Anekdoten, Kurioses, Sagen
Maes Howe, eines der bedeutendsten Megalithgräber der Welt, beherbergt auch die die größte Wikinger-Runensammlung der Welt. Was die Wikinger (wohl unabsichtlich) der Nachwelt hinterließen, hat stellenweise allerdings eher Graffiti-Charakter als literarische Qualitäten. So wurde beispielsweise entziffert:
"Ingibjorg ist eine schöne Witwe"
"Ingigerth ist die schönste aller Frauen"
"Ich bin der beste Runenritzer"
"Nur Hakon hat etwas von dem Schatz abbekommen"
Etliche der Inschriften erzählen auch ganze Geschichten. Für viele Sagas auf Orkney gibt es so einen in Stein gemeißelten Beleg.
Standing Stone
Einen viel profaneren Zweck als die Steinkreise soll der Standing Stone gehabt haben, welcher Gott Odin den Orkadiern stiftete. Der Stein hatte in der Mitte ein Loch, durch das sich Verliebte die Hände reichen konnten. Wer das wagte, galt danach als verheiratet. Der Stein existiert nicht mehr, dafür aber ein literarisches Zeugnis dieses Brauchs. "Robinson"-Autor Daniel Defoe berichtete als Journalist über ein Gerichtsverfahren, in dem eine solche Heirat zur Sprache kam und anerkannt wurde.
Die Sage vom Selkie-Folk
Eine der beliebtesten, aber auch traurigsten Sagen, ist die des alten Selkie-Folk. Diese Wesen sind eigentlich Seehunde, können aber Menschengestalt annehmen, Kinder zeugen und jahrelang unerkannt unter Menschen leben. Doch dann sitzt der Vater immmer häufiger im Pub oder verschwindet ganz. Die Mutter verändert sich und nimmt langsam ihre Seehund-Gewohnheiten wieder an. Eines Nachts streift sie ihr Fell wieder über geht für immer ins Meer.
Eine traurige Sage, in vielen Varianten erzählt, und mit historischem Hintergrund: Viele Witwen mit Kindern gingen tatsächlich den "Weg der Seehunde", denn nach ihrem Tod würden sich die Inselbewohner mit Sicherheit um ihre Kinder kümmern.
(Quellen: Schlick; Tschirner)
Wem gehören die Orkneys?
Als der dänisch-norwegische König Christian I. die Orkneys 1468 an Schottland verpfändete, wurde ausdrücklich vereinbart, dass das Pfand jederzeit wieder ausgelöst werden könne. Diese Vereinbarung wurde für unbegrenzte Zeit getroffen und gilt theoretisch noch heute. Und so betrachten die Orkadier die Königshäuser von Norwegen und Dänemark als die wahren Herrscher - jedenfalls dann, wenn sie unbedingt etwas gegen die Schotten durchsetzen wollen. Als sich die Orkadier 1986 gegen den Bau von Atomreaktoren in Nordschottland wehrten, wandten sie sich mit orkadischer Dickköpfigkeit nicht etwa an die Queen. Sie schickten ihre "Declaration of Wyre" an Königin Margarethe von Dänemark und König Olaf von Norwegen und sorgten damit für einen ziemlichen Eklat.
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