Mit Pech aus erhitzter Birkenrinde, wurden die Pfeilspitzen sorgfältig am Schacht befestigt.
SWR – Screenshot aus der Sendung
Den Menschen standen bis vor 8000 Jahren ausschließlich Materialien aus der Natur zur Herstellung aller notwendigen Dinge des Lebens zur Verfügung. Erste Kunststoffe der Geschichte waren Birkenpech , ein Destillat aus Birkenrinde, das man zum Kleben, Dichten und zur Wund-, resp. Schmerzbehandlung verwendete und weicher, feiner Ton , der durch Brennen im Feuer bei etwa 900-1000° C oder in beheizten Erdgruben und Öfen zu fester Keramik umgewandelt wurde.
Holz war – auch wenn das merkwürdig klingt - mit Sicherheit der wichtigste Rohstoff der Steinzeit. Für fast alle Werkzeuge brauchte man Schäftungen aus Holz. Man nutzte es zum Heizen, Kochen, zum Brennen der Tontöpfe, für Boote und zum Bau der Häuser. Allerdings zerfallen Objekte aus Holz normalerweise, wenn sie nicht, wie das in den in den schlammigen Ablagerungen der Seen oder in den Mooren der Fall ist, unter Luftabschluss geraten.
Lindenbast wird aus einer Abfolge von bis zu 50 Bastschichten unter der äußeren Rinde des Lindenbaumes gewonnen. Schnüre und Seile aus verzwirnten Lindenbaststreifen sind sehr stabil. Auch Hüte, Taschen, Schuhe und Kleidung wurden daraus geknüpft. Aus den weichen Zweigen von Weidenruten, Binsen, Grass, Stroh oder Haselnuss ließen sich recht einfach Körbe unterschiedlicher Form und Funktion flechten. Auch Jagdfallen wie die Fischreusen wurden so gebaut.
Knochen, Geweih, Zähne wurden für die Herstellung unterschiedlichster Werkzeuge genutzt: Werkzeuggriffe, Meißel, Ahlen, Pfeilspitzen, Zwischenfutter von Steinbeilen, Hämmer, Spitzhacken oder Schmuckstücke. Die begehrten Hauer von Wildschweinebern wurden zu Amuletten, Schmuck und Angelhaken verarbeitet. Auch Wolfs-, Fuchs- und Bärenzähne fanden in der Schmuckfabrikation Verwendung. Federn nutzte man für die Stabilisierung von Pfeilen und vielleicht als Schmuckelemente. Rötelsteine waren zum Färben von Leder, Keramik oder auch zum Verzieren der menschlichen Haut wichtig. Rötel ist eisenoxidhaltiger (Hämatit-Fe2O3) Ton. Seine Farbe ist rot, braun oder gelb, je nachdem, in welchem Anteil Eisenoxid enthalten und wie stark dieses durch Sauerstoff zersetzt ist.
Zähe Felsgesteine aus den Alpen oder aus den Gletschermoränen brauchte man für Steinbeilklingen. Man achtete sorgfältig darauf, das keine Risse oder Beschädigungen des Steins vorlagen, den dies hätte zum Buch der Klingen geführt. Durch Abschlagen und Schleifen mit Wasser auf Sandsteinplatten wurde ihnen die Form gegeben.
Pyrit und Feuerstein dienten den Steinzeitmenschen als Feuerzeug.
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Feuerstein/Silex/Hornstein/Flint (Kieselgestein) ist ein hartes Sedimentgestein, wie auch Hornstein, Quarz, oder Jaspis. Er wird hauptsächlich in Schichten des Jura und der oberen Kreide in Form von großen unregelmäßig geformten Knollen oder Platten gefunden. Kleinste Einschlüsse von Luft und Wasser färben Feuerstein hell, Kohlenstoff dunkel bis schwarz. Aufgrund seiner Härte, nach Diamant, Korund und Topas ist Feuerstein das vierthärteste Gestein und damit härter als moderner Hochleistungsstahl, wurde Feuerstein fast immer geschlagen, nicht geschliffen. Aus Abschlägen konnten verschiedene Werkzeugformen wie Klingen, Schaber, Pfeilspitzen, Dolche oder Speerspitzen durch weiteres Abschlagen von immer kleineren Splittern geformt werden. Mit Pyrit/Markasit, Feuerstein und Zunder konnte Feuer gemacht werden.
Pyrit (FeS2) im Volksmund auch Katzengold genannt, eignet sich sehr gut zum Schlagen heißer Funken. Dazu braucht es nur noch ein Stück Flintstein/Silex/ Feuerstein. Mineralogisch ist der goldfarbene Pyrit Schwefelkies bzw. Eisen(II)-disulfid, eine Metall-Schwefel-Verbindung, bei der der Metall- und Schwefelanteil ca. 1:1 ist. Man findet Pyrit oft in den selben Schichten vor wie Feuerstein
Markasit (FeS2) kommt aus dem arabisch-maurischen Sprachraum. Marqâshîtha bedeutet dort Feuerstein, da sich auch mit Markasit und Flintstein/Silex/Feuerstein heiße Funken schlagen lassen. Mineralogisch ist Markasit identisch mit Pyrit. Seine Kristalle sind meist tafelig, pyramidenförmig, prismatisch oder oft radialstrahlig angeordnet. Markasit ist von weißer bis gelber/messingartiger Farbe, oft ein wenig grünlich. Es findet sich in Braunkohlen, Tonen, Mergeln, Kreide und kommt oft in den selben Schichten vor wie Feuerstein.
Zunderschwamm wurde gesammelt und getrocknet. Mit seiner Hilfe lassen sich die Feuerfunken auffangen und die Glut entfachen.
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Von Zunderschwämmen , die an absterbenden Buchen und Eichen wachsen, trennte man die obere Schicht des Pilzes ab und fertigte daraus Lappen oder Zunderwolle, die zum Feuer machen unentbehrlich waren. Durch Aneinanderschlagen von Feuerstein und Pyrit oder Markasit wurden heiße Funken erzeugt, die mit dem Zunder aufgefangen wurden. Er sorgte dafür, dass die Glut nicht erlosch. Mit trockenem Stroh oder Heu war es dann einfach ein Feuer anzublasen. Daneben eigneten sich aber auch unterschiedlich harte Hölzer zum Feuer machen. Dazu musste man sie kräftig und schnell aneinander reiben oder bohren. Dabei entstand glühendes Holzmehl, das nun zum Feuer entfacht werden konnte.
Emmer ist eine typische steinzeitliche Getreidesorte.
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Das Hauptnahrungsmittel der Steinzeit war Getreide: die Spelzgetreidesorten Emmer, Einkorn, Gerste und spelzloser Nacktweizen. Pro Tag verbrauchte eine zehnköpfige Gruppe ca. drei Kilo davon. Um dies sicher zu stellen, musste jährlich auf ca. 1 Hektar Land Getreide angebaut werden. Das entspricht ungefähr 3 Fußballfeldern. Die Felder wurden im Hackbau bewirtschaftet. Mit Hacken aus Holz und solchen mit Spitzen aus Hirschgeweih bearbeitete man den Boden, denn Pflüge kamen erst gegen Ende der Jungsteinzeit in Gebrauch. Wenn das Saatgut ausgebracht und herangereift war wurde das Getreide mit Erntemessern geschnitten und meist in der Ähre gelagert. Je nach Bedarf wurden dann die Körner aus den Ähren ausgedroschen. Auf Steinsattelmühlen wurde Mehl für das Brotbacken oder Getreideschrot für das Breikochen gewonnen. All dies kostete viel Zeit.
Die Möglichkeiten des steinzeitlichen Kochens waren begrenzt. Brei, Eintöpfe und Brot, auch Sauerteigbrot, gehörten zu den alltäglichen Gerichten, gebratenes Fleisch und Fischgerichte sicher zu den Höhepunkten der jungsteinzeitlichen Küche. Auf offenem Feuer und in Lehmöfen wurde gekocht, gebraten, gebacken und geschmort. An Gemüse und Obst standen Erbsen, Linsen, der sehr ölhaltige Lein, Rübsen, wilde Möhren, Sellerie, wilde Äpfel, Hagebutten, Holunderbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Walderdbeeren, Wassernüsse und Haselnüsse zur Verfügung. 100 g Haselnüsse haben ca. 630 kcal., damit ist ca. 20% des Kalorienbedarfes eines Mannes gedeckt. Weitere wichtige Sammelpflanzen aus dem Wald waren Eicheln und Bucheckern (sie sind kalorienreich und können gut gelagert werden; die in Eicheln enthaltenen Gerbstoffe müssen vor dem Verzehr durch mehrmaliges Aufkochen entfernt werden), Schlehen, Physalis/Judenkirschen (=hoher Vitamin C-Anteil) und vielerlei Pilze, Wurzeln, Kräuter (z. B. Schafgarbe, Spitzwegerich). Die Blätter einiger Baumarten wie Ulme, Linde, Hasel und Rotbuche sind essbar. Auch die medizinische Wirkung der Pflanzen war bekannt und wurde gekonnt genutzt.
In der Schweizer Steinzeitsiedlung Arbon Bleiche 3 aus der Zeit um 3370 v. Chr, im Kanton Thurgau,.war pflanzliche Nahrung folgendermaßen verteilt:
Gewicht Kalorien Getreideanteil 46% 34% Ölpflanzenanteil (Lein / Mohn) 30% 29% Sammelpflanzenanteil (Hasel / Eicheln) 24% 37%
Die Vorratshaltung und Lebensmittelkonservierung wurde ständig verfeinert und weiter entwickelt: pökeln, räuchern, darren, trocknen (Obst, Kräuter, Pilze, Fleisch, Fisch), braten – das sind die Konservierungsmöglichkeiten der Steinzeit. Kühlen konnte man vor 5.000 Jahren vor allem im Winter. Doch wie wir aus jüngeren Perioden (Römerzeit, Mittelalter) wissen, wurden sicher auch Schnee und Eis in den wärmeren Jahreszeiten zum Kühlen genutzt. Auch Erdgruben, Erdkeller, Höhlen oder – wie im Bodenseeraum – Felskeller waren geeignet zum Einlagern von Lebensmitteln.