Tagebücher des Ersten Weltkriegs

Multimediaspiel - Kleine Schritte im großen Krieg | Unterricht

Stand
Autor/in
Christina Lüdeke

Einsatz des Lernspiels zum Ersten Weltkrieg im Unterricht

Kleine Schritte im großen Krieg (Multimediaspiel)

Im interaktiven Spiel erleben Schüler historische Ereignisse und schlüpfen in verschiedene Rollen zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Ab Klasse 8.

Der interaktive Comic „In kleinen Schritten zum großen Krieg“ ist ein 2-D-Spiel in Trickfilm-Optik. Es ist im Stil von Graphic Novels gestaltet und besteht aus vier Missionen, die unabhängig voneinander gespielt werden können. Diese vier Missionen beschäftigen sich mit historischen Ereignissen wie etwa dem Attentat von Sarajevo 1914. Im Vordergrund stehen dabei Gewissenskonflikte einzelner Akteure (und nicht etwa das unreflektierte Schießen und Töten wie in vielen kommerziellen Kriegsspielen).

Schüler schlüpfen in historische Rollen

Die Machart des animierten Comics erleichtert die Einführung des Themas „1. Weltkrieg“ besonders bei Jugendlichen mit geringerem Bildungsstand. Der Spieler schlüpft in verschiedene Rollen, muss Aufgaben lösen oder auch Entscheidungen treffen. So werden die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich in der Nachbereitung des Spiels intensiver mit dem historischen Kontext zu beschäftigen. Die Schüler nähern sich den historischen Ereignissen durch jugendgerechte Bilder und über eine emotionale Ebene.

Entscheidungen nach Werten, Gewissen und Moral

Immer wieder wird der Spieler vor Entscheidungsfragen gestellt. Es sind Gewissensentscheidungen, die zu Reflexion und zur Überprüfung der eigenen Wertemaßstäbe anregen. Durch diese Konzeption bleibt der Comic nicht beim Vermitteln historischen Wissens stehen, sondern ermöglicht gleichzeitig, eigene Standpunkte und Werteentscheidungen zu begründen, moralisch-ethisch zu argumentieren und Lösungsstrategien für Gewissenskonflikte zu entwickeln.

Dieser Aufbau bietet eine besondere Chance für den Fächerverbund „Welt – Zeit – Gesellschaft“ in Hauptschule und Werkrealschule. In diesem Fächerverbund wird nicht nur die Vermittlung historischen Wissens gefordert, sondern unter anderem auch das Entwickeln eigener Wertemaßstäbe. An anderen Schulformen kann das Spiel auch für den fächerübergreifenden Unterricht der Fächer Geschichte und Ethik / Praktische Philosophie genutzt werden. Die vielfältigen Konfliktsituationen können Anlass dazu sein, eigene Entscheidungen zu reflektieren und zu begründen.

Lernspiel zum Ersten Weltkrieg ohne Vorwissen möglich

Unser Ansatz geht davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst ohne weiteres Vorwissen oder zusätzliche Einordnung eine Mission des Comics spielen. Dabei sollten immer zwei Schülerinnen und Schüler gemeinsam an einem Computer oder Tablet arbeiten. In Entscheidungssituationen halten sie gemeinsam inne und einigen sich auf eine der Wahlmöglichkeiten. Zusätzliches Faktenwissen können sich die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an das Spiel über das Glossar „Wichtige Begriffe zum 1. Weltkrieg“ erarbeiten.

Auf den Arbeitsblättern zum Spiel setzen wir bewusst auch Bildmaterial aus dem animierten Comic ein. So wird das positive Spielerlebnis mit den Lerninhalten verknüpft, sie bleiben nachhaltiger haften. Um die Übersicht für die Unterrichtsplanung zu erleichtern, haben wir Arbeitsblätter mit moralisch-ethischen Fragestellungen mit Buchstaben (A und B) bezeichnet. Die Arbeitsblätter mit geschichtlichem Schwerpunkt sind dagegen durchnummeriert. Das Unterrichtsmaterial baut nicht aufeinander auf, sondern kann nach dem Baukasten-Prinzip genutzt werden.

Bildungsplanbezug Geschichte und Erster Weltkrieg

Das Thema "Erster Weltkrieg" ist im Bildungsplan 2012 für Werkrealschule und Hauptschule im Fächerverbund „Welt – Zeit – Gesellschaft“ so vorgesehen:

Die Schülerinnen und Schüler

  • kennen Ursachen und Auswirkungen von Kriegen;
  • begreifen die Sicherung des Friedens als wichtige Aufgabe internationaler Politik. (Klasse 9)

Als übergeordnetes Ziel soll der Fächerverbund die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, „eigene Werthaltungen“ zu entwickeln und „zu historischen, politischen und wirtschaftlichen Konflikten auf regionaler und globaler Ebene Standpunkte einzunehmen“. Außerdem sollen sie „lernen, andere Meinungen und Einstellungen zu respektieren“.

In anderen Schulformen ist das Thema im Bildungsplan 2004 für Baden-Württemberg im Fach Geschichte für die Mittelstufe folgendermaßen verankert:

Die Schülerinnen und Schüler können

  • beide Weltkriege nach Ursachen und Anlass unterscheiden und belegen, dass Deutschland jeweils der Aggressor war;
  • darlegen, welche Pläne und Ziele der jeweiligen Kriegsführung zugrunde lagen;
  • erläutern, dass im Ersten Weltkrieg propagandistisch vorbereitete und im Zweiten Weltkrieg auch ideologisch untermauerte Kriegsverbrechen in Kauf genommen und durchgeführt wurden;
  • begründen, dass letztlich beide Kriege total geführt wurden bei bewusster Einbeziehung der Zivilbevölkerung als Helfer und Opfer;
  • die Frage nach Gewinnern und Verlierern der jeweiligen Kriege in materieller Hinsicht eindeutig klären, nicht aber im Hinblick auf die durch die Kriegshandlungen verursachten menschlichen Tragödien beantworten. (Realschule, Klasse 10)


Sie können außerdem

  • Ursachen für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nennen;
  • die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Soldaten und den Alltag der Zivilbevölkerung nennen und diese auf die Technisierung des Krieges zurückführen. (Gymnasium, Klasse 8)

Das Spiel eignet sich auch für den fächerübergreifenden Unterricht gemeinsam mit dem Fach Ethik. Hier werden folgende Lehrplaninhalte der Bildungspläne 2012 bzw. 2004 angesprochen:

Thema: Werte und Normen (Hauptschule/Werkrealschule, Klasse 8 und 9)

Die Schülerinnen und Schüler

  • erkennen die Entstehung moralischer Konflikte und Dilemmata in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Werten und Normen;
  • kennen verschiedene Arten der Begründung von Normen und Werten und können eigene Standpunkte und Werteentscheidungen begründen;
  • können eigene Wertentscheidungen und die anderer problematisieren;
  • können Wertspannungen wahrnehmen, aushalten und verantwortlich reduzieren;
  • können sich diszipliniert an einer Diskussion beteiligen.

Thema: Entwicklung ethischer Urteilsfähigkeit und der Bereitschaft zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (Realschule, Klasse 10)

Die Schülerinnen und Schüler können

  • Gewissenskonflikte richtig bewerten und Lösungsstrategien entwickeln (Außensteuerung und Selbstbestimmung).

Thema: Moralisch-ethisches Argumentieren (Gymnasium Klasse 8)

Die Schülerinnen und Schüler können

  • moralische Phänomene an Beispielen beschreiben;
  • einfache ethisch relevante Fälle beschreiben und analysieren.

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