Einsatz im Politik- und Gemeinschaftskundeunterricht
Unterrichtsentwurf von Torsten Mergen, Peter-Wust-Gymnasium Merzig
In der aktuellen Ausgabe des „Handbuch Medien in der politischen Bildung“ finden sich zwei zentrale Aspekte, die für den Einsatz des „Kanzlersimulators“ im Unterricht zutreffen. Nina Thoß stellt in ihrem Beitrag fest, dass
- computerbasierte Spiele die pädagogisch-didaktische Funktion haben, „systemische Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen, die in der Realität nur schwer für Schüler zu durchschauen sind.“
- durch die aktive Spielhandlung wichtige Lernprozesse der politischen Bildung unterstützt werden, „wie z. B. beurteilen, planen und entscheiden, entwickeln von Strategien oder das Analysieren und Lösen von Problemen“ (Nina Thoß: Computerspiele, in: Anja Besand/Wolfgang Sander (Hg.): Handbuch Medien in der politischen Bildung. Bonn 2010, S. 124-132, hier S. 128).
Insofern kann der „Kanzlersimulator“ im Unterricht eingesetzt werden als
- Informationsträger über die Stellung und Funktion des Bundeskanzlers sowie des Bundestages im parlamentarischen System der Bundesrepublik Deutschland, wobei die Schülerinnen und Schüler vertiefte Kenntnisse über
- die Formen und Probleme der Regierungsbildung („Koalieren“),
- den Staatshaushalt („Staatsverschuldung“),
- den Gang der Gesetzgebung und die Rolle des Plenums und der Fachausschüsse („Abstimmung“) sowie
- die Rollenerwartungen und -konflikte des höchsten Regierungsamtes („Kanzler“) erlangen.
- Übungshilfe zum Erkennen der Komplexität politischer Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse aus der Perspektive des Kanzler-Avatars,
- Reflexionsgegenstand, der gerade durch den spielerischen Umgang mit der Kanzler-Rolle die Herausforderung dieses wichtigen Staatsamtes verdeutlicht,
- Ausgangspunkt für Vergleiche mit der Realität, denn nicht nur auf der Spielebene nimmt politisches Handeln zeitweise unerwartete Wendungen,
- Ausgangspunkt für Fragen, Hypothesen, Diskussionen zur
- Machtverteilung in der sog. Kanzlerdemokratie,
- Rolle der politischen Parteien und zur Zukunftsfähigkeit unserer staatlichen Ordnung (vor allem nach dem allmählichen Bedeutungsverlust der Jahrzehnte dominierenden Volksparteien),
- Mediendemokratie und ihrer Wirkungsweise,
- Funktionsweise des Bundestages,
- Themenvielfalt des politischen Alltagsgeschäfts.
In den einschlägigen Lehrplänen der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland ist das Thema „Bundeskanzler“ nicht gleichrangig repräsentiert. So findet sich beispielsweise im saarländischen „Lehrplan für das Fach Sozialkunde/Politik“ das Thema „Wahlen, Gesetzgebungsprozess, Bundesregierung“ erstmalig in Klassenstufe 10, der Lernbereich „Merkmale des parlamentarischen Systems“ steht im G-Kurs 11/12 an. Im rheinland-pfälzischen Lehrplan taucht bereits im Lehrplan für das Fach Sozialkunde in den Klassenstufen 7-9 die Frage auf: „Wie funktioniert das parlamentarische System?“ Für alle drei Bundesländer ist die Kenntnis der (verfassungsrechtlichen) Grundlagen des Regierungssystems im Politikunterricht der Oberstufe verbindlich.