Wie entsteht eigentlich eine Fernsehserie? Wer hat die Ideen, woher kommen die Schauspieler, wer macht die Kostüme und wie entstehen die Kulissen? Was muss alles passieren, damit aus der Idee schließlich richtige Filme werden? Ein spannendes Thema - nicht nur für Kinder. Um zu zeigen, welche Vorarbeiten nötig sind und was im Studio vor sich geht, wurden die Dreharbeiten zu "Le petit gnome"; mit der Kamera begleitet. Das „Making of ...“ „Der kleine Gnom: ein Fernsehabenteuer“ bietet den Schülern einen anschaulichen und unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen der Sendereihe, mit der sie im Unterricht ihre ersten Schritte in Französisch machen sollen.
Französisch wird in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und im Saarland in den Grundschulen ab Klasse 1, unterrichtet. Da die Produktion von Reihen für den Unterricht in Französisch beim SWR eine lange Tradition hat, entstand die Idee, eine Französisch-Serie für den Anfangsunterricht zu produzieren. Im April 2001 lag beim SWR das erste Konzept vor, die Arbeit begann.
Der Autor
Gesucht wird ein Autor. Der soll eine Idee entwickeln, die natürlich kindgerecht ist, sich für integriertes Fremdsprachen lernen eignet, die spielerisches Lernen möglich macht und sprachlich ganz einfach ist, denn die Kinder sollen die Sprache im Film wie eine Muttersprache verstehen. Dies sind nur einige der Anforderungen, die auf jeden Fall erfüllt sein müssen. Die Redaktion hört sich um: Wer kennt einen passenden Autor, wer kann einen empfehlen?
Im Herbst 2001 hat die Redaktion vier Autoren zur Auswahl. Sie alle haben Konzepte und kurze Proben geschickt. Am besten gefällt den Redakteuren die Idee des kleinen Gnom, der durch Frankreich reist und Leute trifft und der eben Dinge tun kann, die andere nicht können.
Die Drehbücher
Autor Gerd Gerdes macht sich an die Arbeit und fängt mit den Drehbüchern an. Zusammen mit der Redaktion hat er überlegt, wem der Gnom denn unterwegs begegnen soll. Eines ist sicher: ein Polizist muss auf jeden Fall dabei sein. Nach und nach kommen der Koch, der Modeschöpfer, die unglückliche Brigitte, der Fischer und die Ärztin dazu. Bleibt nur noch ein Problem: Die Drehbücher sind fertig - aber auf deutsch. Nun setzt sich der französische Autor und Regisseur Léo Koesten daran und übersetzt das Ganze. Immer wieder schaut sich die Redaktion die Drehbücher an: Wie sind sie sprachlich? Sind die Szenen auch nicht zu schwierig? Im Januar 2002 ist die französische Fassung fertig.
Der Regisseur und sein Team
Nun geht es darum: Wer kann die Geschichten im Studio umsetzen? Und wieder überlegt die Redaktion: Wir brauchen einen französischen Regisseur oder zumindest einen, der die Sprache spricht. Außerdem wird jemand gebraucht, der das Ganze phantasievoll und liebevoll inszeniert und der mit französischen Schauspielern und mit Handpuppen arbeiten kann. Die Wahl fällt auf Tilman Büttner, der vieles kann, aber leider kein Französisch. Doch später im Studio stellt sich heraus: Alles kein Problem. Der Regisseur spricht Englisch - das verstehen alle. Regieassistentin Patrick-Agnès Mussmann ist Französin und manche der Schauspieler können sogar deutsch.
April 2002: Das Team wächst. Es werden Bühnenbildner, Kostümbildner und Requisiteure gefunden; die Malwerkstatt und die Schreinerei erfahren, was für die Produktion gebraucht wird. In diesem Fall gestaltet sich die Suche einfach, denn all diese Fachleute gibt's beim SWR.
In der Filmakademie in Ludwigsburg beginnen derweil die Arbeiten für die Bühnenbilder. Die drei Studenten Stephanie Brenner, Andrea Schäfers und Steffen Staudenmaier fertigen Entwürfe für das Wohnmobil und für französische Landschaften an. Für sie ist es eine Semesterarbeit. Die Bühnenmaler des SWR nehmen die Entwürfe als Vorlage für die Bühnenbilder. Was man später im Film nicht sieht: Die Landschaften, die durch das Fenster des Wohnwagens zu sehen sind, haben nur die Größe von Wohnzimmer-Bildern. Sie werden später im "Blue-Box"-Verfahren in der Grafik eingefügt und wirken dann raumfüllend.
In den Werkstätten entsteht der Wohnwagen, der innen besonders raffiniert ist: Damit der kleine Gnom auch wirklich kleiner wirkt als alle, denen er begegnet, werden in den Wohnwagen verschiedene Ebenen eingebaut. So kann Gnom Jérôme tiefer stehen als sein Gegenüber. Die Zuschauer sehen später nur, dass er "kleiner" ist.
Die Puppen
Von Anfang an ist klar: Einige Figuren in der Reihe sollen durch Puppen dargestellt werden. Nun beginnt die Suche nach einem Puppenbauer. Einer ist dabei, der sofort allen gefällt: Michael Benecke, Puppenbauer und -spieler. Aber es stellt sich mal wieder die bange Frage: französische Schauspieler und deutsche Puppenspieler - wie soll das funktionieren? Die Praxis im Studio beweist später: es geht. Schauspieler und Puppenspieler verstehen sich prima; die deutschen Puppenspieler sprechen ihre Texte auf französisch und das Ganze wird später synchronisiert. Also: Papagei Paul zum Beispiel hat mal wieder den Schnabel offen. Die Stimme, die später im Film zu hören ist, ist nicht die des Puppenspielers, sondern die eines französischen Sprechers.
Doch erstmal wartet auf den Puppenbauer viel Arbeit. Er muss die Figuren herstellen - die Katze Catherine, den frechen Papagei Paul, den Fisch und die Elster. Dabei muss er nicht nur auf das Aussehen der tierischen Freunde achten, sondern auch darauf, was sie alles können. Und er findet eine Puppenspielerin für die Katze Catherine: Kerstin Wiese stößt zum Team dazu.
Die Schauspieler
Im Frühjahr 2002 ist alles soweit perfekt, fehlen nur noch die Schauspieler. Die beiden Redakteurinnen, Daniela Hindemith und Kirsten Praller, also diejenigen, die von Anfang alles geplant haben und die an jede Kleinigkeit denken müssen, fangen an, nach Schauspielern zu suchen. Sie schauen sich Lebensläufe, Fotos und Videocassetten an und fragen bei den Arbeitsämtern in Paris und Straßburg nach - dort gibt es nämlich Schauspielerkarteien. Kollegen, die französische Schauspieler kennen, geben Tipps - und so findet die Redaktion schließlich "ihren"; Gnom. Gleich der erste ist auch der richtige - David Maisse aus Paris.
Bevor ein Schauspieler engagiert wird, wird er erst einmal "gecastet";. Eineinhalb Tage sind die beiden Redakteurinnen, Regisseur und ein Regieassistentin in Straßburg, zwei weitere Tage in Paris; alle 30 Minuten spielt ein Kandidat eine Szene aus "Le petit gnome"; vor. Das Ganze wird gefilmt, damit die Auswahl später in Ruhe getroffen werden kann. Nach vier Tagen Casting sind fast alle Schauspieler beisammen, fehlt nur noch eine Brigitte. Regisseur Tilman Büttner reist noch mal nach Paris und findet dort Virginie Lanoue für die Rolle.
Masken und Kostüme
In Baden-Baden beim SWR werden die Schauspieler gründlich vermessen, damit ihnen die Kostüme angepasst werden können. Die Maskenbildner treten in Aktion - der Gnom bekommt seine große Nase und seine Strubbelhaare. Für den "Hund" werden eine Hundemaske angefertigt und speziell für den Schauspieler das Ganzkörperfell genäht.
Der Abend vor Drehbeginn, ein Sonntag. Letzte Vorbesprechungen sind im Gange, da passiert es: Der "Hund" sagt ab, per E-mail. Nun wird es hektisch: Wer soll jetzt Arthur spielen? Gesucht wird ein Franzose mit tiefer Stimme und nicht größer als 1,75 Meter - sonst passt er nicht ins Hundekostüm. Der kleine Gnom rettet schließlich die Situation. Kurzerhand ruft er einen Freund, ebenfalls Schauspieler, in Paris an und der verspricht, zu kommen. Zwei Tage später ist Philippe Lardaud da - und tauscht seinen Urlaub gegen ein paar Wochen "Hundeleben".
Die Dreharbeiten
Anfang Juli 2002. Die Drehzeit beginnt. 30 Tage stehen zur Verfügung, also fünf Tage pro Sendung; danach muss die Serie "im Kasten"; sein. Probenzeit gibt es nicht, statt dessen treffen sich jeweils am Abend vor dem Dreh alle Beteiligten. Die Szenen werden durchgesprochen, es gibt eine Lese- und eine Stellprobe; einmal wird gespielt. Am nächsten Tag wird dann gedreht. Im Studio laufen vier Kameras, eine Bildmischerin macht in der Bildregie hinter dem Studio schon einen Vorschnitt, der später die Grundlage für den eigentlichen Schnitt ist.
Der Schnitt und die Sychronisation
Regisseur und Cutterin sitzen im Schneideraum, wählen die richtigen Filmteile aus und fügen Szene an Szene aneinander. Immer wieder wird kontrolliert, ob auch von den Dialogen nichts abgeschnitten wurde, was bei einer fremdsprachigen Produktion eben leicht passieren kann.
Anschließend werden zusätzliche Geräusche produziert: knarrende Türen, Sturm und Regen, eine rutschende Katze. Zwar waren diese Geräusche zum Teil auch im Studio bei den Dreharbeiten zu hören, nur reichen sie später für den Film nicht aus.
Im November reisen französische Sprecher aus Straßburg an und leihen den Puppen ihre Stimmen, damit auch alles in korrektem Französisch gesprochen ist. Erst ganz zum Schluss kommt die Musik dazu.