Internationale Krisen | Glossar

Stand

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A

7. Oktober 2023

Am 7. Oktober 2023 überfielen palästinensische Terrorkommandos unter Führung der islamistischen Hamas den Süden Israels. Vom Gazastreifen aus wurden tausende Raketen auf Israel abgeschossen. Bei dem koordinierten Überfall auf Wohngebiete, öffentliche Veranstaltungen und Militärstützpunkte töteten die Angreifer etwa 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten; etwa 240 Israelis und Ausländer wurden als Geiseln in den Gazastreifen entführt. Israel reagierte mit der Ausrufung des Kriegszustands und der Einberufung von 300.000 Reservisten. Viele Angreifer zogen sich rasch wieder in den Gaza-Streifen zurück; verbliebene Terroristen vertrieb das israelische Militär. Am 28. Oktober begann eine Bodenoffensive in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Der Begriff „7. Oktober“ steht als Synonym für die Terrorangriffe der Hamas auf Israel und für den Kriegsbeginn.

Abu Ghraib-Gefängnis

Zwischen Falludscha und Bagdad in der sunnitisch geprägten al Anbar-Provinz gelegen, war das Gefängnis von Abu Ghraib schon zur Zeit des Saddam-Regimes der Inbegriff des Schreckens. Hier wurden nicht nur Kriminelle inhaftiert, hier "verschwanden" auch Regimegegner oder diejenigen, die Saddam Husseins dafür hielt. Um seine Popularität zu stärken, ließ Saddam wenige Wochen vor Beginn des letzten Golfkriegs hunderte Gefangene frei – nicht nur Regimegegner, sondern auch Kriminelle und Verbrecher, die später, in der Nachkriegszeit für Anarchie sorgten. Traurige Berühmtheit erlangte das Gefängnis aber auch unter der US-Besatzung: Zwischen 2003 und 2004 wurden hier Iraker von Angehörigen der US-Armee gefoltert und in demütigenden Posen fotografiert. Mittlerweile ist das Abu Ghraib-Gefängnis geschlossen.

Act of Union (Unionsakte von 1801)

Abschaffung des irischen Parlaments und Integration Irlands in das Königreich Großbritannien zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland.

Afghanistan (Einmarsch sowjetischer Truppen)

1978 kam es in Afghanistan zu einem Militärputsch gegen den seit 1973 amtierenden selbsternannten Präsidenten Daoud Khan. Die pro-sowjetische Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA) unter Mohammad Taraki übernahm die Macht. Bald darauf gründete sich eine afghanische Guerilla-Bewegung ("Mujaheddin"), und der bisherige Stellvertreter Tarakis, Hafizullah Amin, gelangte durch Mord an seinem Vorgänger an die Macht. Als dieser eine kritische Haltung zur Sowjetunion einnahm, marschierten im Dezember 1979 sowjetische Truppen in Afghanistan ein, um den Einfluss der pro-sowjetischen Kräfte zu sichern. Zudem sollte eine Ausbreitung radikaler islamischer Strömungen auf die zentralasiatischen Gebiete der Sowjetunion verhindert werden. In den folgenden Jahren kämpfte die Guerilla – inoffiziell mit Waffenlieferungen aus den USA unterstützt – gegen die sowjetische Besatzung, und auch international geriet die Sowjetunion für ihr Vorgehen in die Kritik. Es gelang der Sowjetunion nicht, das Land unter Kontrolle zu bringen – 1989 zogen sich die sowjetischen Truppen zurück. Es entstand ein islamischer Staat ohne starke Zentralregierung, der über weitere Jahre vom Bürgerkrieg geprägt wurde.

Al-Aqsa Moschee

Moschee auf dem Hügel Haram al-Scharif (Ehrwürdiges Heiligtum) in der Altstadt von Jerusalem, der von den Juden auch Tempelberg genannt wird. Sie ist die drittwichtigste Moschee des Islam nach der Al-Haram-Moschee in Mekka und der Prophetenmoschee in Medina. Sie ist nicht mit dem Felsendom zu verwechseln, der in unmittelbarer Nähe liegt.

Ein großes marmornes Gebäude mit Kuppel und einem Bogen über dem Eingangstor

Amselfeld – siehe: Schlacht auf dem Amselfeld

Apartheid

Afrikaans für "Trennung"; ursprünglich Bezeichnung für die offizielle Politik von Rassentrennung und Rassendiskriminierung in Südafrika von 1948 bis 1992. Der Begriff bezeichnet aber auch allgemein die Dominanz einer Bevölkerungsminderheit über eine Bevölkerungsmehrheit durch soziale Trennung (getrennte öffentliche Einrichtungen), räumliche Trennung (separate Siedlungsgebiete) und den Entzug von Rechten.

Atomwaffensperrvertrag

Die internationale Kontrolle der Atomwaffentechnologie beruht vorrangig auf dem Atomwaffensperrvertrag von 1968. Er trat 1970 in Kraft und regelt, dass Staaten, die bis zu diesem Zeitpunkt keine Nuklearwaffen hatten, sich auch keine mehr in Zukunft beschaffen dürfen. Im Gegenzug verpflichteten sich die Länder mit Nuklearwaffen dazu, diesen Staaten bei der friedlichen Nutzung von Atomenergie zu helfen. Gleichzeitig sollten die Atommächte ihre Arsenale abrüsten.

Heute gibt es fünf offizielle Nuklearmächte: Die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich. Sie sind auch die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat. Mittlerweile haben 189 Staaten den Vertrag unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern gehören nicht Indien und Pakistan, die seit 1974 zu den Atommächten gezählt werden müssen, und Israel. Dort entwickelte man in den 1970er Jahren ein Kernwaffenprogramm und bis heute wird weder bestätigt noch dementiert, ob das Land über die Atombombe verfügt. Nordkorea war dem Vertrag 1985 beigetreten, hat aber Anfang 2003 wieder seinen Austritt erklärt.

Eine Weltkarte, auf der aktuelle, zukünftige und ehemalige Atommächte markiert sind

Ayatollah

Hoher religiöser Titel im schiitischen Islam; er bedeutet „Zeichen Gottes“ und wurde erstmals im 13. Jahrhundert verwendet, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemein üblich. Der Titel wird offiziell nur im Iran verliehen. Im sunnitischen Islam gibt es das Amt des Ayatollah nicht. Ein Ayatollah hat jahrzehntelange theologische Studien hinter sich. Besonders anerkannte Gelehrte werden auch Großayatollah genannt. In den 1970er Jahren schuf Großayatollah Khomeini das theoretische Fundament für die politische Herrschaft der islamischen Geistlichkeit der Schiiten.

Auf einer Demonstration wird ein Bild eines iranischen Ayatollah hochgehalten

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B

Balkankriege

Zwei aufeinander folgende Kriege in den Jahren 1912/13 und 1913 um die europäischen Territorien des zerfallenden Osmanischen Reiches. Im ersten Balkankrieg kämpften Serbien, Montenegro, Griechenland und Bulgarien gegen das Osmanische Reich und fügten ihm eine Niederlage bei. Serbien eroberte das Kosovo und das heutige Albanien bis zur Adria. Der zweite von Bulgarien begonnene Balkankrieg entzündete sich am Streit um die Aufteilung der vom Osmanischen Reich abgetrennten Gebiete. Serbien, das von Russland unterstützt wurde, ging als Hauptgewinner aus den Balkankriegen hervor. Das Osmanische Reich wurde nahezu völlig aus dem Balkan verdrängt, wo sich die Staatenwelt nach den Kriegen neu gestaltete.

Karte des Balkan um 1912.
Der Balkan um 1912

Baath-Partei

Die Baath-Ideologie (Baath bedeutet auf Arabisch „Wiedergeburt“) wurde in den 1940er Jahren von dem syrischen Christen Michel Aflaq und anderen Theoretikern entwickelt, beeinflusst von den faschistischen Modellen Deutschlands und Italiens. Hinter Begriffen wie Antikolonialismus und Sozialismus verbirgt sich eine vehemente Ablehnung der Moderne – die in der Wahrnehmung der Baath-Partei weitgehend auf technische, militärische und machtpolitische Elemente reduziert wird. Ideal ist die "Volksgemeinschaft" aller Araber unter der Führung einer Religion: dem sunnitischen Islam, mit einem gemeinsamen Reich und einer gemeinsamen Regierung. Es entwickelte sich ein syrischer und ein irakischer Flügel der Baath-Partei. Während das langjährige Baath-Regime im Irak mit dem Sturz von Saddam Hussein im Jahre 2003 beendet wurde, regieren die Baathisten in Syrien seit 1963 ununterbrochen.

Belfaster Abkommen / Karfreitagsabkommen

Nach der Waffenstillstandserklärung der IRA 1994 begannen Verhandlungen zwischen den nordirischen Parteien sowie den Regierungen in London und Dublin, die zu einer Lösung des Nordirland-Konflikts führen sollten. Am Karfreitag 1998 kam es zur Unterzeichnung des Abkommens, in dem sich alle Beteiligten feierlich zu einem historischen Neubeginn in Nordirland bekannten. Die Inhalte wurden durch Volksabstimmungen in Nordirland und in der Republik Irland gutgeheißen.

Eine Karte des besetzten Deutschlands mit den verschiedenen Besatzungszonen eingezeichnet.
Deutschland unter alliierter Besatzung nach 1945

Berlin-Krise (1958 - 1961)

Berlin unterlag seit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 einem Viermächtestatus, der den vier Siegermächten UdSSR, USA, Großbritannien und Frankreich die Verantwortung und Kontrolle über die Stadt Berlin übertrug. Im November 1958 forderte der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow die drei Westmächte ultimativ auf, sich aus Berlin zurückzuziehen, um eine "freie und entmilitarisierte" Stadt zu schaffen. Die Westmächte lehnten die einseitige Aufkündigung des Viermächtestatus ab. Auf dem Gipfeltreffen im Juni 1961 erneuerte Chruschtschow sein Ultimatum: Wenn die Westmächte sich nicht zurückzögen, würde die Sowjetunion mit der DDR einen einseitigen Friedensvertrag schließen. In diesem Fall hätten die freien Zufahrtswege nach Berlin in Frage gestanden. Trotz der Gefahr einer militärischen Eskalation beharrten die Westmächte in der Berlin-Frage auf ihrem Präsenzrecht in West-Berlin, auf ihren Zugangsrechten und der Lebensfähigkeit der Stadt. Die Errichtung der Berliner Mauer seit August 1961 stand diesen Forderungen nicht entgegen.

Bewegung des 26. Juli

Name einer revolutionären Organisation, die 1955 auf Kuba gegründet wurde. Die Bezeichnung geht auf das Datum des Angriffs einer Gruppe junger Revolutionäre unter Fidel Castro auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953 zurück. Im Dezember des Jahres 1956 nahm die Bewegung auf Kuba den bewaffneten Kampf (Guerilla) gegen Diktator Fulgencio Batista auf und leitete so die kubanische Revolution ein. Heute ist der 26. Juli ein Nationalfeiertag in Kuba.

Luftaufnahme einer Wohnsiedlung.

Bloody Sunday / Blutsonntag

Der Bloody Sunday war eines der verheerendsten Ereignisse des Nordirlandkonflikts und ist heute eines der bekanntesten Symbole für den irischen Bürgerkrieg. Am 30. Januar 1972 fand in der Stadt Derry (auch Londonderry genannt) ein Protestmarsch statt. Die katholischen Demonstranten protestierten gegen die Gefangenschaft von Mitstreitern in nordirischen Gefängnissen. Britische Fallschirmjäger griffen ein und erschossen 14 unbewaffnete Menschen, 14 weitere wurden verletzt. Der Bloody Sunday führte zu einer weiteren Verschärfung des Konflikts. Das Jahr 1972 wurde mit insgesamt 474 Toten zum blutigsten Jahr des ganzen nordirischen Bürgerkriegs.

Bosniaken

Während unter der Bezeichnung "Bosnier" die Einwohner von Bosnien und Herzegowina zu verstehen sind, meint der Begriff "Bosniaken" die vormals als "bosnische Muslime" bezeichnete Volksgruppe slawischer Muslime, unabhängig vom Wohnort.

Karte des Balkans.
Die Bundesrepublik Jugoslawien

Bundesrepublik Jugoslawien

1992 bildeten die Republiken Serbien und Montenegro die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese wurde 2003 durch den Staatenbund Serbien und Montenegro abgelöst. Im Frühjahr 2006 hat sich Montenegro per Volksentscheid für seine Unabhängigkeit von Serbien entschieden. Seitdem sind beide Staaten jeweils unabhängige Republiken. Der Staatenbund war der größte Nachfolgestaat der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, die seit 1945 bestand und während der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre zerfiel.

Byzantinisches Reich

Bezeichnet, nach dem ursprünglichen Namen seiner Hauptstadt Byzanz (Konstantinopel), das aus hellenistischer Kultur, römischem Staatswesen und christlicher Religion entstandene Kaiserreich im östlichen Mittelmeerraum. Es entwickelte sich aus dem östlichen Teil des römischen Reiches (dessen westlicher Teil bereits 480 n. Chr. zerfiel) und bestand bis zur Eroberung seiner Hauptstadt Konstantinopel durch die Osmanen 1453. Seine Kerngebiete waren der östliche Mittelmeerraum, das Schwarze Meer, Kleinasien und die Balkanhalbinsel.

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C, D

Davidstern

Aus zwei Dreiecken zusammengesetztes jüdisches Symbol. Von der zionistischen Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts zum nationalen Emblem erklärt und 1948 in die Flagge des Staates Israel aufgenommen. Im Zweiten Weltkrieg zwangen die Nationalsozialisten die Juden in Deutschland und den besetzten Ländern, einen „Judenstern“ zu tragen, dieser war dem Davidstern nachempfunden, gelb gefärbt und trug die Aufschrift „Jude“.

Dawa-Partei

Dawa bedeutet "Verkündigung" ("den Islam verbreiten"). Die Dawa-Partei ist eine 1958 in der irakischen Stadt Nadschaf gegründete Gruppierung der irakischen Schiiten. Nach Auffassung ihrer vorherrschenden Richtung soll der islamisch geprägte Staat nicht mithilfe einer Revolution, sondern mithilfe eines Bewusstseinswandels durch islamische Erziehung geschaffen werden. Die Mehrheit in der Dawa lehnt das iranische Modell der "Herrschaft der Religionsgelehrten" ab und sieht in den Geistlichen eher Berater und moralische Instanzen. Die Partei wurde vom Baath-Regime verboten. Seit 1979 hat die Organisation verschiedene Attentatsversuche auf Saddam Hussein unternommen. Hunderte Mitglieder wurden im Gegenzug hingerichtet. Auf die Mitgliedschaft in der Dawa stand unter dem Saddam-Regime die Todesstrafe. Dennoch unterhielt die Partei ein gut organisiertes Untergrundnetz. Eine ihrer wichtigsten Zentralen befand sich vor dem Sturz des Regimes in London. Seitdem die Dawa ungehindert im Irak tätig sein kann, tritt sie für Demokratie, Parlamentarismus und freie Wahlen ein. Sie ist heute eine der großen schiitischen Parteien im Irak.

Dayton-Abkommen

Friedensabkommen von Dayton (Ohio, USA), das von den Präsidenten Serbiens, Bosniens und Kroatiens am 21. November 1995 unter Druck und Vermittlung der USA geschlossen wurde. Es stellte den Versuch einer Konfliktlösung für den seit 1992 andauernden Krieg in Bosnien dar. Die Vereinbarungen umfassten zahlreiche Punkte von Waffenstillstandsabkommen bis zum Aufbau einer neuen Staatsordnung. Nach dem Abkommen soll die formale Einheit Bosniens bestehen bleiben bei faktischer Teilung des Landes in zwei Teile: eine Bosniakisch-Kroatische Föderation und eine Serbische Republik.

Democratic Unionist Party (DUP)

1971 von dem radikalen protestantischen Pfarrer Ian Paisley gegründete Partei, die sich für die Bewahrung der Union mit Großbritannien einsetzt. Die DUP lehnte ursprünglich das Belfaster Abkommen von 1998 ab, das eine katholische Regierungsbeteiligung vorsieht. Mittlerweile kooperiert die Partei aber in Parlament und Regierung mit der katholischen Seite.

Demokratische Liga des Kosovo (LDK)

LDK albanische Abkürzung für "Lidhja Demokratike e Kosovës", übersetzt: Demokratische Liga des Kosovo. Die LDK wurde im März 1989 von albanischen Intellektuellen gegründet. Sie entwickelte sich zur wichtigsten politischen Oppositionspartei der Albaner und trieb die Errichtung von parallelen Strukturen der albanischen Untergrundgesellschaft in Regierung, Gesundheits- und Bildungswesen voran. Seit 1989 war Ibrahim Rugova ihr Vorsitzender. Im Mai 1992 gewann die LDK mit der Mehrheit der Stimmen die inoffiziellen Parlamentswahlen im kosovarischen Untergrund. Wichtigstes politisches Ziel der LDK war und ist die Gründung eines unabhängigen Staates "Kosova“, aber auch die internationale Lösung des Kosovo-Problems. Bei den unter Aufsicht der UNO im Kosovo durchgeführten Parlamentswahlen vom 17. November 2001 und 23. Oktober 2004 kam die LDK jeweils auf 45 Prozent der Stimmen.

Diaspora

Aus dem Griechischen: "Verstreuung"; ein Leben außerhalb des Heimatlands. Das jüdische Volk musste seit der Vertreibung aus seinem antiken Ursprungsland Palästina durch die Römer 70 n. Chr. weltweit verstreut in der Diaspora leben.

Dschihad Islamiya

Deutsch "Islamischer Dschihad" (arabisch: "Anstrengung, Bemühen", wird auch mit „Heiliger Krieg“ übersetzt). Islamische Terrororganisation mit Sitz in Damaskus (Syrien). Erstmals in Erscheinung trat die Gruppe im April 1983 mit dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut. Auch andere Untergrundorganisationen in arabischen Staaten nannten sich daraufhin Islamischer Dschihad. Bekannt wegen seiner vielen terroristischen Aktivitäten ist vor allem der Palästinensische Dschihad, der die Beseitigung des Staates Israel zum Ziel hat. Im Dezember 2001 verbot der Palästinenser-Präsident Arafat die Truppe, was jedoch wirkungslos blieb.

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E

Embargo

Bezeichnet das Unterbinden des Exports von Gütern in und aus einem bestimmten Land und dient in der Politik als wirtschaftliches Sanktionsmittel. Das im Oktober 1960 von den USA gegen Kuba verhängte Embargo sollte den neuen kubanischen Machthaber Fidel Castro unter Druck setzen, der begonnen hatte, die US-Unternehmen auf Kuba zu verstaatlichen. Zunächst war nur der bilaterale Handel zwischen den USA und Kuba verboten, Ausnahmen gab es bei Medikamenten und Lebensmitteln. Anfang 1962 verkündete US-Präsident John F. Kennedy eine umfassende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen den Inselstaat. Hinzu kam ein Reiseverbot für US-Bürger nach Kuba. Noch in den 1990er Jahren verschärfte man das Embargo: Seitdem drohen die USA auch Unternehmen in Drittstaaten, die in Kuba Geschäfte machen, mit Sanktionen. Und US-Touristen drohen Geldstrafen bis zu 250.000 Dollar, wenn sie im Ausland kubanische Produkte kaufen. 2005 sprechen sich 182 Nationen - so viele wie nie zuvor - für die Aufhebung des US-Handelsembargos gegen Kuba aus. Seit 2009 wird unter der US-amerikanischen Regierung von Barack Obama sukzessive das Embargo gegen Kuba gelockert.

Entbaathifizierung

Nach dem Vorbild der "Entnazifizierung" in Deutschland wurde der Begriff "Entbaathifizierung" von der US-Zivilverwaltung im Irak nach den Sturz von Saddam Husseins Baath-Regime im Jahr 2003 geprägt. Darunter fallen Maßnahmen wie die Auflösung der irakischen Armee und Verwaltung, die Fragebogen-Überprüfung von Personen, die in den Staatsdienst wollen, und das Verbot der Baath-Partei.

Ethnische Säuberung

Als ethnische Säuberung wird die „Entfernung“ bestimmter ethnischer oder religiöser Gruppen aus einem eroberten Gebiet bezeichnet. Mit der Ausweitung des Krieges in Jugoslawien wurden immer häufiger Verbrechen begangen, die ethnische Säuberungen benannt wurden. Dabei gehen die Angreifer planmäßig und gewaltsam vor. Sie wollen Gebietsansprüche untermauern und eindeutige Machtverhältnisse herstellen. Sie vertreiben, deportieren und ermorden Angehörige anderer ethnischer Minderheiten. Die Bezeichnung ist umstritten. Manche Experten halten den Begriff der „ethnischen Säuberung“ für wertfrei. Andere sehen darin einen Euphemismus, das heißt eine vertuschende und beschönigende Bezeichnung für ein gewaltsames, menschenverachtendes Vorgehen. Der Begriff hat seinen Ursprung im Serbischen. Damit bezeichneten die Serben in den 1980er Jahren ein feindliches Vorgehen der Albaner gegen die Serben. Später ging der Begriff der „ethnischen Säuberung“ in der Übersetzung in den deutschen und internationalen Sprachgebrauch ein und wurde auch für die serbischen Angriffe auf bosnische Muslime verwendet. Seit 1992 wird die Verdrängung von Ethnien aus bestimmten Gebieten auch in anderen Teilen der Welt als „ethnische Säuberung“ bezeichnet.

Europäische Union (EU)

Ein Verbund von 28 europäischen Staaten mit einer Gesamteinwohnerzahl von ca. 508 Millionen Menschen. Der ursprünglich wichtigste Grund für die Errichtung war, den Frieden zu sichern. Dies sollte durch eine Verbesserung des Wohlstands und ein Netz von gegenseitigen Abhängigkeiten bewerkstelligt werden. Weitere Ziele der europäischen Einigung sind eine Besserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse und eine Beseitigung von wirtschaftlichen Ungleichgewichten. Durch eine zunehmende politische Einigung, vor allem durch eine gemeinsame Außenpolitik, wollen die europäischen Staaten in der Welt nicht allein als wirtschaftlicher Riese gelten. Man will auch politische Ziele durchsetzen können.

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F

Felsendom

Heilige Stätte des Islam auf dem Haram al-Scharif (Ehrwürdiges Heiligtum) in der Altstadt von Jerusalem , der von den Juden Tempelberg genannt wird. Der Felsendom ist keine Moschee, sondern ein Schrein für den Felsen, von dem aus der Prophet Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein soll. Er ist nicht mit der Al-Aqsa Moschee zu verwechseln, die in unmittelbarer Nähe liegt.

Blick auf den Tempelberg mit der Klagemauer im Vordergrund.
Die heilige Stätte des Islams auf dem Haram al-Scharif

Fenier-Bewegung

1858 unter nach Nordamerika ausgewanderten Iren gegründeter Geheimbund, der den Sturz der englischen Herrschaft in Irland zum Ziel hatte. Der Begriff "Fenier" stammt vom irischen "Na Fianna" ab, einer Gruppe von Kriegern, die in der irischen Mythologie Irland verteidigten. Aus der Bewegung ging später die IRA hervor. Nordirlands Unionisten benutzen den Begriff meist abwertend für Katholiken.

Flaggenstreik

Die britische Flagge, der Union Jack, war ohne Unterbrechung am Belfaster Rathaus gehisst - seit dessen Eröffnung im Jahr 1906. Im Juni 2012 beschließt die Stadtverwaltung der nordirischen Hauptstadt, dass die Flagge nur noch an den von der Londoner Regierung für ganz Großbritannien festgelegten Tagen gehisst werden solle. Dies soll ein Zeichen der Normalisierung sein. Aber in Folge dieser Entscheidung kommt es immer wieder zu Krawallen radikaler Protestanten, die in der eingeschränkten Beflaggung eine Abkehr von Großbritannien sehen, die sie nicht akzeptieren wollen.

Freitagsgebet

Eines der wichtigsten Gebete im Islam. Es ist ein Gemeinschaftsgebet, das in der Moschee verrichtet wird. Jeder gesunde, erwachsene, männliche Muslim sollte daran teilnehmen, für Frauen wird es empfohlen.

Viele Gläubige beim Beten vor einer Mosche.
Freitagsgebet

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G

Gazastreifen

Der Gazastreifen, kurz Gaza, ist ein 365 Quadratkilometer großer Küstenstreifen am Mittelmeer, südwestlich von Israel. Im Gazastreifen leben etwa 2,2 Millionen Menschen, in der Hauptstadt Gaza-Stadt etwa 550.00. 1967 wurde er während des Sechstagekriegs von Israel besetzt. Im Sommer 2005 räumte Israel alle jüdischen Siedlungen im Gazastreifen und zog seine Soldaten ab. Es behielt aber die Kontrolle über die See- und Landgrenzen einschließlich der Grenzübergänge sowie über den Luftraum. Neben dem Westjordanland ist der Gazastreifen eines von zwei Gebieten, das die Palästinenser selbst verwalten. Während im Westjordanland die PLO regiert, ist es im Gazastreifen seit 2007 die Hamas. Der seit Oktober 2023 herrschende Krieg zwischen Israel und den Palästinensern wird hauptsächlich im Gazastreifen geführt. Die Hamas begann diesen Krieg mit ihren Terrorangriffen aus dem Gazastreifen, bei denen etwa 1.200 Israelis getötet wurden. Seitdem versucht Israel, die Hamas im Gazastreifen zu besiegen, worunter v. a. die dort lebende Zivilbevölkerung leidet.

Hand mit Lupe über Israel und dem Gazastreifen auf einer Landkarte
Landkarte mit Israel und dem Gazastreifen

Genozid

„Genozid“ bedeutet „Völkermord“. (Nicht jeder Massenmord ist ein Genozid.) Nach Definition der Vereinten Nationen liegt ein Genozid vor, wenn „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise“ zerstört werden soll. Genozide sind besonders schwerwiegende Verbrechen und ein Straftatbestand des Völkerrechts, der nicht verjährt. Beispiele für Genozide sind die planmäßige Vernichtung der Juden und anderer Volksgruppen durch die Nationalsozialisten in Deutschland, der Völkermord an den Armeniern durch die Türken (1915/16) und die Ermordung von Angehörigen des Tutsi-Volkes durch Hutu in Ruanda 1994. Palästinenser werfen Israel vor, im aktuellen Krieg einen Völkermord im Gazastreifen zu begehen. Israel weist diesen Vorwurf scharf zurück.

Golanhöhen

Die Golanhöhen sind ein Höhenzug im Grenzgebiet zwischen Israel und Syrien. Völkerrechtlich gehören die Golanhöhen zu Syrien. Aufgrund ihrer militärstrategischen Bedeutung besetzte Israel sie 1967 im Sechstagekrieg und annektierte sie 1981. Nach der israelischen Besetzung flohen die meisten syrischen Bewohner aus dem Gebiet, in dem heute neben syrischen Drusen v. a. jüdische Siedler leben. Im Gegensatz zu den Vereinten Nationen hat US-Präsident Donald Trump die Golanhöhen 2019 im Namen der USA als Staatsgebiet Israels anerkannt.

Eine Straße schlängelt sich durch eine hügelige Landschaft
Die Golanhöhen

Golfkriege

Drei Golfkriege gab es im 20. Jahrhundert.

Aufnahme eines Panzers in einer kargen Region.
Golfkriege

Der erste Golfkrieg war der Krieg zwischen den Nachbarländern Irak und Iran, der vom 22. September 1980 bis zum 20. August 1988 dauerte. Angegriffen hatte die irakische Armee unter Diktator Saddam Hussein. Hussein fürchtete ein Übergreifen der iranischen Revolution, die 1979 begonnen hatte; er wollte das neue islamische Regime im Iran stürzen und Ölquellen erobern. Am Ende des Krieges kam es zu einem Waffenstillstand. Gesiegt hatte keine Seite, mindestens eine Million Menschen waren getötet worden.

Rauchschwaden ziehen über eine Stadt.

Der zweite Golfkrieg begann am 02. August 1990. Saddam Husseins Armee überfiel und besetzte das kleine Nachbarland Kuwait. Ziel war es, die kuwaitischen Ölquellen in Besitz zu nehmen und dem Irak damit Einnahmen zu verschaffen, die dem Land helfen sollten, seine Schulden zu tilgen; diese waren vor allem durch die Waffenkäufe für den ersten Golfkrieg verursacht worden. Um Kuwait von der irakischen Besatzung zu befreien, bildete sich eine internationale Streitkraft unter der Führung der USA. Deutschland beteiligte sich nicht militärisch aber mit einer hohen Milliardensumme an der Finanzierung des Einsatzes. Der UNO-Sicherheitsrat stellte dem Irak ein Ultimatum. Als dieses verstrich, griff die internationale Streitmacht am 17. Januar 1991 an. Am 03. März 1991 endete der Krieg. Kuwait war befreit, im Irak gab es an vielen Orten starke Zerstörungen durch Luftangriffe. Nach Schätzungen starben 200.000 Iraker (Soldaten und Zivilisten). Kuwait und die internationale Streitmacht hatten insgesamt 1.600 Menschenleben zu beklagen?

Eine Statue wird von dem Sockel gerissen.

Der dritte Golfkrieg begann am 20. März 2003. US-amerikanische und britische Truppen griffen den Irak an. Das Land war zuvor für die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington mitverantwortlich gemacht worden, eine Beteiligung wurde aber nie bewiesen. Zudem wurde der Irak verdächtigt, Massenvernichtungswaffen zu besitzen und damit eine Bedrohung u.a. für die USA darzustellen. Für ihren Angriff bekamen die USA und Großbritannien vom UNO-Sicherheitsrat kein Mandat, weil es ihnen nicht gelang, die Mehrheit von der Existenz der Massenvernichtungswaffen zu überzeugen.

Kritiker der USA und Großbritanniens vertraten die Meinung, es ginge bei dem Angriff auch um die Kontrolle des irakischen Öls. Die Kämpfe dauerten 18 Tage, am Ende war der irakische Diktator Saddam Hussein gestürzt. Die Opferzahlen auf Seiten der Briten und Amerikaner wurde offiziell mit 171 angegeben. Auf irakischer Seite gibt es nur Schätzungen: bis zu 40.000 tote Soldaten und Zehntausende tote Zivilisten. Nach Kriegsende kam es im Irak, unter britischer und amerikanischer Besatzung, zu jahrelangen bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Grüne Linie

Waffenstillstandslinie, die 1949 nach dem ersten israelisch-arabischen Krieg entstand. Sie bezeichnet die Grenzen Israels vor dem Sechstagekrieg/Junikrieg 1967. Die Grüne Linie trennt das Kernland Israels von den palästinensischen Gebieten Gazastreifen und Westjordanland. Die Palästinenser sehen die Grüne Linie als Grundlage einer zukünftigen Grenzziehung zwischen einem Staat Palästina und Israel an.

Guantánamo

An der Guantánamo-Bucht im Südosten der Insel Kuba gelegener Militärstützpunkt der USA. Nach Artikel 7 des Platt-Zusatzes von 1902 wurde Kuba verpflichtet, diese Militärbasis an die USA abzutreten. Ab 1912 wurde das Gebiet von den USA für jährlich 2.000 US-Dollar gemietet. Seit der kubanischen Revolution und vor allem nach Verschlechterung der bilateralen Beziehungen fordert Kuba beständig die Auflösung der Militärbasis. Die kubanische Regierung weist die jährlichen Zahlungen der USA zurück. Gegenwärtig wird der Stützpunkt zur Internierung von Gefangenen genutzt, die des internationalen Terrorismus beschuldigt werden.

Guatemala (Sturz der Regierung 1954)

Der seit 1951 amtierende Präsident Guatemalas, Jacobo Arbenz Guzmán, vertrat eine gemäßigte linke Reformpolitik und versuchte, den rund 75 Prozent der zumeist indianischen Bevölkerung, die unter dem Existenzminimum lebte, eine Perspektive zu geben. Da sich das Land in der Hand weniger Großgrundbesitzer und internationaler Gesellschaften befand, verstaatlichte er Teile davon gegen Entschädigungszahlungen. Er legalisierte Bauernverbände und Gewerkschaften. Die US-amerikanische United Fruit Company, die in Guatemala ihre wirtschaftlichen Interessen massiv gefährdet sah, überzeugte die CIA davon, dass Arbenz einen kommunistischen Umsturz vorbereite. Am 18. Juni 1954 wurde Arbenz mit Hilfe des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA gestürzt. Sein Nachfolger Carlos Armas errichtete eine US-freundliche Militärdiktatur. 1960 wurde Guatemala zum Ausbildungsplatz für die von den USA geführten Exilkubaner, um die Invasion in der Schweinebucht vorzubereiten.

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H

Hamas

Hamas (arab.: wörtlich etwa „Begeisterung, Eifer“) ist die arabische Abkürzung für „Harakat al-Muqawama al-Islamiya“ oder „Bewegung des Islamischen Widerstands“. Die Hamas ist eine palästinensisch-islamistische Organisation, Sie wurde Ende 1987 als Zweig der Muslimbruderschaft gegründet und besteht aus einer sozialen Bewegung (mit vielen karitativen Aktivitäten), einerpolitischen Partei und einem militärischen Flügel. (Die Zahl der Kämpfer dieser Qassam-Brigaden wird - Oktober 2023 - auf 25.000 bis 40.000 geschätzt.) Das erklärte Ziel der Hamas ist es, den Staat Israel zu zerstören und in ganz Palästina einen islamischen Gottesstaat zu errichten. Sie wird von zahlreichen Staaten, darunter auch Deutschland, als terroristische Vereinigung eingestuft. Seit 2007 kontrolliert die Hamas den Gazastreifen und konkurriert politisch mit der PLO, die im Westjordanland regiert. Die Hamas ist für die Terrorangriffe vom 7. Oktober 2023 auf Israel verantwortlich, die Auslöser für den aktuellen Gaza-Krieg sind.

Gaza, Palästina: Vier palästinensische Kämpfer in Tarnuniform mit Gewehren auf einem Fahrzeug bei einer Militärparade
Gaza: Palästinensische Kämpfer des militärischen Flügels der Hamas nehmen an einer Militärparade in der Nähe der Grenze zu Israel teil

Holocaust

Der Begriff Holocaust stammt vom altgriechischen Wort: holókaustos "völlig verbrannt". Der Begriff bezeichnet die systematische Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen. Im engeren Sinne steht er für die systematische Tötung von sechs Millionen europäischen Juden durch die deutschen Nationalsozialisten. Im Hebräischen spricht man von „Shoah“, was „große Katastrophe“ bedeutet.

Home-Rule

"Home-Rule" hieß die irische Bewegung, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts für die irische Selbstverwaltung innerhalb des Vereinigten Königreichs einsetzte. Die britische Regierung brachte vier Gesetzesvorlagen für die Home-Rule ein. Die ersten Vorlagen wurden entweder vom Unterhaus oder vom Oberhaus abgelehnt. Erst 1914 wurde die Gesetzesvorlage angenommen, aber aufgrund des Ersten Weltkriegs nicht umgesetzt. Das letzte Home-Rule-Gesetz von 1920 teilte Irland in zwei halbautonome Gebiete, doch Südirland wurde 1922 nach dem Unabhängigkeitskrieg zum Freistaat und 1937 zur Republik Irland.

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I, J

INF-Vertrag

Durch den am 8. Dezember 1987 zwischen der Sowjetunion und den USA geschlossenen INF-Vertrag (Intermediate Range Nuclear Forces) wurde erstmals in Abrüstungsverhandlungen ein Waffensystem – Kurz- und Mittelstreckenraketen – völlig abgeschafft. Man einigte sich auch auf gegenseitige Kontrollen von Abrüstungsmaßnahmen. Insgesamt wurden infolge des INF-Vertrags 2.692 Raketen verschrottet.

Interkontinentalraketen

Englisch: Intermediate Range Ballistic Missiles (IRBM); Bezeichnung für Raketen mit einer Reichweite von über 5.500 Kilometern.

Internationaler Gerichtshof (IGH)

Rechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen (UN) mit Sitz in Den Haag. Die 15 Richter des IGH, die alle unterschiedlicher Nationalität sein müssen, werden gemeinsam von der UN-Generalversammlung und dem UN-Sicherheitsrat gewählt. Bei der Wahl achten die Staaten auf eine geografisch ausgewogene Repräsentation der Regionen der Welt. Als Partei können vor den IGH nur international anerkannte Staaten treten. Der IGH hat nur Rechtsprechungskompetenz über einen Fall, wenn alle Parteien diese für den jeweiligen Fall akzeptiert haben. Die Entscheidungen des IGH sind für die jeweiligen Parteien bindend. Außerdem kann der IGH auf Verlangen der UN-Organe Rechtsgutachten abgeben, wie es 2004 im Falle des Baus der israelischen Sperranlage im Westjordanland geschah. Rechtsgutachten sind nicht bindend, wohl aber als Auslegung des Völkerrechts von hoher rechtlicher und politischer Bedeutung.

Intifada

Vom Arabischen "sich erheben, abschütteln". Bezeichnung für zwei palästinensische Aufstände gegen Israel und seine Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten. Die Erste Intifada, auch "Krieg der Steine" genannt, dauerte von 1987 bis 1993: Mit Demonstrationen, dem Werfen von Molotowcocktails und Steinen auf Soldaten und Panzer, Steuerstreiks und dem Boykott israelischer Waren wollten die Palästinenser die Weltöffentlichkeit auf ihre Lage aufmerksam machen und ein Ende der israelischen Besatzung erzwingen. Das Westjordanland, das Israel im Sechstage-Krieg 1967 erobert und unter Militärverwaltung gestellt hatte, gehörte - auch nach Ansicht des UN-Sicherheitsrats – formal noch zu Jordanien. Als Jordanien 1988 zugunsten der PLO symbolisch auf die Souveränität über das Westjordanland verzichtete, rief der palästinensische Nationalrat den Staat Palästina aus und erklärte den Verzicht auf Terrorismus. In der Folge kam es unter dem Motto „Land für Frieden“ zu Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern. Die Unruhen endeten 1993 mit der Unterzeichnung des Abkommens von Oslo und der Schaffung der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Die Zweite Intifada, die so genannte Al-Aqsa-Intifada, dauerte von September 2000 bis Februar 2005: Auslöser war ein provokativer Besuch des israelischen Oppositionspolitikers und späteren Premierministers Ariel Scharon auf dem Tempelberg, arabisch al-haram asch-scharif, in Ost-Jerusalem. Die Zweite Intifada, an der sich neben der Hamas auch andere Palästinenser-Organisationen wie die „al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden“ der Fatah (PLO) beteiligten, war geprägt von palästinensischen Selbstmordanschlägen und Attentaten. Israel reagierte u.a. mit der gezielten Tötung militanter palästinensischer Führer und dem Bau eines 700 Km langen Sperrwalls. Im Februar 2005 verkündeten der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas eine gegenseitige Waffenruhe.

Ein Junge steht vor einem Panzer und holt zum Steinwurf aus
Gaza-Streifen: Ein palästinensischer Junge wirft Steine auf einen israelischen Panzer

Irische Bürgerrechtsbewegung

In den 1960er Jahren formierte sich in der benachteiligten katholischen Bevölkerung Nordirlands Widerstand: Es herrschte Diskriminierung bei der Vergabe von Arbeitsplätzen und Wohnungen, beim Wahlrecht für Kommunalwahlen und vielem mehr. Die verantwortliche britische Regierung kam den gerechtfertigten Forderungen der Bürgerrechtsbewegung nach mehr Gerechtigkeit nicht nach, was Anfang der 1970er Jahre zum Wiedererstarken der IRA führte.

Schwarz-weiß Bild einer Demonstration.
irische Bürgerrechtsbewegung

Irischer Freistaat

Der irische Freistaat bestand von 1922 bis 1937 und umfasste 26 der 32 irischen Grafschaften, wie es im Anglo-Irischen Vertrag von 1921 festgelegt worden war. Als Freistaat war Irland der Verwaltung nach selbständig und weitgehend unabhängig von Großbritannien, das sich fortan Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland nannte. Bis 1937 behielt der irische Freistaat jedoch den Dominion-Status, womit sich hauptsächlich die Anerkennung des britischen Königs verband.

Karte der britischen Inseln.
Die Republik Irland auf den britischen Inseln

Irisch-Republikanische Armee (IRA)

Drei Jahre nach dem Osteraufstand von 1916 durch den Zusammenschluss verschiedener katholischer Milizen hervorgegangene Untergrundarmee mit dem Ziel, für ein unabhängiges und vereintes Irland zu kämpfen. Im Laufe ihrer Geschichte machte sie zahlreiche Spaltungen durch und fast alle irischen Parteien stammen von der IRA ab.

1970 kam es zur Spaltung in einen "offiziellen" und einen "provisorischen" Flügel. Während die "Official IRA" mit ihrem sozialistischen Programm relativ bedeutungslos blieb, erhielt die "Provisional IRA" aufgrund der Überfälle protestantischer Extremisten auf katholischen Wohnviertel starken Zulauf von jungen Leuten und begann einen Guerilla-Krieg gegen Armee und Polizei. Am 6. Februar 1971 erschoss die IRA den ersten britischen Soldaten. Die jüngsten Splittergruppen, die "Continuity IRA" und die "Real IRA", spalteten sich in der Zeit nach dem IRA-Waffenstillstand von 1994 ab.

Islamischer Staat (IS)

Der so genannte Islamische Staat (IS) ist eine radikal-islamistische, sunnitische Terrororganisation. Er beherrscht seit 2013 weite Teile des westlichen Iraks und Syriens und ein kleineres Gebiet in Libyen. Der IS will sein Herrschaftsgebiet weiter ausweiten, hat ein Kalifat ausgerufen, einen islamischen „Gottesstaat“. Die Zahl der Kämpfer des IS ist unklar, Schätzungen schwanken erheblich, zwischen 20.000 und 200.000 Kämpfern.

Die IS-Terroristen haben bereits Tausende Menschen ermordet. Auch in Staaten außerhalb des Nahen und Mittleren Ostens begeht der IS Terroranschläge, so im November 2015 in Paris mit 130 Toten.

Hunderttausende sind vor dem IS auf der Flucht: Er ist damit eine der Ursachen für die Flüchtlingskrise, die Europa erreicht hat. Mittlerweile wird er von einer internationalen Militärallianz bekämpft, zu der u.a. die USA, Frankreich, Russland, die Türkei und auch Deutschland gehören.

Jugoslawienkriege

Die anfängliche Weigerung Serbiens, den Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien anzuerkennen, und der anschließende Versuch, alle serbischen Siedlungsgebiete zu einem (groß-)serbischen Staat zusammenzuschließen, sowie ethnische Konflikte führten zu einer Reihe von kriegerischen Auseinandersetzungen: Zunächst in Slowenien (zehntägiger Krieg im Juli 1991), dann in Kroatien (Juli bis Dezember 1991/Januar 1992). Im März 1992 begann schließlich ein blutiger Bürgerkrieg in Bosnien und Herzegowina. Hier waren die Verhältnisse noch komplizierter als in den anderen Teilrepubliken, da keine der ethnischen Gruppen über eine absolute Mehrheit verfügte. Das Leid der Zivilbevölkerung und die Flüchtlingsströme schreckten die internationale Öffentlichkeit auf. Rest-Jugoslawien wurde aus der UNO ausgeschlossen und im Mai 1992 mit Sanktionen belegt. Die Stationierung von UN-Schutztruppen erwies sich jedoch als weitgehend wirkungslos. Erst der Beschluss des UN-Sicherheitsrats, der NATO das Mandat für ein militärisches Eingreifen zu übertragen, führte zu einer Änderung der Situation: Im Herbst 1995 konnte nach Luftangriffen der NATO mit dem Abkommen von Dayton ein Waffenstillstand herbeigeführt werden. Nach weiteren Konflikten im Kosovo griff die NATO 1999 nochmals Serbien und Stellungen der serbischen Milizen im Kosovo an. In diesem Fall geschah die NATO-Intervention ohne UN-Mandat.

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K

Kalter Krieg

Nicht-militärisch ausgetragene Konfrontation zweier Machtblöcke. Zwischen 1945 und 1991 die Konfrontation des kapitalistischen Westens, unter Anführung der USA, und des kommunistischen Ostens, unter der Supermacht UdSSR (Ost-West-Konflikt). Kennzeichnend waren ein beispielloses Wettrüsten und die Bemühungen um ein strategisches Gleichgewicht der Atombewaffnung auf beiden Seiten, was paradoxerweise zu einer relativ stabilen Sicherheitslage führte. Dank der "Zweitschlagskapazität" – der Möglichkeit bei einem atomaren Erstschlag den entsprechenden Rückschlag zu führen – entstand gemäß der nuklearen Abschreckungslogik eine Patt-Situation zwischen Ost und West. In der Zeit vor der Kuba-Krise 1962 wurde diese Patt-Situation allerdings noch von einer "Politik der Stärke" überlagert. Beide Supermächte verfolgten eine Strategie der Machtausweitung. In den 1950er Jahren erklärten die USA Gebiete wie Südostasien und den Mittleren Osten zu Faktoren von hohem nationalen Sicherheitsinteresse. Das Ringen der Großmächte um machtpolitische Einflusszonen drohte mehrmals militärisch zu eskalieren. Erst nachdem man in Kuba knapp einem Atomkrieg entgangen war, trat eine Phase der Entspannung ein. Ende der 1970er Jahre verschärfte sich der Konfrontationskurs zwischen Ost und West erneut. Der Zerfall der Sowjetunion 1991 beendete den Kalten Krieg. In den Jahren von 1945 bis 1991 gab es jedoch auch viele "heiße" Kriege, die als Stellvertreterkriege vor allem in Ländern der Dritten Welt geführt wurden.

Kapitalistisches System

Bezeichnung für die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung der Neuzeit, von der sich das kommunistische und sozialistische System abgrenzt. Im Kapitalismus gelten die Grundsätze des Privateigentums, der Gewinnmaximierung und des marktwirtschaftlichen Prinzips von Angebot und Nachfrage, in die der Staat nur wenig steuernd eingreift.

KDP / PUK

Im kurdisch dominierten Norden des Irak üben die Gruppen der beiden Kurdenführer Barzani und Talabani überragenden Einfluss aus. Masud Barzanis Kurdische Demokratische Partei (KDP) wurde bereits in den 1930er Jahren gegründet. Sie stützt sich weniger auf eine Ideologie als auf die traditionelle Anhängerschaft der Barzani-Familie, die sich vor allem in den nordwestlichen Landesteilen findet. 1975 gründete Jalal Talabani eine Konkurrenzpartei, die Patriotische Union Kurdistans (PUK), die sich von den Stammesstrukturen der KDP absetzen sollte und ihre Anhänger vor allem in der städtischen Mittelschicht fand.

KFOR

Abkürzung für "Kosovo Force". Die multinationale militärische Kosovo-Truppe steht unter der Leitung der NATO und ist seit Juni 1999 im Kosovo stationiert. Die Aufgaben der Truppe sind die Verhinderung neuer Feindseligkeiten, die Schaffung eines sicheren Umfelds für die Rückkehr der Flüchtlinge und die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. Ihr Einsatz erfolgt auf der Grundlage der am 10. Juni 1999 vom Weltsicherheitsrat verabschiedeten Resolution 1244.

Königreich der Kroaten, Serben und Slowenen

Am 1. Dezember 1918 wird das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ gegründet. Bis zur Gründung des Königreiches herrschte im Norden des Balkans die christlich geprägte Österreich-Ungarische Monarchie. Das islamische Osmanische Reich herrschte über den Süden des Gebietes. 1929 erhält das Königreich den Namen Jugoslawien.

Karte des Balkan im Jahre 1918.
Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen

Kommunistisches System

Auf der Theorie von Karl Marx ("Kommunistisches Manifest" von 1848) aufbauendes und nach der Oktoberrevolution von 1917 in der Sowjetunion etabliertes politisches System, das nach 1945 auch in mehreren osteuropäischen Ländern, die unter sowjetischem Einfluss standen, durchgesetzt wurde. Der Kommunismus zielt auf eine herrschaftsfreie Gesellschaft und auf die Gleichheit aller Menschen hin. Die Produktionsmittel sollen dabei Eigentum aller Menschen sein, Wirtschaft und Sozialstaat werden zentral gelenkt.

Kriegsverbrechertribunal / Haager Kriegsverbrechertribunal

Zur Anklage und Verfolgung von Verbrechen gegen Menschenrechte, Völkermord und Kriegsverbrechen eingerichtetes internationales Strafgericht. Kriegsverbrechertribunale befassen sich ausschließlich mit der Verfolgung und Ahndung von individuellen Straftaten. Das Internationale Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien wurde 1993 vom Sicherheitsrat der UNO eingerichtet und sitzt in Den Haag (Haager Tribunal). Insgesamt erhob das Tribunal gegen mehr als 120 mutmaßliche Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien Anklage. 17 Angeklagte sind noch auf der Flucht.

Bild des Haager Kriegsverbrechertribunal.
Das Haager Kriegsverbrechertribunal

Kubanische Revolution

Bezeichnet den siegreichen Guerilla-Kampf der Bewegung des 26. Juli, der am 1. Januar 1959 zur Flucht des diktatorischen Machthabers Fulgencio Batista aus Kuba führte. In diesen Tagen zog der Rebellenführer Fidel Castro mit seinen Truppen triumphal in Santiago de Cuba und Havanna ein, gefeiert von der kubanischen Bevölkerung. Im Februar 1959 übernahm Castro mit dem Amt des Ministerpräsidenten offiziell die Macht Kubas. Im April 1961 proklamierte er den sozialistischen Staat.

Kubanischer Zucker

1603 wurde die erste Zuckerplantage auf Kuba errichtet, nachdem die Spanier die Zuckerrohrpflanze 1523 von den Kanarischen Inseln mitgebracht hatten. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das Zuckerrohr zum Hauptanbauprodukt der spanischen Kolonie. Bewirtschaftet wurden die Felder und Zuckermühlen mit Hilfe von Sklaven, meist aus Schwarzafrika. Im 19. Jahrhundert war Kuba der größte Zuckerproduzent der Welt. Hauptabnehmer waren bis zur kubanischen Revolution die USA, die 1958 noch 67 Prozent des Zuckers importierten. Mit dem US-Embargo von 1960 wurde die Zuckerquote seitens der Vereinigten Staaten auf null gesetzt. Die kommunistischen Staaten versuchten zu helfen, indem sie den kubanischen Zucker zu Vorzugspreisen abnahmen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und durch die sinkenden Weltmarktpreise ging die Zuckerproduktion auf Kuba stark zurück: Im Jahre 1999 erntete man auf Kuba gerade noch 3,5 Millionen Tonnen, im Vergleich zu bis zu neun Millionen Tonnen vor der Revolution.

Kurden

Das Hauptsiedlungsgebiet der Kurden liegt im gebirgigen Grenzbereich der Länder Türkei, Iran, Irak. Ihre Zahl wird auf 30 Millionen geschätzt. Im Irak stellen sie heute mit etwa vier Millionen 16 Prozent der Bevölkerung.
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches erwachte eine kurdische Nationalbewegung, doch scheiterten die Bestrebungen, einen eigenen Staat zu schaffen. Im Irak kämpften die kurdischen Widerstandskämpfer, die "Peschmerga" (kurdisch für "die dem Tod Geweihten"), seit den 1960er Jahren um Unabhängigkeit. In der Zeit des Saddam-Regimes wurden sie brutal verfolgt. Unter internationalem Druck wurde nach dem Zweiten Golfkrieg 1991 im Nordirak eine Schutzzone für die kurdische Minderheit errichtet. Kurze Zeit später entstand gegen den Willen der irakischen Führung ein faktisch autonomes Gebiet. Die kurdische Autonomiebewegung im Irak spaltet sich in zwei Gruppierungen (KDP / PUK). Im Nordosten des Irak haben die Kurden mittlerweile eine Art „Staat im Staat“.

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L, M, N

Loyalisten (Irland)

Der Loyalismus ist eine radikale Ausprägung des protestantischen Unionismus. Loyalisten fühlen sich nicht den demokratischen britischen Institutionen, sondern in erster Linie der britischen Krone verpflichtet. Die Loyalisten treten auch mit Waffengewalt für den Fortbestand der Union mit Großbritannien ein. Ihre bekanntesten Organisationen sind die Ulster Defence Association (UDA) und die Ulster Volunteer Force (UVF).

Mandat

Der Begriff „Mandat“ bezeichnet ein Amt, das jemand durch eine Wahl erhalten hat und einen damit verbundenen Auftrag. So haben Abgeordnete im Bundestag ein Mandat: Sie vertreten die Interessen ihrer Wähler. Im Völkerrecht spricht man von einem „Mandat“, wenn ein Staat ein Gebiet verwaltet, das nicht zu seinem eigenen Territorium gehört und keine eigene Kolonie ist. So erteilte der Völkerbund, der Vorgänger der Vereinten Nationen, Großbritannien das Mandat über das damalige Palästina, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Teil des Osmanischen Reichs gewesen war. Von 1922 bis 1948 verwaltete Großbritannien das Gebiet, auf dem heute Israel, das Westjordanland und der Gazastreifen liegen.

Maoismus

Nach dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung (1893-1976) benannte Ideologie. Darin entwickelte er die Strategie einer sozialen Revolution, die auf die gesellschaftlichen Bedingungen der Dritten Welt zugeschnitten ist. Träger der Revolution ist die unterdrückte Landbevölkerung, die den Sturz der herrschenden Klasse und die Errichtung der Diktatur des Proletariats herbeiführt. Der Maoismus nimmt an, dass der Klassenkampf in der sich entfaltenden sozialistischen Gesellschaft zeitweilig noch verschärft werden müsse, bis nicht nur die Produktionsverhältnisse, sondern auch das Bewusstsein der Menschen im kommunistischen Sinn verändert seien.

Milizen

Ein meist aus kurzgedienten Wehrpflichtigen bestehendes Bürger- oder Volksheer, in Diktaturen paramilitärische kasernierte Polizeiverbände, in den Palästinensergebieten die bewaffneten Kräfte der Widerstandsbewegungen.

Mittelstreckenraketen

Englisch: Medium Range Ballistic Missiles (MRBM); Bezeichnung für Raketen mit einer Reichweite von 1.000 bis 5.500 Kilometern.

Naher und Mittlerer Osten

Abgeleitet vom englischen "Middle East". Es gibt keine unumstrittene Definition der Region. Im gängigen deutschen Gebrauch umfasst der Begriff erstens den Nahen Osten im engeren Sinne mit Israel und seinen arabischer Anrainern Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien und den palästinensischen Autonomiegebieten, zweitens die Länder der Arabischen Halbinsel mit Bahrain, Irak, Jemen, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie drittens den Iran. Häufig werden auch die nordafrikanischen Länder Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien, der Sudan und Tunesien sowie manchmal die Türkei dazugezählt.

Nakba

Der arabische Begriff bedeutet „Katastrophe“ oder „Unglück“. Er steht für die Flucht und Vertreibung von etwa 700.000 Palästinensern im Palästinakrieg 1947–1949 und die Enteignung ihres Landes und ihrer Häuser. Im weiteren Sinn verwenden viele Palästinenser den Begriff, um ihre Lebenssituation zu beschreiben: Die anhaltende Repression durch Israel und das Fehlen nationaler Selbstbestimmung.

NATO

Die Nordatlantische Verteidigungsgemeinschaft (englisch: "North Atlantic Treaty Organization") wurde angesichts des Kalten Krieges am 4. April 1949 geschaffen. Der NATO gehörten zunächst die USA, Kanada und die zehn westeuropäischen Staaten Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen und Portugal an. Weitere Länder traten später bei, so auch die Bundesrepublik 1955. Konflikte zwischen Mitgliedsstaaten dürfen nur friedlich ausgetragen werden, bei einem militärischen Angriff auf ein Mitgliedsland sind alle anderen Partner zum Beistand verpflichtet.

Karte der NATO-Staaten seit 2004.
Karte der NATO-Staaten seit 2004.

Nordirischer Bürgerkrieg

Der Nordirlandkonflikt wurde viele Jahre mit großer Gewalt ausgetragen, insbesondere in den Jahren von 1969 bis zum Karfreitagsabkommen 1998. Daher kann er insbesondere in den 70er Jahren als Bürgerkrieg angesehen werden. Im Kern ging es um die Frage, wozu Nordirland gehören soll: zu Großbritannien, wie es damals und auch derzeit der Fall ist, oder zur Republik Irland. Die meisten Protestanten in Nordirland, die Bevölkerungsmehrheit, wollten weiter zu Großbritannien gehören. Die meisten Katholiken hingegen strebten eine Vereinigung mit Irland an.

Ca. 3600 Menschen kamen im nordirischen Bürgerkrieg gewaltsam ums Leben und 47.000 wurden verletzt. Es gab mehr als 18.000 Bomben- und Brandanschläge, 37.000 Schießereien, 22.000 bewaffnete Überfälle bei gerade einmal 1,8 Millionen Einwohnern in Nordirland.

Schwarz-weiß Foto eines Protestes, man sieht Polizei und Demonstrierende
Der Nordirische Bürgerkrieg

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O

OAS

Die "Organisation Amerikanischer Staaten" mit Sitz in Washington wurde 1948 in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá gegründet. Alle 34 Staaten des nord- und südamerikanischen Kontinents sind Mitglieder. Kuba wurde 1962 auf Betreiben der USA von den Aktivitäten der OAS ausgeschlossen. Die wichtigsten Ziele sind der inneramerikanische Beistand, die Beilegung von Streitigkeiten und die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit.

Österreich-Ungarn

Die kaiserliche und königliche (k.u.k.) Doppel-Monarchie Österreich-Ungarn war ein gleichberechtigter Zusammenschluss zweier Staaten unter einem habsburgischen Kaiser. Das Reich bestand seit 1867 und endete mit der Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg. Es erstreckte sich über weite Teile des heutigen Tschechien, Polen, der Ukraine sowie über große Teile des Balkan und hatte damit den Charakter eines Vielvölkerstaates. Nach 1918 löste sich die Monarchie durch die Unabhängigkeitserklärungen Polens und der Tschechoslowakei sowie durch die nationalen Bestrebungen weiterer Völker auf. In den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg wurden die daraus folgenden territorialen Veränderungen offiziell anerkannt.

Oranier-Orden

Am 21. September 1795 in Irland gegründeter protestantischer Geheimbund, dessen Mitglieder ihre Loyalität zur britischen Krone beschwören. Der Orden ist nach Wilhelm von Oranien benannt, der 1690 in der Schlacht am Boyne die protestantische Thronfolge in Großbritannien sicherte. In Erinnerung an diese Schlacht führt der Orden alljährlich „Märsche“ durch, auch um die Katholiken zu provozieren. Dabei kommt es immer wieder zu Straßenschlachten. Dem Orden mit seiner militant anti-katholischer Ausrichtung gehören führende protestantischen Politiker Nordirlands an.

Eine Parade des Oranier Orden.

Oslo-Friedensprozess

Die globalen politischen Veränderungen seit Ende der 1980er Jahre führten zu einer Wende im Nahostkonflikt. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Zweiten Golfkriegzwischen dem Irak und einer US-geführten Militärkoalition (1990/91) nahm der Einfluss der USA in der Region zu. Auf der Konferenz von Madrid kam es 1991 zu einer ersten Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern. Nach geheimen Verhandlungen wurde am 13. September 1993 in Washington die Osloer Prinzipienerklärung, genannt Oslo I, unterzeichnet: Die PLO erkannte Israel als Staat an und Israel erkannte die PLO als Vertreterin des palästinensischen Volkes an. Die Palästinensische Autonomiebehörde wurde eingerichtet. Zentrale Fragen über einen palästinensischen Staat, den Status von Jerusalem und der israelischen Siedlungen oder das Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge wurden ausgeklammert. Nach dem Oslo-II-Abkommen vom 24. September 1995 wurde die Selbstverwaltung der Palästinenser ausgeweitet. Radikale Kräfte auf beiden Seiten torpedierten die Bemühungen um eine Annäherung. Am 4.11.1995 ermordete ein religiöser jüdischer Fundamentalist Israels Premierminister Jitzchak Rabin, einen der Protagonisten des Friedensprozesses. (1994 hatte er mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres und PLO-Chef Arafat den Friedensnobelpreis erhalten.) Seit 1996 ein rechtsgerichtetes Bündnis die Wahlen in Israel gewann und Benjamin Netanjahu Ministerpräsident wurde, verlor das Oslo-Abkommen an Bedeutung. Im Juli 2000 scheiterten in Camp David von US-Präsident Bill Clinton vermittelte Verhandlungen zwischen PLO-Chef Jassir Arafat und dem israelischen Premier Ehud Barak. Seitdem gab es zwischen Israel und den Palästinensern keine direkten Verhandlungen mehr.

Yitzhak Rabin und Jassir Arafat, geben sich die Hand. Bill Clinton breitet die Arme über ihnen aus.
September 1993: US-Präsident Bill Clinton ist Gastgeber der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Oslo. Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin und der PLO-Vorsitzende Jassir Arafat, geben sich in einer öffentlichen Zeremonie die Hand.

Osmanisches Reich

Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen vom 14. Jahrhundert bis 1922. Es war für mehrere Jahrhunderte die entscheidende Macht im Nahen und Mittlere Osten und auf dem Balkan, zeitweise auch in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf Kleinasien zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat.

Ost-Jerusalem

Das überwiegend von Palästinensern bewohnte Ost-Jerusalem umfasst die Altstadt von Jerusalem und die daran anschließenden Bezirke im Osten einschließlich des aus der Bibel bekannten Ölbergs. Ost-Jerusalem war seit dem Palästina-Krieg 1948 von Jordanien besetzt, ehe Israel es im Sechstagekrieg 1967 eroberte und 1980 annektierte. (Die internationale Staatengemeinschaft hat die Annexion nicht anerkannt.) Die Palästinenser sehen Ost-Jerusalem als Teil eines palästinensischen Staates bzw. als Hauptstadt eines zukünftigen Palästinenserstaates. In Ost-Jerusalem, liegen zentrale Glaubensstätten des Christentums (Grabeskirche), des Judentums (Klagemauer) und des Islam (al-Aqsa Moschee und Felsendom). Der Tempelberg (arabisch: al-haram asch-scharif) ist für Juden und Muslime ein Ort von überragender Bedeutung.

Zentrale Ansicht Jerusalem: Platz  mit Klagemauer; im Hintergrund Tempelberg und Felsendom
Jerusalem: Tempelberg, Klagemauer und Felsendom

OSZE

Abkürzung für "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (bis 1995 "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa", kurz: KSZE); versteht sich als eine "regionale Abmachung" der Vereinten Nationen mit dem Ziel, zur friedlichen Regelung von Streitfällen, zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung sowie zur europäischen Zusammenarbeit beizutragen. Die Organisation hat 55 Mitgliedsstaaten: alle Staaten Europas, die Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie die USA und Kanada. Die OSZE gilt als erster Ansprechpartner bei Konflikten innerhalb ihres Wirkungsbereichs und unterhält Missionen, Zentren oder Präsenzen in Gebieten möglicher oder bestehender Konflikte.

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P, Q, R

Palästina

Die historische Region Palästina liegt an der südöstlichen Küste des Mittelmeeres zwischen dem Mittelmeer im Westen und dem Fluss Jordan im Osten. Sie umfasst ein Gebiet, auf dem sich heute Israel, der Gazastreifen, das Westjordanland, Teile Syriens, des Libanon und Jordaniens (das Ostjordanland) befinden. Das jüdische Volk hat in Palästina seine Wurzeln, wurde aber im Jahr 70 nach Christus von den Römern vertrieben. Im 20. Jahrhundert wanderten hunderttausende Juden, die u. a. wegen des Holocaust aus Europa geflohen waren, nach Palästina ein und gründeten 1948 den Staat Israel. Nach dem Palästina-Krieg (1947-1949), in dem Israel gegen die angreifenden arabischen Nachbarn Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak und Libanon siegte, flohen etwa 700 000 Palästinenser; das war ein Großteil der damals in Palästina ansässigen arabischen Bevölkerung. Der Konflikt um Palästina ist der Kern des andauernden Nahostkonflikts.
Zugleich hat der Palästinensische Nationalrat 1988 den Staat Palästina ausgerufen. Als Staatsgebiet beansprucht er das Westjordanland und den Gazastreifen sowie Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Sein Status ist völkerrechtlich umstritten, weshalb er auch als „De-Facto-Staat“ bezeichnet wird. (Er hat z. B. keine eigene nationale Währung.) Eine Mehrheit der 193 Mitgliedsstaaten der UNO haben den Staat Palästina anerkannt; Israel, die USA und Deutschland nicht. Bei den Vereinten Nationen besitzt der Staat Palästina seit 2012 Beobachterstatus.

Palästinensische Autonomiebehörde

1994 gebildete Regierung der palästinensischen Selbstverwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen. Als Ergebnis des Osloer Friedensprozesses erkannten sich Israel und die PLO im September 1993 gegenseitig an und einigten sich auf einen stufenweisen Abzug israelischer Truppen aus den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. Mit dem Oslo-II-Abkommen vom 24. September 1995 begann 1996 die Errichtung einer politischen Struktur; die Selbstverwaltung der Palästinenser wurde ausgeweitet.

Mahmud Abbas in Sitzungssaal; Zwei Männer sitzen hinter ihm
Mahmud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde bei der 79. UN-Generalversammlung in New York am 24.09.2024

Palästinensische Befreiungsorganisation PLO

Englisch: "Palestine Liberation Organisation". Die PLO wurde 1964 als Zusammenschluss verschiedener palästinensischer Organisationen und Widerstandsgruppen gegründet und versteht sich als Vertretung aller Palästinenser, einschließlich der im Exil lebenden. Sie kämpft für das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser. Jahrzehntelang tat sie das mit terroristischen Mitteln (Anschläge wie in München 1972, Flugzeugentführungen). Der Nationalrat, das Parlament der PLO, setzte sich 1969 die Errichtung eines demokratischen Staats Palästina im ehemaligen Mandatsgebiet als Ziel. 1974 wurde die PLO von den Vereinten Nationen als Repräsentantin des palästinensischen Volkes anerkannt. Von 1969 bis 2004 wurde sie von Jassir Arafat geführt, seit 2004 ist Mahmoud Abbas PLO-Vorsitzender. Im Verlauf von Erster und Zweiter Intifada kam es zu einem Machtkampf zwischen der PLO und der Hamas, in dem die PLO ihre beherrschende Rolle als Vertretung der palästinensischen Bevölkerung verlor. Heute regiert die PLO im Westjordanland, während die Hamas den Gazastreifen kontrolliert.

Jassir Arafat, der ehemalige Vorsitzende der PLO, steht vor zwei Mikrofonen
Jassir Arafat war bis zu seinem Tod 2004 Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PNA)

Prager Frühling

Bezeichnet den 1968 begonnenen Versuch der damaligen Tschechoslowakei, durch Reformen einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" aufzubauen. Truppen des Warschauer Paktes schlugen diese Demokratisierungsbemühungen, die weltweit mit Hoffnung beobachtet wurden, am 21. August 1968 gewaltsam nieder.

Presbyterianer

Angehörige protestantischer Kirchen, vor allem im angelsächsischen Raum, mit besonderer Kirchenverfassung.

Republikaner (Irland)

Sammelbegriff für IRA, Sinn Féin, IRSP und INLA. Die Republikaner wollen eine Aufhebung der Teilung der Insel Irland in die Republik Irland und Nordirland und eine Vereinigung der gesamten Insel in einem irischen Nationalstaat.

Royal Ulster Constabulary (RUC)

Nordirische Polizei von 1922 bis 2001, danach umbenannt in "Police Service of Northern Ireland" (PSNI). Die RUC bestand zu mehr als 90 Prozent aus Protestanten und verstand sich im Konflikt als protestantische Streitmacht. Im Zuge des Friedensprozesses und des Belfaster Abkommens wurde eine Reorganisation der umstrittenen Truppe durchgesetzt, um sie auch für Katholiken attraktiver zu machen.

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S

Schiiten

Die Schiiten stellen etwa zehn Prozent aller Muslime weltweit, bilden aber im Irak mit 60 bis 65 Prozent die Mehrheit. Nach Meinung der Schiiten hat der Prophet Mohammed seinen Schwiegersohn Ali zum "Führer der Gläubigen" bestimmt. Dieser Auffassung stand die Meinung der mächtigen Mekkaner-Familie der Omayaden gegenüber, die selbst das Kalifat beanspruchte. Ali konnte das Kalifat nur kurz ausüben und wurde während der Nachfolgestreitigkeiten ermordet. Zwischen etwa 50 Parteigängern Alis (Schiat Ali = Schiiten) und einem großen Heer der Omayaden kam es im Jahr 680 bei der irakischen Stadt Kerbela zur Schlacht. Die Schiiten, angeführt von Hussein, einem Sohn Alis, unterlagen und wurden größtenteils getötet. Dennoch hielten die Anhänger Alis ihrer Auffassung die Treue und erkannten nur direkte Nachkommen aus der Linie Alis ("heilige Imame") als ihre religiösen Führer an. Nach schiitischer Meinung wurde der zwölfte Imam von Gott in die Verborgenheit entrückt und soll einst als Erlöser wiederkommen. Bis zu diesem Zeitpunkt, so die Mehrheit der schiitischen Korangelehrten, könne es keine gerechte irdische Regierung geben. Statt einem Kalifen oder anderen Herrschern untertan zu sein, solle sich der Gläubige einen "Mardscha" suchen, einen Korangelehrten, der ihn in religiöser und moralischer Hinsicht berate.

Schiitische Milizen im Irak

Eine Miliz, die sich 2014 für den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat gründete. Die Organisation ist allerdings sehr heterogen und lässt sich grob in drei Gruppen unterteilen: Die erste und mächtigste Gruppe folgt dem obersten iranischen Religionsführer Ali Khamenei und unterhält enge Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden. Die zweite Gruppe folgt dem höchsten schiitischen Kleriker im Irak, Ayatollah Ali Al-Sistani. Die dritte Gruppe besteht aus der mit dem irakischen Kleriker Muqtada Al-Sadr verbundenen Miliz Saraya Al-Salam und steht in Opposition zum ersten pro-iranischen Block. Vor allem die erste Gruppe spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Einfluss des iranischen Regimes in der ganzen arabischen Welt zu verbreiten.

Schlacht auf dem Amselfeld

Im Jahr 1389 fand im heutigen Kosovo die Schlacht auf dem Amselfeld statt. Serbische, bosnische und albanische Truppen standen unter Führung eines serbischen Fürsten dem Heer des Osmanischen Reichs gegenüber. Obwohl es kaum historische Fakten über diesen Krieg gibt, wurde die Schlacht auf dem Amselfeld für Serbien zu einem historischen Mythos. Der Erzählung nach setzten sich die Serben in einer Allianz von Christen tapfer gegen die Muslime zur Wehr, mussten aber die meisten Opfer beklagen und unterlagen. Das Osmanische Reich siegte und annektierte Serbien 1459. Ab dem 19. Jahrhundert erfuhr Serbien eine Zeit der nationalen Wiedergeburt. Auch der „Amselfeld-Mythos“ bekam einen neuen Aufschwung und entwickelte sich zu einem Mittel der nationalen Mobilisierung. An die nationalen Gefühle appellierte der serbische Präsident Slobodan Milošević im Juni 1989 in seiner Rede im Rahmen der Feiern zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld. Die sogenannte Amselfeld-Rede Milosevics wurde als entscheidender Schritt in den jugoslawischen Bürgerkrieg der 1990er Jahre gewertet.

Schoa

Hebräisch für "Zerstörung, Katastrophe"; bezeichnet die Vorbereitung und Ausführung des systematischen Völkermords an etwa zwei Drittel der jüdischen und jüdischstämmigen Bevölkerung Europas (ca. 6 Millionen Tote) durch den deutschen Nationalsozialismus. Anderer Begriff für Holocaust.

SCIRI

Abkürzung für "Supreme Council for the Islamic Revolution in Iraq", eine der einflussreichsten schiitischen Parteien. 1980 in Teheran gegründet, wurde der "Hohe Rat für eine islamische Revolution im Irak" weitgehend vom iranischen Regime finanziert und verfügt mit dem Badr-Korps auch über eine eigene Miliz. SCIRI hat sich in der Vergangenheit für die iranische Variante einer "Herrschaft der Religionsgelehrten" ausgesprochen. Dieses vom iranischen Revolutionsführer Khomeini entwickelte Modell widerspricht der schiitischen Tradition. Unter dem Einfluss der irakischen Realität nimmt SCIRI zusehends von seinem islamisch-revolutionären Kurs Abstand und setzt sich für Parteien-Demokratie und Wahlen ein. Im August 2003 wurde der SCIRI-Führer Ayatollah Bakr al Hakim bei einem Bombenanschlag vor der Imam Ali-Moschee in Nadschaf getötet. Seitdem steht sein Bruder Abdelaziz al Hakim an der Spitze.

SDI (Strategic Defense Initiative)

Eine 1983 ins Leben gerufene Initiative der US-Regierung unter Ronald Reagan. Durch erd- und satellitengestützte Raketen sollten bei einem Angriff der Sowjetunion anfliegende Atomraketen bereits vor Erreichen des amerikanischen Kontinents zerstört werden. Dies hätte die USA vor Raketenangriffen schützen sollen und so das atomare "Gleichgewicht" zwischen Ost und West zerstört. Politisch konnte sich Reagan daher mit seinem Plan nicht durchsetzen, und auch die Testreihen verliefen nur mit mäßigem Erfolg. Das Vorhaben wurde 1993 eingestellt.

Sechstagekrieg

Der Sechstagekrieg, von den Arabern auch als "Junikrieg" bezeichnet, begann am 5. Juni 1967 mit einem Präventivschlag Israels gegen Ägypten, das zuvor die Meerenge von Tiran für israelische Schiffe gesperrt und Truppen in den Sinai verlegt hatte. Auch Syrien und Jordanien machten mobil und nahmen, unterstützt von weiteren arabischen Staaten (Saudi-Arabien, Irak) und der Sowjetunion an den Kampfhandlungen teil. In sechs Tagen eroberte die israelische Armee die ägyptische Sinai-Halbinsel, die syrischen Golanhöhen und die palästinensischen Gebiete Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalems und des Gaza-Streifens. Auf Druck der USA und der Sowjetunion endete der Krieg am 10. Juni. Israel wurde in den Palästinenser-Gebiete, in denen etwa 1,3 Millionen Menschen lebten, zur Besatzungsmacht. Dadurch verschärfte sich der israelisch-palästinensische Konflikt erheblich.

Panzer in einer Staubwolke
Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967: bewaffneter Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien

Serbisch-orthodoxe Kirche

Seit der Teilung des römischen Weltreichs im 4. Jahrhundert wurde im oströmischen Kaiserreich von Byzanz der Patriarch von Konstantinopel das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche und um das Jahr 500 dem Papst in Rom gleichgestellt. Die orthodoxe Kirche breitete sich im gesamten slawischen Raum bis einschließlich Russland aus. Theologisch unterscheidet sie sich von der römisch-katholischen vor allem dadurch, dass sie die Herrschaftlichkeit der Gottespersonen stärker betont und den Heiligen Geist allein vom Vater und nicht auch vom Sohn ausgehen lässt. Die serbisch-orthodoxe Kirche (Patriarchat von Serbien) ist Teil der östlich-orthodoxen Kirche.

Serbisches Reich

Die erste Einheit verschiedener serbischer Kleinstaaten und Stammesfürstentümer in einem zentralen politischen Verband entstand unter Stefan Nemanja (1166-1196). Der Staat der Nemanjiden wurde in den folgenden 200 Jahren stärkste Macht auf dem Balkan. Als Großserbisches Reich wird die relativ kurze Zeit im 14. Jahrhundert bezeichnet, in der Stephan IV. Dušan aus der Nemanjiden-Dynastie den Zarentitel annahm und den serbischen Machtbereich von der Donau bis an die Küsten der Adria und der Ägäis ausdehnte. Nach seinem Tode zerfiel das feudal verfasste Reich jedoch rasch. Es wurde schließlich von den Osmanen 1371 in der Schlacht an der Marica sowie 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld geschlagen und bestand zunächst als Vasallenstaat innerhalb des Osmanischen Reiches weiter. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde es endgültig in das Osmanische Reich eingegliedert.

SFOR

Englische Abkürzung für "Stabilization Force"; die internationale Schutztruppe für Bosnien-Herzegowina löste im Dezember 1996 die IFOR (englische Abkürzung für "Implementation Force") ab, die nach dem Friedensvertrag von Dayton in Bosnien die Einstellung der Kriegshandlungen überwachte. Die SFOR hatte folgende Aufgaben: Verhinderung von Feindseligkeiten, Stabilisierung des Friedens und die Normalisierung der Verhältnisse im Land (z.B. Überwachung von Wahlen). Die über 13.000 Mann starke internationale Truppe setzte sich zusammen aus Kontingenten der 16 NATO-Staaten und aus Kontingenten von Nicht-NATO-Staaten wie Russland, Schweden oder der Ukraine. 1999 waren circa 2.000 Bundeswehrsoldaten im Rahmen der SFOR tätig. Im Dezember 2004 endete die Mission der SFOR. Seitdem übernehmen Truppenkontingente der EU (EUFOR) die Aufgabe, friedenserhaltende Operationen in Bosnien-Herzegowina durchzuführen.

Sinai-Halbinsel

Die Sinai-Halbinsel, die fast so groß ist wie Irland, liegt zwischen Israel und Ägypten. Im Westen begrenzt sie der Golf von Suez, im Osten der Golf von Akaba. Die Landschaft ist wüstenartig, im Süden gebirgig. Während des Sechstagekrieges 1967 eroberte Israel große Teile der Sinai-Halbinsel. Seit 1982 gehört die Sinai-Halbinsel wieder zu Ägypten.

Sinn Féin

Irisches Gälisch für "Wir selbst". Die 1905 vom Journalisten Arthur Griffith gegründete irische Partei strebte zunächst auf friedlichem Weg nach einem unabhängigen Irland. Nach dem Osteraufstand 1916 radikalisierte sie sich und wurde zum politischen Flügel der 1919 neu entstandenen IRA. Nach dem Hungerstreik 1981 setzte die Partei verstärkt auf eine politische Lösung. Der von Sinn Féin und der SDLP eingeleitete Friedensprozess führte 1998 zur Unterzeichnung des Belfaster Abkommens.

Skipetar / Siptari

Abwertender Ausdruck für Albaner, der von der albanischsprachigen Selbstbezeichnung "Shqiptar" abgeleitet ist.

Social Democratic and Labour Party (SDLP)

Die katholisch-nationalistische Partei wurde 1970 mit Unterstützung der Dubliner Regierung gegründet, um den Katholiken Nordirlands eine moderate Alternative zu Sinn Féin zu bieten. Die SDLP und ihr damaliger Vorsitzender John Hume waren Anfang der 1990er Jahre entscheidend an der Entwicklung des Friedensprozesses beteiligt.

Soldaten der Koalition

Ohne UN-Mandat gründete die USA im Vorfeld des Dritten Golfkriegs 2003 eine "Koalition der Willigen". Diese Kriegskoalition bestand aus etwa 30 Ländern: Afghanistan, Albanien, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Dänemark, El Salvador, Eritrea, Estland, Georgien, Großbritannien, Island, Italien, Japan, Kolumbien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Nicaragua, die Niederlande, die Philippinen, Polen, Rumänien, die Slowakei, Spanien, Südkorea, Tschechien, die Türkei, Ungarn und Usbekistan. Außer den USA mit 255.000 Soldaten, Großbritannien mit 45.000 und Australien mit 2.200 Soldaten stellten die übrigen Verbündeten sehr kleine Truppenverbände zur Verfügung. Seit Mitte 2004 bröckelt die Kriegsallianz und einige Länder haben ihre Truppen zurückgezogen.

Sputnik-Schock

Bezeichnung für die seit dem 4. Oktober 1957 in der amerikanischen Öffentlichkeit gefühlte Bedrohung gegenüber dem kommunistischen Rivalen im Kalten Krieg. An diesem Tag schoss die Sowjetunion den Satelliten "Sputnik" mit Hilfe einer Interkontinentalrakete ins All. Dem Westen wurde schlagartig klar, dass die Sowjetunion über Raketen verfügte, deren Reichweite für einen Angriff auf die USA ausreichten.

Stellvertreterkriege

Vorwiegend in Ländern der Dritten Welt geführte Kriege, die zwar nicht ursächlich mit dem Kalten Krieg zu tun hatten, deren Ausbruch aber durch das Klima der globalen Konfrontation begünstigt wurde. Das atomare Gleichgewicht verhinderte eine direkte kriegerische Auseinandersetzung zwischen den USA und der Sowjetunion. Beim Versuch, sich Einflusssphären in der ganzen Welt zu sichern, kam es jedoch zu einem indirekten Kräftemessen. Die zwei Weltmächte mischten sich mit Waffenlieferungen, Wirtschaftshilfe und Verhandlungstaktik massiv in schwelende Konflikte in Asien, Afrika, Lateinamerika und im Nahen Osten ein, die dort infolge von Dekolonisierung, ungelösten Grenzfragen, nationalen Machtkämpfen und ethnischen oder religiösen Spannungen herrschten. Es ging immer um die Frage, ob sich das jeweilige Land dem kommunistischen oder dem kapitalistischen Lager zuwenden würde.

Karte der Welt. Eingezeichnet sind alle Stellvertreterkriege und Interventionen der Weltmächte USA und UdSSR.
Stellvertreterkriege und Interventionen der Weltmächte USA und UdSSR.

Strategische Waffen

Waffensysteme mit Atomsprengkörpern und großer Reichweite, um im Territorium eines Gegners dessen militärstrategisches Waffenpotenzial und größere Bevölkerungs- oder Industriezentren zerstören zu können. Im Gegensatz dazu haben "Taktische Waffen" eine geringere Sprengkraft und Reichweite und sind zum Einsatz gegen feindliche Streitkräfte auf einem Kriegsschauplatz begrenzt.

Sunniten

Die Sunniten stellen heute weltweit etwa 90 Prozent aller Muslime – im Irak allerdings nur 20 Prozent. Das Sunnitentum war eine Reaktion auf die unterschiedlichen Denkschulen wie Schiiten, Rationalisten, Mystiker, Antirationalisten, die sich bald nach dem Tod des Propheten Mohammed entwickelt hatten. Im 10. und 11. Jahrhundert bildete sich eine Richtung als "kleinster gemeinsamer Nenner" heraus, die die Einheit wieder herstellen sollte. Ausgangspunkt war die "Sunna", die überlieferten Verhaltensweisen und Äußerungen Mohammeds in der Urgemeinde von Medina. Die Sunniten akzeptieren die Idee des Kalifats: Jeder geeignete Gläubige kann nach ihrer Meinung die Nachfolge Mohammeds antreten und als sein Sachwalter die religiöse, politische und richterliche Gewalt ausüben.

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T, U

Tory

Ein Tory ist ein Mitglied der konservativen Partei Großbritanniens. Der Name entstand um 1680. Er leitet sich vom irischen Wort "Toraidhe" ab, das "Räuber" bedeutet. Das waren irische Bauern, die sich als Räuber durschlugen, weil sie von britischen Siedlern enteignet worden waren.

UÇK

Albanische Abkürzung für "Ushtria Çlirimtare e Kosovës", übersetzt: Befreiungsarmee Kosovo. In den 1990er Jahren im Kosovo entstandene bewaffnete Widerstandsbewegung gegen die dortige serbische Unterdrückung. Nach dem Ende des Kosovo-Kriegs 1999 wurde die UÇK entwaffnet und aufgelöst.

Ulster

Ulster oder Provinz Ulster ist der historische Name einer Region in Irland, die das heutige Nordirland umfasst, ursprünglich allerdings etwas größer war. Protestantische Organisationen in Nordirland verwenden den Begriff häufig als Teil ihres Namens, etwa die Partei UUP, die Ulster Unionist Party. In Ulster war schon im 16. Jahrhundert der Widerstand gegen die damaligen englischen Besatzer besonders groß. Deshalb gingen hier die englischen Truppen besonders brutal gegen die irisch-katholische Führungsschicht vor, töteten oder vertrieben sie. Das Land wurde daraufhin im 17. Jahrhundert an zehntausende protestantische Engländer verteilt. Es wurde zum Zentrum des englisch-irischen Konflikts, aus dem sich im 20. Jahrhundert der Nordirlandkonflikt entwickelte.

Karte von Irland und Nordirland.
Die Region Ulster

Ulster Defence Association (UDA)

Im September 1971 gegründete bewaffnete protestantische Organisation, die unter verschiedenen Tarnnamen (u.a. Ulster Freedom Fighters, abgekürzt: UFF) zahlreiche Morde an Katholiken begangen hat. Im Zuge des Friedensprozesses legte sie sich einen politischen Flügel zu und erklärte ihren Waffenstillstand. Bis heute bleibt sie jedoch in gewaltsame Fehden innerhalb des loyalitischen Lagers verstrickt, unter anderem mit der Ulster Volunteer Force (UVF).

Ulster Unionist Party (UUP)

Die Partei ist aus dem 1905 gegründeten Ulster Unionist Council hervorgegangen und tritt für die Union mit Großbritannien ein. Nach der Teilung Irlands 1922 regierte sie Nordirland bis in die 1970er Jahre alleine. Im Gegensatz zur DUP war sie am Friedensprozess beteiligt, verlor aber aufgrund des protestantischen Widerstands gegen eine katholische Machtbeteiligung an Unterstützung und verlor ihre Vormachtstellung.

Ulster Volunteer Force (UVF)

Die unionistische Miliz wurde 1912 gegründet, um gegen die geplante Wiedereinführung eines irischen Parlaments zu kämpfen. 1966 wurde sie neu gegründet und begann eine Mordkampagne gegen Katholiken, unterstützt vom nordirischen Regiment der britischen Armee, dessen Soldaten häufig auch Mitglieder der UVF waren. Seit 1996 führt die UVF einen erbitterten Kampf gegen ihre Absplitterung, die Loyalist Volunteer Force (LVF), und seit 2000 auch gegen die UDA. Mindestens 30 Menschen sind dieser Fehde innerhalb des loyalistischen Lagers zum Opfer gefallen.

UN / UNO „United Nations (Organization)” / VN „Vereinte Nationen“

Die UN/UNO „United Nations (Organization)“ bzw. VN „Vereinte Nationen“ sind eine internationale Organisation, in der sich (aktuell) 193 Staaten in der Absicht und gegenseitigen Verpflichtung verbunden haben, Frieden und humane Lebensbedingungen für die Völker der Welt zu gewährleisten. Die Charta der Vereinten Nationen wurde im Juni 1945 von 50 Staaten als Gründungsmitgliedern unterzeichnet.
Darin sind als wichtigste Aufgaben genannt: Die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit. Der Arbeit der Vereinten Nationen liegt eine breite Auffassung von Frieden zugrunde, die über die Verhinderung von Krieg hinausgeht und eine Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und humanitären Lage der Menschen anstrebt. (S. die 2001 formulierten Millenniumsentwicklungsziele und die Agenda 2030.)
Die sechs Hauptorgane der UNO sind die Vollversammlung, der Sicherheitsrat, der Wirtschafts- und Sozialrat, der Treuhandrat, der Internationale Gerichtshof und das Sekretariat mit dem Generalsekretär. Mit Ausnahme des Internationalen Gerichtshofs (Den Haag) haben alle Hauptorgane ihren Sitz in New York. Neben den Hauptorganen hat die UNO zahlreiche Nebenorgane für humanitäre und sicherheitspolitische Angelegenheiten, entwicklungspolitische Hilfsprogramme und Sonderorganisationen.

Sitzungssaal der UN in New York. Der frühere US-Präsident Barack Obama hält eine Rede
September 2014: US-Präsident Barack Obama spricht vor der 69. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York

Unionisten (Irland)

Die Nachkommen der schottischen und englischen Siedler, die sich seit dem frühen 17. Jahrhundert vor allem im Nordosten Irlands niederließen, setzen sich für die Beibehaltung der Union des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland ein. Im Gegensatz zu den Loyalisten tun sie das jedoch mit friedlichen und meist auch legalen Mitteln. Unionisten fühlen sich als Briten, nicht als Iren.

UNMIK

Englische Abkürzung für "United Nations Interim Administration Mission in Kosovo", übersetzt: Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo; wurde am 10. Juni 1999 vom Sicherheitsrat der UNO mit der Resolution 1244 ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist, für eine Übergangszeit die Verwaltung im Kosovo auszuüben und den Wiederaufbau der Provinz zu fördern.

UN-Sicherheitsrat

Besteht aus 15 Mitgliedern der UNO, wobei die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China dem Rat als Ständige Mitglieder angehören und als einzige über ein Vetorecht verfügen, wodurch sie auch im Alleingang Beschlüsse verhindern können. Die anderen Mitglieder werden mit zweijähriger Amtszeit von der Vollversammlung gewählt. Diese werden nach Regionalgruppen gewählt, so dass alle Kontinente im Sicherheitsrat vertreten sind. Der Sicherheitsrat trägt nach Artikel 24 der UN-Charta die Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Die Beschlüsse des Sicherheitsrats müssen von allen UN-Mitgliedsstaaten befolgt werden.

UN-Vollversammlung / UN-Generalversammlung

Bildet das organisatorische Zentrum der Vereinten Nationen. Hier sind als einziges Hauptorgan alle Mitgliedsstaaten nach dem Prinzip "Ein Staat – Eine Stimme" gleichberechtigt vertreten. Ohne Stimmrecht wirken Beobachter, z.B. große humanitäre Organisationen wie Amnesty International, bei den Diskussionen mit. Die Arbeit der Vollversammlung vollzieht sich zum großen Teil in den sechs Hauptausschüssen, die sich derzeit mit Abrüstung und Internationaler Sicherheit, Wirtschafts- und Finanzfragen, sozialen, humanitären und kulturellen Angelegenheiten, speziellen politischen und Fragen der Dekolonisation, organisationsinternen Verwaltungs- und Budgetfragen sowie Rechtsfragen beschäftigen. Die Beschlüsse der Vollversammlung bleiben allerdings auch in Notstandssituationen auf ihren Charakter als Empfehlungen beschränkt.

Ustascha

Kroatisch für "Aufstand"; 1929 gegründete radikale Organisation kroatischer Nationalisten. Sie entwickelte sich zu einer faschistischen Bewegung, die sich an den "Vorbildern" Mussolini und Hitler orientierte. Sie wurde von 1929 bis 1934 aktiv vom faschistischen Regime Mussolinis unterstützt. Nach dem Überfall auf Jugoslawien 1941 durch deutsche und italienische Truppen konnte sich die Ustascha unter der Führung von Ante Pavelić als diktatorisches Regime in Kroatien etablieren, der "Unabhängige Staat Kroatien" wurde verkündet. Dieser umfasste auch ganz Bosnien-Herzegowina. Das Ustascha-Regime erließ nach dem Vorbild des Dritten Reiches Rassegesetze, die sich gegen Juden, Roma, vor allem aber gegen Serben richteten, die kollektiv als "Feinde des kroatischen Volkes" erklärt wurden. In Konzentrationslagern wurden Hunderttausende Opfer der brutalen Ustascha-Milizen. Genaue Opferzahlen sind bis heute umstritten.

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V, W

Vietnamkrieg

Von 1965 bis 1975 führten die USA an der Seite Südvietnams einen Stellvertreterkrieg gegen das kommunistische Nordvietnam und dessen Guerilla-Kämpfer, den so genannten Vietcong. Etwa zwei Millionen Vietnamesen und 60.000 Amerikaner kamen dabei ums Leben. Der Krieg endete mit einer Niederlage der USA und Südvietnams.

Völkerbund

Der Völkerbund war eine internationale Organisation und der Vorläufer der Vereinten Nationen. Er wurde als Reaktion auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs von 42 Staaten mit dem Ziel gegründet, die internationale Kooperation zu fördern, in Konfliktfällen zu vermitteln und die Einhaltung von Friedensverträgen zu überwachen. Hauptorgane des Völkerbunds, der 1920 seine Arbeit aufnahm, waren die Bundesversammlung, der Rat und das Ständige Sekretariat in Genf. In der Bundesversammlung waren alle Mitgliedstaaten mit je einer Stimme vertreten. Der Rat bestand aus ständigen und nichtständigen Mitgliedern, deren Zahl sich im Lauf der Zeit veränderte.  Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939) hatte der Völkerbund seinen politischen Einfluss weitgehend verloren. Zu seinem Scheitern trug bei, dass ihm nie alle Groß- und Mittelmächte dauerhaft angehörten. (Das Deutsche Reich, Italien, die Sowjetunion und Japan nur zeitweise, die USA nie.) Wichtige Mitgliedsstaaten handelten zu oft in Eigeninteresse. Dazu kamen Schwächen in der Satzung, etwa das Einstimmigkeitsgebot bei Beschlüssen der Völkerbundversammlung.

Sitzungssaal mit Versammlung von Mitgliedern des Völkerbundes September 1924
Eröffnungssitzung der Fünften Versammlung des Völkerbundes in Genf am 1. September 1924

Völkerrecht

Auch Internationales Recht; bezeichnet Rechtsnormen, die primär die Beziehungen zwischen Staaten betreffen, jedoch existieren heute auch andere Völkerrechtssubjekte wie z.B. Internationale Organisationen. Quellen des Völkerrechts sind bi- oder multilaterale völkerrechtliche Verträge, Gewohnheitsrecht und allgemeine Rechtsgrundsätze. Zu unterscheiden ist das Friedens- und das Kriegsvölkerrecht, wobei das Friedensvölkerrecht auch die Normen beinhaltet, die entscheiden, wann die Anwendung von Gewalt gerechtfertigt ist, während als Kriegsvölkerrecht das im Krieg geltende Recht bezeichnet wird. Der wesentliche Unterschied des Völkerrechts zum innerstaatlichen Recht besteht im Nicht-Vorhandensein eines zentralen Gesetzgebungsorgans. Eine der wichtigsten Grundlagen des heutigen Verständnisses des Völkerrechts ist die Charta der Vereinten Nationen.

Warschauer Pakt

Der Warschauer Pakt - im offiziellen Sprachgebrauch der Teilnehmerstaaten Warschauer Vertrag genannt – war ein von 1955 bis 1991 bestehender Beistandsvertrag des sogenannten Ostblocks, der am 14. Mai 1955 als Gegenstück zum westlichen Militärbündnis NATO gegründet wurde. Unter Führung der Sowjetunion gehörten ihm Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, die damalige Tschechoslowakei, Ungarn und die DDR an. 1990 trat zunächst die Nationale Volksarmee der DDR aus dem Vertrag. 1991 wurde der Warschauer Vertrag offiziell aufgelöst.

Karte der NATO- und Warschauer-Pakt-Staaten.
Die NATO- und Warschauer-Pakt-Staaten

Westjordanland / Westbank

Das etwa 5800 Quadratkilometer große Westjordanland (englisch „Westbank“) ist eines von zwei palästinensischen Verwaltungsgebieten. Im Westen grenzt es auf etwa 300 Kilometer Länge an Israel, nach Osten bilden der Fluss Jordan und das Tote Meer die Grenze zu Jordanien. Im Westjordanland leben etwa 3,1 Millionen Menschen, darunter etwa 500.00 jüdische Siedler, die eigene Siedlungen bewohnen. Obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde das gesamte Westjordanland beansprucht, hat sie nur die Kontrolle über Teile des Gebietes; in einigen Gegenden teilen sich Israelis und Palästinenser die polizeiliche (Israel) und zivile (Palästinenser) Kontrolle; etwa 60% des Westjordanlandes sind von Israel besetzt.

Bunteingefärbte Landkarte mit Israel, dem Gazastreifen und dem Westjordanland und den Anrainerstaaten
Landkarte mit Israel, dem Gazastreifen und dem Westjordanland

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X, Y, Z

Zerfall der Sowjetunion

Der seit März 1985 in der Sowjetunion amtierende Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, begann eine Reformpolitik, die auf eine Demokratisierung von Staat und Gesellschaft abzielte, ohne jedoch das sozialistische System abzuschaffen. Neben der innenpolitischen Neugestaltung wollte Gorbatschow vor allem die globale Konfrontationspolitik mit den USA beenden. Die UdSSR konnte im Kräftemessen nicht mehr mithalten. Die Abkehr vom sowjetischen Vormachtsanspruch führte Ende der 1980er Jahre zu mehreren Regierungs- und Systemwechseln in den Ostblockstaaten. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der drei letzten in der UdSSR verbliebenen Republiken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion und gründeten gleichzeitig die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS).

Zweistaatenlösung / Zwei-Staaten-Lösung

Der Vorschlag zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern sieht vor, dass Israel und ein Staat Palästina als eigenständige, international anerkannte Staaten friedlich koexistieren - nach dem Prinzip „zwei Staaten für zwei Volksgruppen“. Die Befürworter dieser Lösung hoffen, dass dadurch der Nahost-Konflikt gelöst werden kann. Zwischen 1991 und 2014 sind Gespräche über eine Zweistaatenlösung trotz zeitweiser Annäherung und anfangs großer Fortschritte (s. Oslo-Friedensprozess) mehrfach gescheitert. Seit 2014 hat es keinen nennenswerten Vermittlungs-bemühungen zwischen den Konfliktparteien gegeben. Israels derzeitiger Ministerpräsident Netanyahu und die Hamas lehnen eine Zweistaatenlösung ab. Die strittigsten Punkte sind: der Verlauf der Grenzen zwischen Israel und einem zukünftigen palästinensischen Staat; der Status von Jerusalem, das beide Seiten als Hauptstadt beanspruchen; der Verbleib der Flüchtlinge aus den vergangenen Konflikten, die israelischen Siedlungsaktivitäten und Absprachen zur Gewährleistung von Sicherheit. Deutschland akzeptiert Israel, aber nicht Palästina, als eigenständigen Staat. Im Augenblick scheint eine Zweistaatenlösung unrealistisch.

Zweistromland

Gebiet zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris in Syrien und vor allem im Irak; auch Mesopotamien genannt.

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