Lebensraum Laubwald


SpechtFast überall in Mitteleuropa wären ohne das Wirken des Menschen Laubmischwälder die Klimax-Vegetation. Dominante Baumart ist im westlichen Mitteleuropa die wuchskräftige Rotbuche Fagus sylvatica. Durch ihren dichten Kronenschluss verdrängt sie Lichtholzarten wie Eichen, Birken und Kiefern auf Standorte, die ihr nicht zusagen; wie beispielsweise die Traubeneiche Quercus petraea auf sehr trockene Bereiche. In Wäldern, in denen die Buche nicht dominiert, kann man also davon ausgehen, dass es sich um Extremstandorte handelt (nass, trocken, sehr sauer), oder dass der Mensch die Arten-Zusammensetzung bestimmt.

Sommergrüner Laubwald ist in der Regel dreischichtig aufgebaut. Unter einer Baum- und Strauchschicht finden wir eine Krautschicht, deren Lebensformen eine Anpassung an den jahreszeitlichen Rhythmus zwischen Belaubung und Kahlheit der Bäume zeigen. Die Frühlingsgeophyten, wie z.B. das Leberblümchen, Buschwindröschen und Scharbockskraut, nutzen die Zeit vor dem Laubaustrieb für ihre Entwicklung, da nach dem Laubaustrieb nur noch wenig Licht den Boden erreicht. Reservestoffe in Knollen, Zwiebeln und Wurzelstöcken ermöglichen das frühe Austreiben.

Unterschiedliche Lebensbedingungen

Das Maximum der pflanzlichen Stoffproduktion verschiebt sich im Laufe des Jahres. Es liegt im Frühjahr in der Krautschicht, im Sommer in der Baum- und Strauchschicht. Nur durch diese periodische Verlagerung der Stoffproduktion wird die Existenz so vieler Pflanzenarten ermöglicht, von denen wiederum eine reiche Fauna abhängt. Ein naturnaher mitteleuropäischer Buchenwald bietet beispielsweise Lebensraum für 200 verschieden Samenpflanzen und 3.000 Pilzarten. Unter den rund 7.000 Tierarten des Buchenwaldes bilden die Insekten mit etwa 5.200 Arten die zahlenmäßig stärkste Gruppe. Es folgen in ebenfalls großer Vielzahl Würmer, Schnecken und Spinnen. Dagegen sind Wirbeltiere nur mit etwa 100 Arten vertreten.

Die Stockwerke des Waldes bieten den Tieren ganz unterschiedliche Lebensbedingungen. Sie finden hier Nahrung, Nistmöglichkeiten und Schutz vor Feinden. Spechte, typische Waldvögel, halten sich häufig im Stammbereich auf. Es gibt in Mitteleuropa zehn verschiedene Arten aus dieser Familie, als wichtigsten sind der Buntspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Schwarz- specht, Grünspecht, Grauspecht, Dreizehenspecht und Wendehals genannt. Gemeinsamkeiten aller Spechtarten sind ein kräftiger Meißelschnabel, Kletterfüße, eine lange Zunge und ein kurzer Stützschwanz. Diese Merkmale sind es, die die Anpassung an den Lebensraum Baum ausmachen. Der Meißelschnabel wird beim Höhlenbau als Axt oder Meißel eingesetzt und beim Nahrungserwerb als Pinzette oder Stocherwerkzeug. Die Kletterfüße mit je zwei nach vorne und hinten gerichteten Zehen und scharfen Krallen ermöglichen die Fortbewegung und das Festhalten an senkrechten Stämmen. Mit der langen Zunge können die Tiere in Spalten und Ritzen eindringen und Waldinsekten hervorholen. Der federnde Stützschwanz mit kräftigen Federschäften – „das dritte Bein“ – kann sich in jede Unebenheit der Rinde eindrücken.

Höhlen als Brut- und Schlafraum


Am häufigsten registrieren wir Spechte nicht durch Beobachtung sondern durch das Trommeln. Dieses Geräusch entsteht beim Höhlenbau, es ist aber auch neben dem Rufen ein Signalsystem der Tiere, durch das sie zum Beispiel Partner anlocken oder ihr Revier abgrenzen. [Sprache der Spechte]

Spechte bauen Höhlen als Brut- und Schlafraum. Manche Höhlen werden für mehrere Jahre bezogen. Verlassene Spechthöhlen sind ein beliebter Unterschlupf für Meisen, Kleiber und Hohltauben, aber auch für Siebenschläfer und Marder. Auch Säugetiere sind in den oberen Waldstockwerken zu finden, wie z.B. das Eichhörnchen. Es springt durch die Kronen, von Baum zu Baum und benutzt dabei seinen buschigen Schwanz als Steuer. Am Baumstamm läuft es hinauf und Kopf voran auch wieder hinunter. Seine langen Krallen haken sich dabei in die Rinde, Haftballen an den Fußsohlen verhindern ein Abrutschen. In den Baumkronen baut das Eichhörnchen ein kugelförmiges Nest, den Kobel. Dorthin zieht es sich zur Winterruhe zurück und bringt im Frühjahr drei bis sechs Junge zur Welt, die es acht Wochen lang säugt. Eichhörnchen sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Eicheln, Pilzen, Beeren und Haselnüssen.

Rehe und Füchse

Andere Säugetiere des Waldes leben am Boden, wie z.B. Reh, Fuchs und Wildschwein. Das Reh ist als Wiederkäuer ein reiner Pflanzenfresser. Seine Nahrung besteht aus Kräutern, Gräsern, Blättern, Trieben, Knospen sowie Wald- und Feldfrüchten. Es bevorzugt nährstoff- und energiereiche Pflanzenteile. Rehe haben mit neuneinhalb Monaten eine lange Tragzeit. Die Fortpflanzung findet im August statt, im Mai des folgenden Jahres werden meist zwei Kitze geworfen. Sie werden im Gras abgelegt und nur zum Säugen aufgesucht, um nicht die Feinde auf die Spur der Jungtiere zu locken.

Der Fuchs gehört zu der Ordnung der Raubtiere. Er jagt vor allem kleine Nagetiere, frisst aber auch Vögel, Beeren und Samen. Er bewohnt selbst gegrabene oder von Dachsen übernommene Erdhöhlen, in denen er auch seine Jungen zur Welt bringt. Das Wildschwein, die Stammform unseres Hausschweins, lebt meist im Rudel. Als Allesfresser frisst es Eicheln, Bucheckern, Pilze, Farnkraut, Würmer, Fische, Frösche, Schlangen, Vogeleier, Jungvögel, Aas und Abfälle. Sein langgezogener Rüssel hat eine scheibenförmige Schnauze. Es hat einen hervorragenden Geruchssinn, mit dem es auch unter der Erde verborgene Nahrung wahrnimmt. Der Lebensraum muss sumpfige Stellen aufweisen, denn Wildschweine suhlen sich gerne im Schlamm, um lästige Plagegeister auf der Haut loszuwerden. Die Paarungszeit ist von November bis Januar. Die Tragzeit beträgt rund vier Monate. Im März und April werden vier bis acht, selten bis 13 Frischlinge geworfen. Sie werden drei bis vier Monate gesäugt und sind mit 18 Monaten geschlechtsreif.