Land & Leute
Das norditalienische Piemont ("Land am Fuß der Berge") ist eine der flächenmäßig größten Regionen des Landes.
[Bild Vergrößerung] Es umfasst eine Fläche von 25 399 Quadratkilometern und wird von drei Landschaften geprägt: dem Hochgebirge der Westalpen, der Po-Ebene und den Hügeln des Monferrato. Die Region hat rund 4,3 Millionen Einwohner, in der Hauptstadt Turin leben hiervon über 900.000 Menschen. Turin ist damit nach Rom, Neapel und Mailand die viertgrößte Stadt Italiens.
Mehrere Wirtschaftszweige machen das Piemont und Turin zu einer der reichsten Regionen Italiens. Die Arbeitslosigkeit liegt im Piemont bei 8,3 Prozent, in Italien beträgt sie durchschnittlich 12,1 Prozent (Angaben von 1999). Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Autoindustrie und die Metallverarbeitung, Lebensmittelindustrie und Weinbau, Textilindustrie und der Tourismus. Die Ansiedlung der "Fabbrica Italiana Automobili Torino" (kurz: FIAT) machte Turin zu einem bedeutenden Industriestandort. Der Konzern beschäftigt allein in Italien über 100.000 Mitarbeiter. Automobilindustrie, Metall- und Maschinenbau rangieren bei den Beschäftigtenzahlen in der Region auf Platz 1.
Weltweit bedeutend ist der Weinbau im Piemont. In der Region werden jährlich rund drei Millionen Hektoliter Wein produziert, 70 000 Betriebe leben von den Weinen, die in alle Welt exportiert werden.
[Bild Vergrößerung] Zu den wichtigsten - und bekanntesten - zählen der Barolo und der Barbaresco.Bei der Lebensmittelproduktion sind vor allem Olivenöl, weiße Trüffel, Käse, Reis und Weizen, die Produkte, die auch in großen Mengen in den Export gehen.
Wein und gutes Essen, eine einzigartige Landschaft und unzählige kulturelle Sehenswürdigkeiten haben das Piemont zu einem beliebten Reiseziel werden lassen. Jährlich kommen über acht Millionen Touristen in die Region, also fast doppelt so viele Menschen, wie das Piemont Einwohner hat. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten zählen das Turiner Grabtuch, das im Dom von Turin aufbewahrt wird, das Ägyptische Museum und die Galleria Sabauda, in der sich zahlreiche Meisterwerke großer europäischer Künstler befinden. Attraktionen sind auch die vielen Barockbauten in Turin, Paläste, Festungen, Basiliken und Klöster.
Das Verhältnis der Region Piemont zum restlichen Italien ist ein sehr Spezielles: Zwar ist die Region für Italien wirtschaftlich bedeutend und war in vielem Vorreiter, dennoch bleiben sich die Piemonteser und ihre anderen Landsleute fremd. Gründe dafür mag es viele geben: die geographische Randlage, die gesonderte geschichtliche Entwicklung, die monarchische und militärische Vergangenheit.
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Während die Region ihre Produkte erfolgreich im Ausland vermarktet, sind Wein und Lebensmittel aus dem Piemont im restlichen Italien eher wenig vertreten, auch piemontesische Restaurants sind eher die Ausnahme. "Lebensmittelgrenze" nennt es der Journalist Giorgio Bocca, der aus dem Piemont stammt und bringt das distanzierte Verhältnis mit einem Beispiel auf den Punkt: "Wenn die Turiner La Stampa streikt, sieht man, wie die Turiner an den Kiosken die Mailänder Zeitungen betrachten, als wären sie verseucht." (Merian Piemont Turin, S.34)
Begleittexte von Martina Frietsch
© SWR Projektgruppe Multimedia 2010