Die Sprache der Spechte

Die Sprache der Spechte
Instrumentale Signale
Nicht alle Spechte trommeln
Vor Gefahren warnen
Rufe – Gesang – Strophe – Artgesang
Gesang als charakteristisches Artmerkmal
Brutablösung durch Klopfsignal
Der Schwarzspecht (Dryocopus martius)
Stimulierende Trommelwirbel
Der Buntspecht (Dendrocopus major)
Der Weißrückenspecht (Dendrocopus leucotos)
Der Mittelspecht (Dendrocopus medius)
Der Kleinspecht (Dendrocopus minor)
Der Blutspecht (Dendrocopus syriacus)
Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus)
Der Grünspecht (Picus viridis)
Der Grauspecht (Picus canus)
Der Wendehals (Jynx torquilla)

Im Frühling ist das Klopfen und Trommeln
der Spechte im Wald für den aufmerksamen Beobachter immer ein ganz besonderes Erlebnis. Um welche Spechtart es sich handelt, ob eine Höhle gebaut wird, ob ein Männchen seine Heiratswilligkeit kundtut – all das kann das geschulte Ohr aus der Art und Weise, wie getrommelt wird, heraushören. [ Audio: Spechtrommeln ] Eine Sprache der Tiere, die alle verstehen können, gibt es nur im Märchen. Jede Tierart hat ihre eigenen, „arteigenen“ Laute. Tiere können sich also im allgemeinen von einer Art zur anderen nicht verständigen. Dennoch gibt es Gebärden und Laute, die über die Artgrenzen hinwegreichen. Mit Flügelspreizen können manche Arten drohen, mit Flügelzittern betteln und mit Schwanzhochstellen imponieren. Die Wirkung solcher Signale wird noch verstärkt durch bestimmte artspezifische Geflügelmuster: Drohende Rotkehlchen präsentieren ihre rote Brust, höhlenanzeigende Gartenrotschwänze spreizen den roten Schwanz.

Die Spechte nehmen im Verständigungssystem der Vögel eine Sonderstellung ein. Vergleicht man ihren Lautschatz beispielsweise mit dem des Haushuhns, wirkt er fast kümmerlich, obwohl die Spechte im zoologischen System als höherentwickelt gelten. Aber sie leben gewöhnlich als Einzelgänger und haben es daher nicht so nötig, sich – wie etwa die Hühner – laufend mit Artgenossen zu verständigen.

Instrumentale Signale

Zusätzlich zum Gesang verfügen die Spechte noch über instrumentale Signale, die wegen ihrer großen Reichweite gerade im dichten Wald von großer Bedeutung sind: Einzigartig und für sie besonders typisch ist ihr Trommeln und Klopfen. Es dient der Reviermarkung, dem Rivalenstreit, dem Höhlenzeigen, als Anwesenheitsruf. Es ist daher dem Gesang der Singvögel vergleichbar.

Ein Specht in Trommelstimmung sucht sich eine Stelle mit guter Resonanz, oft einen dürren Ast, dicht an einem Hohlraum, setzt sich zurecht, plustert das Gefieder etwas, senkt den Schnabel lotrecht auf die „Trommel“ und schlägt seinen Wirbel. Der Trommelwirbel der verschiedenen Spechtarten klingt recht unterschiedlich nach Rhythmus, Länge, Schlagzahl der Wirbel und dem zeitlichen Abstand zwischen diesen. So können die Spechte Trommelwirbel der eigenen Art von denen der anderen klar unterscheiden.
[ Audio: Trommelwirbel Grauspecht | Audio: Trommelwirbel Schwarzspecht ]

Nicht alle Spechte trommeln

Aus Sicht der Menschen folgen die einzelnen Schläge so schnell aufeinander, dass wir sie nicht zu zählen vermögen und auf Schätzungen angewiesen sind. Mit Hilfe der Technik können wir aber den Ton sichtbar machen. Man kann auch die Tonaufnahme auf einem Bandgerät oder mit moderner, computergestützter Aufnahmetechnik langsamer ablaufen lassen, als sie aufgenommen wurde. Dann können die einzelnen Schläge eines Wirbels ausgezählt werden. Man hört auch ganz deutlich, wie etwa beim Buntspecht die Schläge am Ende immer schneller aufeinanderfolgen und auch immer leiser werden, so dass der letzte Schlag kaum zu hören ist.

Übrigens trommeln nicht alle Spechte, bei uns der Mittelspecht anscheinend gar nicht, der Grünspecht selten. Auch die Mehrzahl der in Afrika vorkommenden Spechtarten trommelt wahrscheinlich nicht. Bei manchen außereuropäischen Arten unterscheiden sich die Trommelsignale durch eine Folge von kurzen Wirbeln und demonstrativen Einzelschlägen in verschiedenen Rhythmen oder Folgen von Doppelschlägen.

Trommellaute sind über weite Strecken zu hören. Das ist wichtig, wenn sich Weibchen und Männchen finden sollen. Die größte Lautstärke der Wirbel liegt bei 1,5 - 3 kHz, einem für das menschliche Ohr sehr empfindlichen Frequenzbereich.

Vor Gefahren warnen

Auch die Menschen haben sich ja der Trommelsprache bedient: Die Köhler in deutschen Wäldern signalisierten mit Hilfe der „Hillebill“, einem einfachen Xylophon. Die Eingeborenen im afrikanischen Busch hatten ausgeprägte Trommelsprachen. Die Erpel verschiedener Entenarten zeigen ihre auffallend gemusterten Flügel wie Signalflaggen. Lebenswichtig kann das überall dort sein, wo verschiedene Tierarten nahe beieinander wohnen oder gemischte Gesellschaften und Trupps bilden. Vor allem Laute und Zeichen, die eine Gefahr ankündigen, werden auch von anderen Arten begriffen. Wenn etwa Dohlen und Krähen in gemeinsamen Schwärmen fliegen, ist es für die Dohle nützlich, die Warnlaute der Krähe zu verstehen. Der Warnruf des Eichelhähers alarmiert vielerlei Tiere des Waldes. Hassrufe gegen Eulen und Luftalarm beim Anflug von Greifvögeln klingen bei mehreren Vogelarten auffallend ähnlich; sie sind also nicht streng artspezifisch, was sich gerade in diesem Fall arterhaltend auswirkt. Wer zuerst einen „Raubfeind“ entdeckt hat, kann andere Vogelarten des gleichen Lebensraumes warnen.

Rufe – Gesang – Strophe – Artgesang

Vögel haben ein Verständigungssystem entwickelt, das aus stimmlichen und instrumentalen Signalen bestehen kann. Zu den stimmlichen Äußerungen rechnen wir Rufe und Gesänge, jeweils so benannt nach ihrer Funktion: Als Rufe bezeichnen wir, wenn ein Vögel warnt, lockt, bettelt oder seine Erregung ausdrückt. [ Audio: Rufreihe des Grauspechtes ] Gesang nennen wir Lautfolgen, mit denen der Vogel sein Revier markiert, den Geschlechtspartner anlockt, zu ihm Kontakt hält und seine Stimmung beeinflusst.
Der „Schlag“ des Buchfinken und das „Lied“ der Nachtigall sind Gesänge, aber auch die „klüh“-Rufreihen des Grünspechtes oder das „Quäken“ des Mittelspechts. [ Audio: Mittelspecht-Quäken bei der Paarbildung ]

Die einzelnen Laute eines Gesangs werden als Elemente bezeichnet, eine aus mehreren Elementen gebildete, zusammenhängende Einheit als Strophe. Mehrere Strophen bilden den Artgesang, auch „Motivgesang“ genannt. Die Zahl unterschiedlicher Strophen kann sehr groß sein. Amselmännchen beispielsweise haben davon manchmal mehr als hundert in ihrem Repertoire.

Gesang als charakteristisches Artmerkmal


Gesang ist ein charakteristisches Artmerkmal, das heißt also, dass Artgenossen einander daran erkennen. Mit ihm halten Männchen Nachbarn und Rivalen auf Distanz, locken Weibchen an und halten Kontakt mit ihnen, zuweilen in förmlichen Duettgesängen. Sehr wichtig ist das in unübersichtlichem Gelände, man denke etwa an Grasmücken in dichtem Gebüsch, auch an die Spechte im weiten Wald. Der Hörkontakt beeinflusst aber auch die Fortpflanzungsstimmung. Männchen und Weibchen werden dadurch aufeinander eingestimmt („synchronisiert“), wie Versuche gezeigt haben. Das ist gerade bei Vögeln von großer Bedeutung, weil oft eine erfolgreiche Brut nur innerhalb eines bestimmten Zeitraumes stattfinden kann, in dem alle Bedingungen für das Brutgeschäft erfüllt sind.

Gewöhnlich sind die Trommelplätze der Spechte nicht all zu weit von einem Höhlenbaum entfernt, um den sie einen Signalbezirk bilden. Mit verschiedenen Formen „demonstrativen Klopfens“, das nichts mit Nahrungssuche zu tun hat, bezeichnen Spechte einem Partner den Eingang zur fertigen Höhle oder eine zum Höhlenbau geeignete Stelle. Rivalen gegenüber können sie mit Klopfen ihren Besitzanspruch behaupten.

Brutablösung durch Klopfsignal

Im Zeremoniell der Brutablösung kann dieses Klopfen eine wichtige Rolle spielen. Der Ablösende gibt damit gewissermaßen das Losungswort und fordert den Partner zum Verlassen der Höhle auf. Der brütende Vogel bestätigt die ordnungsgemäße Übergabe der „Wache“, indem er seinerseits innen gegen die Höhlenwand klopft. Dieses demonstrative Klopfen ist von der Stimmung des Spechtes abhängig. Je stärker er erregt ist, desto schneller klopft er. Dabei kann es in trommelförmige Wirbel übergehen, vielleicht ein Anzeichen dafür, dass sich Trommeln aus dem demonstrativen Klopfen entwickelt hat, und dieses wiederum vielleicht aus dem Nahrungshacken. Auch das Klopfen muss von jungen Spechten erst erlernt werden. Hier das noch etwas zaghafte Klopfen eines jungen Weißrückenspechts. [ Audio: Klopfen junger Weißrückenspecht ]

Für die Auswertung von Vogelstimmen ist unser Ohr schlecht geeignet. Sogar Trommelwirbel, die viel langsamer abgespielt werden, als sie aufgenommen wurden, sind nicht immer leicht auszuzählen. Und Spechtlaute sind eher noch schwerer zu beschreiben als Gesänge. Man hat versucht, Vogelgesänge in Noten zu fassen. Aber Vogelgesänge bestehen eben nicht aus reinen Tönen, sondern die Lautäußerungen haben Ober- und Untertöne. Um Vogelgesänge oder instrumentale Lautäußerungen sichtbar zu machen, werden sie zunächst auf dem Tonband elektronisch gespeichert und später ebenfalls elektronisch ins Optische übersetzt. Im Klangspektrogramm sind der zeitliche Ablauf und Frequenzbereich der Laute gut ablesbar. Das Spektrogrammpapier ist überall da geschwärzt, wo im Gesang Frequenzen erscheinen. Der Nachteil des Spektrogrammes ist, dass leisere Obertöne meistens nicht mit erfasst werden und dass die Lautstärke auch nicht ablesbar ist. Da allerdings, wo es mehr auf den Rhythmus ankommt, beispielsweise bei den Trommelwirbeln der Spechte, aber auch bei vielen Lautäußerungen der Insekten werden für die Auswertung Oszillogramme angefertigt. Bei den Spechttrommelwirbeln entspricht jeder Ausschlag, jeder Strich einem Trommelschlag. Auf der Horizontalen ist der zeitliche Ablauf zu ersehen. Die abgebildeten Oszillogramme zeigen deutlich, wie sich Trommelwirbel der verschiedenen Spechtarten in Rhythmus und Schlagzahl voneinander unterscheiden.

Der Schwarzspecht (Dryocopus martius)

Auf das Bild klicken, um ein akutelles Video zu sehen.Er lebt im allgemeinen in weiträumigen Revieren von 400 bis 3.000 ha Wald, verfügt darum über laute stimmliche und instrumentale Signale. Das ganze Jahr hindurch hört man seinen vielsilbigen Flugruf „kürr-kürr-kürr“ zu allen Tageszeiten, am häufigsten abends vor dem Nächtigen. Dann strebt der krähengroße Vogel mit langen „kürr-kürr“-Reihen aus dem Tagesrevier in das Übernachtungsgebiet. Für kurze Zeit baumt er an einem Randbaum auf. Schließlich fliegt er mit einer kurzen „kürr“-Reihe die Schlafhöhle an.
[ Audio | Real Video: Schwarzspecht ]

Auf weite Entfernung ist auch ein anderer typischer Jahresruf zu vernehmen: der „kijäh“-Ruf. Der Schwarzspecht stößt ihn im Sitzen aus. Für menschliche Empfindung klingt es etwas klagend, der Gefühlslage des Vogels entspricht dies nicht. Er bringt mit dem Ruf Erregung allgemeiner Art zum Ausdruck und gibt seine Anwesenheit im Revier kund. [ Audio ]

Die melodische Rufreihe „kwih-kwih-kwih-kwihk“ ist Zeichen der Balzstimmung [ Audio: Schwarzspecht in Balzstimmung ]. Sie ist der „Gesang“ des Schwarzspechtes. Sie zeigt an, dass er eine Wohnung besitzt. Kommt ein Artgenosse näher, angelockt durch den Ruf, so überfliegen sich beide eine Zeitlang, laut „kwih-kwih“ schreiend in weit gebogenen Flatterflügen. Sind sie so einander näher gekommen, schließen sich Streit oder Balz an, Streit, wenn beide Männchen sind, Balz, wenn es ein Weibchen ist, das sich zugesellt hat. In diesem Fall fliegt der männliche Höhlenbesitzer mit „kwih“-Rufen demonstrativ das Flugloch an und zeigt so den künftigen Nistplatz. Dann erst gibt er dem Partner den Weg zur Besichtigung der Höhle frei. Bei fortgeschrittener Balz gehören „kwih“-Rufe zum Vorspiel der Begattung. So hört es sich an, wenn Schwarzspecht-Männchen und -Weibchen sich dann näher kommen. [ Audio: Schwarzspecht-Männchen und -Weibchen kommen sich näher. ]

Die lebhafteste Kwih-Ruf-Balz findet kurz vor der Eiablage an Stellen statt, an denen mehrere Schwarzspechtreviere aneinandergrenzen. Am Ende der Fortpflanzungszeit halten Jung- und Altvögel untereinander mit „kwih“-Rufen Kontakt, wenn sie ihr Revier durchstreifen. Der Ruf hat also hier Leitfunktion.
[ Audio: Jung- und Altvögel ]

Stimulierende Trommelwirbel

Von den instrumentalen Lautäußerungen ist das Trommeln besonders eindrucksvoll. Einen, der auf einem Ast mit guter Resonanz trommelt, kann man auf zwei bis drei Kilometer Entfernung hören. Der einzelne Wirbel dauert bis zu 2,5 Sekunden und kann aus 35 bis 43 Einzelschlägen bestehen. Es ist wohl der längste Spechtswirbel überhaupt. Ein sexuell hochgestimmtes Männchen kann mehrere hundert Wirbel am Tage schlagen, etwa 2 bis 3 in jeder Minute. [ Audio: sexuell hochgestimmtes Männchen ]. Auch die Weibchen trommeln, jedoch nicht so nachhaltig und im Wirbel nicht so fest.

Mit Trommelsignalen zeigt ein Männchen den Artgenossen an, dass es über ein Revier mit Höhlenbäumen verfügt: Beim Vorspiel zur Begattung wirken Trommelwirbel stimulierend, bei Störungen kann angestaute Erregung durch Trommeln abreagiert werden.

Vom Trommeln zu unterscheiden ist das demonstrative Klopfen. Mit ihm markiert ein Höhlenbesitzer den Eingang zur Schlaf- und Bruthöhle. Er sitzt dabei in leicht gespannter Haltung unter dem Flugloch und schlägt in langsamem, aber betontem Takt mit dem Schnabel gegen den Stamm. In der Brutzeit gehört das demonstrative Klopfen zum Ablösungszeremoniell. Es ist sozusagen das Losungswort, das Einlass fordert oder gewährt.

Der Buntspecht (Dendrocopus major)

Sein bekanntester Ruf ist ein helles, scharfes „kix“. Man hört es in seinen Revieren das ganze Jahr über. Damit gibt er seinen Standort bekannt und drückt allgemeine Erregung aus, bei starkem Gereiztsein 90 bis 120 Rufe in der Minute. Lässt die Erregung nach, haben die Rufe immer größere Abstände. [ Audio: Buntspecht ]

Rivalen fliegen beim Streit mit lauten, schnarrenden, misteldrosselähnlichen „kreck-kreck“-Rufen um- und gegeneinander. Aber auch Männchen und Weibchen können einander im Anfang der Paarbildung mit „kreck“-Rufen begegnen. Buntspechtmännchen, die kein Weibchen gefunden haben, fliegen mitunter vom Trommelplatz mit „kreck“-Rufen demonstrativ durch die Baumwipfel, wohl um benachbarte Männchen herauszufordern oder angestaute Aggressionen zu entladen. [ Audio: „kreck“-Ruf des Buntspechts ] Wenn sich Brutpartner gegenseitig dulden, verschwinden die „kreck"-Rufe. Dafür stoßen die Vögel bei Begegnungen leise murksende „rä“-Rufe aus, die sich auch wie „wäd“ oder „träd“ anhören. Mit diesen Lauten lösen sich die beiden auch beim Brüten ab. [ Audio ] Klopfen findet sich beim Buntspecht als instrumentales Signal sehr unregelmäßig – vor allem in allgemeinen Störsituationen. Anders ist es beim Höhlenzeigen. Hier wirkt es demonstrativ getaktet wie beim Schwarzspecht, wenn auch nicht ganz so prägnant.

Das Trommeln, Signal zur Reviermarkierung, zum Höhlenzeigen und als Begattungsaufforderung kommt in verschiedenen Varianten vor:
a) als unvollkommener einzelner Wirbel, am jeweiligen Sitzplatz, nicht am besonderen Trommelplatz geschlagen, von beiden Geschlechtern ausgeführt, spontan im Anfang der Fortpflanzungszeit, außerdem in Konfliktsituationen.
b) als kurze Wirbelserie von 3-5 Wirbeln: vor der Paarung und bei Kämpfen zwischen den Weibchen. Kurze waagrechte Äste dienen dabei meist als Trommel.
c) als lange Wirbelserie: 8-10 Wirbel je Minute, mehrere Minuten lang, ausgeführt an ausgesprochenen Trommelstellen: an dürren Ästen in Höhlennähe, an markanten Revierpunkten, an Stellen mit guter Resonanz, z. B. Blechbeschlägen, auf Hausdächern, an Blitzableitern, Antennenmasten. Durch Wahl bestimmter Trommeläste kann der Specht seinen Signalen eine persönliche Note geben, was für die Revierabgrenzung von Bedeutung sein kann. Die Trommelwirbel des Weibchens sind etwas kürzer. Ein Männchenwirbel kann aus 11-20 Schlägen bestehen und über 0,6 Sekunden dauern. In voller Balzstimmung kann das Männchen 8-10 Wirbel in der Minute schlagen. Im Januar und Februar, wenn die Trommeltätigkeit beginnt, sind die Wirbel meist etwas holprig und kürzer. Männchen und Weibchen sind ohne technische Hilfsmittel, nur nach dem Trommeln, kaum zu unterscheiden. [ Audio: Buntspecht Trommelwirbel ]

In fortgeschrittener Balzzeit trommeln Spechtpaare auch im Duett. Die Trommelaktivität lebt jedesmal dann deutlich auf, wenn eine neue Phase bevorsteht: Beginn des Höhlenbaus, Eiablage, Schlüpfen der Jungen, Ausfliegen der Jungen. [ mehr über den Buntspecht ]

Der Weißrückenspecht (Dendrocopus leucotos)

Er bewohnt in Mitteleuropa montane Laubwaldungen. Wo Laubwald der Fichtenmonokultur weichen muss, gibt es keinen Weißrückenspecht mehr. Er ist der am wenigsten bekannte Buntspecht. Über seine Lautäußerungen ist noch kaum etwas bekannt. Wenn im Frühjahr die Hänge schneefrei werden, beginnt er zu trommeln. Die Wirbel sind laut und schnarrend, der Abstand der einzelnen Schläge ist sehr gleichmäßig. Sie reihen im Durchschnitt 30-40 Schläge zu einem Wirbel. [ Audio: Trommeln des Weißrückenspechts ] Die Kontaktlaute bei Partnerbegegnung und Ablösung am Nest ähneln denen des Buntspechts. Ganz anders sind sie bei aggressiver Erregung. Die ähneln viel mehr dem „kreck“-Ruf des Blutspechtes. Ergriffene Vögel schirken gellend. [ Audio: Weißrückenspecht erregt ]

Das ganze Jahr hindurch ist das Kixen zu vernehmen, viel weicher als das des Buntspechtes, mehr wie das "güg" des Blutspechtes. [ Audio: Kixen Weißrückenspecht ]. Verdichtete Klopfreihen kann man schon bei eben ausgeflogenen Jungen hören. [ Audio: Jungvögel ]

Der Mittelspecht (Dendrocopus medius)

Er ist der einzige europäische Buntspecht, der nicht trommelt. Was gelegentlich als Trommeln angesehen wurde, waren wohl nur verdichtete Klopfreihen. Stattdessen singt er, was freilich eher wie Quäken klingt. Er reiht, an manchen Tagen oft stundenlang, jeweils 6-8 Quäker zu einer Strophe. Doch ist das viel seltener zu hören als das Trommeln der Buntspechte. Darum ist auch die Suche nach Mittelspechten, etwa bei Untersuchungen der Siedlungsdichte, viel mühsamer als die Zählung der Buntspechte. Zuweilen quäken sie schon im Januar, aber verstärkt erst im März und April. Im Paarkontakt sind murksende oder gurrende Laute zu hören, entsprechend dem „rä“-Ruf des Buntspechtes. Auch bei der Brutablösung kann man diese Laute feststellen. [ Audio: Mittelspecht bei der Brutablösung ]. Bei aggressiven Auseinandersetzungen vernimmt man das „kreck“, harte, laute Rufreihen. In der Höhle überraschte oder in der Hand gehaltene Mittelspechte lassen durchdringendes Schirken vernehmen, deutlich dumpfer als beim Buntspecht. [ Audio: Angstruf des Mittelspechts ]

Das Kixen ist das ganze Jahr hindurch zu hören, bei starker Erregung verdichtet es sich zu Kix-Reihen, so wenn der Feind an der Höhle ist, wenn Rivalen nahen, oder während der Paarbildung. Es klingt etwas weicher als beim Buntspecht. Die Tonhöhe des „Kix“ hängt allerdings auch vom Erregungsgrad des Vogels ab.
[ Audio: Kixen des Mittelspechts | mehr über den Mittelspecht ]

Der Kleinspecht (Dendrocopus minor)

In urwaldähnlichen Wäldern mit hohen, alten Bäumen ist von ihm wenig zu hören. Hoch in den Wipfeln lassen sie ihre schnarrenden Trommelwirbel erschallen, gelegentlich hört man ihr dichtgereihtes „Kix“. Nur da, wo sie in Obstbaugebiete abgedrängt werden, erschließen sich ihre Lebensweise und Lautäußerungen leichter.
[ Audio: Kleinspecht ]

Die Trommelwirbel bestehen aus schnarrenden Strophen. Die Wirbel sind meist länger als eine Sekunde, oft „stottern“ die Vögel gleichsam während des Trommelns: sie setzen für eine kleine Weile aus und fahren dann im Wirbel fort. Bezeichnend sind die gleichmäßigen Abstände zwischen den einzelnen Schlägen. Ein Wirbel besteht häufig aus 30 Einzelschlägen. Getrommelt wird im Frühjahr, während der Paarbildung, aber auch wenn die Jungen kurz vor dem Ausfliegen sind, oder wenn die Jungen geführt werden. [ Audio ] Bei der Brutablösung sind „gurrende“ Laute zu hören. Sie klingen feiner als beim Buntspecht, sind aber dessen „rä“-Rufen gleichzusetzen. Auch das aggressive „Kreck“ ist verhaltener als bei jenem. [ Audio: Agressives "Kreck" ]

Eine sehr bezeichnende Lautfolge ist das „Kix“. Viele Kix-Elemente werden zu einer „kikikiki“-Rufreihe gehäuft, die sehr an Turmfalkenrufe erinnert. [ Audio: Typisches "Kix" ] Bei Gefahr an der Nisthöhle werden weiche „ki“-Rufe ausgestoßen, die aneinandergereiht denen des Buntspechts sehr ähnlich sind.
[ mehr über den Kleinspecht ]

Der Blutspecht (Dendrocopus syriacus)


Er ist ein Steppenbewohner. Wo er neben dem Buntspecht vorkommt, siedelt er im offenen Gelände, während dort, wo sich Bäume zum Wald verdichten, der Buntspecht zu finden ist. Die Blutspechte sind aus dem Osten eingewandert. In Österreich etwa, im Gebiet des Neusiedlersees oder um Graz herum kann man sie überall beobachten. Langsam scheinen sie gegen Westen vorzudringen. An den Besiedlungsgrenzen gibt es Bastarde zwischen Blut- und Buntspecht, die auch in ihren Lautäußerungen zwischen beiden Arten stehen. Wer geübt ist, vermag gut die Laute der beiden Arten zu unterscheiden, vor allem solche, die über weite Entfernungen zu hören sind. Wie die Buntspechte trommelt auch der Blutspecht zur Paarbildung recht ausdauernd. Sein Trommelwirbel ist länger. Anscheinend sind ihre Männchen- und Weibchenwirbel unterschiedlicher als bei den Buntspechten. 6 spektrographisch ausgewertete Weibchenwirbel hatten im Durchschnitt je 18 Schläge; Männchenwirbel hingegen 27,5 pro Wirbel. Bezeichnend für alle ihre Wirbel ist der weite Abstand zwischen dem 1. und 2. Schlag, die folgenden kommen immer rascher bis zum Wirbelende. Die Schlagfolge ist schneller als beim Buntspecht. [ Audio: Trommeln ]

Die weichen, gurrenden Kontaktlaute („rä“-Rufe) gehören zum Ablösungszeremoniell, zur Begegnung der Partner vor der Brutphase und bei der Kopula. Sie sind wohl bei beiden Geschlechtern gleich. Es sind wiederholte schabend-wetzende Laute. Die Länge der „rä“-Reihen ist veränderlich. Die einzelnen Laute können auch mit grobem zeitlichem Abstand folgen. [ Audio ]

Bei der Auseinandersetzung mit Feinden oder Rivalen sind harte, schnarrende „kreck“-Rufe zu hören. Auch sie werden gereiht und hören sich deutlich anders an als die des Buntspechtes. [ Audio ] Werden Blutspechte auf dem Nest überrascht, schirken sie laut und gellend, wohl um Feinde abzuschrecken. Das Schirken besteht aus sehr schnell gereihten Elementen, die dem „Kix“ ähneln.
[ Audio ] Häufigster Ruf in allen Monaten des Jahres ist das „kix“, besonders in den Frühlingsmonaten. Es zeigt den Grad der Erregung. Die Laute können eng gereiht werden, sind auch von fliegenden Vögeln zu hören, wenn die jungen kurz vor dem Ausfliegen kixen. Allerdings sind ihre Reihen nicht so endlos wie bei den Buntspechten. Das „Kix“des Blutspechts klingt weicher, eher wie „küx“. [ Audio: Kixen | Audio: Blutspecht bei Erregung ] Eine bezeichnende Lautreihe ist zudem die „güg“-Reihe. Man hört sie von stark erregten Tieren, so bei Störungen am Nest oder kurz bevor die Jungen ausfliegen. Die Abstände zwischen den einzelnen Lautgestalten variieren. Diese wohlklingende Reihe kennen die anderen Buntspechtarten nicht.
[ Audio ]

Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus)

DreizehenspechtEr bewohnt subalpine Waldungen. Flechtenbehangene Fichtenwälder, oft mit Arven und Lärchen durchsetzt, sind typische Lebensräume des Dreizehenspechts. Früher gab es ihn auch im Schwarzwald; aus der letzten Zeit fehlen Nachweise. Er ist weniger stimmfreudig als der Buntspecht, regt sich nicht so leicht auf, kixt seltener. Das mag ein Grund dafür sein, dass er so selten beobachtet wurde. Wenn er im Frühjahr zwar ausdauernd trommelt, liegt noch Schnee im Bergwald, Lawinen donnern zu Tal. Da meiden die Menschen den Wald und erfahren darum wenig von diesem Specht. Erstaunlich ist, wie vertraut diese Spechtart ist; sie fliehen nicht vor dem Wanderer, lassen sich aus 4-5 m Abstand beobachten, zuweilen eine ganze Stunde lang. Manche Laute sind denen des Buntspechtes ähnlich, so etwa das "Kix". Die Trommelwirbel rattern und scheppern mehr als die des Buntspechts. Im Durchschnitt 1,3 Sekunden lang bestehen sie aus 17-26 Schlägen, längste Wirbel dauern immerhin 1,8 Sekunden. Die ersten 20 bis 23 Schläge haben annähernd gleichen Zeitabstand. Zum Schluss steigt die Trommelfrequenz. je nach dem gewählten Trommelast tönt der Wirbel anders. Stark erregte Spechte trommeln 4-6 mal in der Minute.
[ Audio: Dreizehenspecht ]

Begegnen sich Männchen und Weibchen, lassen sie keckernde Lautreihen hören, die beim Buntspecht nicht bekannt sind. Diese bestehen aus sehr dicht gereihten, kixähnlichen Elementen. Die gleichen Lautreihen sind auch bei kämpferischen Auseinandersetzungen zu hören. Begleitet werden diese von pendelnden Kopfbewegungen. Kürzere Reihen mit nur wenigen Elementen ertönen bei Brutablösung. [ Audio ] Gefangene Tiere lassen zuweilen schrille Laute hören, nicht immer, wie etwa der Bunt- oder Mittelspecht. [ Audio: Angstschirpen Jungspecht ]

Das Kixen während des ganzen Jahres klingt weich, eher wie „gük“. Junge, kurz vor dem Ausfliegen, kixen fast ununterbrochen in der Höhle. Sie werden sehr lange von den Eltern geführt, über 2 Monate lang. Schon bald nach dem Ausfliegen kann man sie keckern hören.
Bezeichnenderweise hat der Dreizehenspecht für freundliche wie aggressive Begegnung die gleichen Laute, das Keckern. Dieses und das Kopfpendeln hat er mit den Grün- und Schwarzspechten gemeinsam, während sonst manches an den Buntspecht erinnert. [ Audio | mehr über den Dreizehenspecht ]

Der Grünspecht (Picus viridis)

Das „Lachen“ des Grünspechtes ist eine der bekanntesten Frühlingsankündigungen aus der Vogelwelt. Allerdings ist es seit dem harten Winter 1962/63 in manchen Gegenden Deutschlands nicht mehr so häufig zu hören. Die Bezeichung „Lachen“, „Gelächter“ oder „Gewieher“, wie es in einer Tiernovelle von Hermann Löns heißt, ist für die Balzrufe des grünen Gesellen recht treffend. „Kiü-klü-klü-klü“ rufen sie gern in den Morgenstunden sonniger Vorfrühlingstage in der Nähe der Schlafhöhlen. Sie zeigen damit benachbarten Artgenossen ihren Standort, den Grad ihrer sexuellen Stimmung und ihren Höhlenbesitz an. Vom März an kann man dann förmliche Rufduette oder -Korrespondenzen zwischen Männchen und Weibchen hören. Jeder bietet seine Höhle an und versucht, den zukünftigen Partner zu überreden, in sein Revier umzuziehen. [ Audio: Lachen des Grünspechts ]

Junggesellen lassen laute, vielsilbige, prägnante "klü"-Rufreihen hören, verlobte oder verheiratete Tiere leisere, weichere und kürzere. In der Zeit des Brütens gehören kurze „klü“-Rufreihen zum Ablösungszeremoniell.Trommeln ist beim Grünspecht selten. Am ehesten kommt es bei Männchen vor, die kein Weibchen gefunden haben oder Witwer geworden sind. Genauere Untersuchungen zum Trommeln der Grünspechte fehlen. Es gibt Gegenden, in denen man jahrelang keinen einzigen trommeln hörte. [ Audio: Trommeln ]

Als Jahresruf ist die bekannte Flugrufreihe „kjäch-jäch-äch-ächäck“anzusprechen. Man hört sie, wenn der Specht tagsüber von einer Revierstelle zur anderen wechselt und wenn er abends in sein Schlafgebiet einfliegt. Sie hat also wohl reviermarkierende Funktion. Beim Aufbaumen ruft er meist dreisilbig "kjäck-kjäckkjäck". In Erregung klingen diese Rufe spitzer und kreischender. Manchmal scheint sich die Stimme zu überschlagen. [ Audio: Flugrufreihe ]

Sehr selten hört man die leisen Drohrufe. Der eine klingt wie „kjaick“; er ist recht aggressiv in seiner Motivation. Er erinnert an das Quietschen eines nassen Fensterleders beim Fensterputzen. Man hört ihn beim Rivalenstreit. Weicher klingt der andere Drohruf: „kjuiuh“, im Verlauf der Paarbildung und bei der Brutablösung. Er kündet von unterdrückter Aggressivität und Tendenzen des Beschwichtigens. Jungtiere betteln in der Bruthöhle mit etwas rauhen, rhythmisierten „äk-äk-äk-äk“-Rufen. Bei Bedrohung, etwa Kratzgeräuschen am Nistbaum, kreischen sie durchdringend, vielleicht als Schutz gegen Nesträuber. [ Audio] Flügge Jungtiere halten untereinander und mit den führenden Altvögeln Kontakt durch „kjäck“-Rufe, also durch Alltagsrufe, nicht wie der Schwarzspecht durch Balzrufe. [ Audio: Jungtiere ] Selbständig gewordene Geschwister; die noch lose zusammenhalten, rufen sich abends zum Nächtigen an benachbarten Schlafbäumen und morgens zum gemeinsamen Abflug ins Tagesrevier zusammen. [ mehr über den Grünspecht ]

Der Grauspecht (Picus canus)
Er verrät seine Anwesenheit durch eine markante 5- bis 8-silbige Rufreihe. Sie klingt etwas schärfer als die entsprechende des Grünspechts. Kennzeichnend ist die deutlich nach dem Ende zu abfallende Tonhöhe. [ Audio: Grauspecht ] Außerhalb der Balzzeit ruft er seltener. Trotzdem kann man diese Rufreihe als Jahresruf oder Jahresgesang bezeichnen. In der Balzzeit hat sie gleiche Funktion wie die „kwih“-Rufe des Schwarzspechtes und das „Lachen“ des Grünspechtes: Anwesenheit und Standort angeben, Partner lokalisieren, Höhlen anbieten und Sexualtrieb stimulieren. Wenn die Jungen flügge geworden sind, halten sie mit den führenden Altvögeln Stimmfühlung. Außerhalb der Fortpflanzungszeit dient die Rufreihe der Standortangabe und wohl auch der Revierbehauptung. Bemerkenswert ist, dass der Grauspecht, anders als der Grün- und Schwarzspecht, in verschiedenen Funktionskreisen ein und dasselbe Signal verwendet. Er kennt gewissermaßen keine Trennung in Balzzeit und Alltag.

Allerdings verfügt er auch über „kjack“-Flugrufe, die von denen des Grünspechtes kaum zu unterscheiden sind. Er lässt sie aber nur selten hören, am ehesten im Herbst, wenn beim Streit um Schlafplätze ein Grauspecht verjagt wird und abfliegt. Bei Störung und Erschrecken stoßen Grauspechte im Sitzen wie im Fliegen kurze, abgehackte „küh“-Rufe aus. Im Gegensatz zum Grünspecht trommeln Grauspechte sehr häufig, vor allem im Anfang der Balzzeit. Die Wirbel bestehen aus etwa 12 bis 38 Schlägen und dauern bis zu 2,1 Sekunden. Als durchschnittlichen Abstand zwischen zwei Wirbeln kann man 30 bis 40 Sekunden ansetzen, so dass 2 bis 3 Wirbel auf eine Minute kommen. Daran kann man den Grauspecht vom trommelnden Kleinspecht unterscheiden: Die Wirbel beider Arten sind fast gleich lang, aber der Kleinspecht sendet 12 bis 14 Wirbel in der Minute. In schwacher Balzstimmung schlagen Männchen und Weibchen kürzere Wirbel von etwa 12 - 20 Schlägen, und diese in größeren Abständen.
[ Audio: Grauspecht ]

Charakteristisch ist, dass sie in Trommelpausen ihre Rufreihen erschallen lassen, und dass Grauspechte gern Trommelplätze mit besonderer, übernormaler akustischer Wirkung suchen. Bekannt sind die „Sirenenspechte“, die eine Luftschutzsirene als Trommelunterlage verwendeten. Auch Holzmasten der Telefonleitungen und die auf diesen angebrachten Blechabschirmungen sind ihnen als Trommelunterlage recht.
[ Audio: Trommeln auf Sirene | mehr über den Grauspecht ]

Der Wendehals (Jynx torquilla)

Der Wendehals ist kein echter Specht, gehört jedoch zur Spechtfamilie. Er wirkt in vielem einfacher als die Spechte. Sein Kleid ist schlichter, bei Männchen und Weibchen gleich. Auch das Gehirn, das Organ, das: alle höheren Leistungen steuert, ist einfacher gebaut als bei den anderen Spechten. Im Gegensatz zu diesen ist er Zugvogel, der uns im Winter verlässt. Ähnlich wie der Grünspecht ist er auf Ameisen spezialisiert. Er bewohnt lichte, ameisenreiche Wälder und alte Obstbaumstücke, vor allem in südlichen Regionen. Wendehälse trommeln nicht. Ihr Balzgesang besteht aus gereihten „wäd-wäd-wäd“-Rufen. Anscheinend ruft jeweils ein Partner in höherer Stimmlage als der andere. Jedoch ist nicht sicher, ob es sich dabei um geschlechtsgebundene Unterschiede handelt. Im Feld kann man Männchen und Weibchen nur dann unterscheiden, wenn sie farbig markiert wurden. [ Audio: Wendehälse im Duett | Audio: Kontaktlaute ]

Auffallend ist die Ähnlichkeit des „wäd“ mit dem „güg“ des Grünspechtes. Die übrigen Laute passen gut in das Spechtschema: Gurrlaute, zur Verständigung bei unmittelbarer Begegnung, sind nur über kurze Entfernungen vernehmbar. Wie bei Grün-, Grau-, Schwarz- und Dreizehenspechten wird das „Gurren“ bei Rivalenbegegnungen oder auch beim Zusammenkommen von Partnern, ehe sich die Paarbindungen gefestigt haben, von pendelnden Kopfbewegungen begleitet. Gurren ist auch bei der Kopula und bei der Brutablösung des Wendehalses zu hören. [ Audio: Brutablösung ]

Brütende oder hudernde Vögel („Hudern“ nennt man das Wärmen der Jungvögel), die auf dem Nest überrascht und solche, die an der Flucht gehindert werden, sträuben das Kopfgefieder, schieben den Körper und den gestreckten Hals weit nach vorn, biegen den Kopf nach hinten und schnellen dann plötzlich zurück. Dann ertönt ein lautes „tscheck“. Den Warnruf, der etwa wie „teck“ klingt und gereiht wird, kann man hören, wenn man sich am Ende der Nestlingszeit der Bruthöhle nähert, oder wenn sich Feinde in der Nähe ausgeflogener Jungvögel aufhalten.
[ Audio: Wendehälse ] Wird ein Wendehals erregt, lässt er schrilltönende Lautfolgen aus gleichartigen Elementen hören. Dieser Angstschrei entspricht dem Schirken der anderen Spechte. [ Audio: Angstschrei | mehr über den Wendehals ]