Vorbemerkungen
Vor einem Bild zu stehen und nicht zu wissen, was das soll; zu denken, man sei zu ungebildet um das zu verstehen; wütend zu werden, weil man Dinge als "Kunst" im Museum hängen sieht, die "man doch selbst besser machen könnte"…
… Kennen Sie das? Vier Folgen zur Malerei, begleitet von Enie van de Meiklokjes und ihren Kunstexperten Professor Raimund Wünsche und Professor Wolfgang Flatz, nehmen die Angst im Umgang mit Kunst – sowohl im Unterricht als auch im Museum – Erwachsenen wie Schülerinnen und Schülern.
Moderation - Identifikation
Die Moderatorin fungiert hier in zweierlei Weise als Identifikationsfigur: als bekannte Fernsehmoderatorin und als jemand, der in die Rolle der "Unwissenden" schlüpft und so die Brücke zum Zuschauer schlägt. Sie gibt das Gefühl, dass man nicht alles wissen muss und sich trauen kann nachzufragen.
Folge 1: Überblick Malerei
Diese Folge bietet einen rasanten Überblick über die Kunstgeschichte, beginnend mit Höhlenmalerei in der Höhle bei Lascaux bis zum Beginn der Moderne. Enie begibt sich auf eine spannende und anschauliche Zeitreise durch die Malerei. Die Inhalte sind radikal verkürzt auf Schlüsselwerke und Hauptmerkmale – ein idealer Einstieg, der die Scheu vor der großen Kunst nimmt.
Folge 2: Gattungen
Porträt, Stillleben, Genrebild, Landschaftsbild, Historienbild – in dieser Folge lernt man ihre Merkmale kurz und knapp kennen. Zudem gibt es eine kleine Einführung in Maltechniken. Mit der Methode der "Bildbegehung" wird der Blick auf die Kunst gegenüber Folge 1 nun vertieft.
Folge 3. Der Künstler
Salopp wird hier gefragt, wie Künstler "ticken" – welcher Typ von Mensch sind sie? Wie sehen sie sich selbst? Wie werden sie in ihrer Zeit gesehen? Was wollen sie mit ihrer Kunst erreichen? Ausgangspunkt ist Wolfgang Flatz mit seiner Performance "DemontageIX" – im Rückgriff, beginnend mit Albrecht Dürer, werden so historische und aktuelle Künstler gegenübergestellt.
Folge 4: Der Betrachter
Die letzte Folge stellt den Betrachter in den Fokus. Wie kann man mit einem besonders fokussierten Blick ganz neue Dinge in einem Bild sehen, zum Beispiel in Bezug auf das Schönheitsideal: bei Rubens und bei Lukas Cranach d.Ä. Anschaulich wird dieses Konzentrieren auf einen Aspekt als "Brille" beschrieben. Im Gegensatz dazu wird verdeutlicht, dass es bei moderner Kunst darauf ankommt, offen an ein Bild heranzugehen und in sich selbst hineinzuhorchen, was das Gemälde bewirkt. Komplettiert wird die Folge mit einer Wiederholung des Geschichtsüberblicks in nur zwei Minuten und abschließenden Bildinterpretationen.
Unterricht
Die Sendungen sind sehr flexibel einsetzbar – gerade im Bezug auf die in der Mittelstufe übliche Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten Sendungsausschnitte zum Beispiel auch in bereits existierende Unterrichtsreihen einzubauen. Die Arbeitsblätter folgen diesem Prinzip, stellen ein vielfältiges Material an Aufgabentypen, Anregungen zum praktischen Arbeiten und Projektideen zur Verfügung, das für verschiedene Alters- und Anforderungsstufen geeignet ist. Zur Orientierung sind unterschiedliche Anforderungsniveaus gekennzeichnet:
Um leichter zu bestimmten Bildern Material zu finden, sind in der Fußleiste der Arbeitsblätter mit Trennlinie versehen die Bildinformationen zu finden.
Folge 1: Appetithäppchen – Was gibt es so in der Kunst?
Unter dieser Frage könnte die Folge in der Orientierungsstufe gezeigt werden. In der Stufe 9/10 bietet sie den Einstieg in eine erste Auseinandersetzung mit den Epochen. Für die gymnasiale Oberstufe könnte sie als Einstieg oder Abschluss einer vertiefenden Unterrichtsreihe Kunstgeschichte stehen. Entgegen heute häufiger Empfehlungen nur Sequenzen einer Sendung zu zeigen, kann man diese durchaus komplett vorführen. So können die Lernenden in den "Sog der Kunstgeschichtszeitreise" gezogen werden. Auf keinen Fall sollte man anschließend zu sehr versuchen die Einblicke zu vertiefen. Das konterkariert das Konzept, durch Vereinfachung und Verkürzung Zugänge zu öffnen. Die Arbeitsblätter 1 und 2 dienen somit auch lediglich der Sicherung. Eine stärker haptische, weniger kognitive Wiederholungsmöglichkeit des Gesehenen bietet die Wäscheleine.
Nie wieder keine Ahnung – Kunstgeschichte praktisch und anschaulich …
Enies Kunstgeschichtswäscheleine – ein Überblick mit 12 Bildern.
- Druckt die Beispiele der Kunstgeschichte auf dünnem Karton aus. Sortiert sie in der richtigen Reihenfolge. Beginnt mit der Höhlenmalerei!
- Erinnerst du dich noch an Titel und Maler der Bilder? Schreibe sie auf Karteikarten und hänge sie zu den Bildern an die Leine!
(Hinweis: Die Klasse sollte die Bilder als Screenshots aus der Sendung zur Verfügung gestellt bekommen.)
Folge 2: Bilder unterscheiden
Detektivarbeit, Teil 1: Spannende Fragen der Kunstgeschichte, wie zum Beispiel "Wer enthauptet wen?" lassen die Sendung zu einem Detektivspiel werden. Arbeitsblatt 3 und 5 knüpfen daran an. In einer Mindmap nähern sich die Schülerinnen und Schüler dem geheimnisvollen Wesen Robert de Masmines.
Anschließend erproben sie praktisch das Zeichnen von Augen. Ein Zuordnungsspiel klärt die Frage "der Frau mit dem Haupt" und regt zu einer praktischen Arbeit zum Thema Genre an. Arbeitsblatt 4 stellt Aufgaben zu den Gattungen Landschaft und Stillleben – diese Bildanalysen sind eher für höhere Klassenstufen gedacht.
Gerade für diese Folge würde sich der Einsatz eines Aktiv-Boards anbieten. Mit geeigneter Software (zum Beispiel ActivInspire) lassen sich Bild oder Bildteile aus dem Film exportieren.
Anregungen zum Einsatz via „Activ-Board“
Mit dem „Snapshot-Tool“ lassen sich Bildelemente des Films ausschneiden.
- Sie können so z.B. isoliert betrachtet werden …
- oder zu einem Brainwriting genutzt werden.
Mit den „Desktop-Tools“ kann auf das laufende Video oder auf einem Snapshot die Kompositionsfigur gezeichnet werden.
Folge 3: Künstler verstehen
Dazu hilft es natürlich selbst künstlerisch tätig zu werden. Beide Arbeitsblätter (6,7) fordern mit je einer Aufgabe dazu auf. Mit Flatz steht ein mit seinen Arbeiten provozierender Künstler Rede und Antwort. Dadurch wird ein Weg geebnet, sich auch den schwerer als "Kunst" zu akzeptierenden Arbeiten zu öffnen.
Neben der Malerei bietet diese Sendung auch Ansatzpunkte, Performance und Objektkunst rezeptiv und praktisch zu thematisieren.
Die Arbeitsblätter (6,7) nehmen die Struktur des Gegenüberstellens von modernem und historischem Künstlerverständnis auf. Die Aufgaben bereiten jeweils auf mündlichen Austausch vor – Ziel ist eine lebhafte Diskussion zum Thema "Künstler" im Klassenraum.
Detektivarbeit, Teil 2: Halten Sie den Film bei zirka 14 Minuten – Enie versucht herauszufinden, wen der Maler malt – an. Lassen Sie die Lernenden mitraten.
Folge 4: Den Blick schärfen
In dieser Folge legen die "Macher" der Sendung noch einen drauf. In nicht einmal zwei Minuten fasst Enie das Gelernte zusammen. Ein idealer Zeitpunkt um anschließend zu testen, "wie viel Ahnung" die Schülerinnen und Schüler haben. Ein Quiz im Webspecial des SWR (www.swr.de/malerei/flash/start.php) ermöglicht das Austesten der Fähigkeiten in individuellem Lerntempo, ohne Leistungsdruck und dennoch mit Rückmeldung zu den abgegebenen Antworten. Zuvor gibt es die Möglichkeit, sich interaktiv die Bilder und Filme noch einmal ganz oder sequentiell anzusehen.
Methoden der Bildbetrachtung
"Brillen" und "Lupen" veranschaulichen das zielgerichtete Wahrnehmen, das in dieser Folge näher gebracht werden soll. Mit der "Ökobrille" zeigt Prof. Wünsche zum Beispiel, dass man an Hendrick Avercamps "Winterlandschaft" etwas wahrnehmen kann, das ohne spezielle Betrachtungsmotivation verborgen bleibt – hier die Auswirkungen der "kleinen Eiszeit" in Holland. Das Arbeitsblatt Nr. 8 fordert die Schüler auf, weitere "Brillen" zu finden und zu erproben. Genauso gut lässt sich diese Methode zum Unterrichtseinstieg in eine Bildbetrachtung nutzen, die motiviert, mehr zu entdecken. Dass es bei moderner Malerei eher auf das eigene Empfinden und weniger auf die Intention, veranschaulicht die "Lupe". Beide Methoden können an eigenen Arbeiten zur "Mona Lisa" erprobt werden. Diesen Hilfen zum Trotz lässt sich ein Bild nicht entschlüsseln? Flatz und Wünsche haben eine dritte Methode anzubieten: Fragen an ein Bild zu stellen. Welche das sein können, kann von den Schülerinnen und Schüler gesammelt werden und anschließend an einem Bild getestet werden. Nicht unerheblich ist der auffordernde Charakter der letzten Aufgabe, rückt sie doch wieder das Ziel der Sendungen in den Fokus: Menschen einen Zugang zur Malerei zu eröffnen, der sie ermuntert, Kunst zu erleben – und wo geht das besser als im Museum? Daher sollte für die Auswahl aus dem bereitgestellten Aufgabenpool gelten: affektive Lernziele stehen vor kognitiven.
Projektvorschläge für ein höheres Anforderungsniveau
Enie will noch mehr wissen: Verfasst erklärende Texte, Briefe, Gedichte, Moderationen, Bildgespräche… zu weiteren Bildern; vielleicht nehmt ihr sie mit der Kamera auf.
Das Bild erklärt sich selbst: Erweckt das Bild mit einer Animation zum Leben und macht so deutlich, worum es im Bild geht!
Anders – woanders! Kreiert eine Ausstellung mit Objekten, die durch "Kontextverschiebungen" oder andere Manipulationen erzeugt werden (Beispiele findet ihr bei Picassos "Stierschädel", 1942 oder auch Meret Oppenheims "Tasse" [Objekt], 1936). – Führt Bildergespräche und Befragungen mit den Besuchern durch. – Wie nehmen die Betrachter eure Werke wahr (Rezeptionsforschung)?