Lehrplanbezüge
Nach den Bildungsplänen bietet die Sendereihe in den oberen Klassen der Sekundarstufe 1 und in der Sekundarstufe 2 inhaltliche Anknüpfungspunkte. Der Einsatz ist vor allem in den gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen von Geografie, Gemeinschaftskunde, EWG und WZG offensichtlich, aber auch zum Biologie-Unterricht können Bezüge hergestellt werden. Die Bildungspläne fordern beispielsweise, dass die Schülerinnen und Schüler weltweite Verflechtungen und Abhängigkeiten im Prozess der Globalisierung erkennen und Verständnis für die Ambivalenz der Globalisierungsprozesse entwickeln.
Der Globalisierungsprozess, der Gewinner und Verlierer hervorbringt, lässt sich mit den vier Filmen sehr eindrücklich vermitteln und die Bezüge zum Lebensalltag der Schüler liegen auf der Hand. So ist zum Beispiel der „Send a Rose Day“ an vielen Schulen seit Jahren Tradition. Daher ist das Verschenken von Rosen auch Schülerthema. Wer hätte sich bislang Gedanken darüber gemacht, dass diese Rosen eine weite Reise hinter sich haben und den Hunger in anderen Teilen der Welt verstärken. Oder wer macht sich über die Hintergründe seines geliebten, preisgünstigen Hamburgers Gedanken? Mithilfe der Filme kann neben der Verantwortung von Industriekonzernen auch das verantwortliche Handeln der Verbraucher und damit der Jugendlichen diskutiert werden.
Weiter fordern die Bildungspläne, dass Strategien der Entwicklungszusammenarbeit diskutiert werden und Handlungsansätze zur Problemlösung im Hinblick auf Nachhaltigkeit bewertet werden. Mit der Sendung zu Kenia kann in diesem Zusammenhang sehr gut gezeigt werden, wie schwierig die Initiierung nachhaltiger und fairer Entwicklungsprozesse ist. Einerseits schafft man mit der Blumenproduktion Arbeitsplätze und Exportgüter, andererseits wird damit die Lebensgrundlage Wasser zerstört und damit die Möglichkeit zur Lebensmittelproduktion und Eigenversorgung. Einerseits zeigt man sich hilfsbereit und schickt Lebensmittellieferungen, die das Elend mindern sollen, andererseits bringt man damit keine nachhaltige Selbsthilfe voran. Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 (ökologisch – ökonomisch – sozial) kann am Beispiel des Fair-Flower-Labels diskutiert werden. Wenn Studien ergeben, dass niederländische Rosen eine schlechtere ökologische Bilanz aufweisen als kenianische (siehe www.fairflowers.de), dann stellt sich die Frage, wohingehend die kenianische Produktion verändert werden müsste, damit sie das Attribut nachhaltig verdient. Diese Frage kann mit Schülern der Sekundarstufe 2 diskutiert werden.
Die Sendungen zu Indien und Brasilien können auch zum Biologieunterricht interessante Aspekte beitragen: In der Sekundarstufe 2 wird die Gentechnologie – und damit auch die Grüne Gentechnologie – vertieft behandelt. Großes Interesse zeigen die Schüler immer dann, wenn neben der reinen Biologie und Technik auch ethische Fragen behandelt werden. Der Film zeigt sehr eindrücklich, dass der Einsatz der Grünen Gentechnologie Profiteure, aber auch Verlierer hervorbringt und dass nicht alle Fachleute dem Credo folgen, dass die Grüne Gentechnologie das adäquate Mittel gegen den Hunger in der Welt ist. Die Sendung zu Brasilien kann gut im ökologischen Kontext eingesetzt werden, wenn der Stoff- und Energiefluss innerhalb einer Nahrungskette vermittelt werden. Wenn Schüler die dahinterstehenden Gesetzmäßigkeiten verstanden haben, dann leuchtet ihnen ein, dass der Fleischkonsum eine schlechtere energetische Bilanz aufweist als der Konsum von vegetarischen Lebensmitteln.
Einsatz im Unterricht
Die Sendungen der Reihe Hunger können einzeln oder auch als Gesamtpaket eingesetzt werden.
a. Der Einsatz aller Sendungen
Sollen die sehr vielen Facetten des Hungers in der Welt vermittelt werden, so bietet es sich an, alle Filme einzusetzen, da jeder andere Ursachen, Symptome und Auswirkungen benennt. Die vier Arbeitsblätter zu den Filmen eignen sich zum Einsatz im Geografieunterricht. Anhand dieser Arbeitsblätter können ein geografischer Überblick über das jeweilige Land erarbeitet und die jeweiligen Ursachen-Zusammenhänge erörtert werden.
Denkbar wäre es, dass eine Lerngruppe in vier Teilgruppen aufgeteilt wird, um sich arbeitsteilig mit den Filmen zu beschäftigen. Hierfür können sie den jeweiligen Film ansehen und ihr Thema durch Bearbeitung der Arbeitsblätter vertiefen. Ziel einer jeden Gruppe ist es, als Experten für ein Land und seine Fragestellungen die gesamte Lerngruppe später zu informieren. Zentrale Inhalte der Vorträge sollten sein:
a. einen geografischer Überblick über das Land geben
b. Aspekte des Hungers erläutern
c. die Rolle der Industrieländer beleuchten und
d. Handlungsansätze zur nachhaltigen Problemlösung diskutieren.
Der jeweiligen Arbeitsgruppe wird freigestellt, später einen Ausschnitt aus dem Film zu zeigen, zum Beispiel ein Interview, das besonders beeindruckt hat.
b. Der Einsatz einzelner Sendungen
Die Sendungen können sehr gut auch einzeln eingesetzt werden. So kann man im Kontext der Behandlung von Entwicklungsländern besonders gut als Einstieg den Film zu Haiti oder zu Kenia zeigen. Anhand des Filmes können einige Merkmale von Entwicklungsländern erarbeitet werden und Teilaspekte können vertieft werden. Dies sei hier am Beispiel Haiti dargestellt: Der Film führt drastisch das Leben von Menschen in einem armen Entwicklungsland vor Augen. Beobachtungsauftrag für den Film kann es sein, Ursachen und Auswirkungen des Hungers zu benennen. Bevor die Filminformationen diskutiert werden, sollen durch Atlasarbeit weitere Informationen über Haiti gesammelt beziehungsweise Filminfos bestätigt werden. Durch Auswertung der Ergebnisse können Charakteristika eines typischen Entwicklungslandes benannt werden.
Weiterführend kann im Unterricht das Thema Verstädterung vertieft werden, wobei Push- und Pullfaktoren genauso vertieft werden sollten wie die Lebensumstände in Slums. Die Filme zu Indien und Brasilien eignen sich weniger zum Einstieg in die Entwicklungsländerthematik, zumal laut Internationalem Währungsfonds IWF beide Staaten zu den Schwellenländern zu zählen sind.