es gibt rund 5.000 folkloristische Vereine," rechnet Joan Grau, vom katalanischen Kulturministerium in Barcelona. "Rund eine Million Menschen beteiligen sich an Aktivitäten, die zur Volkskultur gehören. Das ist sehr viel bei einer Gesamtbevölkerung von sechs Millionen." Nur Belgien hat in Europa so viele Volksbräuche, die noch aktiv betrieben werden, wenn auch keine so hohe Beteiligung.
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Die reiche katholische Prozessionskultur ging mancherorts verloren, als der Vatikan den Corpus Christi als Festlichkeit abwertete. Doch in Katalonien wurden die Folkloregruppen gerettet, weil sie auch bei den lokalen Dorffesten auftraten. Drachen und Teufel, Riesen und "Dickköpfe" - schier endlos ist die Liste von Gruppen, die sich alljährlich zum Dorffest auf die Strasse begeben. "Nach dem Krieg gab es eine Europa entgegengesetzte Entwicklung in Katalonien," glaubt Joan Grau. "In den meisten Ländern ging Folklore aus der Mode, vielleicht als Erbe des Nazismus war alles volkstümliche vor allem bei der Jugend verschrieen. Bei uns galt es dagegen auch bei der Jugend als progressiv, die von der Diktatur unterdrückten Identitätsmerkmale wieder zu beleben."
Begleittexte von Walter Tauber
© SWR Projektgruppe Multimedia 2010