Milzbrand / Anthrax
Der Milzbrand (Anthrax) wird durch den Erreger Bacillus anthracis (Bakterienart) verursacht. Die Erkrankung tritt eigentlich hauptsächlich bei Tieren (v. a. Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden) weltweit (insbesondere in warmen Klimazonen) sporadisch auf. Eine Übertragung auf den Menschen findet in der Regel daher nur bei Personen statt, die vornehmlich beruflich mit diesen Tieren oder ihren Produkten (Milch, Fleisch, Knochenmehl, Tierhäute, Wolle, Fell, etc.) in Kontakt kommen. Aus diesem Grund gehört Milzbrand nicht zu einer reisemedizinisch relevanten Erkrankung. In den Industrieländern sind Milzbrandinfektionen extrem selten geworden (z. B. 1970-1980 29 Fälle in Deutschland, 1980-1990 10 Fälle in den USA). Es gibt drei verschiedene Krankheitsbilder mit jeweils unterschiedlichen Beschwerden und Inkubationszeiten (Zeit zwischen Zeitpunkt der Infektion und Ausbruch der Erkrankung), die in der Regel nur wenige Tage betragen. Während der Hautmilzbrand meist (in über 80% der Fälle) spontan abheilt, endet der Lungen- und Darmmilzbrand häufig tödlich. Die antibiotische Behandlung des Hautmilzbrand verhindert die Ausbreitung der Bakterien im Körper und die dadurch verursachten lebensbedrohlichen Komplikationen. Sind beim Lungen- und Darmmilzbrand bereits Symptome aufgetreten, kommt die Behandlung mit Antibiotika nicht selten zu spät.
1. Hautmilzbrand
95% aller Fälle sind Hautmilzbrand-Erkrankungen. Kleinste Verletzungen an der Haut bilden bei diesem Infektionsweg die Eintrittspforte für den Erreger. Die Bildung einer schwarzen Hautpustel (v. a. an Händen, Unterarmen, Gesicht und Hals), sog. Milzbrandkarbunkel, ist dabei typisch.
2. Lungenmilzbrand
Der Lungenmilzbrand entsteht durch das Einatmen der Erreger und verläuft mit Fieber und Husten. Im weiteren Verlauf kommt es zur Entwicklung einer Lungenentzündung mit Bluthusten und zum Kreislaufversagen mit häufig tödlichem Ausgang.
3. Darmmilzbrand
Durch den Verzehr von verunreinigtem Fleisch kann es zum Darmmilzbrand kommen. Dabei treten Blutungen und eine Magen-Darm-Entzündung auf, zunächst mit Bauchschmerzen und blutigen Durchfällen, die in wenigen Tagen zum Kreislaufversagen und Tod führen kann.
Der Erreger wird bereits seit einigen Jahrzehnten (seit 1930) als gefährliche Biowaffe in einigen Ländern benutzt. Die dabei bevorzugte Verwendung bezieht sich auf die Erreger-Sporen, da diese über den Luftweg mittels Aerosole oder auch über Staub und Schmutz Verbreitung finden.
Übertragung:
Die Bakterien können über Magen-Darm, Lunge und kleinste Hautverletzungen in den Körper eindringen. Man spricht von einem aerogenen (über die Luft- und Atemwege), oralen (durch Aufnahme verunreinigter Lebensmittel) oder kutanen (über die Haut) Übertragungsweg. Beim Abtöten der Erreger durch die körpereigenen Abwehrzellen kommt es zur Freisetzung von Giftstoffen, die wiederum die Blutgefäße schädigen. Durch das Einatmen der Erreger-Sporen, in meist schlecht belüfteten Arealen, können hohe Konzentrationen aufgenommen werden. Es liegen keine genauen Angaben zur Infektionsdosis vor, aber Schätzungen belaufen sich auf 100.000 bis 100.000.000 Sporen die erforderlich sind, um zum Ausbruch der Erkrankung zu führen.
Schutz:
Ein Schutz vor der Erkrankung besteht durch Impfung. Der existierende Impfstoff wird jedoch ausschließlich bei Soldaten oder Laborpersonal, die Milzbranderregern ausgesetzt sind, verwendet und ist für die Zivilbevölkerung im freien Handel nicht erhältlich. Bei möglichem Einatmen der Erregersporen wie zum Beispiel im Rahmen eines Bioterrorangriffes sollten vorbeugend Antibiotika eingenommen werden, um den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Regionen mit Vorkommen von Milzbrand sollten bis zum Abschluss der hygienischen Maßnahmen gemieden werden.