Geologie (Geo-Tour)

Feldspat, Kaolin, Quarz – zwischen Vulkanismus und edlem Geschirr

Stand
Autor/in
Hans Oelze

Teller kommen aus dem Boden

Der Leistberg bei Oberthal im Saarland ist ein beliebtes Ziel von Mineralien-Liebhabern, die nach Achaten und Rötel suchen. Entlang des "Rötelsteinpfades" werden sie auch meist fündig. Der Berg birgt offensichtlich Mineralien und Gesteine von besonderer Qualität. So wundert es nicht, dass den Bodenschätzen auf der anderen Hangseite in industriellem Maßstab nachgegangen wird. Hier werden Rohstoffe abgebaut, die zu edlem Porzellan, Keramik, Glas und modernen Hightech-Materialien verarbeitet werden können. Doch woher stammen sie?

Bild eines Steinbruchs, in dem gerade gesprengt wird.
Hier wird der Rohstoff für die Porzellanherstellung abgebaut.

In der Zeit des späten Karbons und frühen Perm – zwischen 305 und 290 Millionen Jahren – entstehen im Saar-Nahe-Becken mächtige Sedimentgesteine und Steinkohleflöze. Durch die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges und die Senkung des Beckens dehnt sich die Erdkruste zunehmend, bis schließlich Risse entstehen. In diesen Rissen steigt Magma auf und dringt in die horizontal abgelagerten Gesteinsschichten ein. Weitere vulkanische Aktivitäten folgen und reißen die Gesteinsschichten mit zur Oberfläche. Eruptionen befördern vulkanischen Tuff und Trümmergestein – sogenannte Brekzien – an die Oberfläche. Das Saar-Nahe-Becken wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher vulkanischer Ereignisse umgeformt. Der sechs Kilometer entfernte Schaumberg – die mit 569 Meter höchste Erhebung des Saarlandes – ist ein markanter Zeuge dieser heißen Phase der Erdgeschichte.

Gereinigt durch Feuer und Wasser

Die südlichen Bereiche des Nohfelder Rhyolithmassiv in der Umgebung von Oberthal gehören zu den bedeutendsten Vorkommen für keramisches Rohmaterial im Saarland. Das unverwitterte rhyolitische Ausgangsgestein besteht aus Feldspäten wie Sanidin und Plagioklas sowie Quarz. Durch vulkanische Aktivität wird Wasser aus tiefen Gesteinsschichten erhitzt und drängt nach oben in die vulkanischen Schichten. Durch diese hydrothermalen Fluide wandelt sich mit der Zeit der Plagioklas in das Tonmineral Kaolinit um. Die Fluide "reinigen" zudem das Gestein von Eisen, sodass es seine rötliche Farbe verliert und reinweiß gebleicht wird.

Die Mischung macht’s!

Mehrere Porzellanteller stehen in einem Regal übereinander.
Porzellanherstellung bei Villeroy und Boch

Nach diesem langen Entstehungsprozess bietet das Gestein alle Komponenten und die nötige Reinheit, um als Rohstoff für hochqualitative Produkte zu dienen. Durch ihre oberflächennahe Lage braucht es für den Abbau nur noch schweres Gerät, aber keinen kostspieligen Bergbau. Nach dem Abtransport wird es in Gesteinsmühlen zu unterschiedlichen Körnungsgraden und Mischungen weiterverarbeitet. Die Bestandteile für die aufwendige Porzellan-Produktion – Feldspat, Kaolin und Quarz – liegen auf dem Leistberg in natürlicher Form vor. Die genaue Mischung ist natürlich ein gut gehütetes Geheimnis von Firmen wie Villeroy&Boch im knapp 50 Kilometer entfernten Mettlach.

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Hans Oelze
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