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Sprechertext Folge 4: Abwehr unerwünscht

Ein Augenblick der Unachtsamkeit, eine falsche Reaktion, in Bruchteilen von Sekunden ist es geschehen. Jeder kann zu den Unfallopfern gehören, deren Bewusstsein für immer erlischt. Darauf sind die wenigsten vorbereitet. Kaum einer hat vorher darüber nachgedacht, ob er seine Organe spenden würde, falls der Hirntod eintreten sollte.


In Deutschland warten etwa 14.000 Patienten auf ein Herz, eine Leber, Niere oder Lunge. Doch kaum mehr als 1000 Bürger pro Jahr sind bereit, sich Organe entnehmen zu lassen, die anderen schweres Leiden ersparen oder gar Leben retten könnten. Manche Menschen haben Vorbehalte gegen die Organspende. Aber jeder kann in eine Situation kommen, in der keine andere Behandlungsmethode mehr hilft. Dann ist ein neues Organ die einzige Hoffnung.


Patientin: "Ich bin lebertransplantiert seit vier Jahren. Fünfzehn Jahre vorher hatte ich eine sehr starke Lebererkrankung bekommen und es war für mich der letzte Strohhalm, um überhaupt weiterleben zu können."

Patient: "Ich war von vornherein sehr dankbar, dass es praktisch einen Menschen gibt, der sich bereit erklärt hat, das zu machen, und empfand es eben so, dass bei demjenigen das Schicksal es so wollte, dass derjenige sein Leben beendete, aber mir eben die Chance gegeben hat, weiter zu machen."

Auf dem Weg zur Arbeit der Arzt Andreas Hatopp. Seit dreizehn Jahren lebt er mit einer fremden Niere. Er arbeitet in der Röntgenabteilung eines großen Krankenhauses. Transplantierte sind wegen ihres teilweise unterdrückten Abwehrsystems anfälliger für Infektionen. Dennoch hielt Andreas Hatopp an seinem Berufswunsch fest. Schon als Kind wollte er Arzt werden. Damals begann sein Nierenleiden.


Hatopp: "Das war also so, dass ich zu Anfang halt gemerkt habe, dass die schulischen Leistungen wesentlich schlechter wurden, es hat sich teilweise rapide verschlechtert, z. B. von gut auf mangelhaft. Innerhalb von einem dreiviertel Jahr ist die Nierenleistung dann so schlecht geworden, dass ich an die Dialyse musste, das heißt an die Blutwäsche. Dort muss man halt drei mal in der Woche jeweils vier bis fünf Stunden dialysiert werden, kommen, das ist mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden. Danach sind die meisten Patienten, wie auch ich, ziemlich müde, sodass der restliche Tag eigentlich gelaufen war. Ich musste dann eine strenge Diät halten, eine eiweißarme Diät, die nicht unbedingt so schmackhaft ist, zudem brauchte ich sehr viele Medikamente, teilweise zehn bis zwölf verschiedene, bis zu 50 Tabletten am Tag."

Keine künstliche Apparatur erreicht die Leistungsfähigkeit eines natürlichen Organs. Das gilt auch für die Niere. Nur das Transplantat ermöglicht ein weitgehend normales Leben. Weil jeder Mensch zwei Nieren hat, kommen auch Lebendspenden in Frage. Andreas Hatopp hat die Niere von seiner Mutter bekommen. Sobald das verpflanzte Organ ausreichend durchblutet ist, beginnt es wieder zu arbeiten. Die Ärzte erkennen das an den ersten Harntropfen.


Hatopp: "Ich hatte im ersten halben Jahr nach der Transplantation zwei Abstoßungsreaktionen, die treten bei vielen, aber nicht bei allen Patienten auf, die konnte man mit Medikamenten behandeln. Und nach diesem halben Jahr, wo ich halt diese Schwierigkeiten hatte, ging es mir eigentlich sehr gut wieder. Ich kann essen was ich will, ich kann trinken was ich will, brauche wesentlich weniger Medikamente, nur noch eine ganz geringe Anzahl, und kann mich auch körperlich belasten, wie ich will, die geistigen Fähigkeiten - so was ich erwähnt habe mit der schulischen Leistung - sind wieder besser geworden und man hat eigentlich, man kann eigentlich ein völlig normales Leben führen."

Als Christiaan Barnard im Jahre 1967 die erste Herzverpflanzung durchführte, waren Transplantationen noch die Ausnahme. Louis Washkansky, der erste Patient, überlebte nur drei Wochen. Auch den folgenden Transplantationen war kein langfristiger Erfolg beschieden. Einige Menschen starben an Infektionen, denen das lahmgelegte Immunsystem nichts entgegenzusetzen hatte. Bei anderen wurde das Immunsystem zu wenig gedämpft und es stieß die fremden Organe ab.

Pfeil nach oben Schon mit der ersten Zellteilung beginnt das Leben als Individuum. Alle Zellen eines Körpers tragen eigene, unverwechselbare Merkmale, die normalerweise von Mensch zu Mensch verschieden sind. Auf die Unversehrtheit des Individuums bedacht, wehrt das Immunsystem alles ab, was fremde Merkmale trägt, auch transplantierte Organe.


Alle Zellen des Immunsystems beginnen ihre Karriere als einfache Stammzellen im Knochenmark. Ein Teil davon wandert in die Milz und in die Thymusdrüse. Dort erlernen die T-Zellen, fremde Eindringlinge zu erkennen und abzuwehren.


Die T-Zellen entstehen aus einfachen "Rohlingen" in einer Art Fließbandproduktion. Die Identifizierung aller erdenklichen Zellen und Fremdstoffe erfordert ein Milliardenheer von Kundschaftern. Denn jede T-Zelle kann mit ihren Rezeptoren nur eine einzige Struktur aufspüren. Deshalb werden nach dem Zufallsprinzip alle möglichen Varianten hergestellt, darunter auch viele unbrauchbare.


Ein erster Test prüft, ob die T-Zellen Merkmale anderer Zellen erkennen. Nur wenn das der Fall ist, können sie mit ihnen Kontakt aufnehmen und dürfen passieren. Die Merkmale, die eine T-Zelle erkennt, bestimmen ihre spätere Funktion. Je nachdem, ob Quadrat oder Kreis passen, entsteht eine Killerzelle oder Helferzelle. Erkennt eine T-Zelle kein Merkmal, ist sie unbrauchbar und muss ausgesondert werden. Das Immunsystem macht es im Prinzip wie dieser Roboter. Ein Signal zwingt die Zelle zum Selbstmord. So werden untaugliche Exemplare eliminiert.


T-Zellen sollen ja nur gegen fremde Eindringlinge vorgehen, die sich durch bestimmte Antigene verraten. Es wäre fatal, wenn sie auch auf körpereigene Antigene reagieren und eigene Zellen zerstören würden. Deshalb ist ein zweiter Prüfprozess nötig. Zusammen mit den Gewebemerkmalen werden körpereigene Antigene präsentiert. Nur T-Zellen, die nicht passen, dürfen ihren Dienst im Immunsystem antreten.


Anders ist es im nächsten Fall. Die T-Helferzelle hat ein eigenes Antigen erkannt. Sie ist gefährlich und muss vernichtet werden. Durch die rigorose Auslese von T-Zellen, die dem eigenen Körper schaden könnten, bleiben nur solche übrig, die auf Fremderkennung spezialisiert sind. Als wichtige Helfer bei der Abwehr von Krankheitserregern erschweren sie aber die Verpflanzung von Organen.

Pfeil nach obenEine Transplantation an der Medizinischen Hochschule Hannover. Diese Leber ist die letzte Hoffnung eines Patienten, dessen eigenes Organ von Krebs befallen ist.


Der langfristige Erfolg einer Transplantation hängt unter anderem von der Auswahl eines geeigneten Spenderorgans ab. Je besser die Gewebemerkmale von Empfänger und Spender übereinstimmen, desto schwächer ist die Abstoßung: Den Abwehrzellen des Empfängers bietet das Organ weniger "Angriffsziele", und es wird nicht so schnell zerstört. Eine Testreihe, die bestimmt, welche Gewebemerkmale vorhanden sind und welche nicht, gehört deshalb zur Vorbereitung jeder Organübertragung.


Als Ergebnis erhält man ein Profil von Merkmalen. Es besteht aus Buchstaben- und Zahlenkombinationen. Fachleute können daraus ablesen, ob ein Spenderorgan mehr übereinstimmende Merkmale enthält oder ob die abweichenden überwiegen.

Alle Organspenden in Deutschland, Österreich und den Benelux-Staaten werden an Eurotransplant gemeldet. Dort vermittelt man die Organe an wartende Patienten, die ebenfalls in der Zentrale registriert sind. Nicht immer steht ein ideales Spenderorgan zur Verfügung.


Eine besonders verhängnisvolle Attacke des Virus richtet sich gegen die Helferzellen, die als Commander des Immunsystems entscheidende Abwehrmaßnahmen koordinieren. Will das Virus eine Helferzelle entern, muss es genau in deren Doppelrezeptor einrasten.


Prof. Pichlmayr: "Es gibt besonders dringende Situationen für einen kranken Menschen, in denen er sehr bald ein Organ braucht, um zu überleben oder wieder einigermaßen gesund zu werden. Da kann man unter Umständen gar nicht lange warten. Da muss man sozusagen das nächste mögliche Organangebot realisieren. Denken wir an einen akuten Leberausfall, da brauchen wir innerhalb von wenigen Tagen ein Organ. Da muss man dann Kompromisse mit der Gewebeübereinstimmung akzeptieren. Und überhaupt kann man nicht davon ausgehen, dass man für die Mehrzahl aller Patienten besonders gute Übereinstimmungen findet. Denn sie sind recht selten, wir Menschen sind eben sehr different und wir können vielleicht bei 10-15% eine sehr gute Übereinstimmung finden und in allen anderen Fällen eine weniger gute."

Weichen die Gewebemerkmale des Spenders stark von denen des Empfängers ab, wird das Transplantat sofort von T-Killerzellen zerstört. Sie sind auf die fremden Angriffsziele programmiert. Aber auch bei besserer Gewebeverträglichkeit kommt es zu Abstoßungsreaktionen. Fresszellen präsentieren Bruchstücke des Transplantats als Antigene. Sie werden zusammen mit den Gewebemerkmalen an der Oberfläche gezeigt. Kommt eine passende T-Helferzelle, dockt sie an und wird aktiviert. Auf ähnliche Weise findet eine Killerzelle ihren Landeplatz.


Ein Befehl der Helferzelle aktiviert die Killerzelle, sie teilt sich, und normalerweise beginnt damit die Suche nach transplantierten Zellen. Zum Glück lässt sich die Aktivierung der T-Zellen - der Lymphozyten - mit Medikamenten unterdrücken und die Abstoßung aufhalten.


Prof. Pichlmayr: "Die heutigen Immunsuppressiva haben ziemlich viele Wirkungsweisen, wir haben mehrere, mit denen wir wechseln können. Das wichtigste sind die T-Lymphozyten, die immer diese Zellinteraktion mit dem fremden Gewebe herstellen und das Gewebe auch zerstören können. Somit richten sich die meisten Immunsuppressiva gegen die T-Lymphozyten.

Es ist ja eine Beobachtung, dass man zum Glück mit dem größeren Abstand von der Transplantation die Immunsuppressiva reduzieren kann, man braucht weniger Unterdrückung. Aber man braucht immer noch eine gewisse Unterdrückung des Immunsystems und die hat natürlich Risiken, wir sind anfälliger gegen Infektionen und insbesondere haben wir auch die Gefahr, dass wir später nach Jahren bösartige Tumoren in uns entwickeln, weil wir dafür offensichtlich auch ähnliche Abwehrmechanismen brauchen."

Für Andreas Hatopp bedeuten die Medikamente ein Mehr an Lebensqualität.


Patient: "Als Transplantierter hat man eigentlich kaum körperliche Einschränkungen. Ich habe zum Beispiel das Hobby Sport und dann mache ich noch ein bisschen Leichtathletik, bin in einem Verein für Organtransplantierte organisiert, wo ich jedes Jahr an nationalen Meisterschaften und alle zwei Jahre an internationalen Meisterschaften teilnehme. Dort laufe ich also hauptsächlich Kurz- und Mittelstrecken, also 100 und 400 Meter und habe im Vergleich mit meinen gesunden Altersgenossen kaum körperliche Einschränkungen. Ich kann, bei entsprechendem Training natürlich, die gleichen Leistungen erbringen wie andere auch."

Wer nicht mehr als Kranker im Abseits steht, wer etwas leisten kann, der akzeptiert das fremde Organ, als wäre es das eigene.


Patient: "Man denkt höchstens noch dran, wenn man alle zwei Monate zur ärztlichen Kontrolle muss, dann auf Grund des Umfelds denkt man halt da dran. Oder auf Grund meines Berufes, wenn ich halt mit Nierentransplantierten oder Dialysepatienten zu tun habe, aber im Allgemeinen, im täglichen Leben, denke ich da eigentlich kaum noch dran. Weil es halt auch ohne Probleme seit 13 Jahren läuft, verschwendet man da kaum noch einen Gedanken dran. Es ist praktisch mein Organ."

Pfeil nach obenDie Frage einer Organspende berührt auch den eigenen Tod. Den Gedanken daran schieben viele beiseite. Manche befürchten, dass mit dem Hirntod doch nicht alles zu Ende sein könnte. Es fällt ihnen schwer, in einem Menschen, dessen Organe - mit Ausnahme des Gehirns - künstlich funktionsfähig gehalten werden, einen Toten zu sehen. Dabei ist die Hirntod-Diagnostik eindeutig geregelt.


Zwei erfahrene Ärzte, die nicht dem Transplantationsteam angehören dürfen, müssen den Ausfall aller Hirnfunktionen zweifelsfrei feststellen.


Prof. Pichlmayr: "Jeder Mensch muss das Gefühl haben, dass er bis zu seinem eigenen Tod optimal behandelt wird und nicht zu schnell aufgegeben wird, weil man seine Organe möchte, das wäre ganz schrecklich, und das zweite, dass der Tod ganz sicher festgestellt ist. Und dieser Tod ist ja in dieser Situation der sogenannte Hirntod, also der komplette und unwiederbringliche Ausfall aller Hirnfunktionen. Und ich glaube, wir alle können damit übereinstimmen, dass wenn wir kein Gehirn haben, keine Gehirnfunktion mehr haben, dass wir dann nicht mehr der lebende Mensch sind, der wir waren. So dass also der Ausfall des gesamten Gehirns doch mit dem Tod, mit dem Verstorbensein dieses Menschen gleichzusetzen ist."

Der Hirntod eines Menschen kann für andere neues Leben bedeuten. Wie vielen wartenden Menschen diese Chance geboten wird, ist nicht allein eine Frage des medizinischen Fortschritts. Es bedarf des Engagements derer, die über den eigenen Tod hinaus denken.

Pfeil nach obenDrei Menschen, unterschiedlich stark behindert. Sie haben alle die gleiche Krankheit: Multiple Sklerose. Das Immunsystem richtet sich nicht wie bei der Transplantation gegen fremde Organe, es rebelliert gegen den eigenen Körper. Die Multiple Sklerose zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Die Patienten leiden an Bewegungsstörungen. Es gibt bisher keine Möglichkeit, die Ursachen zu bekämpfen, aber die Symptome lassen sich lindern. Mit Bewegungstherapie und Medikamenten versucht man am Augustahospital Anholt mit Erfolg, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen.


In Deutschland sind 120.000 Menschen von der Erkrankung des zentralen Nervensystems betroffen. Die Multiple Sklerose bewirkt unter anderem Veränderungen im Gehirn. Zellen des Abwehrsystems schädigen Nervenbahnen, die für die Steuerung von Bewegungen wichtig sind. Zerstörte Bereiche lassen sich auf dem Röntgenbild erkennen.


Es sind vor allem bestimmte T-Zellen, die das eigene Gewebe angreifen. Eigentlich dürften nur T-Zellen die Produktion verlassen, die keine eigenen Antigene erkennen. Diese Zelle passt auf das dreieckige Eigen-Antigen und müsste eigentlich ausgemustert werden.


Doch am Tatort Immunsystem geht es nicht fehlerfrei zu. Es kommen auch T-Zellen in Umlauf, die eigenes Gewebe angreifen können. Ihr Zerstörungswerk beginnt aber erst, wenn die selbstreaktiven Helfer- und Killerzellen, zum Beispiel nach Infektionen, aktiviert werden.


Bei der Multiplen Sklerose gelten als Auslöser Viren und Bakterien, die zur "Tarnung" die gleichen Antigene tragen wie das Nervengewebe. Dadurch richten sich die T-Zellen auch gegen das Nervengewebe, was letztlich zu den typischen Krankheitssymptomen führt. Die Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose, bei der auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, ist nicht heilbar. Die Patienten müssen mühsam lernen, trotz ihrer Behinderung den Alltag zu bewältigen.

Pfeil nach obenWenn Ute Küster morgens zur Arbeit geht, spürt sie gewöhnlich, ob ein Tag voller Schmerzen bevorsteht, oder ob sie ihre Tätigkeit einigermaßen beschwerdefrei ausüben kann. Ute Küster hat chronische Polyarthritis, eine rheumatische Erkrankung, welche die Gelenke angreift. Rheuma ist der Oberbegriff für schmerzhafte Leiden des Bewegungsapparates. Sie werden vielfach von der eigenen Immunabwehr verursacht. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen.


Ute Küster musste sich damit abfinden, dass sie nur noch leichte Tätigkeiten ausüben kann, die nicht viel Kraft erfordern. Vor allem die Handgelenke machen ihr zu schaffen. Manchmal geht es ganz gut, aber immer wieder kommen die Schmerzen in unregelmäßigen Schüben. Dann wird jede Bewegung zur Qual. Rheuma gilt in weiten Teilen der Bevölkerung zu Unrecht als Krankheit alter Menschen. Viele Eltern sind deshalb überrascht, wenn bei ihrem Kind rheumatische Arthritis festgestellt wird.


An Impfstoffen wird in aller Welt geforscht. Allerdings sind sie vorerst nicht für Menschen bestimmt.


Das eigene Immunsystem bewirkt Entzündungen in den Gelenken. Wie schon bei der Multiplen Sklerose kommen als Ursache frühere Infektionen mit Viren oder Bakterien in Betracht. Manche Kinder hatten die Röteln, andere eine Halsentzündung oder eine Magen-Darmerkrankung, hervorgerufen durch Salmonellen. Die Rheuma-Kinderklinik in Garmisch- Partenkirchen ist ganz auf junge Patienten spezialisiert. Bei der mehrwöchigen Behandlung sind die Mütter dabei. Das gehört zum Therapiekonzept.


Sandra Konrad studiert Betriebswirtschaft. Dank der regelmäßigen Behandlung in der Kinderklinik kann sie gehen. Allerdings hat die chronische Arthritis zu Wachstumsstörungen geführt.


Patientin: "Mit sechs Jahren hatte ich den ersten Schub, und mein Kinderarzt damals hat mich gleich nach Garmisch-Partenkirchen her geschickt, und man vermutet aber, dass es schon früher begonnen hat, weil ich als Kleinkind immer dicke Knie hatte, nie gerne gelaufen bin. Also, heute komme ich ganz gut zurecht. Es gab mal eine schlimme Zeit, so mit 14, 15, wo ich manchmal gedacht hab, warum jetzt gerade ich, aber das hat sich mit der Zeit dann auch gegeben.

Was mir immer viel ausgemacht hat, das war das Skifahren im Winter, ich hab's dann mal probiert, aber es hat dann nicht so geklappt von den Gelenken her, und es war dann auch immer die Angst da, dass man hinfällt und sich irgendwas bricht, ich hab's mal mit dem Tennisspielen probiert, aber das ging dann halt auch zu sehr auf die Arme. Ja, sonst probier ich eigentlich alles, auch Städtetouren, Radfahren kann ich sowieso, und meine Freunde, die stellen sich auch darauf ein, dass sie Aktivitäten machen, mit denen ich mithalten kann."

Wenn Kinder an Rheuma erkranken, trifft sie das in einem Lebensabschnitt, in dem der Bewegungsdrang besonders ausgeprägt ist. Um Schmerzen zu vermeiden, gewöhnen sich viele Kinder völlig falsche Bewegungsabläufe an, welche die Zerstörung der Gelenke noch beschleunigen. Damit es nicht zu dauerhaften Fehlbelastungen kommt, erlernen Mütter Übungen, die sie zu Hause mit ihren Kindern durchführen können. Auch das Schwimmen ist wesentlicher Bestandteil einer schonenden Bewegungstherapie.


Obwohl einige auslösende Faktoren rheumatischer Erkrankungen bekannt sind, weiß man über ihre Entstehung noch recht wenig. Zwar können Medikamente die Entzündungen in den Gelenken aufhalten, aber eine Therapie, welche die Ursachen beseitigt, fehlt bisher. Das gilt für alle Autoimmunerkrankungen, nicht nur für Rheuma oder Multiple Sklerose. Die Forschung konzentriert sich zwar auf neue Wirkstoffe, welche die Immunabwehr von ihrem schädlichen Tun abhalten sollen. Aber das sind noch überwiegend Experimente. Mit dem Angriff auf den eigenen Körper präsentiert sich die Kehrseite des menschlichen Abwehrsystems, das uns sonst wie eine unsichtbare Leibgarde beschützt.

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