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Regeln und Ablauf der Course Camarguaise

Historisches Foto einer Stiertreibjagt durch eine Stadt

Die Courses werden im allgemeinen von April bis Oktober an den Wochenenden veranstaltet. Ein Kampf dauert insgesamt etwa zwei Stunden. Vor dem Beginn des Spiels werden traditionsgemäß die Stiere von Reitern auf weißen Camargue-Pferden durch den Ort zur Arena getrieben - (Abrivado).


Die wertvollsten Kampfstiere sind allerdings nicht dabei, sie werden in Transportern direkt von der Farm oder der Weide zur Veranstaltung gefahren. Beim Capelado betreten die weißgekleideten Raseteurs die Arena und begrüßen das Publikum. Wenn der Torero-Marsch aus "Carmen" erklingt, beginnt das Spiel: Nach einem Trompetenstoß stürmt der erste Kampfstier (Cocardier) in die Arena.


Eine Kralle, um den Stieren kleine "Trophäen", die an die Hörner gebunden werden, zu entreißen

Im Lauf der folgenden 15 Minuten müssen die Raseteurs versuchen, dem die Stier Kokarden und Quasten zu entreißen, die zuvor mit Fäden oder Schnüren an die Hörner gebunden wurden. Einziges erlaubtes Hilfsmittel für den Raseteur ist dabei ein "Crochet", eine handähnliche Eisenkralle.


In der Arena befinden sich beim Kampf ein Stier, 5 bis 11 Raseteurs und die "Tourneurs", deren Aufgabe es ist, den Stier für die Raseteurs in die beste Position zu bringen. Für jede Kokarde und jede Quaste, die der Raseteur dem Stier abjagen kann, erhält er einen Geldpreis, der im Verlauf des Kampfes von einigen Hundert auf mehrere Tausend Francs erhöht werden kann.


Ein Stierkämpfer rette sich vor einem Stier auf eine Mauer

Des öfteren verfolgen die kampfeslustigen Stiere die Raseteurs bis an den Rand der Arena, wo sich die jungen Männer mit einem Sprung über eine Bretterwand retten. Gefürchtet sind die Stiere, die kurzerhand hinterherspringen. Gelingt es dem Stier, seine Trophäen zu verteidigen, verlässt er nach 15 Minuten als Sieger die Arena und der nächste Stier ist an der Reihe.


An einem Nachmittag treten 6 bis 7 Stiere auf, wobei nach dem dritten oder vierten Stier eine kurze Pause eingelegt wird. Da kaum ein Kampfstier freiwillig die Arena verlässt, werden spezielle abgerichtete Stiere (Simbeu), manchmal auch einfach Kühe eingesetzt, die den "Cocardier" zum Ausgang bewegen. Auch beim wildesten Stier setzt sich der Herdentrieb durch und er läuft einfach hinter den Artgenossen her. Nach dem Ende des Spiels folgt "La Bandido" - die Stiere werden wieder auf ihre Weiden zurückgebracht.


Die Stiere:

Die schwarzen Camargue-Stiere sind mit einem Stockmaß unter 1,50 Metern und einem Gewicht von rund 300 Kilogramm wesentlich kleiner und wendiger als die spanischen Kampfstiere.


Ein Stier in einer Arena

Aufgrund ihrer Gestalt und Angriffslust sind sie nicht sonderlich zur Arbeit oder zur Fleischproduktion geeignet, dafür um so besser für die Kämpfe. Ihre Hörner sind sehr lang, spitz zulaufend und grundsätzlich in Form einer Lyra gebogen. Camargue-Stiere sind mit drei Jahren ausgewachsen und werden ab diesem Alter für zehn bis zwölf Jahre bei den Stierkämpfen eingesetzt.


Pro Saison bestreitet ein solcher Stier (Cocardier) etwa zehn Kämpfe. Die Stiere leben halbwild in der Camargue, ernähren sich selbst und werden nur äußerst selten gefüttert. Zu den berühmtesten Cocardiers, von denen noch heute gesprochen wird, gehören Le Sanglier (der ein eigenes Denkmal erhielt), Vovo und dessen eigenwilliger Enkel Goya (der besonders gerne Zuschauer jagte).


Die Raseteurs:

Ein Stierkämpfer versucht, dem Stier Trophäen zu entreißen

Die jungen Männer, die sich als Raseteurs in die Arena wagen, müssen hervorragende Läufer und Springer sein, um sich dem Stier nähern zu können, ohne von ihm auf die Hörner genommen zu werden. Die Raseteurs werden das Jahr über in einer der etwa 15 Schulen für Raseteurs ausgebildet. Sie sind grundsätzlich ganz in Weiß gekleidet und ihre Kleidung ist so beschaffen, dass es für den Stier möglichst wenig Möglichkeiten gibt, seine Hörner einzuhaken (also keine Taschen, Gürtel etc.).


Viele Raseteurs arbeiten nach dem Ende ihrer Zeit als Kämpfer in der Arena weiter: Als Tourneur, der den Stier ablenkt, in Position bringt, und den Raseteur bei der Berechnung der Laufbogen unterstützt.


Die Pferde:

Die Camargue-Pferde sind klein, weiß, freiheitsliebend und ziemlich robust. Die Tiere werden freilebend in kleinen Herden gehalten, ernähren sich vorwiegend von Pflanzen wie Schilfrohr und sind immer in der Nähe der Stiere.


Ein Rinderhirte treibt wildlebende Stiere zu Pferd zusammen

Geritten von den Guardians (Rinderhirten) werden die Camargue-Pferde eingesetzt, um die halbwilden Rinder zu hüten, sie zusammenzutreiben und, bei den Courses die Kampfstiere zur Arena zu treiben. Die Pferde sind bei den Courses Camarguaises unverzichtbar, denn speziell diese Pferde und Stiere bekämpfen sich nicht:


Beim Jahrtausende langen Zusammenleben auf den gleichen Weiden haben die Pferde gelernt, dass die Stiere ziemlich spitze Hörner haben und die Stiere wiederum wissen, wie gut die Camargue-Pferde mit ihren eisenharten Hufen zielen und treffen.


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